Baastrup-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Baastrup-Syndrom handelt es sich um ein chronisches Rückenleiden der unteren Lendenwirbelsäule, das häufig im Zusammenhang mit Schwerarbeit steht sowie auch im höheren Alter auftreten kann. Dabei kommt es zu Beschwerden wie starken Schmerzen des unteren Rückens, Bewegungseinschränkungen und Fehlhaltungen, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken können. Die Behandlung des Baastrup-Syndroms erfolgt zunächst konservativ mit Medikamenten, Bewegungs- und Wärmetherapie. Erst nach Ausschöpfen von allen konservativen Methoden, kann eine operative Intervention erwogen werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Baastrup-Syndrom?

Das Baastrup-Syndrom zählt zu den chronischen Schmerzsyndromen der Lendenwirbelsäule (LWS), dessen Ursache meist sich berührende Dornfortsätze (Processi spinosi) sind. Durch den unphysiologischen Kontakt der Knochenfortsätze, entstehen mäßige bis starke Schmerzen, die bewegungsabhängig auftreten können und sich durch Ruhe nur wenig bessern.

Eine Assoziation zu degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule, wie beispielsweise eine Höhenminderung der Wirbel im Alter, kann häufig festgestellt werden. Zudem sind Menschen, die beruflich schwer heben müssen, häufiger betroffen, da auch hier eine stärkere Belastung der Wirbelsäule zu verzeichnen ist.

Ursachen

Es gibt verschiedene Ursachen, die zur Ausbildung eines Baastrup-Syndroms führen können. Die häufigste Ursache sind zu groß ausgebildete Dornfortsätze. Dabei handelt es sich um unpaare Knochenvorsprünge, die dem Wirbelbogen eines Wirbels entspringen und zum Rücken zeigen. Jeder Wirbelbogen besitzt folglich nur einen Dornfortsatz.

In Ihrer Gesamtheit sind alle Processi spinosi ein wichtiges Halteelement der tiefen Rückenmuskulatur sowie von Faszien, Bändern und Sehnen. Sie tragen zur Stabilität der gesamten Wirbelsäule und zum aufrechten Gang bei. Auch eine Hyperlordose der Lendenwirbelsäule kann die Entstehung eines Baastrup-Syndroms begünstigen.

Bei der Hyperlordose handelt es sich um eine zu starke konvexe Krümmung der Wirbelsäule nach vorn, die zu einer Annäherung der benachbarten Processi spinosi führt und langfristig in einer Fehlhaltung des ganzen Körpers resultieren kann.

Im Alter sind degenerative Veränderung der Bandscheiben verantwortlich für eine Höhenminderung der Wirbel zueinander. Auch dies steht in Verbindung mit der Entstehung eines Baastrup-Syndroms. In den meisten Fällen sind Schwerarbeiter und alte Menschen von der Erkrankung betroffen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Beschwerden des Baastrup-Syndroms sind besonders zu Beginn relativ unspezifisch und nur schwer von anderen LWS-Problematiken abzugrenzen. Betroffene klagen gehäuft über zunehmend starke Schmerzen im unteren Lendenwirbelsäulenbereich, die sich durch Ruhe nur wenig bessern. Eine Schmerzverschlimmerung findet vor allem bei Bildung eines Hohlkreuzes sowie beim Strecken statt.

Die kann dazu führen, dass alltägliche Bewegungsabläufe stark eingeschränkt sein können. Betroffene nehmen aus diesem Grunde häufig eine Schonhaltung ein, die die Symptomatik auf Dauer eher verschlechtern kann. Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich eine Druck- und Klopfschmerzhaftigkeit der unteren Lendenwirbelsäule. Zudem kann der Schmerz durch Rütteln an der Hüfte verstärkt werden.

Diagnose & Verlauf

Das Baastrup-Syndrom kann viele schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. In den meisten Fällen klagen die Patienten über starke Schmerzen im Rücken.
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Erste Hinweise auf das Bestehen eines Baastrup-Syndroms können bereits nach einem Arztgespräch sowie einer ausführlichen körperlichen Untersuchung vorliegen. Viele Patienten äußern Schmerzen in bestimmten Situationen wie beispielsweise beim Radfahren (Rüttelschmerz) oder beim morgendlichen Strecken. In der Regel bestätigt eine Bildgebung die Diagnose.

Dabei werden entweder ein Röntgen oder ein CT angefertigt, da diese bildgebenden Verfahren die beste Darstellung der knöchernen Strukturen der Wirbelsäule ermöglichen. Die gegenseitige Berührung der übereinander befindlichen Dornfortsätze ("kissing spines") kann besonders im CT direkt sichtbar gemacht werden. Häufig finden sich am angrenzenden Knochen der Wirbelbögen knöcherne Anbauten (Osteophyten).

Die tiefe Rückenmuskulatur kann in den betroffenen Regionen Verkalkungen aufweisen.

Hin und wieder wird zu diagnostischen Zwecken auch eine Lokalanästhesie durchgeführt. Dabei wird mit einer Spritze ein Betäubungsmittel in die betroffene Region injiziert. Eine Schmerzbesserung spricht dabei stark für das Vorliegen eines Baastrup-Syndroms.

Komplikationen

Das Baastrup-Syndrom kann viele schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. In den meisten Fällen klagen die Patienten über starke Schmerzen im Rücken. Dadurch ist die Bewegung des Patienten nur noch eingeschränkt möglich. Oft sind die Betroffenen auf Gehhilfen angewiesen, um ihre Mobilität nicht vollständig zu verlieren. Die Lebensqualität wird durch das Baastrup-Syndrom stark eingeschränkt.

In vielen Fällen nehmen Patienten beim Auftritt der Schmerzen eine Schonhaltung ein. Diese lindert zwar kurzzeitig die Symptome und Schmerzen, ist allerdings auf eine lange Sicht sehr ungesund und führt in der Regel zur Verschlimmerung des Baastrup-Syndroms. Die Schmerzen durch das Baastrup-Syndrom müssen allerdings nicht dauerhaft auftreten.

Bei einigen Betroffenen treten sie nur bei bestimmten Situationen oder bei der Verrichtung schwerer körperlicher Arbeit auf. Auch die Hüfte ist von diesen Schmerzen betroffen. In schwerwiegenden Fällen ist ein operativer Eingriff möglich. Allerdings sind Operationen an der Wirbelsäule sehr risikoreich und führen nicht selten zu Komplikationen und Folgeschäden.

Weiterhin sind therapeutische Behandlungen möglich, die die Ursache des Schmerzes allerdings nicht komplett bekämpfen können. Sie können den Schmerz jedoch eingrenzen, sodass ein gewöhnlicher Alltag möglich ist. Weitere Komplikationen und Verschlechterungen können dann auftreten, wenn der Patient trotz des Baastrup-Syndrom schwere körperliche Arbeit verrichtet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da das Baastrup-Syndrom mit relativ starken Einschränkungen im Alltag und im Leben des Betroffenen verbunden ist, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, wenn es zu Schmerzen im Rücken und zu Bewegungseinschränkungen beim Patienten kommt. Vor allem bei einer Fehlhaltung oder Schonhaltung sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden, der diese Haltung korrigiert, um weitere Schäden am Körper zu vermeiden.

Vor allem im Bereich der Wirbelsäule treten dauerhaft Beschwerden auf, die auch zu einem Hohlkreuz führen können. In der Regel sind auch starken Schmerzen bei leichten Anstrengungen oder bei der Ausübung von Druck auf den Rücken ein Zeichen des Baastrup-Syndroms, die auf jeden Fall untersucht werden müssen. Auch bei Beschwerden oder Schmerzen auf der Hüfte ist eine Behandlung durch einen Arzt notwendig.

In den meisten Fällen kann dabei ein Hausarzt aufgesucht werden. Das Baastrup-Syndrom kann relativ einfach diagnostiziert werden. Die eigentliche Behandlung erfolgt dann durch Massagen oder durch Physiotherapien, die die Beschwerden deutlich lindern und verringern können.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung des Baastrup-Syndroms erfolgt vorwiegend konservativ. Wichtig ist eine Kräftigung der tiefen Rückenmuskulatur im Lendenwirbelsäulenbereich durch Physiotherapie. Dabei soll eine Abstandserweiterung der einzelnen Processi spinosi zueinander erreicht werden, was zu einer Schmerzentlastung führt.

Das gleiche Ziel verfolgt die Behandlung mittels Rumpforthesen, die außerdem zu einer besseren Körperhaltung beitragen. Wärme- und Schmerztherapie werden unterstützend angewendet, um Schonhaltungen zu vermeiden und Physiotherapien erfolgreich umsetzen zu können. Eine medikamentöse Schmerztherapie trägt zudem zu einer gesteigerten Lebensqualität bei und kann die Arbeitsfähigkeit erhalten, was ein prognostisch günstiger Faktor ist.

Nur in seltenen Fällen reicht die konservative Therapie zur Behandlung nicht aus. Dann können operative Behandlungsverfahren erwogen werden. Hierbei wird unter Vollnarkose ein Dornfortsatz entfernt, um die Berührung untereinander und damit die Ursache des Schmerzes zu beseitigen. Es sei darauf hingewiesen, dass Operationen im Bereich der Wirbelsäule immer mit einem besonderen Risiko einhergehen.

Aussicht & Prognose

Das Baastrup-Syndrom hat unter der Voraussetzung der aktiven Mitarbeit des Patienten eine gute Prognose und Heilungsaussicht. In einigen Fällen kann der Betroffene ohne die Inanspruchnahme einer ärztlichen Behandlung und medizinischen Versorgung eine Linderung und Heilung der Erkrankung erreichen.

Notwendig für den Heilungsprozess ist der Aufbau der Muskulatur am Rücken. Dieser kann eigenverantwortlich mit sehr guten Aussichten auf Erfolg geschehen. Menschen, die Unsicherheiten bei einem guten und gesunden Muskelaufbau verspüren, erhalten bei einem Arzt die notwendige Hilfe und Unterstützung. In einem gezielten Behandlungsplan verweist er den Patienten an einen Krankengymnasten und kontrolliert parallel dazu die erreichten Ergebnisse.

Die Zusammenarbeit aller Parteien führt meist nach einigen Monaten zur Linderung der Beschwerden und anschließend zu einer Schmerzfreiheit bei dem Patienten. Die erlernten Übungen sollten auch außerhalb der Therapie durchgeführt werden. Dies unterstützt den Heilungsprozess in einem erheblichen Maß. Zusätzlich kann der Patient verschiedenen sportlichen Aktivitäten nachgehen, die den Aufbau seiner Muskulatur optimal fördern.

Bewegungsabläufe sollten darüber hinaus kontrolliert und optimiert werden. Insbesondere bei alltäglichen beruflichen Beanspruchungen des Körpers ist es zudem notwendig, eine Umstrukturierung zu erzielen.

Die Heilungssichten schmälern sich, sobald der Patient unter weitere Erkrankungen des Skelettsystems leidet. Sind bereits Bewegungseinschränkungen vorhanden, ist dadurch der Muskelaufbau erschwert.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung der Entstehung eines Baastrup-Syndroms kann einiges getan werden. Am wichtigsten ist wohl die konsequente Kräftigung der Rückenmuskulatur durch Ausdauersport wie Laufen oder Schwimmen. Durch Krafttraining kann gezielt die tiefe Rückenmuskulatur, die als Abstandshalter zwischen den einzelnen Wirbeln dienen soll, trainiert werden.

Weiterhin ist es wichtig, den Arbeitsplatz rückenfreundlich zu gestalten. Hierbei ist ein Wechsel aus sitzenden, stehenden und gehenden Tätigkeiten sinnvoll. Tätigkeiten im Büro sollten abwechselnd am Schreibtisch und am Stehpult vorgenommen werden. Das Heben zu schwerer Lasten sollte unterlassen werden.

Wenn mäßig schwer gehoben wird, ist es wichtig, nicht in der Hüfte gebeugt, sondern aus den Knien aufzustehen und den Rücken zu jedem Zeitpunkt gerade zu lassen. Für Menschen mit einem bestehenden Rückenleiden können gezielte Physiotherapie sowie Rückenschule sinnvoll sein.

Nachsorge

Nach einer Heilung können die typischen Beschwerden immer wieder auftreten. Der Patient ist verpflichtet, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Diese zielen auf die Stärkung der Rückenmuskulatur. Der regelmäßige Besuch eines Fitnessstudios sei angeraten. Aus hinreichendem Grund kann ein Arzt eine Physiotherapie anordnen.

Der Patient erlernt dort Übungen, die er in seiner Freizeit anwenden kann. Auch am Arbeitsplatz ergeben sich Optimierungsmöglichkeiten. Das Heben schwerer Lasten sollte stets in korrekter Haltung erfolgen. Wer lange am Schreibtisch sitzt, sollte auf einen ergonomischen Bürostuhl Wert legen.

Den wichtigsten Hinweis auf ein Baastrup-Syndrom liefern Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Bildgebende Verfahren wie ein Röntgenbild und eine Computertomographie geben Rückschluss über die Rückenstruktur. Ein Arzt ordnet diese Untersuchungen bei akuten Beschwerden an oder dokumentiert dadurch den Fortgang der Erkrankung.

Das Baastrup-Syndrom kann über einen langen Zeitraum vorliegen. Dieses trifft dann zu, wenn konservativen Behandlungsmethoden auch bei einem schweren Leiden zunächst der Vorzug eingeräumt wird. Angesichts der Fülle an Möglichkeiten gilt es, die richtige Mischung an Therapien zu finden. Nicht immer lassen sich Schmerzen ausschließen. Der Patient kann auf seinen Wunsch hin Medikamente erhalten, um einen erträglichen Alltag zu erfahren.

Das können Sie selbst tun

Den wichtigsten Beitrag zur Selbsthilfe, den Betroffene leisten können, ist die Stärkung der unteren Rückenmuskulatur im Lendenwirbelsäulenbereich. So kann eine Abstandserweiterung zwischen den Dornfortsätzen (Knochenfortsätzen am Wirbel) erreicht werden, was zu einem Rückgange der Schmerzen führt.

In einem sehr frühen Stadium und zur Vorbeugung reicht es meist bereits aus, wenn Betroffene regelmäßig Ausdauersport treiben. Besonders geeignet sind Sportarten wie Laufen, Walking oder Schwimmen. Zusätzlich kann die Muskulatur durch gezieltes Krafttraining gestärkt werden. In jedem guten Fitnessstudio gibt es hierzu spezielle Geräte und professionell ausgebildetes Personal, das den Betroffenen einen geeigneten Trainingsplan zusammenstellt.

In schwereren Fällen, insbesondere wenn es bereits zu einer Einschränkung der Bewegungsabläufe gekommen ist, sollte unbedingt eine physiotherapeutische Therapie begonnen werden. Diese zielt nicht nur auf die Kräftigung der relevanten Muskelgruppen, sondern auch auf die Korrektur von Fehlstellungen, womit einer weiteren Degeneration entgegengewirkt wird.

Für Schwerarbeiter ist wichtig, bei der Verrichtung ihrer Arbeit auf eine korrekte Körperhaltung zu achten. So sollte nie gebeugt aus der Hüfte, sondern aus den Knien heraus gehoben werden. Sofern der Arbeitgeber keine entsprechenden Schulungen anbietet, können sich Betroffenen von einem Physiotherapeuten schulen lassen oder Informationen bei ihrer Krankenkasse anfordern. Wer im Sitzen arbeitet und vom Baastrup-Syndrom betroffen ist, sollte auf einen ergonomisch ausgerichteten Arbeitsplatz achten und nach Möglichkeit abwechselnd sitzen oder stehen.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006

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