Tazobactam
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Arzneiwirkstoff Tazobactam ist ein Beta-Lactamase-Inhibitor und unterstützt und verstärkt die antibakterielle Wirkung des Beta-Lactam-Antibiotikums Piperacillin, ohne selbst antibiotisch wirksam zu sein. Tazobactam bindet irreversibel an das Enzym Beta-Lactamase, das von einigen pathogenen Bakterien produziert wird und Beta-Lactamase-Antibiotika inaktivieren kann. Wegen seiner Bindungseigenschaften kommt Tazobactam ausschließlich in Kombination mit Piperacillin zum Einsatz.
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Was ist Tazobactam?
Tazobactam ist ein Arzneiwirkstoff, der den Beta-Lactamase-Inhibitoren oder -Hemmern zugerechnet wird. Der Wirkstoff weist eine ähnliche Struktur wie Beta-Lactam-Antibiotika auf, ohne selbst antibiotisch wirksam zu sein. Wie auch andere Beta-Lactamase-Inhibitoren verfügt Tazobactam über den typischen Beta-Lactam-Ring. Es handelt sich um einen heterocyclischen 4-Ring, der mit 3 Kohlenstoffatomen und einem Stickstoffatom besetzt ist. Arzneimittel-wirksam ist das in Wasser lösliche Natriumsalz des Tazobactams mit der chemischen Summenformel C10H11N4NaO5S.
Die physiologische Wirkung des Tazobactams besteht in seiner Fähigkeit, an das Enzym Beta-Lactamase zu binden, das von einigen pathogenen Bakterien ausgeschüttet wird. Das Enzym führt bei Beta-Lactam-Antibiotika, zu denen auch die Penicilline gehören, zur Spaltung des Beta-Lactam-Rings. Damit wird die antibiotische Wirkung der spezifischen Antibiotika aufgehoben.
Um die Aufhebung der antibiotischen Wirkung zu verhindern, werden Beta-Lactamase-Inhibitoren mit Beta-Lactam-Antibiotika kombiniert. Die Inhibitoren binden an die Beta-Lactamase und heben damit die physiologische Wirkung gegenüber Lactam-Antibiotika auf. Tazobactam wird ausschließlich in Kombination mit dem Beta-Lactam-Antibiotikum Piperacillin verabreicht.
Da das Kombinationspräparat im Verdauungstrakt nicht resorbiert wird (es ist nicht säurestabil), kommt für das Medikament ausschließlich eine parenterale Verabreichung in Frage, also intravenös per Infusionslösung oder intramuskulär per Injektion.
Pharmakologische Wirkung
Aufgrund der wenig spezifischen Wirkung der Acylaminopenicilline entsteht zwar eine gute Breitbandwirkung gegen viele verschiedene pathogene Bakterienarten, jedoch werden auch lebenswichtige und lebensnützliche Bakterien beeinträchtigt. Es können sich daraus Nebenwirkungen entwickeln, die unter Umständen einen Abbruch der Behandlung erfordern.
Hauptsächlich können die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) betroffen sein, die Blutplättchen (Thrombozyten), die Venen und Nieren. Darüber hinaus können sich Veränderungen im Elektrolythaushalt ergeben. Beispielsweise kann sich ein verminderter Kaliumspiegel einstellen, der unter anderem zu Herzrhythmusproblemen führen kann.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Medikamente, die sich aus einer Kombination aus Tazobactam und Piperacillin zusammensetzen, werden zu den Breitband-Antibiotika oder zu den Breitband-Penicillinen gerechnet. Die parenteral anzuwendenden Kombipräparate sind gegen eine Vielzahl verschiedener grampositiver und gramnegativer Keime wirksam. Auch gegen anaerob lebende Bakterien wie Haemophilus u.a. ist Piperacillin in Verbindung mit Tazobactam wirksam.
In einigen Fällen können durch die Kombination der beiden Wirkstoffe auch multiresistente Keime erfolgreich bekämpft werden. Aufgrund der breiten und zum Teil auch spezifischen antibakteriellen Eigenschaften werden Kombipräparate wie Pipitaz®, Tazobac®, Tazonam® u.a. vorwiegend gegen schwere innere Bauchinfektionen, gegen Infektionen des Urogenitaltraktes und der Gallenwege eingesetzt.
Eine ebenso wichtige Rolle spielen Tazobactam und Piperacillin im Einsatz gegen den opportunistischen Krankheitserreger Pseudomonas. Es handelt sich bei den Pseudomonaden um stäbchenförmige, begeißelte, gramnegative Keime, die allgegenwärtig sind und sich nur im Falle eines geschwächten Immunsystems oder eines mit Medikamenten künstlich unterdrückten Immunsystems als pathogen erweisen. Allerdings sind sie nur schwer zu bekämpfen, da sie häufig Multiresistenzen gegen die gebräuchlichsten Antibiotika entwickelt haben.
Auch schwere Allgemein- und Mischinfektionen gehören zum bevorzugten Behandlungsspektrum von Tazobactam, das mit Piperacillin kombiniert wird. In bestimmten Fällen einer, durch bakterielle Keime verursachten, schweren Sepsis kann die Behandlung mit Tazobactam und Piperacillin zielführend und lebensrettend sein.
Eine vorbeugende Behandlung zur Verhinderung einer Infektion ist nicht ratsam, da bei einer Langzeitbehandlung mögliche schädliche Nebenwirkungen überwiegen und dadurch den Keimen weitere Resistenzen angezüchtet werden könnten.
Risiken & Nebenwirkungen
Ebenso wichtig ist es, den behandelnden Arzt über die eventuelle Einnahme von Koagulationshemmern wie Aspirin®, Marcumar® oder einem der modernen „Blutverdünner“, beispielsweise Apixabam®, zu informieren, da sich die Wirkungen dieser Arzneimittel abschwächen oder verstärken können. Durch die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente kann auch die Wirkung von Tazobactam verändert werden. Im Zuge einer Wechselwirkung verlängert beispielsweise die Einnahme des Gichtmittels Probenecid die Verweildauer des Kombipräparates im Körper, so dass eine Dosisreduzierung sinnvoll ist.
Andere Risiken und schädliche Nebenwirkungen sind vergleichbar mit denen, die bei einer Behandlung mit Penicillin berücksichtigt werden müssen. Im Einzelnen können vorübergehende Verdauungsstörungen, Hautausschläge (Exantheme), eine Verminderung der neutrophilen Granulozyten (Neutropenie) sowie ein Anstieg der Leberenzymwerte und eine Verringerung der Kaliumkonzentration auftreten. In sehr seltenen Fällen wurden auch Venenentzündungen und kardiovaskuläre Probleme beobachtet.