Zwergfadenwürmer-Infektion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff Strongyloides stercoralis bezeichnet der Mediziner sogenannte Zwergfadenwürmer. Zwergfadenwürmer sind rund 3 mm lange Parasiten, die sich im Dünndarm aufhalten. Sie sind unter anderem für die Strongyloidiasis verantwortlich. Im Regelfall tritt diese Krankheit im tropischen Raum auf; in Europa hingegen kommt diese Erkrankung nur im warmen Milieu vor. Vor allem Mitarbeiter eines Bergwerks oder Tunnelbaus sind davon betroffen. Ebenfalls zählen immungeschwächte Personen, welche etwa an HIV erkrankt sind, zu den Risikogruppen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Zwergfadenwürmer-Infektion?

Verdauungsbeschwerden mit Übelkeit, Erbrechen, blutigen Durchfällen und ständigem Völlegefühl können bereits drei bis vier Wochen nach der Erstinfektion vorkommen.
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Die Zwergfadenwürmer bahnen sich ihren Weg über die Haut in den Körper. Hier handelt es sich um die sogenannte Hautpenetration. Vor allem steigert das Barfußlaufen das Risiko, sich einen sogenannten Zwergfadenwurm als Parasit zu holen.

Über den Blutstrom gelangt der Parasit in die Lunge. Er wandert in den Hohlraum, gelangt über die Atemwege direkt in den Rachen und wird von dort verschluckt. Durch dieses Verschlucken gelangt der Parasit im Endeffekt dorthin, wo er hinmöchte - in den Dünndarm. Im Dünndarm entwickelt sich der Zwergfadenwurm zu einer Larve und mutiert zum geschlechtsreifen Weibchen.

Selbstverständlich legen die Weibchen im Dünndarm ihre Eier ab, wobei hier die Larven schlüpfen und über den Darm - im Stuhl - ausgeschieden werden. Der Befall von Zwergfadenwürmern bringt eine Infektion mit sich, da die Larven im betreffenden Darmabschnitt eine Entzündung hervorrufen.

Ursachen

Es gibt im Regelfall zwei Ursachen, weshalb eine Zwergfadenwürmer-Infektion auftritt. In erster Linie dann, wenn eine Endoautoinfektion vorliegt. Die Larven werden bereits im Darm infektiös und entzünden den Darmabschnitt. Danach gelangen die Larven von der Darmwand direkt in die Blutbahn.

Die Larven schaffen oftmals den Weg über den Krummdarm, den Dickdarm sowie den Blinddarm. Bei einer Exautoinfektion hingegen handelt es sich um infektiöse Larven, die bereits im Stuhl vorkommen. Die Larven dringen, über die Haut in der Analregion, wieder in den menschlichen Körper ein. Somit ist es möglich, dass diese neuerlich den Weg in die Blutbahn finden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Befall mit Zwergfadenwürmern (Strongyloides stercoralis) ist besonders für Personen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich. Ansonsten kann die Infektion auch symptomlos verlaufen. Oft kommt es jedoch zu einem chronischen Krankheitsgeschehen, weil die neu geschlüpften Larven von innen ständig wieder über die Darmschleimhaut oder von außen über die Haut erneut in den Körper eindringen können.

Bei einer chronischen Infektion tritt sehr häufig heftiges Hautjucken auf, da sich die Würmer in der Haut bewegen und durch mitgeschleppte Bakterien hartnäckige Hautentzündungen erzeugen. In manchen Fällen kann auch die Lunge betroffen sein. Dabei werden teilweise Lungenentzündungen und asthmatische Beschwerden beobachtet.

Auch Verdauungsbeschwerden mit Übelkeit, Erbrechen, blutigen Durchfällen und ständigem Völlegefühl können bereits drei bis vier Wochen nach der Erstinfektion vorkommen. Bei manchen Betroffenen zeigen sich diese Symptome jedoch erst nach Jahren. Es gibt auch Infizierte ohne jegliche Beschwerden. Dann ist die Vermehrung von Eosinophilen, eine besondere Form von weißen Blutkörperchen, der einzige Hinweis für einen Befall mit Zwergfadenwürmern.

Wenn sich die Würmer stark vermehren, kann der Verseuchungsgrad so stark werden, dass die Larven eine große Anzahl von Bakterien in den Blutkreislauf einschleppen. Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Sepsis. Besonders bei immungeschwächten Personen sind tödlich verlaufende Superinfektionen mit Bakterien häufiger anzutreffen. Ohne intensive Behandlung tritt dann der Tod durch Multiorganversagen ein.

Diagnose & Verlauf

Der Mediziner stellt die Diagnose mit Hilfe eines Mikroskops fest. Eine Feststellung, ob es sich tatsächlich um Zwergfadenwürmer handelt, ist erst drei Wochen nach einer Infektion möglich. Der behandelte Arzt spricht in dieser Zeit gerne von der Präpatenz.

Somit bezeichnet er den Zeitabschnitt zwischen dem Infektionsbeginn und den Vermehrungsprodukten, welche in Form von Eiern und Larven stattfinden. Die zwei möglichen Autoinfektionsarten sind mitunter ein Grund, weshalb der Patient unter einer sehr starken Verseuchung leiden kann. Im Regelfall handelt es sich bei dieser Infektion um eine relativ hartnäckige und unangenehme Krankheit. Die Hauptgefahr liegt im Endeffekt darin, dass die Larven und Zwergfadenwürmer Bakterien in die Blutlaufbahn einbringen.

Daher ist eine Sepsis - Allgemeininfektion - möglich. Bereits eine Woche nach dem Auftreten der Infektion klagt der Patient über Atemwegsbeschwerden. Der Patient kann, bei einem sehr starken Befall, sogar über asthmaähnliche Zustände berichten. Selbst eine Pneumonie - Lungenentzündung - kann durch die Parasiten hervorgerufen werden. Häufig ist jedoch die Eosinophilie das einzige Symptom und Anzeichen, dass der Patient etwa unter einem derartigen Befall leiden könnte. Hier tritt vor allem ein Ungleichgewicht von Granulozyten im Blut auf.

Hier spricht der Mediziner von den Eosinophilen. Das sind im Endeffekt Abwehrzellen, die zur Gruppe der Leukozyten, der weißen Blutkörperchen, gehören. Die Leukozyten treten vermehrt auf, wenn Infektionen im Körper vorhanden sind. Somit sagen diese den Zwergfadenwürmern den Kampf an. Nach rund einem Monat ist es möglich, dass weitere Beschwerden im Verdauungstrakt auftreten.

Viele Patienten klagen über ein Völlegefühl. Oftmals sind Übelkeit sowie Erbrechen, auch blutiger Stuhl und starker Durchfall weitere Anzeichen einer Infektion durch Zwergfadenwürmer. Die Beschwerden und Symptome müssen aber nicht erst nach drei oder vier Wochen auftreten. Es ist möglich, dass Patienten Monate oder Jahre keine Beschwerden haben, obwohl sie von Zwergfadenwürmern befallen sind.

Komplikationen

Eine Zwergfadenwürmer-Infektion führt zu sehr unangenehmen Beschwerden und kann ohne Behandlung auch zu verschiedenen Kompilationen führen. Die Betroffenen leiden dabei in der Regel an einem sehr starken Juckreiz, der am After auftritt. Dadurch wird die Lebensqualität des Betroffenen erheblich verringert und der Alltag erschwert. Auch eine Gereiztheit des Betroffenen kann dabei auftreten.

Weiterhin leiden die Patienten an einem starken Völlegefühl und ebenso an häufigem Erbrechen oder an einem blutigen Stuhlgang. Ebenso führt die Zwergfadenwürmer-Infektion zu einem starken Durchfall, sodass die Betroffenen an einer Dehydration und an verschiedenen Mangelerscheinungen leiden, falls der Durchfall über einen längeren Zeitraum andauert und die Zwergfadenwürmer-Infektion nicht behandelt wird. Weiterhin kommt es zu Atembeschwerden oder sogar zu Asthma.

Sollte auch weiterhin keine Behandlung eingeleitet werden, kann es auch zu einer Blutvergiftung kommen, welche für den Betroffenen tödlich enden kann. Die Behandlung der Zwergfadenwürmer-Infektion erfolgt ohne Komplikationen mit Hilfe von Medikamenten. Dadurch kommt es meistens in einer kurzen Zeit zu einem positiven Krankheitsverlauf. Auch die Lebenserwartung des Betroffenen wird nicht verringert, falls die Erkrankung frühzeitig behandelt wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arzt ist zu konsultieren, sofern es zu einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit oder einer Mattigkeit kommt. Ein allgemeines Krankheitsgefühl oder Unwohlsein deuten auf das Vorliegen einer gesundheitlichen Störung hin. Halten Beschwerden an oder nehmen sie an Intensität zu, ist ein Kontrollbesuch bei einem Arzt zu empfehlen. Auffälligkeiten des Magen-Darm-Traktes, Verdauungsbeschwerden oder Störungen wie Übelkeit, Erbrechen und Schwindel sind untersuchen und behandeln zu lassen. Zeigen sich Beeinträchtigungen der Atmung, besteht Anlass zur Besorgnis. Eine Atemnot, Angstgefühle, Schlafstörungen und eine schnelle Ermüdbarkeit sind Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung. Kommt es zu einer erhöhten Körpertemperatur, Blut im Stuhl, einem Völlegefühl oder einem Juckreiz, ist eine Abklärung der Ursache anzuraten.

Zur Vermeidung von Komplikationen oder Folgeerkrankungen ist bereits bei den ersten gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten ein Arztbesuch notwendig. Bei einem schweren Krankheitsverlauf kann es zu der Bildung von Eiter kommen. Gelangt dieser in den Blutkreislauf, stellt dies eine lebensbedrohliche Situation dar. Es kann unbehandelt zu einem Organversagen und damit zu einem vorzeitigen Ableben kommen. Bei einigen Patienten entwickeln sich die gesundheitlichen Beeinträchtigungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Sobald dem Betroffenen die Veränderungen seines gesundheitlichen Zustandes bewusst werden, ist ein Arzt zu konsultieren.

Behandlung & Therapie

Der Mediziner behandelt die Infektion mit Mebendazol. Dieses Präparat ist ein Wirkstoff, der im Endeffekt gegen alle Wurmarten hilft. Aus diesem Grund trägt der Wirkstoff auch den Namen "Breitband-Anthelminthikum".

Der Wirkstoff tötet in erster Linie die Würmer ab. Eine Behandlung mit Mebendazol dauert im Endeffekt drei Tage. Nach der Behandlung ist der Körper frei von Parasiten bzw. Entzündungen und Infektionen. Eine weitere Behandlung ist bei einem Befall von Zwergfadenwürmern nicht notwendig. Die restliche Therapie richtet sich nach der Bekämpfung der Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall).


Vorbeugung

Eine Vorbeugung gegen Zwergfadenwürmer gibt es nicht. Im Endeffekt hilft es das Immunsystem zu stärken und bei ersten Symptomen den Arzt aufzusuchen.

Nachsorge

Auch wenn die Patienten von dieser Infektion so gut wie nichts bemerkt haben sollten, hat sie den gesamten Körper und damit auch sein Immunsystem geschwächt. Die Würmer haben eine Infektion ausgelöst, die für den gesamten Organismus Stress bedeutet. Daher gilt es, nach einer Zwergfadenwürmer-Infektion zunächst die Restsymptome wie Übelkeit, Erbrechen oder die noch verbliebenen Infektionsherde zu behandeln und damit das Immunsystem wieder zu stärken.

Mit einem gut funktionierenden Immunsystem kann auch einer Neuinfektion vorgebeugt werden. Wichtig für ein gutes Immunsystem ist vor allem eine gesunde Ernährung. Die Patienten sollten Wert auf frische Lebensmittel möglichst aus biologischem Anbau legen und sie nährstoffschonend zubereiten. Täglich ein bis zwei Liter Wasser oder Kräutertee zu und zwischen den Mahlzeiten sind ein Muss.

Alles, was den Körper belasten könnte, sollte vermieden werden. Dazu gehören Genussgifte wie Nikotin und Alkohol ebenso wie zu fettes und zu schweres Essen oder ein unregelmäßiger Schlaf-/Wachrhythmus. Naturheilkundlich tätige Ärzte können eventuelle Mangelzustände beim Patienten austesten und mit entsprechenden orthomolekularen Substanzen ausgleichen. Die tägliche Einnahme geringer Mengen Heilerde oder auch Kurkuma kann gleichzeitig den Körper entgiften.

Ganz wichtig in der Nachbehandlung einer Wurminfektion ist die Darmpflege. Die Einnahme von Probiotika, also lebenden Mikroorganismen, ist daher empfehlenswert. Auch hier gibt es Nahrungsergänzungsmittel oder auch Medikamente, die in Apotheken frei erhältlich sind und für ein gesundes Darmklima sorgen.

Das können Sie selbst tun

Zur Unterstützung der Behandlung einer Zwergfadenwurm-Infektion kann der Patient selbst einiges tun. Besonders wichtig dabei ist eine konsequente Hygiene. Sie dient dazu, eine erneute Infektion zu vermeiden. Außerdem wird dadurch verhindert, dass sich noch weitere Personen anstecken. Zu den wichtigsten Hygienemaßnahmen zählt das regelmäßige Waschen der Hände mit Seife. Dies gilt vor allem nach dem Besuch der Toilette. Auch der After ist nach jedem Stuhlgang gründlich mit reinem Wasser zu reinigen. Die entsprechenden Waschlappen dürfen nur einmal benutzt werden.

Ebenso sollten die Fingernägel nicht außer Acht gelassen werden. Es wird empfohlen, sie kurz zu schneiden und mit einer Bürste in regelmäßigen Abständen zu säubern. Eine weitere wichtige Selbsthilfemaßnahme stellt das Reinigen der Nacht- und Bettwäsche sowie von Waschlappen und Handtüchern dar. So sind sie täglich zu wechseln und in der Waschmaschine bei Temperaturen von mindestens 60 Grad zu waschen. Das Waschzeug darf wegen Ansteckungsgefahr nicht von den Angehörigen benutzt werden. Damit die Eier der Zwergfadenwürmer nicht ins Bett gelangen, empfiehlt es sich, gut sitzende Unterwäsche auch in der Nacht zu tragen. Außerdem sind die einzelnen Wohnräume einer gründlichen Reinigung zu unterziehen, was in erster Linie für das Schlafzimmer gilt.

Um eine erneute Zwergfadenwurm-Infektion zu verhindern, ist es wichtig, sämtliche Mitglieder der Familie gleichzeitig zu behandeln.

Quellen

  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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