Amöbenruhr

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Amöbenruhr, lateinisch Amöbiasis, bezeichnet eine von Amöben ausgelöste Infektion des menschlichen Darmtraktes. Dieser Artikel befasst sich mit den Ursachen, der Diagnose, dem Verlauf, der Behandlung und der Vorbeugung der Amöbenruhr.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Amöbenruhr?

Die Amöbenruhr ist eine Durchfallerkankung, welche von der Amöbenart "Entamoeba histolytica" verursacht wird.

Die Amöbenruhr ist eine Durchfallerkankung, die in erster Linie in tropischen und subtropischen Gebieten wie Thailand, Kenia, Vietnam oder Indien vorkommt. Die Infektion wird von einer Amöbenart verursacht, die sich im menschlichen Dickdarm einnistet und sich dort durch Zellteilung stetig vermehrt. Jedes Jahr sterben ca. 100.000 Menschen an den Folgen einer solchen Infektion. Mediziner unterscheiden zwischen drei verschiedenen Verlaufsformen der Amöbenruhr:

1. Symptomloser Befall: Hierbei verspürt der betroffene Patient keinerlei Symptome der Infektion. Die Amöben leben jedoch in seinem Verdauungstrakt und werden durch den Stuhlgang ausgeschieden. Trotz der Symptomlosigkeit kann der Patient also zum Überträger der Infektion werden.

2. Invasive Amöbiasis: Die Krankheitserreger befallen den menschlichen Verdauungstrakt und lösen dort die Bildung von Abszessen und Geschwüren aus.

3. Extraintestinale Amöbiasis: Fortgeschrittene Form der Amöbenruhr, die Erreger befallen zusätzlich Organe außerhalb des Verdauungstraktes wie Leber, Herz, Milz oder Harnwege.

Ursachen

Die Hauptursache der Amöbenruhr ist der Erreger Entamoeba histolytica. Er gehört zu der Familie der Protozoen und der Untergruppe der Rhizopoden. Übertragen wird Entamoeba histolytica vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser und generelle unhygienische Lebensbedingungen. Die Inkubationszeit variiert je nach Fall und kann von der Ansteckung mit dem Erreger bis zum Ausbruch der Krankheit einige Tage oder mehrere Monaten dauern.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Patienten, die mit der Amöbe E histolytica infiziert sind, zeigen in den allermeisten Fällen keinerlei Symptome. Eine intestinale Amöbiasis macht sich dagegen durch verschiedene Anzeichen bemerkbar, anhand derer die Erkrankung diagnostiziert werden kann. Nach einem schleichenden Beginn kommt es nach einigen Wochen zu schleimigen, blutigen Durchfällen und Bauchkrämpfen.

Der Stuhl ist geleeartig und wird oft als schaumig beschrieben. Auch Verstopfung, starke Druckschmerzen im Unterbauch und Übelkeit können auftreten. Bei länger andauernden Erkrankungen kommt es zu einem Gewichtsverlust. Auch Fieber und Schüttelfrost sind typische Symptome einer Amöbenruhr.

Äußerlich macht sich die Erkrankung unter anderem durch das veränderte Hautbild bemerkbar. Die Patienten haben meist eine blasse, unreine Haut und zudem oft eingefallene Augen. Bei einigen Patienten kommt es außerdem zu Rötungen und im Falle eines Befalls der Leber auch zu Symptomen einer Gelbsucht. Bei Komplikationen wie einem Darmdurchbruch oder einem Amöbenleberabszess treten weitere Beschwerden auf.

Meist kommt es zu Magenkrämpfen, starken Schmerzen und Durchfall. Auch Antriebslosigkeit, Müdigkeit und chronische Magen-Darm-Beschwerden gehören zu den typischen Beschwerden einer chronisch verlaufenden intestinalen Amöbiasis. Ein typisches Symptom ist auch das wiederholte Erbrechen von blutiger und schleimiger Galle.

Diagnose & Verlauf

Die Amöbenruhr wird von Ärzten mithilfe von Stuhl- und Blutproben diagnostiziert. Treten typische Symptome wie blutiger Durchfall, Krämpfe, Fieber auf, werden die verantwortlichen Erreger durch Untersuchungen mit dem Mikroskop nachgewiesen.

In wenigen Fällen werden auch Darmspiegelungen oder Ultraschalluntersuchungen des Bauches zur Diagnose einer Amöbenruhr herangezogen. Bei Stuhluntersuchungen ist zu beachten, dass die Erreger trotz ihrer hohen Infektionsgefahr sehr empfindlich sind. Aus diesem Grund sollte bei Diagnoseuntersuchungen stets frischer Stuhl verwendet werden.

Der Verlauf einer Amöbenruhr ist bei einer frühzeitigen Diagnose und Therapie der Krankheit in der Regel als ungefährlich einzuschätzen. Wird die Krankheit rechtzeitig fachgemäß behandelt, klingt sie in den meisten Fällen folgenlos ab.

Wird die Infektion allerdings zu spät entdeckt und theraphiert, können schwere bis tödliche Komplikationen die Folge sein. Dazu zählen der Darmdurchbruch, die Entzündung des Bauchfells sowie die Entzündung der Darmschleimhaut.

Komplikationen

Eine sehr seltene, doch auch äußerst gefährliche Komplikation der Amöbenruhr ist das sogenannte toxische Megakolon, welches oft starkes Erbrechen, hohes Fieber und einen Schockzustand des Patienten mit sich bringt. Generell sind gefährliche Komplikationen bei einer Amöbenruhr jedoch eher selten. In schweren Fällen ist etwa ein Darmdurchbruch möglich, der häufig mit einer Bauchfellentzündung einhergeht.

Daneben kann eine nekrotische Kolitis auftreten; eine Entzündung der Dickdarmschleimhaut, die zum Absterben des Gewebes führt. Begleitet wird die Kolitis von Fiebersymptomen und blutigen Durchfällen. Eine seltene Komplikation der Amöbenruhr ist das toxische Megakolon; eine Erweiterung und Verstopfung des Dickdarms.

Ein Megakolon führt zu einer raschen Verschlechterung des Allgemeinzustandes und geht unter anderem mit Übelkeit und Erbrechen einher. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Erweiterung des Dickdarms, und in der Folge zu einem Darmdurchbruch. Die Amöbenruhr kann außerdem Knoten an den Darmwänden hervorrufen und zu Verstopfung führen. In seltenen Fällen gelangen die Amöben in die Blutbahn und rufen eine extratestinale Amöbiasis hervor.

Die Amöbiasis geht mit chronischem Durchfall und der Bildung von Abszessen einher; im weiteren Verlauf kommt es zu Leberabszessen, einer Schwächung des Immunsystem und mitunter zum Ausbruch der Infektion in den Brustkorb oder zum Herz. Wird die Amöbenruhr frühzeitig behandelt, bleiben schwere Komplikationen aber meistens aus.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Amöbenruhr muss in jedem Fall medizinisch abgeklärt und behandelt werden. Ein Arztbesuch ist anzuraten, wenn nach einer Fernreise typische Symptome einer Infektionserkrankung bemerkt werden. So sollte mit krampfartigen Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und einem schmerzhaften Stuhlgang umgehend zum Arzt gegangen werden. Tritt begleitend dazu ein blutig-schleimiger Durchfall und Fieber auf, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Amöbenruhr oder eine andere Infektionskrankheit, die ärztlich behandelt werden muss.

Ein Arztbesuch empfiehlt sich dabei bereits in den ersten Stunden der Erkrankung. Andernfalls kann es zu schwere Komplikationen wie etwa einem Amöbenleberabszess oder einem Kreislaufkollaps kommen, die weitere Beschwerde zur Folge haben. Generell gilt: hält der Durchfall länger als drei Tage an, muss ein Arzt aufgesucht werden. Treten ausgeprägte Schwäche und Schwindel auf oder wird blutiger oder eitriger Stuhl bemerkt, der womöglich mit hohem Fieber verbunden ist, muss sofort ein Arzt konsultiert werden. Menschen mit einer Immunschwäche oder einer entsprechenden Krankengeschichte sollten mit Amöbenruhr ebenso umgehen zum Arzt gehen wie Kinder, ältere Menschen und Schwangere.

Behandlung & Therapie

Ein einfacher, rechtzeitig diagnostizierter Amöbenbefall des Darmtraktes kann sehr rasch und erfolgreich mit Antibiotika verschiedener Art behandelt werden. In der Regel erfolgt die Gabe der Medikamente intravenös unter ständiger Beobachtung durch medizinisches Fachpersonal.

Im weiteren Verlauf der Krankheit können die Antibiotika bei guten Erfolgen auch in Tablettenform verabreicht werden.

Bei durch Amöben ausgelösten Infektionen und Abzessen in verschiedenen menschlichen Organen ist dagegen eine gesonderte Therapie durch den Arzt von Nöten, hier ist es durchaus möglich, dass der Patient über eine längere Zeitspanne Medikamente einnehmen muss.

Bei Komplikationen während des Krankheitsverlaufes und starkem Abzessbefall in den Organen kann es in Einzelfällen auch zu einer operativen Behandlung der Amöbenruhr kommen.

Aussicht & Prognose

In der Regel leiden die Betroffenen durch die Amöbenruhr an starken Beschwerden im Bereich des Bauches und des Darmes. Dabei kommt es nicht selten zu starken Bauchschmerzen und zu Krämpfen im Magen. Ebenso kommt es nicht selten zu einem Durchfall und weiterhin auch zu einem blutigen Stuhlgang. Der blutige Stuhlgang kann dabei zu einer Panikattacke führen und die Lebensqualität des Patienten deutlich beeinträchtigen. Weiterhin leiden die Betroffenen an einer allgemeinen Abgeschlagenheit und Müdigkeit.

Die Belastbarkeit des Patienten sinkt durch die Amöbenruhr deutlich ab. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so kann es im weiteren Verlauf der Krankheit auch zu einem Darmdurchbruch kommen. Ebenso leiden die Patienten nicht selten an Erbrechen und an einer Übelkeit. Der Alltag des Patienten wird durch die Amöbenruhr deutlich beeinträchtigt.

Mit Hilfe von Antibiotika können die Beschwerden relativ gut behandelt und eingeschränkt werden. Dabei treten in der Regel keine besonderen Schwierigkeiten oder Probleme auf. Sollte es zu einer Infektion in den inneren Organen gekommen sein, so ist in der Regel eine längere Therapie notwendig. Die Lebenserwartung wird bei einer frühzeitigen Behandlung der Amöbenruhr in der Regel nicht verringert.

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Vorbeugung

Um einer Ansteckung mit der hochinfektiösen Amöbenruhr vorzubeugen, sollte man in den gefährdeten tropischen und subtropischen Gebieten verstärkt auf hygienische Lebensbedingungen achten. Leitungswasser sollte keinesfalls zum Trinken, zur Eiswürfelproduktion oder zum Zähneputzen verwendet werden.

Wenn kein hygienisch abgefülltes Mineralwasser zu Verfügung steht, muss das Leitungswasser mindestens fünf Minuten lang abgekocht werden, um eventuell darin enthaltene Erreger zu töten. Rohes Obst und Gemüse sollte nur geschält gegessen werden. Beim Auftreten von Symptomen wie Durchfall, starken Bauchschmerzen oder Fieber sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Krankheit in einem möglichst frühen Stadium diagnostizieren und behandeln zu können.

Nachsorge

Nach einer Ansteckung mit der Amöbenruhr besteht keine Immunität. Die typischen Symptome können immer wieder auftreten. Patienten können nur durch Vorsorgemaßnahmen eine erneute Ansteckung verhindern. Ärzte informieren über mögliche Ursachen im Rahmen der Erstdiagnose. Reisende können sich vor einem Aufbruch auch bei ihrem Hausarzt über Risiken in tropischen Ländern, in denen die Amöbenruhr hauptsächlich auftritt, informieren lassen.

Die Einhaltung einer Trinkwasserhygiene gilt als wichtigste Präventionsmaßnahme, um erneute Beschwerden zu verhindern. Kommt es zu einer wiederholten Ansteckung, können Betroffene schon frühzeitig eine Diagnose verlangen. Diese dient der Vermeidung von Komplikationen. Die Erkrankung verläuft dadurch milder.

Wichtigste Methode stellt die Stuhluntersuchung dar. Auch Antikörper im Blut geben Rückschluss auf die Amöbenruhr. Schnelle Behandlungserfolge versprechen Antibiotika. Gegen starke Bauchschmerzen werden manchmal weitere Mittel verschrieben. Es existiert keine gängige Nachsorge, die Praxistipps vermittelt.

Da es in Deutschland kaum Ansteckungen mit der Amöbenruhr gibt, führt vorhandenes Wissen ein Schattendasein. Touristen exotischer Ziele stellen die Hauptrisikogruppe dar. Die Nutzung hochklassiger Hotels und Restaurants ist der beste Weg, um ein Aufkommen zu verhindern. Gegen die Amöbenruhr kann man sich nicht impfen lassen. Eine präventive Einnahme bestimmter Medikamente ist nicht sinnvoll.

Das können Sie selbst tun

Bei dem Verdacht auf eine Amöbenruhr ist eine medizinische Behandlung notwendig. Unter ärztlicher Aufsicht können dann Antibiotika (Tinidazol, Nitroimidazol, Metronidazol, u.a.) verabreicht werden. Anschließend ist meist eine Nachbehandlung mit weiteren Antibiotika (Paromomycin, Diloxanidfuroat) erforderlich.

In Begleitung zu diesen Maßnahmen lassen sich die Beschwerden durch krampflösende Heilkräuter und Heilpflanzen wie Engelwurz, Bergamotte oder Akelei lindern. Daneben empfiehlt es sich, ausreichend zu trinken und den Körper in den ersten sieben bis zehn Tagen nach der Infektion zu schonen. Betroffene sollten vor allem Kräutertees aus Pfefferminze, Fenchel, Kamille oder Heidelbeere trinken.

Gegen akuten Durchfall helfen etwa geriebene Äpfel, Karottensuppe, Zwieback und Haferschleim. Was während einer Amöbenruhr gemieden werden sollte: sehr fette oder stark gewürzte Gerichte, Süßigkeiten und Hülsenfrüchte. Außerdem sollte auf Alkohol, Koffein und andere Getränke und Speisen verzichtet werden, die den Verdauungstrakt weiter reizen könnten.

Kommt es dennoch zu starken Beschwerden, muss ein Arzt weitere Behandlungsschritte einleiten. Oftmals bilden sich während einer Amöbenruhr beispielsweise Zysten, welche operativ zu entfernen sind. Bei starken Beschwerden sollten Hausmittel und Selbstmaßnahmen zunächst mit dem Hausarzt besprochen werden.

Quellen

  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer Verlag, Heidelberg 2009
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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