Bazilläre Angiomatose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Bazillären Angiomatose handelt es sich um eine Erkrankung der Gefäße. Die Bazilläre Angiomatose ist pseudoneoplastisch und stellt eine infektiöse Krankheit dar. Der für die Bazilläre Angiomatose verantwortliche Erreger ist die Bakterienart Bartonella henselae. Dabei handelt es sich um einen bakteriellen Keim, der die sogenannte Katzenkratzkrankheit verursacht. Etwas seltener führt eine Infektion mit Bartonella quintana zur Bazillären Angiomatose.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bazillären Angiomatose?

Die Beschwerden der Bazillären Angiomatose zeigen sich insbesondere auf der Haut.
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Meist betrifft die Bazilläre Angiomatose Menschen, die an einer ausgeprägten Schwäche des körpereigenen Abwehrsystems leiden. Dazu gehören zum Beispiel Personen mit einer HIV-Infektion, weshalb die Bazilläre Angiomatose besonders häufig bei dieser Patientengruppe auftaucht. Grundsätzlich stellt die Bazilläre Angiomatose eine Krankheit der Haut dar, die relativ selten vorkommt.

Am häufigsten tritt die Bazilläre Angiomatose dabei bei HIV-Kranken auf, seltener auch bei Patienten mit anderweitigen Schwächen des Immunsystems. Bei diesen Menschen sind meist zwei Bakterienarten für die Entstehung der Bazillären Angiomatose verantwortlich, nämlich entweder Bartonella henselae oder Bartonella quintana. Dabei handelt es sich um die bakteriellen Erreger der Katzenkratzkrankheit.

Die Bazilläre Angiomatose äußert sich in charakteristischen Veränderungen auf der Haut, die in der Folge einer Angiogenese entstehen. So bilden sich bei der Bazillären Angiomatose Knoten und Papeln auf der Haut, die eine rotbraune Farbe aufweisen. Möglich sind dabei auch Ulzera sowie Schäden an den Knochen, die über größere Flächen hinweg auftreten.

Die Hautveränderungen gehen bei der Bazillären Angiomatose teilweise mit Schüttelfrost, erhöhter Körpertemperatur sowie weiteren Allgemeinsymptomen einher. Zudem ist es möglich, dass durch die Bazilläre Angiomatose Organe von den Beschwerden betroffen sind. Auch eine Osteolyse tritt durch die Bazilläre Angiomatose gehäuft auf.

Außerdem entwickeln sich oftmals eine Peliosis hepatis der Leber sowie eine sogenannte Hepatosplenomegalie. Darüber hinaus leiden die von der Bazillären Angiomatose betroffenen Patienten mitunter an einer aseptischen Meningitis, einer Neuroretinitis sowie proliferativen Läsionen im Bereich des zentralen Nervensystems. Die Bazilläre Angiomatose kommt im überwiegenden Teil der Fälle bei HIV-Patienten vor. Auch andere Personen mit einem geschwächten Immunsystem weisen ein besonderes Erkrankungsrisiko auf.

Ursachen

Die Ursache der Bazillären Angiomatose findet sich in einer Infektion mit bestimmten bakteriellen Krankheitserregern. So rufen vor allem die Bakterien Bartonella quintana und Bartonella henselae die Bartonella quintana hervor. Dabei handelt es sich zugleich um jene beiden Keime, die die Katzenkratzkrankheit auslösen.

Allerdings weist nur circa ein Drittel aller Patienten mit Bazillärer Angiomatose entsprechende Kontakte mit Katzen auf. Weitere begünstigende Faktoren für die Entstehung einer Bazillären Angiomatose finden sich in einer HIV-, EBV- oder CMV-Erkrankung. Die erkrankten Zellen führen zu einem Anstieg von Wachstumsfaktoren, sodass sich eine Proliferation der Endothelzellen entwickelt.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Beschwerden der Bazillären Angiomatose zeigen sich insbesondere auf der Haut. In der Folge einer erhöhten Proliferation der Kapillaren entstehen Knötchen und Papeln, die über den ganzen Körper verteilt sind und kaum gehäuft an bestimmten Körperstellen auftreten. Die Papeln sind rötlich bis braun gefärbt und kommen entweder vereinzelt oder in Gruppen vor.

Die Farbe der Knötchen richtet sich insbesondere danach, wie tief die Läsionen in die Hautschichten hineinreichen. Die Konsistenz der Papeln ist elastisch, wobei sich ab einer gewissen Ausdehnung mitunter Ulzerationen entwickeln. Die Hautbeschwerden der Bazillären Angiomatose führen oft zu einer Verwechslung mit dem Kaposi-Sarkom, welches ebenfalls gehäuft bei HIV-Patienten auftritt.

In manchen Fällen verursacht die Bazilläre Angiomatose auch Beschwerden an der Muskulatur, der Milz, Leber, den Lymphknoten sowie am Auge. Bei etwa 25 Prozent der Patienten mit Bazillärer Angiomatose sind die Knochen von der Krankheit betroffen, wobei schmerzende Osteolytise-Herde vorliegen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose der Bazillären Angiomatose ist von einem Facharzt zu stellen, beispielsweise einem Dermatologen. Bei der Anamnese ist die Ergründung möglicher chronischer Grunderkrankungen und Immunschwächen besonders wichtig. So weist eine HIV-Erkrankung bereits auf die Bazilläre Angiomatose hin.

Auch die klinische Untersuchung beginnt zunächst mit einer Überprüfung des Immunzustandes der an der Bazillären Angiomatose erkrankten Patienten. Die für die Bazilläre Angiomatose verantwortlichen Krankheitserreger weist der Arzt mittels molekulargenetischer Techniken nach, wobei entweder erkranktes Gewebe der Haut oder das Blut des Patienten als Grundlage fungieren.

Die Untersuchung der Bazillären Angiomatose erfordert eine umfangreiche Differentialdiagnose. Dabei schließt der Arzt das Kaposi-Sarkom, eine Granuloma teleangiectaticum, Dermatofibrome sowie Hämangiome aus. Auch von ulzerierenden Pyodermien, papulösen Exanthemen, subkutanen Tumoren, Verruga peruana, Syphilis Typ 2 oder 3 und Oroya-Fieber ist die Krankheit abzugrenzen.

Komplikationen

Die bazilläre Angiomatose ist eine selten auftretende Hautkrankheit, die mit einer pseudoneoplastischen Gefäßerkrankung einhergehen kann. Das Symptom kann Personen mit schwerer Immundefizienz befallen und ist vergleichsweise eher bei HIV infizierten Patienten anzutreffen. Auslöser der Krankheit sind Bakterien und Erreger der sogenannten Katzenkratzkrankheit.

Diese kann bereits bei nichtbelasteten Menschen durch ihre langwierig erscheinenden Grippesymptome zu Komplikationen führen. Betroffene mit Immunschwäche reagieren weitaus empfindlicher auf die bazilläre Angiomatose. Am gesamten Körper können sich rötlich gefärbte Knötchen bilden, die entweder einzeln oder in Gruppen angeordnet stehen.

Je größer und praller die Knoten anwachsen, desto eher können sie geschwürähnliche Ausmaße erreichen. Bei Nichtbehandlung der Symptome können die dermatologischen Läsionen Schüttelfrost, Fieberschübe und Kopfschmerzen verursachen. Zudem können die Organe, Lymphknoten, Augen, Muskeln sowie das gesamte Zentralnervensystem und der Knochenapparat entzündlich befallen werden.

Als schwierigste Komplikationsfolge kann eine Hirnhaut- oder Herzklappenentzündung entstehen. Um bei Immunschwäche schwere Folgeprobleme zu mindern, müssen sich Betroffene, insbesondere Kinder und Jugendliche, umgehend ärztlich abklären lassen. Die bazilläre Angiomatose kann mikroskopisch und molekulargenetisch festgestellt werden.

Nach gründlicher Anamnese wird der Therapieplan erstellt. Hierbei wird die bakterielle Hautinfektion a priori mit Antibiotika innerlich wie äußerlich erfolgreich behandelt. Tritt das Symptom wiederholt auf, muss eine lebenslange Therapie anvisiert werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Von der infektiösen bazillären Angiomatose sind hauptsächlich Menschen betroffen, deren Immunsystem geschwächt ist. Auffällig ist, dass sich hauptsächlich HIV-Patienten mit den bakteriellen Erregern infizieren, die auch die Verursacher der sogenannten Katzenkratzkrankheit sind. Es handelt sich dabei um das Bakterium Bartonella henselae und weitaus seltener auch um Bartonella quintana. Fälle, in denen Menschen mit intaktem oder mit künstlich unterdrücktem Immunsystem betroffen sind, sind sehr selten.

Sobald sich gleichmäßig an der gesamten Hautoberfläche verstreute sichtbare prall-elastische Papeln oder Knötchen mit brauner bis rotbrauner Färbung zeigen, sollte unbedingt ein Dermatologe zur Abklärung und eventueller medikamentöser Therapie aufgesucht werden. Auch Personen mit intaktem Immunsystem sollten unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Es muss beispielsweise differentialdiagnostisch abgeklärt werden, ob sich hinter den Symptomen der Haut andere schwerwiegende Erkrankung wie das Kaposi-Sarkom, verschiedene Hämangiome, Tumoren, Syphilis und andere verbergen. Außerdem können in einem gravierenderen Verlauf der bazillären Angiomatose auch innere Organe, vorwiegend Leber und Milz, betroffen sein.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich die Infektion – unbehandelt - auf Lymphknoten, Knochen, Augen, Muskeln und sogar das ZNS ausweitet mit der Folge schwerwiegender bleibender Schäden. Eine Ausweitung der Infektion ist meist mit unspezifischen Symptomen wie Schüttelfrost, Fieberschübe und Kopfschmerzen verbunden. Die Symptome ähneln denen eines grippalen Infektes.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Bazillären Angiomatose bedient sich vor allem medikamentöser Ansätze. Die Patienten erhalten Erythromycin entweder als intravenöse Injektion oder in der Form von Tabletten. Bei dieser Therapieform steht die Prognose der Bazillären Angiomatose vergleichsweise günstig.

Am Ende einer gelungenen Behandlung verschwinden meist auch die Veränderungen auf der Haut. Dabei verbleiben teilweise Hyperpigmentierungen auf den geschädigten Bereichen. Bei einzelnen Läsionen der Bazillären Angiomatose sind zudem eine chirurgische Entfernung, eine Kryotherapie sowie eine Kürettage möglich.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der bazillären Angiomatose ist als günstig einzustufen. In einer medikamentösen Behandlung werden die Krankheitserreger bekämpft, so dass sie absterben und aus dem Organismus transportiert werden können. Im Anschluss an die Therapie heilen in den kommenden Tagen die Hautveränderungen weitestgehend ab und es kommt zu einer Beschwerdefreiheit des Patienten.

Ohne eine ärztliche Versorgung ist die Heilung der Erkrankung ebenfalls möglich. Mit verschiedenen Naturprodukten kann der Organismus gestärkt und unterstützt werden. Durch die Selbstheilungskräfte des Menschen ist es möglich, dass eine Genesung erfolgt. Zusätzlich können Cremes aufgetragen werden, die einen heilenden Einfluss auf den Heilungsprozess der Haut haben. Der Heilungsweg ist jedoch bei der Wahl dieser Methode deutlich verlängert und setzt ein gesundes sowie stabiles Immunsystem voraus.

Ist der Betroffene durch andere Vorerkrankungen geschwächt, können mit dem Ausbrechen der bazillären Angiomatose Komplikationen entstehen, die einen negativen Einfluss auf die Gesundheit des Patienten haben. Schafft es der Krankheitserreger sich stark auszubreiten, reichen die Selbstheilungskräfte meist nicht aus.

Außerdem steigt das Risiko, dass Hautveränderungen nach der Beseitigung des Krankheitserregers stärker erhalten bleiben. In den meisten Fällen können sich die Hautveränderungen nicht vollständig zurückbilden. In einer medizinischen Behandlung werden daher die geschädigten Hautpartien weiter behandelt, bis die unerwünschten Hautveränderungen verschwunden sind.


Vorbeugung

Konkrete Möglichkeiten zur Vorbeugung der Bazillären Angiomatose sind derzeit nicht bekannt. Denn ein bewusstes Vermeiden der ursächlichen Krankheitskeime gestaltet sich in der Realität oft schwierig. HIV-Patienten nehmen regelmäßige ärztliche Kontrollen in Anspruch.

Nachsorge

Bei dieser Erkrankung stehen dem Betroffenen in der Regel gar keine oder nur wenige Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung, sodass der Betroffene dabei in erster Linie auf eine schnelle und vor allem auf eine frühzeitige Diagnose angewiesen ist, um weitere Beschwerden oder Komplikationen zu verhindern. Im schlimmsten Fall kann der Betroffene durch diese Infektion auch versterben, da es dabei auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen kann.

Daher steht im Vordergrund eine frühzeitige Diagnose mit einer anschließenden Behandlung. In den meisten Fällen werden die Beschwerden dabei mit Hilfe von Medikamenten behandelt. Der Patient ist dabei auf eine regelmäßige Einnahme mit einer richtigen Dosierung angewiesen, um die Beschwerden dauerhaft und vor allem vollständig zu lindern.

Sollte es zu Fragen oder zu Unklarheiten kommen, ist in erster Linie ein Arzt zu kontaktieren. Weiterhin sollten die geschädigten Bereiche auf der Haut immer von einem Arzt kontrolliert werden, damit es nicht zu einer Entstehung eines Tumors kommt. Die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit meist nicht verringert. Auch der Kontakt zu anderen Betroffenen kann bei dieser Krankheit sehr sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Die bazilläre Angiomatose bedarf in jedem Fall einer umfassenden ärztlichen Behandlung. Die medizinische Therapie kann durch diätetische Maßnahmen und die Verwendung verschiedener Mittel aus der Homöopathie unterstützt werden.

Zunächst empfiehlt es sich, die Ernährung umstellen. Betroffene Personen sollten auf ausgewogene Mahlzeiten achten, die nicht scharf oder stark gewürzt sein dürfen. Bestimmte Lebensmittel wie Zwiebeln oder Spargel können den typischen Hautreiz, der mit der Erkrankung einhergeht, reduzieren. Der Arzt wird gemeinsam mit dem Patienten einen individuellen Ernährungsplan erstellen oder den Betroffenen an einen Ernährungsmediziner verweisen.

Neben einer Ernährungsumstellung muss auf eine strikte Körperhygiene geachtet werden. Regelmäßiges Duschen mit schonenden Pflegeprodukten lindert den charakteristischen Juckreiz und steigert insgesamt das Wohlbefinden. Menschen, die an Beschwerden des Auges, der Muskulatur oder der inneren Organe leiden, sollten umgehend den Arzt informieren. Womöglich hat sich die bazilläre Angiomatose bereits auf weitere Körperregionen ausgebreitet und muss in einer Klinik behandelt werden.

Personen, die stark unter den Beschwerden leiden, sollten begleitend zur ärztlichen Behandlung einen Therapeuten aufsuchen. Im Gespräch mit dem Fachmann können Ängste und Ungewissheit, aber auch durch Hautveränderungen ausgelöste Minderwertigkeitskomplexe besprochen und dadurch schneller überwunden werden.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hof, H., Dörries, R.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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