Tränenfluss

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Tränenfluss eines Menschen ist ein natürlicher und wichtiger Vorgang. Die gesunde Funktion der Tränenbildung ist nicht nur für die physische, sondern auch für die psychische Gesundheit von erheblicher Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Tränenfluss?

Unter Tränenfluss wird allgemein die Bildung eines spiegelglatten Tränenfilms verstanden, der sich schützend über die Hornhaut des Auges zieht.

Unter Tränenfluss wird allgemein die Bildung eines spiegelglatten Tränenfilms verstanden, der sich schützend über die Hornhaut des Auges zieht. Die Tränenflüssigkeit wird kontinuierlich von den Tränendrüsen sowie den Krausschen und Wolfringschen Drüsen gebildet, die als akzessorische Drüsen bezeichnet werden.

Das Sekret beinhaltet Enzyme, Ionen, Lipide, Ketonkörper, Serumproteine und weitere Bestandteile, die durch Lidbewegungen über den Augapfel verteilt werden. Der Abtransport erfolgt durch das Fließen durch die Tränen-Nasen-Gänge in die Nasenhöhle. Ein weitaus geringerer Teil des Sekrets verdunstet.

Mit Tränenfluss wird meist das Weinen assoziiert, bei dem reflexartig eine größere Menge des Tränensekrets aus dem Lakrimalapparat abgesondert wird. Das Weinen wird entweder durch physiologische Reize als Schutzmaßnahme ausgelöst oder erfolgt als Reaktion auf einen starken emotionalen Reiz.

Das normale Ausmaß der Tränenproduktion kann durch den sogenannten Schirmer-Test geprüft werden. Ein Streifen eines speziellen Papiers wird für fünf Minuten in die untere Lidfalte geklemmt, wo er die Flüssigkeit aufsaugt. Es kann so festgestellt werden, ob der Wert im Normalbereich liegt.

Funktion & Aufgabe

Der Film aus Tränenflüssigkeit gewährleistet eine scharfe Projektion von Lichtstrahlen auf die Netzhaut der Augen und ist somit ein wichtiger Faktor für die Sehschärfe. Eine Austrocknung der Hornhaut wird vermieden, indem das Sekret permanent auf der Hornhaut verteilt wird. Diese Verteilung erfolgt durch den Lidschlag, der umgangssprachlich als Zwinkern oder Blinzeln bezeichnet wird.

Ein Mensch zwinkert durchschnittlich 10 bis 15 Mal pro Minute, wobei sich seine Augenlider meist unbemerkt und unwillkürlich in sehr schnellem Tempo reflexartig schließen und wieder öffnen. Die Tränenflüssigkeit verhindert dabei, dass die Lider an den Augäpfeln reiben. Wenn die Drüsen vermehrt Tränensekret produzieren, die über den Lidrand gespült werden, dient das dem Schutz des Körpers. Fremdörper und stark reizende Stoffe, wie beispielsweise die ätherischen Öle einer Zwiebel oder ein Staubkorn, werden aus dem Auge hinausgespült.

Das Signal zur vermehrten Bildung der benötigten Tränenflüssigkeit wird von den Sinneszellen auf den Augenbindehäuten über biochemische Botenstoffe an den Parasympathikus gemeldet. Dieser Teil des Gehirns veranlasst daraufhin die Drüsen zur massiven Bildung von Sekret, das mit dem enthaltenen Lysozym das Auge desinfiziert. Der äußerst komplexe Vorgang des Reflexweinens dient dem Erhalt der Sehkraft.

Das Weinen als emotionale Ausdrucksform bringt Tränen hervor, die verstärkt mit Hormonen wie Prolaktin und Endorphinen sowie Eiweißen, Kalium und Mangan angereichert sind. Zahlreiche Studien befassen sich mit der Frage, ob dies als Anzeichen eines Entgiftungsversuchs des Körpers zu werten sei. Einigkeit über diese These besteht bislang nicht.

Fakt ist jedoch, dass das emotionale Weinen zumeist als psychisch entlastend empfunden wird. Außerdem dient es der sozialen Interaktion und Kommunikation. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang besonders die Fähigkeit eines Säuglings, durch Weinen die Zuwendung seiner Bezugsperson zu erreichen. Inwieweit die Fähigkeit des Weinens bis in das Erwachsenenalter erhalten bleibt, hängt maßgeblich von der Erziehung ab, da die erlernten Erfahrungen in den Zellen des Kleinhirns abgespeichert werden.


Krankheiten & Beschwerden

Ist der Tränenfluss gestört, führt das unweigerlich zu körperlichen und emotionalen Beeinträchtigungen des Wohlbefindens. Trockene Augen führen zu einer Reizung des Auges durch die Reibung beim Lidschlag. Ein unaufhörliches Fremdkörpergefühl kann die Folge sein, was wiederum ein vermehrtes Blinzeln auslösen kann. Die Schutzfunktion ist vermindert und das Auge infektionsanfällig, da die keimabtötende Wirkung der Tränenflüssigkeit fehlt. Sogar die Sehfähigkeit kann beeinträchtigt sein, wenn die Drüsen nicht genug Sekret bilden.

Sind die Augen zu trocken, weil die permanente Tränenproduktion nicht funktioniert, setzt häufig das reflektorische Weinen ein, denn die Bindehaut nimmt den Reizzustand des Auges wahr und leitet den Prozess der massiven Tränenbildung ein.

Trockene Augen und übermäßig tränende Augen schließen sich einander demzufolge nicht aus. Es sollte zunächst immer nach der Ursache für tränende Augen gesucht werden. Sollte ein Augenarzt eine Grunderkrankung oder ursächliche Verletzung feststellen, gehört diese in fachkundige Behandlung.

Zu verbreiteten Auslösern für trockene oder vermehrt tränende Augen gehören Allergien, die Einnahme bestimmter Medikamente, Bindehautentzündungen, Reizstoffe wie Zigarettenrauch oder auch das übermäßige Arbeiten am Bildschirm. Seltener finden sich Erkrankungen wie Gicht, Asthma, Diabetes oder Schilddrüsenkrankheiten als Ursache.

In Betracht kommen auch anatomische Besonderheiten. So können in seltenen Fällen die ableitenden Tränenwege verengt sein und müssen operativ geöffnet werden. Die Tränendrüsen können sich sogar durch eine Infektion oder Systemerkrankungen entzünden oder Tumore bilden.

Entzündungen können außerdem in jenen Tränensäcken entstehen, die sich am inneren Augenwinkel befinden und in die Tränennasengänge münden. Viele Menschen, die sich einer Lidkorrektur unterzogen haben, leiden später an trockenen Augen. Die Tränenkanäle mit den sogenannten Tränenpünktchen sind äußerst empfindlich und sollten möglichst nicht manipuliert werden.

Das Aufsuchen eines Facharztes für Augenmedizin ist immer ratsam, wenn Beschwerden am Auge auftreten. Der Spezialist stellt die Diagnose und leitet die notwendige Therapie ein.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Sachsenweger, M.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2003

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