Arteria vertebralis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter der Arteria vertebralis wird ein Ast der Schlüsselbeinarterie verstanden. Sie ist auch als Wirbelarterie bekannt.
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Was ist die Arteria vertebralis?
Die Arteria vertebralis stellt einen Ast der Arteria subclavia (Schlüsselbeinarterie) dar. Das Blutgefäß trägt auch die Bezeichnungen Wirbelarterie oder Vertebralarterie und erreicht einen Durchmesser zwischen 3 und 5 Millimetern.
Wie die meisten anderen Arterien des menschlichen Körpers ist die Arteria vertebralis paarig vorhanden. So kommt eine Arterie auf der rechten und die andere auf der linken Körperseite vor. Die Bezeichnung Arteria vertebralis ist darauf zurückzuführen, dass das Blutgefäß aus der Armarterie entspringt und das Blut in Richtung Kleinhirn leitet. Dabei durchzieht die Arterie zum Teil die Halswirbel. So bedeutet der lateinische Begriff Vertebra deutsch übersetzt „Wirbel“.
Insgesamt erhält das menschliche Gehirn Blut von insgesamt vier Arterien, zu denen zwei Vertebralarterien und zwei Halsschlagadern gehören. Kommt es zu einem Verschluss einer Vertebralarterie, wirkt sich dies zumeist nicht negativ auf das Gehirn aus, weil die gegenüberliegende Arterie dann weiterhin für die Durchblutung sorgt.
Anatomie & Aufbau
Ihren Anfang nimmt die Arteria vertebralis in der Brusthöhle am ersten Brustwirbel. Von dort aus verläuft sie zwischen Musculus longus colli und Musculus scalenus anterior in Richtung 6. Halswirbel und gelangt dort über eine Öffnung im Foramen transversarium (Seitenfortsatz der Halswirbel) zum Schädel. Die Foramina transversaria, die eine Art Kette bilden, tragen auch die Bezeichnung Querfortsatzkanal. An dieser Stelle begleitet der Nervus vertebralis die Wirbelarterie. Darüber hinaus erfolgt der Verlauf der Arteria vertebralis parallel zur Halsschlagader (Arteria carotis).
Beim 1. Halswirbel (Atlas) kommt es zum Umschwenken der Arteria vertebralis in Richtung Hinterabschnitt des Wirbelbogens. Dabei wird das Blutgefäß vom Musculus semispinalis capitis bedeckt. Durch das Foramen magnum findet der Eintritt der Vertebralarterie in den Schädel statt. Dieser Abschnitt trägt die Bezeichnung Pars intracranialis.
Im Inneren des Schädels wird die Dura mater (harte Hirnhaut) von der Arteria vertebralis durchzogen. Sie verläuft medial in den vorderen Abschnitt der Medulla oblongata (verlängertes Mark). An der Unterhälfte des Pons (Brücke) werden rechte und linke Arteria vertebralis zur Arteria basilaris (Basilararterie) vereinigt. Diese mündet ihrerseits in den Circulus arteriosus cerebri ein.
Funktion & Aufgaben
Zu den wichtigsten Funktionen der Arteria vertebralis gehört die Versorgung des Gehirns mit Blut. Dabei teilt sie sich in verschiedene Äste auf. Einer dieser Äste entsteht vor der Vereinigung mit der Arteria basilaris. Er dient zur Versorgung von diversen Abschnitten des Kleinhirns (Cerebellum) sowie des Hirnstamms (Truncus cerebri bzw. Truncus encephali) und wird als Arteria cerebelli inferior posterior bezeichnet. Ihren Ursprung an den Wirbelarterien hat außerdem die Arteria spinalis anterior (vordere Rückenmarksarterie). Allerdings sind die Zuflüsse nicht sehr konstant, sodass individuell große Schwankungen stattfinden.
Weitere Äste der Arteria vertebralis bilden die Arteria spinalis posterior, die das Rückenmark versorgt, sowie die Rami meningeales, die für die Versorgung der Dura mater zuständig sind. Zu den Versorgungsgebieten der Wirbelarterie zählt auch das verlängerte Mark.
Krankheiten
Mediziner unterscheiden zwischen zwei unterschiedlichen Formen des Arteria-vertebralis-Syndroms. Dies sind das vaskuläre Arteria-vertebralis-Syndrom sowie das Arteria-vertebralis-Kompressionssyndrom. Bei der vaskulären Form kommt es zu einer Gefäßstenose (Verengung) aufgrund von Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Das Kompressionssyndrom geht mit einer Gefäßkompression einher. Mögliche Urheber sind Tumore, Metastasen von Krebserkrankungen, ein Bandscheibenvorfall oder degenerative Veränderungen in der Region der Halswirbelsäule.
Im Rahmen des Arteria-vertebralis-Syndroms zeigt sich ein Symptomkomplex, der auf einer verminderten Blutversorgung des basilären Abschnitts beruht. Das bedeutendste Symptom stellen Schwindelgefühle dar, die anfallsartig einsetzen. Leidet der Patient unter einem kompressionsbedingten Arteria-vertebralis-Syndrom, wird der Schwindel nicht selten durch rasche drehende Kopfbewegungen hervorgerufen. Weiterhin sind unklare neurologische Begleiterscheinungen möglich. Diese führen dazu, dass sich das Arteria-vertebralis-Syndrom nicht eindeutig diagnostizieren lässt. Bei diesen Beschwerden kann es sich um Kopfschmerzen im Hinterkopf, Nackenschmerzen, Tinnitus (Ohrengeräusche), Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Sensibilitätsstörungen sowie Störungen der Bewegungskoordination handeln. Mitunter besteht die Gefahr, dass die betroffene Person anfallsartig zu Boden stürzt.
Zur Diagnose des Arteria-vertebralis-Syndroms nimmt der Arzt eine körperliche Untersuchung vor, überprüft den neurologischen Status des Patienten und kontrolliert die Funktionen der Kopfgelenke. Um die Ursachen der Beschwerden feststellen zu können, führt der Mediziner bildgebende Verfahren wie eine Kernspintomographie (MRT) der Halswirbelsäule, eine Duplexsonographie oder eine digitale Subtraktionsangiographie durch.
Auf welche Weise die Therapie eines Arteria-vertebralis-Syndroms erfolgt, richtet sich nach der jeweiligen auslösenden Ursache. So wird bei einem vaskulären Arteria-vertebralis-Syndrom, bei dem eine ausgeprägte Verengung der Arteria vertebralis besteht, in der Regel eine Stent-Implantation vorgenommen. Im Falle eines Arteria-vertebralis-Kompressionssyndroms ist sowohl eine konservative als auch eine operative Behandlung möglich. Die konservative Therapie setzt sich aus einer Chirotherapie, physiotherapeutischen Übungen sowie dem Ausschalten der Schmerzen zusammen. Liegt ein Bandscheibenvorfall oder ein Tumor vor, muss eine Operation stattfinden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
- Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016