Magenübersäuerung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Magenübersäuerung oder Hyperazidität wird durch viele verschiedene Erkrankungen und andere Faktoren ausgelöst. Sie kann zu unterschiedlichen, aber auch sehr typischen Beschwerden führen.
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Was ist Magenübersäuerung?
Bei einer Magenübersäuerung, auch Hyperazidität genannt, kommt es durch die Magenschleimhaut zu einer deutlich erhöhten Produktion von Magensäure.
Sie ist im eigentlichen Sinne keine Erkrankung, sondern lediglich ein Symptom, mit dem der Magen auf verschiedene Erkrankungen und Stresszustände reagiert. Die sogenannten Belegzellen der Magenschleimhaut produzieren Salzsäure, um die Verdauungsprozesse zu ermöglichen und Krankheitserreger abzutöten. Die Menge der benötigten Magensäure wird dabei durch bestimmte Reize bestimmt und anschließend durch die Magenschleimhaut produziert.
Bei einer Magenübersäuerung kommt es jedoch zu einer übermäßigen Produktion der Salzsäure, aufgrund einer übertriebenen Reaktion des Magens. Besteht dauerhaft eine Magenübersäuerung, kommt es nicht nur zu den unangenehmen Symptomen, sondern auch eine Schädigung des Magen, des Dünndarms oder der Speiseröhre sind möglich.
Ursachen
Den gleichen Einfluss haben jedoch auch bestimmte Medikamente, vor allem solche mit Acetylsalicylsäure. Bei einer dauerhaften Einnahme sollten daher sogenannte Protonenpumpenhemmer eingenommen werden. Diese Medikamente vermindern gezielt die Produktion der Magensäure.
Haben sich in der Magenschleimhaut die Helicobacter-pylori Bakterien eingenistet, führt dies ebenfalls zu einer verstärkten Produktion von Magensäure, da der Magen auf diese Art versucht, die Bakterien zu bekämpfen. Bestimmte Erkrankungen, wie Magenschleimhautentzündungen und ein Geschwür der Magenschleimhaut oder des Zwölffingerdarms, können ebenfalls zu einer Magenübersäuerung führen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Anzeichen für eine Magenübersäuerung (Hyperazidität) können eine unterschiedliche Intensität zeigen. Die Beschwerden klingen in zahlreichen Fällen als Reaktion auf zu fettes Essen oder übermäßigen Alkoholgenuss selbstständig wieder ab. Symptome für eine Magenübersäuerung können sich als geringfügige Beeinträchtigung darstellen, sie können aber auch schmerzhafter Art sein. Als typische Anzeichen für eine Magenübersäuerung gelten saures Aufstoßen, Sodbrennen und Mundgeruch.
In vielen Fällen tritt auch ein Völlegefühl auf. Zu den vielfältigen Symptomen zählen ebenso ein stechender Schmerz in der Magengegend sowie ein brennender Schmerz im Bereich von Speiseröhre und Mageneingang. Es kann auch zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen. Ebenfalls können durch eine Magenübersäuerung harmlose Folgen wie Blähungen als Begleiterscheinung auftreten.
In Einzelfällen kann sich außerdem Appetitlosigkeit einstellen. Bei einem drastischen Aufsteigen der Magensäure in der Speiseröhre kann dies zu Husten oder Heiserkeit beim Betroffenen führen. Über einen längeren Zeitraum können sich auch Schäden an den Zähnen entwickeln. Dabei tritt verstärkt unangenehmer Mundgeruch auf. Als Folge einer langanhaltenden, intensiven Magenübersäuerung kann sich eine Magenschleimhautentzündung entwickeln.
Daher kann sie sich auch als Symptom für eine Magenübersäuerung darstellen. Rückschlüsse auf eine Magenübersäuerung können sogar Magengeschwüre oder Asthma liefern. Als Anzeichen für eine überschüssige Magensäure können auch Halsschmerzen auftreten. Veränderte Essgewohnheiten, insbesondere ein stärkeres Verlangen nach Milch, können ebenfalls Anzeichen für eine Magenübersäuerung darstellen.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose einer Magenübersäuerung wird grundsätzlich anhand der Krankengeschichte und einer gründlichen körperlichen Untersuchung gestellt. Die wichtigsten Symptome dabei sind: Sodbrennen, Völlegefühl, saures Aufstoßen, Übelkeit oder Erbrechen. Handelt es sich jedoch bereits um einen chronischen Zustand, kann dieser nahezu ohne Symptome ablaufen.
Um die Diagnose weiter abzuklären, insbesondere bei längerfristigen Erkrankungen, kann eine Magenspiegelung durchgeführt werden. Hierbei wird ein spezielles Endoskop durch den Mund in die Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm eingeführt und ermöglicht einen Einblick in diese Bereiche.
Des Weiteren kann dabei eine Biopsie, eine Probenentnahme der Magenschleimhaut, vorgenommen werden. Auch kann im Rahmen der Magenspiegelung der Übergang zum Zwölffingerdarm begutachtet und ein Zwölffingerdarmgeschwür ausgeschlossen werden.
Eine Magenübersäuerung, die nur kurzfristig ist, führt zu keinen schweren Schäden. Handelt es sich jedoch um einen chronischen Verlauf, kann die Magenschleimhaut Schaden nehmen. Aber auch der Zwölffingerdarm und die Speiseröhre kann beschädigt werden. Mögliche Folgen einer Magenübersäuerung können daher: eine Magenschleimhautentzündung, ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür, die Refluxerkrankung und eine Tumorerkrankung der Speiseröhre sein.
Komplikationen
Weiterhin ist die Magenübersäuerung mit relativ starken Magenschmerzen verbunden. Nicht selten müssen die Betroffenen auch erbrechen und leiden an einer starken Übelkeit. Dabei kann es auch zu einem Appetitverlust kommen, sodass die Patienten an Gewicht verlieren oder einen Mangel an Nährstoffen aufweisen. Komplikationen treten bei der Magenübersäuerung in der Regel dann auf, wenn diese über einen längeren Zeitraum anhält und nicht von alleine wieder verschwindet.
Dabei kann es auch zur Ausbildung von Geschwüren oder von Krebs kommen. Aus diesem Grund sollte dabei auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Die Behandlung der Magenübersäuerung kann in den meisten Fällen durch eine strenge Diät und mit Hilfe von Medikamenten erfolgen. Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen. Allerdings kann die Lebenserwartung des Betroffenen eingeschränkt sein, wenn sich ein Tumor oder ein Geschwür ausgebildet hat.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Sodbrennen, Mundgeruch oder Aufstoßen werden vom Betroffenen häufig als unangenehm empfunden. Die Beschwerden sollten mit einem Arzt besprochen werden, sobald sie über eine längere Zeit anhalten oder als Störung im Alltag wahrgenommen werden. Ein Völlegefühl trotz einer gesunden und ausgewogenen Ernährung gilt als ungewöhnlich. Bei einem Appetitverlust oder einer Abnahme des Körpergewichts ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Kommt es zu Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen, wird ein Arzt benötigt.
Die Einnahme eines schmerzstillenden Medikaments ist ohne die Rücksprache eines Mediziners zu unterlassen. Es besteht die Gefahr weiterer Beschwerden und zusätzlicher Komplikationen. Leidet der Betroffene unter einem unangenehmen Geschmack im Mund, treten Blähungen auf oder entwickelt sich ein allgemeines Unwohlsein, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Veränderte Essgewohnheiten oder die Ablehnung von Lebensmitteln, die bislang gern verzehrt wurden, sind Hinweise auf bestehende Unregelmäßigkeiten.
Ein Kontrollbesuch bei einem Arzt ist zu empfehlen, damit die Ursache der Veränderungen ermittelt werden kann. Erkrankte einer Magenübersäuerung berichten oftmals von einem gestiegenen Bedürfnis nach Milch. Wird etwas dergleichen bemerkt, ist eine Abklärung der Beobachtung anzuraten. Bei Husten, Heiserkeit oder Halsbeschwerden liegt eine gesundheitliche Beeinträchtigung vor, die von einem Arzt untersucht werden sollte.
Behandlung & Therapie
Um eine Magenübersäuerung zu behandeln, sollten zunächst auslösende Faktoren, wie Rauchen, Alkoholkonsum, Stress, fettes und scharfes Essen, vermieden werden.
Auch der Medikamentenkonsum sollte auf ein Mindestmaß reduziert werden. Ist dies nicht möglich, können Protonenpumpenhemmer eingenommen werden. Diese blockieren die übermäßige Magensäureproduktion.
Des Weiteren ist es möglich die Produktion der Magensäure mit Medikamenten auf Basis des Wirkstoffes Ranitidin zu minimieren oder die bereits gebildete Magensäure mit dem Wirkstoff Antazida zu neutralisieren.
Ist die Magenübersäuerung auf einen Befall mit dem Helicobacter-pylori-Bakterien zurückzuführen, müssen zunächst diese Bakterien bekämpft werden. Zusätzlich zu den Protonenpumpenhemmern wird in einem solchen Fall ein Antibiotikum verabreicht, um die Magenübersäuerung zu beseitigen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose bei einer Magenübersäuerung bleibt konstant, wenn der Betroffene keine Veränderung seiner Lebensführung vornimmt. Die Ernährung muss optimiert werden und an die Bedürfnisse des Organismus angepasst werden, damit eine Verbesserung der Situation eintritt und eine Beschwerdefreiheit dokumentiert werden kann. Der Speiseplan ist zu überarbeiten und die Aufnahme von Schadstoffen wie Alkohol und Nikotin oder Kaffee muss auf ein Mindestmaß reduziert werden. Anzuraten ist im Heilungsprozess ein vollständiger Verzicht auf die oben genannten Produkte. Darüber hinaus ist zu prüfen, welche Medikamente eingenommen werden. In einigen Fällen können die Wirkstoffe der Präparate zu einer Übersäuerung des Magens führen. Hier ist eine Spontanheilung zu erwarten, wenn alternative Arzneien verwendet werden.
Hält der Patient an seinem Lebenswandel und damit an seiner Ernährungsweise unverändert fest, bleiben bestenfalls die vorhandenen Beschwerden erhalten. Bei einem ungünstigen Verlauf kommt es zu Komplikationen und Folgeerkrankungen. Es können sich Magengeschwüre bilden oder eine chronische Erkrankung wie Asthma entwickeln. Darüber hinaus erhöht sich das Risiko, eine Tumorerkrankung zu erleiden. Die Prognose ist in diesen Fällen erheblich verschlechtert und kann unbehandelt in Einzelfällen zu einem lebensbedrohlichen Verlauf führen. Bei einer vorliegenden Appetitlosigkeit droht dem Betroffenen eine Essstörung. Diese kann unbehandelt ebenfalls zu einer Lebensbedrohung werden.
Vorbeugung
Um einer Magenübersäuerung vorzubeugen sollte versucht werden, Stresszustände und die Auslösenden Faktoren, wie Medikamente, Alkohol-, Nikotin-, Kaffeekonsum, fettes und scharfes Essen, zu vermeiden. Aber auch sehr schnelles Essen unter Zeitdruck reizt den Magen und sollte daher vermieden werden.
Grundsätzlich kann es nötig sein, das gesamte Essverhalten zu überdenken und umzustellen. Geht man jedoch mit Zeit, Lust und einem Interesse für gesunde Ernährung ans Essen heran, droht keine Magenübersäuerung. Personen, die zu einer Magenübersäuerung neigen, können ihren Magen durch den Einsatz von Heilerde im Gleichgewicht halten.
Nachsorge
Die Notwendigkeit der Nachsorge bei einer Magenübersäuerung hängt eng damit zusammen, ob ein einmaliges Ereignis der Nahrungsmittelaufnahme oder eine Erkrankung hinter diesem Symptom gesteckt hat. Mitunter handelt es sich um eine kurzzeitige Erscheinung, die sich in aller Regel spontan zurückbildet und damit keiner weiteren Nachsorge bedarf.
Wenn die Magenübersäuerung jedoch Krankheitswert hatte, kann nach Ende der Erkrankung der Hausarzt (beziehungsweise Kinderarzt) oder Internist im Rahmen der Nachsorge vom Patienten um Rat gefragt werden. In vielen Fällen kann die Nachsorgen aber auch allein in Händen des Betroffenen liegen. Wenn es sich um ein wiederkehrendes Ereignis handelt, das durch eine Unverträglichkeit oder Allergie verursacht ist, gilt es, diese Lebensmittel konsequent zu meiden.
Hier können auch Diätassistenten oder Ernährungsberater Hilfe leisten, wenn es um die Auswahl von Lebensmitteln geht. Manche Lebensmittel können auch mit bestimmten Tabletten zusammen eingenommen werden, um verträglich zu werden. Zur Nachsorge gehört es in diesem Zusammenhang auch, trotz Unverträglichkeit und der Notwendigkeit des Verzichts auf bestimmte Lebensmittel eine gesunde Ernährung zu gewährleisten, indem die Ausgewogenheit durch alternative Lebensmittel sichergestellt wird. Eine engmaschige Abstimmung mit dem behandelnden Arzt kann zudem gewährleisten, ernsthafte Erkrankungen rechtzeitig zu diagnostizieren und eine Behandlung einzuleiten. Betroffene sollten daher bei anhaltenden Beschwerden nicht lange auf einen Besuch beim Arzt warten.
Das können Sie selbst tun
Magenübersäuerung wird am besten vorgebeugt, indem diese Risikofaktoren vermieden werden. Wer gerne tierische Nahrungsmittel zu sich nimmt und darauf regelmäßig mit Magenübersäuerung reagiert, sollte pflanzliche Alternativen versuchen, die in der Regel etwa 30 Prozent weniger Fett enthalten und schon alleine deshalb verträglicher sind. Auch schwarzer Kaffee, insbesondere auf nüchternen Magen, kann zu einer Übersäuerung und einer Reizung der Magenschleimhaut führen. Wer empfindlich ist, sollte morgens eine Kleinigkeit essen und seinem Kaffee mit (Pflanzen-) Milch trinken. Darüber hinaus sollte allgemein auf eine gesunde, fettarme und ballaststoffreiche Ernährung geachtet werden.
Eine akute Magenübersäuerung kann mit Antazida bekämpft werden, die es rezeptfrei in Apotheken und Drogerien zu kaufen gibt. Wer natürliche Heilmittel vorzieht, kann Bullrichsalz oder Heilerde einnehmen.
Personen, bei denen die Magenübersäuerung regelmäßig eine Folge von Stress ist, sollten Entspannungstechniken erlernen.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012