Acinetobacter baumannii

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Acinetobacter baumannii wird ein humanpathogener gefährlicher Krankenhauskeim bezeichnet. Das Bakterium befällt vorwiegend Menschen, bei denen eine Abwehrschwäche besteht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Acinetobacter baumannii?

Bakterien der Art Acinetobacter baumannii sind aerobe Kurzstäbchen-Bakterien. © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Bei Acinetobacter baumannii handelt es sich um ein gramnegatives Kurzstäbchen-Bakterium aus der Gruppe der Acinetobacter. Es zählt zu den Gamma-Proteobakterien und entstammt der Familie der Moraxellaceae. Außerdem bildet es eine neue Generation von Krankenhauskeimen.

Das Acinetobacter-baumannii-Bakterium gilt als besonders besorgniserregend, da es resistent gegen Antibiotika ist. So erweist es sich als unempfindlich gegen vier unterschiedliche Antibiotikagruppen wie Cephalosporine, die der dritten und vierten Generation entstammen, Carbapeneme, Fluorchinolone und Acylureidopenicilline. Dadurch weisen gebräuchliche Therapien mit antibiotischen Wirkstoffen wie Ciprofloxacin, Ceftazidim, Metropenem, Imipenem, Tazobactam, Cefotaxim oder Piperacillin keine Wirkung mehr auf.

Nicht selten schleppen Menschen, die sich zuvor im Ausland einer Krankenhausbehandlung unterziehen mussten, die resistenten Keime in deutsche Krankenhäuser ein. Wie gefährlich Acinetobacter baumannii ist, zeigte sich Anfang 2015 im Universitätsklinikum Kiel. Dort infizierten sich insgesamt 31 Patienten mit dem Erreger, von denen zwölf verstarben.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Acinetobacter baumannii wird mitunter auch Iraki bacter genannt, da der Keim zwischen 2003 und 2004 zunächst US-Soldaten befiel, die im Irak stationiert waren und bei Kampfhandlungen verletzt wurden. Ebenso zeigte sich der Keim bei Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan dienten und sich dabei schwere Verwundungen zuzogen. Im Laufe der Jahre verbreitete sich Acinetobacter in den USA und Europa und entwickelte sich zu einem Problemkeim. In deutschen Krankenhäusern werden Patienten, die zuvor einen Klinikaufenthalt in Südosteuropa, Osteuropa, Südeuropa, Afrika oder Asien hatten, als Risikofaktor eingestuft. So droht durch sie ein Einschleppen des multiresistenten Bakteriums. Als Ursache für die Verbreitung von Acinetobacter baumannii gilt eine zu häufige Anwendung von Breitspektrum-Antibiotika.

Das Bakterium Acinetobacter baumannii zählt zu den Umweltkeimen. So kommt der Erreger einerseits in Wasser und Erdboden und andererseits auf der menschlichen Haut oder im Darm vor. Es wird angenommen, dass bei rund 25 Prozent aller Menschen Acinetobacter baumannii einen Teil ihrer natürlichen Bakterienflora bildet. Weiterhin findet der Keim sich auf Pflanzen sowie in Insekten und Parasiten. Darüber hinaus wird Acinetobacter baumannii zu den opportunistischen Keimen gezählt. So findet seine Ausbreitung stets unter besten Bedingungen statt. Das heißt, dass sich das Bakterium am liebsten bei Erkrankten oder Verletzten ansiedelt, bei denen bereits eine Abwehrschwäche besteht. Nicht selten liegen die betroffenen Personen bereits auf der Intensivstation. Des Weiteren ist eine Ansteckung von Mensch zu Mensch denkbar.

Die Bezeichnung Acinetobacter ist darauf zurückzuführen, dass das Bakterium nicht mit Flagellen ausgestattet ist. Daher gelten die Keime als unbeweglich. Allerdings verfügen die Bakterien durchaus über die Fähigkeit, sich auf feuchten Oberflächen rasch zu bewegen. Weiterhin bilden die Keime Biofilme und sind in der Lage, mehrere Wochen ausgetrocknet auf Oberflächen auszuharren. Dabei kann es sich um Telefone, die Tastaturen von Computern oder Beatmungsgeräte handeln. So findet die Übertragung von Acinetobacter baumannii in Krankenhäusern zumeist durch befallene Oberflächen von medizinischen Geräten oder durch die Hände der dort angestellten Mitarbeiter statt. Eventuell ist sogar eine Übertragung durch die Luft möglich.

Neben Acinetobacter baumannii sind in Deutschland auch Acinetobacter nosocomialis und Acinetobacter pittii von klinischer Bedeutung. Das korrekte Identifizieren der jeweiligen Arten gilt jedoch als problematisch, da die Gram-Färbung der Bakterien variabel ausfällt und dadurch kein zuverlässiges Einordnen der kokkoiden Stäbchen möglich ist. Auch biochemische Verfahren lassen das Identifizieren der Keime auf Spezies-Ebene nicht zu. So endet der Befund zumeist mit einer Eingrenzung in einen ABC-Komplex, was jedoch klinisch unbefriedigend ist. Eine verlässliche Identifizierung lässt sich mittlerweile jedoch zumindest für Acinetobacter baumannii durch eine MALDI-TOF-Massenspektrometrie vornehmen.


Krankheiten & Beschwerden

Ist der Mensch gesund, stellt Acinetobacter baumannii normalerweise keine Gefahr für ihn dar. Handelt es sich jedoch um Personen, die bereits sehr krank sind oder unter einer Immunschwäche leiden, besteht das Risiko, dass das Bakterium zu einer Krankenhausinfektion führt und eine schwere Lungenentzündung (Pneumonie) oder Blutvergiftung (Sepsis) auslöst. Deren Verlauf führt aufgrund ihrer Schwere nicht selten zum Tod des Patienten. Als besonders gefährdet gelten Menschen, die sich auf der Intensivstation befinden und dort künstlich beatmet werden.

Weitere Erkrankungen, die durch Acinetobacter baumannii entstehen können, sind Wundinfektionen und Harnwegsinfektionen. Durch verschiedene Risikofaktoren wird eine Infektion mit Acinetobacter baumannii zusätzlich gefördert. Dazu zählen Operationen ohne eine antibiotische Behandlung, eine Unwirksamkeit des Antibiotikums sowie das Verwenden von medizinischen Instrumenten wie Beatmungsgeräten oder Kathetern. Die Behandlung einer Acinetobacter-Infektion, die zumeist mit Reserve-Antibiotika erfolgt, ist sehr schwierig.

Auf der ganzen Welt sollen rund 9 Prozent sämtlicher Infektionen mit Bakterien, die auf Intensivstationen erfolgen, einen Zusammenhang mit Acinetobacter haben. Vor allem in Asien fällt die Erkrankungsrate mit 19 Prozent hoch aus. In westeuropäischen Ländern beträgt die Häufigkeit einer Infektion ca. 6 Prozent. In Deutschland werden zwei Prozent aller Lungenentzündungen auf Acinetobacter baumannii zurückgeführt.

Es ist allerdings möglich, dem gefährlichen Keim vorzubeugen. Besonders wichtig sind dabei desinfizierende, reinigende und isolierende Maßnahmen. Eine zentrale Bedeutung nimmt dabei das gründliche Waschen der Hände von Ärzten, Pflegepersonal, Patienten und Krankenhausbesuchern ein. Im Falle einer Infektion erfolgt das strenge Isolieren des Patienten. Erst nach zwei unterschiedlichen Tests, bei denen sich Acinetobacter baumannii nicht mehr nachweisen lässt, darf der Patient wieder entlassen werden.

Quellen

  • Alberts, B. et al: Molekularbiologie der Zelle. Wiley-VCH, Weinheim 2003
  • Darai, G., Handermann, M. et al: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2011
  • Wiedenmann, M.: Hygiene im Rettungsdienst. Urban & Fischer, München 2011

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