Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Oft kommt es bei Babys und Kindern vor, dass nach der Einnahme eines Medikaments ein Medikamentenausschlag am Körper auftritt. Das ist nicht unbedingt etwas Beunruhigendes. Es könnte sich um ein Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind handeln. Trotzdem sollte der Kinderarzt einen fachkundigen Blick darauf werfen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Arzneimittelexanthem?

Ein Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind fällt meist durch Rötungen und Schwellungen auf. Diese treten oftmals im Gesicht auf, können aber an jedem Körperteil vorkommen.
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Ein Arzneimittelexanthem gehört zu den Arzneimittelallergien. Das Immunsystems reagiert nach der Gabe eines Medikamentes auf einen oder mehrere Wirkstoffe eines Medikamentes. Beim Arzneimittelexanthem tritt ein roter entzündlicher, bläschen- oder quaddelartiger Hautausschlag auf manchen Körperstellen auf, kann auch auf den ganzen Körper ausgedehnt sein.

Neben einem Arzneimittelexanthem sind auch andere allergische Reaktionen möglich, z. B. Durchfall, Erbrechen, Schleimhautschwellungen in Mund und Rachen, manchmal auch Fieber, besonders bei Babies und kleinen Kindern.

Dabei muss die Reaktion nicht einmal auf den Wirkstoff selbst bezogen sein. Da ein Medikament viele Bestandteile enthält, wie Füllstoffe, Farb- und Geschmacksstoffe, Stabilisatoren, Konservierungsstoffe etc., kann das Arzneimittelexanthem sich auch eine Reaktion auf einen dieser Stoffe sein. Eine der bekanntesten Arzneimittelallergien ist die Penicillinallergie. Mehr Infos dazu unter: Penicillin.

Ursachen

Ein Arzneimittelexanthem tritt immer als allergische Reaktion des Immunsystems auf einen oder mehrere Bestandteile von Medikamenten auf. Der entzündliche Ausschlag kann kurz nach der Medikamentengabe auftreten, aber auch erst ein paar Tage später.

Bei örtlich angewendeten Medikamenten ist das Arzneimittelexanthem häufiger zu beobachten. Medikamente, die häufig ein Arzneimittelexanthem auslösen, sind u. a. Antibiotika, Antipilzmittel, Rheumamittel, Herz-Kreislauf-Mittel. Örtlich können u. a. lokale Betäubungsmittel ein Arzneimittelexanthem auslösen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind fällt meist durch Rötungen und Schwellungen auf. Diese treten oftmals im Gesicht auf, können aber an jedem Körperteil vorkommen. Die Rötungen und Schwellungen sind dabei von unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit. Ein Arzneimittelexanthem kann klein und punktartig auftreten, kann aber auch großflächige, erhabene Schwellungen verursachen.

Ein solches Exanthem muss nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen. Je nach befallener Körperstelle wird das Exanthem dann auch eher zufällig entdeckt. Viele Arzneimittelexanthem bei Babys und Kindern verursachen jedoch Juckreiz. Kratzen an den betroffenen Körperpartien verstärkt diese Beschwerden meist. Juckreiz ist lästig und kann vor allem Babys und Kinder so stark quälen, dass Medikamente nötig sind.

Neben dem Juckreiz kann das Arzneimittelexanthem aber auch solche Schwellungen auslösen, dass starkes Unwohlsein bis hin zur Atemnot auftritt. Entsprechend muss bei solchen Anzeichen und äußerlichen Symptomen eines Ausschlags zeitnah durch einen Arzt abgeklärt worden, ob es sich um ein nicht behandlungsbedürftiges Exanthem oder womöglich um eine schwere allergische Reaktion auf ein Arzneimittel handelt. Schwellungen können so stark ausgeprägt sein, dass starke Atemnot bishin zu Erstickungsanfällen auftreten, die sofort durch eine entsprechende Medikation durchbrochen werden müssen.

Diagnose & Verlauf

Wenn der Verdacht auf ein Arzneimittelexanthem bei Kindern besteht, wird der Arzt zunächst einmal das Medikament absetzen, um herauszufinden, ob das Arzneimittelexanthem durch dieses Arzneimittel ausgelöst wurde. Wenn der Ausschlag danach verschwindet, ist die Diagnose Arzneimittelexanthem sicher.

Schwierig wird es, wenn mehrere Medikamente verordnet und zeitgleich verabreicht werden, was bei Babies und Kindern eher nicht der Fall ist, so dass hier relativ schnell ein Arzneimittelexanthem diagnostiziert werden kann.

Ein Arzneimittelexanthem tritt besonders bei Babies und Kindern meist recht schnell nach der Verordnung eines Medikamentes auf. Wenn sich unmittelbar oder innerhalb weniger Tage nach der Einnahme oder lokalen Verabreichung ein entzündliches Arzneimittelexanthem an manchen Körperstellen oder am ganzen Körper bildet, liegt der Verdacht nahe, dass ein Arzneimittelexanthem vorliegt.

Nach der Absetzung des Medikamentes bildet sich das Arzneimittelexanthem in der Regel innerhalb weniger Tage zurück. Wenn es sich um eine schwerere Allergie handelt, kann es auch ein paar Wochen dauern, bis das Arzneimittelexanthem verschwindet.

Ist man sich als Mutter oder Vater nicht ganz sicher und kann der Kinderarzt keine klare Diagnose stellen, sollte man mit dem Kind einen Hautarzt aufsuchen und ihm alle Mittel oder Medikamente, die verabreicht werden, mitnehmen.

Ein Pricktest, wie er bei anderen Allergien eingesetzt wird, ist beim Arzneimittelexanthem nur bedingt sinnvoll, weil man mit diesem nicht alle Arzneimittelallergien erfassen kann, hauptsächlich nur Antibiotika, Antiphlogistika und Kortison. Für ein Baby und ein Kleinkind wäre es ohnehin eine quälende Prozedur, die man vermeiden würde.

Komplikationen

In der Regel stellt ein Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind keine besonders beunruhigende Beschwerde dar und muss auch nicht in jedem Fall behandelt werden. Allerdings sollten die Eltern die Symptome immer von einem Arzt untersuchen lassen, um mögliche Folgeschäden vorzubeugen. Das Kind leidet dabei an starken Rötungen der Haut und an einem Ausschlag.

Dieser kann ebenfalls Jucken. Die Eltern sollten das Kratzen auf jeden Fall verbieten. Nicht selten kommt es durch das Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind auch zu Durchfall und Erbrechen und zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Auch Rachen und Mund können angeschwollen sein, was die Nahrungsaufnahme erschweren kann.

Meistens treten nach dem Absetzen der Medikamente keine weiteren Beschwerden oder Komplikationen auf. Die Symptome verschwinden dann nach einigen Tagen von alleine. Allerdings sollte immer Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden, bevor Medikamente abgesetzt oder gegen andere getauscht werden.

Sollte der Hautausschlag jucken und das Kind sehr stören, können Antihistaminika verabreicht werden, die die Symptome lindern. Dabei treten ebenfalls keine weiteren Beschwerden auf. Die Entwicklung des Kindes wird durch die Krankheit nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Arzneimittelexantheme bei Baby und Kind sind keine seltenen Reaktionen auf ein bestimmtes Arzneimittel. Insbesondere bei der Einnahme von Antibiotika werden sie beschrieben. Sofern das Exanthem lokal eher begrenzt und schmerzlos und das Kind ansonsten beschwerdefrei ist, ist ein Exanthem nicht zwangsläufig ein Grund für einen Arztbesuch.

Anders verhält es sich bei einem sehr stark ausgeprägten Exanthem. Dies sollte kinderärztlich abgeklärt werden. Ein großflächig ausgeprägtes, vermeintliches Exanthem kann auch Symptom einer anderen Krankheit sein, beispielsweise Masern, Röteln oder Windpocken.

Da diese Krankheiten ohne Behandlung schwerwiegend verlaufen können und auch Fragen der Ansteckungsgefahr abgeklärt werden müssen, ist kinderärztlicher Rat sinnvoll. Ein starkes Exanthem, was sehr plötzlich eintritt, kann auch den Beginn einer schweren allergischen Reaktion markieren. Man spricht hier auch von der so genannten Anaphylaxie. Diese kann mit Hautausschlag beginnen und sich auf den gesamten Organismus ausbreiten bis hin zum Kreislaufversagen.

Solche allergischen Reaktionen können auch bei Arzneimitteln auftreten. Ein schweres Exanthem gepaart mit Symptomen wie Juckreiz, Hautrötungen oder auffälliger Blässe, Husten, Anzeichen von Luftnot, kann deswegen ein medizinischer Notfall sein. Hier sollte umgehend ein Arzt konsultiert oder bei sehr schweren Formen auch ein Krankenwagen gerufen werden.

Behandlung & Therapie

Die Maßnahme der Wahl bei einem Arzneimittelexanthem ist immer das Absetzen des allergieauslösenden Medikamentes, wenn es als Auslöser eingrenzbar ist. Nach dem Absetzen des Medikamentes bildet sich das Arzneimittelexanthem meistens recht schnell zurück.

Wenn gleichzeitig mehrere Medikamente gegeben werden und das allergieauslösende Medikament nicht ermittelt werden kann, hat der Kinderarzt oder Hautarzt die Möglichkeit, das Arzneimittelexanthem mit Glukokortikoiden oder - wenn der Hautausschlag einen quälenden Juckreiz verursacht - mit Antihistaminika zu behandeln. Nur bei sehr schweren allergischen Reaktionen ist eine intensivmedizinische Beobachtung und Behandlung angezeigt.

Aussicht & Prognose

Das Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind hat eine gute Prognose. Die Beschwerden gelten nicht als eigenständige Erkrankungen sondern stellen einen Reaktion des Organismus auf eingenommene Medikamente dar. Sobald die Arznei abgesetzt wird, bilden sich die Hautveränderungen bei dem Baby und Kind wieder zurück. Innerhalb weniger Tage sind Beschwerden vollständig abgeheilt. Das Kind gilt dann als beschwerdefrei und geheilt.

Unterstützend können die betroffenen Hautstellen mit Salben oder Cremes versorgt werden. Diese helfen dem Organismus, damit eine Regeneration des Hautbildes möglichst schnell erfolgen kann und keine Narben entstehen.

Treten Komplikationen auf, verlängert sich der Heilungsweg. Sie ändern jedoch im Normalfall nichts an der sehr guten Prognose des Arzneimittelexanthems. Die Hautveränderungen können zu einem Juckreiz führen und sobald dem nachgegeben wird, drohen offene Wunden. Ist die Wundversorgung nicht steril, können über die offenen Körperstellen Keime und Krankheitserreger in den Organismus gelangen. Es besteht die Möglichkeit, dass sich weitere Erkrankungen einstellen, die behandelt werden müssen.

Obwohl die Prognose des Arzneimittelexanthems bei Baby und Kind ausgesprochen positiv ist, kann es bei der Gabe eines anderen Medikamentes ebenfalls zu einer Reaktion des Körpers kommen. Eine Wiederkehr des Arzneimittelexanthems kann daher nicht ausgeschlossen werden. Die Prognose bei einer erneuten Symptomatik ist ebenfalls sehr gut.


Vorbeugung

Einem Arzneimittelexanthem kann man nicht vorbeugen, da jeder Mensch grundsätzlich auf jeden möglichen Inhaltsstoff eines Arzneimittels reagieren könnte. Wenn in der Familie gehäuft ein Arzneimittelexanthem auftritt, z. B. auf Penicillin, aufgetreten sind, ist es ratsam, den Kinderarzt darüber zu informieren. Wenn eine Arzneimittelallergie nachgewiesen ist, wird sie in die Krankenakte und in einen Allergiepass eingetragen.

Nachsorge

Ein Arzneimittelexanthem beim Baby oder Kind sollte sicherheitshalber immer dem Arzt vorgeführt werden, der das auslösende Medikament verordnet hat. An sich sind durch ein Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind keine Folgen zu erwarten. Das auslösende Präparat sollte jedoch gegebenenfalls ausgewechselt werden. Es handelt sich um eine allergische Reaktion auf einen der Wirkstoffe oder der enthaltenen Hilfsstoffe.

Bei solchen Reaktionen können sich neben dem Exanthem auch andere allergische Erscheinungen einstellen. Diese können teilweise sehr bedrohlich wirken. Daher muss in der Nachsorge des akuten Vorfalls herausgefunden werden, was der Auslöser für das Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind war. Diese Substanz sollte in der Folge gemieden werden.

Schwierig ist in den meisten Fällen aber, überhaupt zu ermitteln, welcher Inhaltsstoff diese Folgen verursacht hat. Kleinkinder sollten nicht unbedingt einem Pricktest unterzogen werden. Juckreiz, Rötungen und Schwellungen können potenziell durch jeden der Inhaltsstoffe in einem Medikament auftreten. Ein Arzneimittelexanthem bei Baby und Kind bedarf daher der längerfristigen Beobachtung des Kindes.

Die Eltern sind angehalten, weitere ungewöhnliche Reaktionen auf bestimmte Substanzen zu beobachten, um den Kreis der potenziellen Verursacher zu verkleinern. Je nachdem, wie ausgeprägt und gravierend das erste Arzneimittelexanthem bei dem Baby beziehungsweise Kind ausgefallen ist, wird der behandelnde Arzt möglicherweise weitere Maßnahmen vorschlagen.

Das können Sie selbst tun

Einem Arzneimittelexanthem bei Babys und Kindern liegt ursächlich zwar eine Medikamentenallergie zugrunde, trotzdem ist dieser Ausschlag meist harmloser Natur. Ist das Exanthem lokal begrenzt und das Kind beschwerdefrei, kann das Präparat unter strenger Beobachtung der entsprechenden Hautpartie weiterhin gegeben werden.

Breitet sich ein Arzneimittelexanthem jedoch rasch aus und juckt zudem stark, ist dies immer ein Indiz für eine ernst zu nehmende allergische Reaktion. In diesem Fall wird das Medikament umgehend abgesetzt und die betroffenen Hautstellen mit kühlenden Kochsalzumschlägen oder juckreizstillenden Lotionen bedeckt. Innerhalb der nächsten ein bis zwei Stunden muss der behandelnde Arzt zurate gezogen werden. Ist dieser nicht erreichbar, ist die Notaufnahme der nächstgelegenen Klinik die richtige Adresse.

Setzt der Ausschlag nur kurze Zeit nach Einnahme eines Medikaments ein und ist von Fieber, Durchfall und Erbrechen oder gar Schleimhautschwellungen in Mund und Rachen begleitet, besteht möglicherweise akute Lebensgefahr. Nur der herbeigerufene Notarzt kann über die weitere Therapie entscheiden. Diese reicht von einer Behandlung mit Antihistaminika und Kortison bis zur intensivmedizinischen Pflege.

Eltern orientieren sich am besten an folgendem Leitfaden: Je jünger das Kind und je unmittelbarer das Arzneimittelexanthem mit einer Medikamentengabe in Zusammenhang steht, desto rascher ist ärztliche Soforthilfe angezeigt.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Cohen, B.A.: Pädiatrische Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2007
  • Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

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