Aluminose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Aluminose ist eine Lungenerkrankung, die zu der Gruppe der Pneumokoniosen gezählt und auch als Berufskrankheit anerkannt wird, wenn Personen in Ausübung ihres Berufs längere Zeit Aluminiumoxidstaub oder –rauch ausgesetzt wurden. Eingeatmete Aluminiumoxidpartikel reagieren direkt mit den Zellmembranen der Alveolen und lagern sich in und an den Membranen ab. Es kommt zu einem allmählichen Umbau des Lungenparenchyms zu funktionslosem kollagen-hyalinem Gewebe mit der Folge einer restriktiven Ventilationsstörung.
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Was ist eine Aluminose?
Die Aluminose – auch als Aluminiumstaublunge bezeichnet - stellt aus pathologisch-anatomischer Sicht eine Sonderform einer Pneumokoniose dar. Personen, die jahrelang Aluminiumoxidstäuben oder Aluminiumoxidrauch ausgesetzt waren, erfahren einen allmählichen Umbau ihres funktionalen Lungengewebes in funktionsloses kollagen-hyalines Gewebe. Der Aluminiumstaub wird deshalb zu den bösartigen Stäuben gerechnet.
Das Aluminiumoxid reagiert mit den Membranen der Alveolen und setzt sich in ihnen ab. Die Septen der Alveolen verdicken sich und verlieren an Funktionalität, während sich das Lumen der Alveolen typischerweise verengt. Bei einer fortgeschrittenen Aluminose leidet die Funktionalität des Lungenparenchyms.
Dies führt zu einer mehr oder minder starken Funktionseinschränkung, auch als restriktive Ventilationsstörung bezeichnet. Das, was eine Aluminose von anderen Formen einer Pneumokoniose unterscheidet, ist nicht nur das inhalierte Aluminium. Die Aluminose besteht hauptsächlich darin, dass das Aluminium mit den Membranen der Alveolen chemisch reagiert.
Dadurch kommt es zu einer Veränderung der Membranbeschaffenheit und ihrer Funktionalität. Die Aluminose wird bei Personen, die nachweisen können, dass sie an ihrem Arbeitsplatz über längere Zeit bestimmten Konzentrationen an Aluminiumoxidstaub ausgesetzt waren, in der Regel als entschädigungspflichtige Berufskrankheit anerkannt.
Ursachen
Wie bei den meisten anderen Pneumokoniosen ist der Hauptverursacher auch der Aluminose eine Belastung und Kontamination der Atemluft, die ein bestimmtes Maß überschreitet. Dabei spielt eine hohe Spitzenbelastung, die hier und da erreicht wird, eine geringere Rolle als beispielsweise eine mehr oder weniger kontinuierliche Belastung der Atemluft mit Aluminiumoxidstaub oder Aluminiumoxidrauch am Arbeitsplatz.
Bei vielen Stäuben, die sich lediglich in den Alveolen ablagern und teilweise phagozytiert und abtransportiert werden können, ist der Vorgang der Pneumokoniose theoretisch reversibel. Bei der Aluminose ist das nicht der Fall. Die Aluminiumoxidpartikel reagieren mit den Septen, also mit den Zellmembranen zwischen den einzelnen Alveolen und verursachen eine Verdickung der Zellwände, die mit teilweisem bis vollständigem Funktionsverlust verbunden ist.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Fatale an der Aluminose ist die lange Karenzzeit, die bis zu zwei Jahrzehnten betragen kann. Das bedeutet, dass sie je nach Kontamination der Atemluft am Arbeitsplatz über viele Jahre symptomlos und deshalb zunächst meist unbemerkt bleibt. Der Umbau des Lungenfunktionsgewebes und der damit verbundene Verlust der Fähigkeit zum Gasaustausch gehen sehr langsam vor sich.
Erste spürbare Anzeichen und Beschwerden einer Aluminose können eine beginnende Kurzatmigkeit, eine chronisch werdende Bronchitis und ein ständiger trockener Husten sein, der über Jahre anhalten kann. Auch das Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken, steigt deutlich an. Mit fortschreitendem Gewebeumbau in der Lunge nehmen Luftnot und Symptome einer mangelnden Sauerstoffsättigung des Blutes zu.
Diagnose & Verlauf
Bei Verdacht auf Vorliegen einer Aluminose ist eine umfassende Anamnese und Recherche über mögliche Staubbelastungen am Arbeitsplatz und sonstige zusätzliche Belastungen durch Staub im Privatleben wichtig. Auch der Verlauf der Symptome und Beschwerden liefert einen ersten Hinweis auf die Schwere der möglichen Aluminose. An die Anamnese schließt sich die Auskultation des Brustraums mittels Stethoskop an.
Weiterführende Hinweise, die für eine exakte Diagnose wichtig sind, liefern der Lungenfunktionstest, die Spiroergometrie und die Röntgenuntersuchung. Das Röntgenbild der Lunge lässt beispielsweise umgebautes Gewebe erkennen und vor allem mögliche Wassereinlagerungen in der Lunge. Auch eine Blutgasanalyse liefert wertvolle Hinweise.
Es werden vor allem die Sauerstoffsättigung und der Kohlendioxidgehalt gemessen, der durch eine zunehmende Aluminose erhöht ist. In seltenen Fällen wird für eine exakte Diagnose eine Lungenbiopsie notwendig, bei der in einem chirurgischen Eingriff Lungengewebe für eine weitergehende Untersuchung entnommen wird. Der weitere Krankheitsverlauf einer Aluminose ist davon abhängig, inwieweit der Gewebeumbau in der Lunge bereits fortgeschritten ist.
Auch beinhaltet dies die Möglichkeit, die erkrankte Person vor einer weiteren Belastung mit Aluminiumstäuben zu schützen. Bereits umgebautes funktionales Lungengewebe ist irreversibel. Fibröses Lungengewebe lässt sich nicht mehr in funktionales Gewebe, das zum Gasaustausch fähig ist, zurückverwandeln. Bei weiterer Staubbelastung ist der Verlauf der Aluminose schwerwiegend und die Prognose ungünstig.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da es durch die Aluminose zu Störungen der Atmung kommt, muss diese Krankheit auf jeden Fall durch einen Arzt behandelt werden. Ohne Behandlung kommt es in der Regel zu Atemnot und zu einer verringerten Sättigung des Blutes durch Sauerstoff. Dabei kann es zu Schädigungen der inneren Organe kommen, die in der Regel irreversibel sind.
Sollte sich daher eine Kurzatmigkeit ausbilden, die mit einem Husten verbunden ist, so ist der Besuch bei einem Arzt notwendig. Auch eine Lungenentzündung kann ein Symptom der Aluminose sein. In den meisten Fällen wird diese von einem Arzt behandelt. Nicht selten bemerken die Patienten auch eine verringerte Durchblutung oder kalte Extremitäten. Diese Beschwerden können ebenfalls auf die Krankheit hindeuten und sollten von einem Mediziner behandelt werden.
Ob eine direkte Behandlung der Aluminose möglich ist, kann nicht allgemein vorausgesagt werden. Sollte der Betroffene sich nicht sicher sein, ob eine Aluminose vorliegt, so kann entweder ein Pneumologe oder ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Die Behandlung selbst wird dann in der Regel von einem Pneumologen durchgeführt.
Behandlung & Therapie
Die wichtigste Erstmaßnahme bei Feststellung einer Aluminose besteht darin, die erkrankte Person vor weiterer Belastung mit Aluminiumoxidstaub oder Aluminiumoxidrauch und auch vor anderen Stäuben zu schützen. Falls die Krankheit von akuten entzündlichen Prozessen begleitet wird, kann eine teilweise umstrittene Behandlung mit Kortison und in seltenen Fällen auch mit Antibiotika angezeigt sein.
Eine Aluminose kann sich auch Jahre nach einem Stopp der Belastung mit Aluminiumoxidstaub verschlimmern. Da keine wirksame medikamentöse Behandlung bekannt ist, die den Fortschritt der Erkrankung effektiv aufhalten könnte, besteht unter Umständen die einzige Therapiemöglichkeit in einer Lungentransplantation. Allerdings sind Aluminosen aufgrund der strengen Bestimmungen über Belastungen der Atemluft am Arbeitsplatz stark auf dem Rückmarsch. Es kommt kaum noch zu Neuerkrankungen.
Aussicht & Prognose
In der Regel kann die Aluminose nicht früh diagnostiziert werden, da sich die Beschwerden und Symptome erst nach ungefähr zwanzig Jahren beim Patienten äußern. Damit ist auch eine frühzeitige Behandlung leider nicht möglich. In den meisten Fällen wirkt sich die Aluminose sehr negativ auf die Atmung des Betroffenen aus. Es kommt dabei zu einer Kurzatmigkeit und zu einer Schnappatmung. Weiterhin können die Betroffenen auch an einer Atemnot leiden, welche teils mit Panikattacken verbunden ist.
Die Lebensqualität des Betroffenen nimmt durch die Aluminose deutlich ab. Es kommt weiterhin oft zu einer Lungenentzündung und die Konzentration von Sauerstoff im Blut verringert sich. Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff werden auch die inneren Organe geschädigt, wobei auch das Gehirn betroffen sein kann. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch die Aluminose verringert.
Eine kausale Behandlung dieser Krankheit ist nicht möglich. Bestehende Entzündungen können mit Hilfe von Antibiotika gelöst werden. In einigen Fällen ist allerdings die Transplantation der Lunge notwendig, damit der Betroffene nicht verstirbt. Ebenso kann der Patient in der Regel seinen bisherigen Beruf aufgrund der Krankheit nicht mehr ausüben.
Vorbeugung
Die wichtigste vorbeugende Maßnahme zur Verhinderung einer Aluminose besteht darin, sich nicht über einen längeren Zeitraum belasteter Luft auszusetzen. Das setzt voraus, dass sich Personen der aluminiumverarbeitenden Industrie über die Höhe der Belastung an ihrem individuellen Arbeitsplatz informieren.
Bei Überschreitung von Grenzwerten ist eine unverzügliche Reduzierung der Belastung einzufordern. Darüber hinaus empfiehlt es sich für gefährdete Personen, regelmäßig im Abstand von wenigen Jahren einen Lungenfunktionstest durchführen zu lassen, um bei ersten Anzeichen einer Aluminose Konsequenzen ziehen zu können.
Nachsorge
Eine direkte Nachsorge ist bei der Aluminose in der Regel nicht möglich. In den meisten Fällen können auch nur die Beschwerden der Aluminose symptomatisch behandelt werden, wobei eine kausale Behandlung nicht möglich ist. Eventuell ist auch die Lebenserwartung des Patienten durch diese Erkrankung verringert. Der Betroffene muss bei einer diagnostizierten Aluminose sofort den Auslöser für die Erkrankung einstellen.
Dabei muss eventuell auch der Beruf gewechselt werden, sodass der Staub oder der Rauch von Aluminiumoxid nicht mehr eingeatmet wird. Nur dadurch kann eine weitere Verschlechterung des allgemeinen Zustandes des Betroffenen verhindert werden. Bei der weiteren Behandlung kommt es meist zum Einsatz von Medikamenten und Antibiotika.
Dabei sollte der Betroffene auf eine regelmäßige Einnahme und auf die mögliche Wechselwirkung mit anderen Medikamenten achten, damit es nicht zu Komplikationen kommt. Antibiotika sollten dabei nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden. In schweren Fällen der Aluminose ist allerdings die Transplantation einer Lunge notwendig, um den Betroffenen vollständig zu heilen.
Nach einem solchen Eingriff muss sich der Patient immer ausruhen und schonen. Von Rauchen oder körperlichen Betätigungen ist dabei auf jeden Fall abzusehen. Weiterhin kann sich in einigen Fällen auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Aluminose positiv auf den Verlauf der Erkrankung auswirken.
Das können Sie selbst tun
Nachdem eine Aluminose festgestellt wurde, besteht die wichtigste Maßnahme darin, die betroffene Person vor einem weiteren Kontakt mit Aluminiumoxidstaub, Aluminiumoxidrauch und anderen schädlichen Einflüssen zu bewahren. Begleitend dazu muss der Erkrankte in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung vornehmen lassen und gegebenenfalls direkt eine Therapie beginnen.
Meist werden zur Behandlung der Aluminose Medikamente wie Kortison oder Antibiotika verordnet. Die medikamentöse Therapie kann von den Betroffenen am besten durch einen gesunden Lebensstil und eine genaue Überwachung der körperlichen Reaktion auf die verordneten Arzneimittel unterstützt werden. Wichtig ist zudem eine regelmäßige Untersuchung durch den Arzt, da sich eine Aluminose noch Monate oder Jahre nach der initialen Belastung bemerkbar machen kann.
Je nachdem, welche Ursache der Erkrankung zugrunde liegt, muss parallel zu diesen Maßnahmen unter Umständen der Arbeitsplatz gewechselt werden. Sind die Beschwerden auf einen Unfall zurückzuführen, ist in einigen Fällen auch eine Traumatherapie sinnvoll. Welche Maßnahmen im Detail angezeigt sind, sollte von den Betroffenen im Gespräch mit dem zuständigen Arzt entschieden werden. In jedem Fall muss der Kontakt mit den Giftstoffen vermieden werden.
Quellen
- Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
- Herold, G.: Innere Medizin 2016. Selbstverlag, Köln (2016)
- Wilhelm, W.: Praxis der Intensivmedizin. Springer, Berlin 2013