Alginsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Alginsäure kommt in der medizinischen Verwendung ein vielseitiger Nutzen zu. Einerseits gilt sie als Verdickungsmittel und kann als solches flüssige Arzneien zu einem Gel umstrukturieren. Andererseits wird sie bei Verdauungsstörungen und Sodbrennen sowie als Appetitzügler therapeutisch eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Alginsäure?

Die Alginsäure wird z.B. bei Verdauungsstörungen und Sodbrennen sowie als Appetitzügler therapeutisch eingesetzt.

Die Alginsäure lässt sich in der Natur etwa in den Braunalgen und diversen Bakterien nachweisen. Auf dieser Basis gelingt die Gewinnung des Grundstoffs. Er wird seinerseits in einem variierenden Mischungsverhältnis mit D-Mannuronsäure und L-Guluronsäure angereichert. Damit werden verschiedene Prozesse der Verdauung sowie die Flora im Magen-Darm-Trakt beeinflusst.

Erst in dieser neuen Struktur ist der Alginsäure ein verdickender Effekt möglich. Sie wird somit häufig zur Gelierung von flüssigen Präparaten verwendet und kann insofern die Bekömmlichkeit beim Patienten erhöhen. Ebenso wird das in Gel gebundene Heilmittel oftmals effektiver in den Organismus eingebracht, ohne durch einen Kontakt mit den aggressiven Magensäften beschädigt zu werden.

Daneben kommt die Alginsäure bei Beschwerden in der Speiseröhre und im Verdauungstrakt zum Einsatz. In der Folge wird sie auch appetitregulierend verwendet und erlangt damit eine gewisse Bedeutung im Rahmen eines Diätprogramms.

Pharmakologische Wirkung

Die Anwendung zur Behandlung eines chronischen Sodbrennens gelingt durch die hohe Aufnahmefähigkeit von Wasser. Die Alginsäure wird in Form einer Tablette in den Verdauungstrakt eingebracht und reagiert im Magen mit der dort vorhandenen Flüssigkeit. In der Reaktion bildet sich ein dichter und – je nach Bindungsgrad – zäher Schaum.

Dieser legt sich auf die Innenwände des Magens und steigt bis zu einer gewissen Höhe in die Speiseröhre auf. Auch in ihr bildet er eine schonende Schicht für die Zellwände. Das Sodbrennen wird auf diese Weise verhindert. Die Magensäfte können nun nicht mehr aggressiv einwirken. Ein zweiter Effekt wird ebenso durch die Bindungsfähigkeit der Alginsäure ausgelöst. Durch das Aufquellen des Grundstoffs wird dem Magen eine Füllung und Sättigung simuliert.

Der Betroffene verliert damit an Appetit und wird in der Folge weniger Nahrung zu sich nehmen. Der Heißhunger nimmt ab und es kommt seltener zu Essattacken. Insofern kann die Alginsäure auch im Zuge einer Diät erfolgreich eingesetzt werden. Ihr häufigster Nutzen liegt dennoch in der Gelierung flüssiger Arzneien.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Als Gelierungsmittel ist die Alginsäure zum Transport therapeutischer Wirkstoffe in den Organismus geeignet. Flüssige Heilmittel lassen sich damit binden. Ebenso können aber auch sehr sensible Bestandteile auf dem genannten Weg vor dem Einfluss der aggressiven Magensäfte bewahrt werden.

Durch den Mediziner wird die Alginsäure gleichfalls zur Appetitregulierung verschrieben. Hier kann das Produkt zudem einen doppelten Effekt ausspielen, der sich desgleichen zur Bekämpfung eines chronischen Sodbrennens erfolgreich einsetzen lässt. Der Vorteil der Alginsäure liegt dabei in ihrer geringen Verstoffwechselung. Der Grundstoff kann über Stunden im Organismus verbleiben und wird doch nicht durch die Säfte und Säuren angegriffen oder gar abgebaut.

Die zuletzt genannte Eigenschaft der hohen Widerstandsfähigkeit gegen einen Abbau wird – gepaart mit der Bindungsfähigkeit – aber auch zur Wundabdeckung genutzt. Gleichermaßen können Zellwände auf diese Weise verstärkt und Gewebestrukturen im Körper wiederhergestellt werden. Das verwendete Gel wird in diesem Rahmen durch seine Wasseraufnahme die Wunde feucht halten, ihr zugleich aber auch Bakterien, Blut und Eiter entziehen.


Verabreichung & Dosierung

Alginsäure, ein natürlich vorkommendes Polysaccharid aus Braunalgen, wird in verschiedenen Formen als Nahrungsergänzungsmittel und in der Medizin verwendet, vor allem wegen ihrer Eigenschaften als Faserquelle und ihrer Fähigkeit, als Geliermittel zu wirken. Bei der Verabreichung und Dosierung von Alginsäure sollten einige wichtige Aspekte beachtet werden.

Formulierung und Dosierung: Alginsäure ist in verschiedenen Formulierungen wie Tabletten, Kapseln und Pulver erhältlich. Die Dosierung kann je nach Anwendungsgebiet und Produkt variieren. Bei der Behandlung von Reflux oder Sodbrennen werden beispielsweise häufig Dosen von 500 mg bis 1000 mg pro Einnahme empfohlen. Es ist wichtig, die Anweisungen auf dem Produktetikett zu befolgen und nicht die empfohlene Tagesdosis zu überschreiten.

Einnahme mit Wasser: Alginsäure sollte mit reichlich Wasser eingenommen werden, da sie im Magen aufquillt und ein Gel bildet, das zur Linderung von Symptomen beiträgt. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend, um eine ordnungsgemäße Hydratation zu gewährleisten und Verdauungsbeschwerden zu vermeiden.

Interaktionen: Alginsäure kann die Aufnahme anderer Medikamente beeinträchtigen, da sie im Darm ein gelartiges Netzwerk bildet. Es wird empfohlen, einen zeitlichen Abstand von etwa zwei Stunden zwischen der Einnahme von Alginsäure und anderen Medikamenten einzuhalten.

Schwangerschaft und Stillzeit: Schwangere und stillende Frauen sollten vor der Einnahme von Alginsäure ihren Arzt konsultieren, da ausreichende Studien zur Sicherheit in diesen spezifischen Gruppen fehlen.

Nebenwirkungen: Alginsäure ist allgemein gut verträglich, kann jedoch in einigen Fällen Blähungen oder Verdauungsstörungen verursachen, besonders wenn sie in hohen Dosen eingenommen wird.

Diese Richtlinien helfen dabei, die effektive und sichere Anwendung von Alginsäure zu gewährleisten. Bei Unsicherheiten oder bestehenden Gesundheitsproblemen sollte jedoch immer ein Gesundheitsfachmann konsultiert werden.

Risiken & Nebenwirkungen

Die Alginsäure weist relativ wenige Nebenwirkungen auf. Diese können vorrangig in einer allergischen Reaktion liegen. So lässt sich in einigen wenigen Fällen eine Neigung zur Nesselsucht verzeichnen. Noch seltener vollzieht sich dagegen eine Abwehrreaktion des Körpers. Hier kann ein Erbrechen nicht ausgeschlossen werden.

Vereinzelt wurden zudem bereits Schockzustände unmittelbar nach der Einnahme festgestellt. Diese Nebenwirkungen bewegen sich jedoch im sehr geringen Promillebereich. Häufiger wird dagegen ein Erweichen des Stuhls erkannt. Auch dieser Effekt tritt jedoch nur kurzzeitig auf und sollte nach etwa ein bis zwei Tagen abgeklungen sein.

Durch die Bindungsfähigkeit im Magen ist letztlich ebenso ein verstärktes Völlegefühl möglich. Hierbei handelt es sich indes um Begleiterscheinungen und nicht um Nebenwirkungen im engeren Sinne.

Kontraindikationen

Alginsäure ist ein vielseitiges Polysaccharid aus Braunalgen, das in vielen Bereichen der Medizin und Lebensmittelindustrie Anwendung findet. Obwohl es allgemein als sicher gilt, gibt es spezifische Kontraindikationen, die vor der Verwendung berücksichtigt werden sollten.

Darmverschluss oder -verengung: Personen mit bekannter oder vermuteter Darmobstruktion oder strikturellen Anomalien im Magen-Darm-Trakt sollten Alginsäure meiden. Durch ihre fähigkeit, im Magen aufzuquellen, könnte Alginsäure einen existierenden Darmverschluss verschlimmern oder zu einem solchen beitragen.

Schluckbeschwerden: Patienten mit Schluckstörungen oder anderen Problemen, die das Schlucken erschweren, sollten ebenfalls vorsichtig sein. Die Gelbildungseigenschaft von Alginsäure könnte das Risiko für ein Verstopfen der Speiseröhre erhöhen, wenn sie nicht mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen wird.

Allergien: Personen mit einer Allergie gegen Jod oder andere Meerprodukte könnten auch auf Alginsäure allergisch reagieren, da sie aus Algen gewonnen wird. Symptome einer allergischen Reaktion können von Hautausschlag und Juckreiz bis hin zu schwereren Reaktionen wie Atembeschwerden reichen.

Medikamenteninteraktionen: Alginsäure kann die Aufnahme anderer Medikamente beeinflussen. Es wird empfohlen, einen zeitlichen Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme von Alginsäure und anderen Arzneimitteln zu halten, um eine mögliche Interferenz bei der Medikamentenabsorption zu vermeiden.

Schwangerschaft und Stillzeit: Obwohl Alginsäure generell als sicher gilt, sollten schwangere und stillende Frauen mit ihrem Arzt sprechen, bevor sie Alginsäure einnehmen, da spezifische Studien zu ihrer Sicherheit in diesen Gruppen begrenzt sind.

Vor der Einnahme von Alginsäure ist es ratsam, einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren, um mögliche Gesundheitsrisiken oder Interaktionen zu klären.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Alginsäure, bekannt für ihre gelbildenden Eigenschaften, wird oft in der Behandlung von Verdauungsstörungen eingesetzt und kann auch in einigen Nahrungsergänzungsmitteln gefunden werden. Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften kann Alginsäure Interaktionen mit anderen Medikamenten haben, die bei der Verwendung beachtet werden sollten.

Absorption von Medikamenten: Eine der Hauptinteraktionen von Alginsäure besteht darin, dass sie die Absorption von gleichzeitig eingenommenen Medikamenten beeinträchtigen kann. Alginsäure kann im Verdauungstrakt ein dickes Gel bilden, das die Freisetzung und damit die Absorption anderer oral eingenommener Medikamente verzögern oder verringern kann. Dies gilt insbesondere für Medikamente, die eine schnelle Absorption erfordern.

Eisenpräparate: Alginsäure kann die Absorption von Eisen beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass die gleichzeitige Einnahme von Alginsäure und Eisenpräparaten die Bioverfügbarkeit von Eisen reduzieren kann, was bei Personen mit Eisenmangel oder Anämie berücksichtigt werden sollte.

Schilddrüsenmedikamente: Es gibt Hinweise darauf, dass Alginsäure auch die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen stören kann, was für Patienten, die Schilddrüsenmedikamente wie Levothyroxin einnehmen, von Bedeutung ist. Eine zeitliche Trennung der Einnahme von mindestens zwei Stunden wird oft empfohlen, um diese Interaktion zu minimieren.

Antazida und Protonenpumpenhemmer: Alginsäure wird häufig in Kombination mit Antazida verwendet, um Symptome von Sodbrennen zu behandeln. Es ist wichtig zu beachten, dass Alginsäure die Wirksamkeit dieser Medikamente durch die Veränderung des pH-Wertes im Magen beeinflussen kann.

Um mögliche negative Interaktionen zu vermeiden, ist es ratsam, die Einnahmezeiten zwischen Alginsäure und anderen Medikamenten zu staffeln und vor Beginn einer Behandlung mit Alginsäure einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Alginsäure nicht vertragen wird oder unerwünschte Nebenwirkungen hervorruft, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe, die zur Behandlung ähnlicher Beschwerden verwendet werden können. Diese Alternativen umfassen sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Optionen:

Antazida:' Medikamente wie Magnesiumhydroxid, Aluminiumhydroxid oder Calciumcarbonat können bei Sodbrennen und saurem Reflux helfen, indem sie die Magensäure neutralisieren. Sie wirken schnell und sind in der Regel gut verträglich.

Protonenpumpenhemmer (PPIs): Arzneimittel wie Omeprazol, Esomeprazol und Pantoprazol reduzieren die Produktion von Magensäure. Sie sind effektiv für länger anhaltende Linderung von Sodbrennen und anderen Symptomen der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD).

H2-Blocker: Wirkstoffe wie Ranitidin und Famotidin verringern ebenfalls die Magensäureproduktion, sind aber schneller wirksam als PPIs und eignen sich für die kurzfristige Linderung von Refluxsymptomen.

Natürliche Heilmittel: Natürliche Optionen wie Aloe Vera Saft, Ingwertee oder Backpulver-Lösungen können auch helfen, Symptome von Sodbrennen zu lindern. Diese Mittel sind besonders für Personen geeignet, die eine mildere oder natürlichere Behandlung bevorzugen.

Ernährungsanpassungen: Oft können diätetische Anpassungen wie das Vermeiden von scharfen Speisen, Koffein, Alkohol und fettreichen Mahlzeiten Symptome reduzieren. Auch das Essen kleinerer, häufigerer Mahlzeiten kann hilfreich sein.

Lebensstiländerungen: Gewichtsabnahme, Nichtrauchen und das Vermeiden des Liegens direkt nach dem Essen können ebenfalls zur Reduzierung von Refluxsymptomen beitragen.

Jede dieser Alternativen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, und die Auswahl sollte auf individuelle Bedürfnisse und gesundheitliche Bedingungen abgestimmt sein. Bei anhaltenden oder schweren Symptomen ist es ratsam, medizinischen Rat einzuholen, um die geeignetste Behandlung zu bestimmen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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