Peliosis hepatis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Peliosis hepatis handelt es sich um eine Krankheit, die nur sehr selten auftritt. Typisch für die Peliosis hepatis sind sogenannte Lacunen, die in diversen Organen des menschlichen Körpers vorkommen. Die Lacunen sind bei der Peliosis hepatis mit Blut gefüllt und entfalten eine zystische Wirkung. In den meisten Fällen entwickeln sich die Lacunen der Peliosis hepatis im Bereich der Leber.
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Was ist eine Peliosis hepatis?
Die Peliosis hepatis betrifft im überwiegenden Teil der Fälle die Leber, wovon sich auch der Name der Krankheit ableitet. Charakteristisch für die Peliosis hepatis ist die Entwicklung von Zysten, die mit Blut gefüllt sind. Mediziner nennen diese besondere Form der Zysten Lacunen. Sie bilden sich in der Folge des Absterbens von Gewebe der Leber. In anderen Fällen sackt eine zentrale Vene im Leberläppchen aus, sodass sich die blutgefüllten Zysten der Peliosis hepatis bilden.
Neben dem Menschen betrifft die Peliosis hepatis auch bestimmte Arten von Tieren, etwa Hunde und Katzen sowie Ratten und Rinder. Der Auslöser der Peliosis hepatis findet sich beim Menschen in Keimen der Sorte Bartonella henselea. Dabei handelt es sich um die Krankheitserreger der Katzenkratzkrankheit.
Eine Infektion mit diesen Erregern führt bei Menschen meist zu einer Ausbildung der typischen Beschwerden der Peliosis hepatis. Darüber hinaus entwickelt sich die Peliosis hepatis in manchen Fällen in der Folge einer Tuberkulose. Auch eine Behandlung mit bestimmten medizinischen Wirkstoffen, etwa Androgenen oder Anabolika, fördert teilweise die Entstehung einer Peliosis hepatis.
Die Lacunen der Peliosis hepatis weisen eine relativ geringe Größe von nicht mehr als drei Millimetern auf. Zudem besitzen sie meist keine umgebende Schicht, die die Zellen begrenzt. Stattdessen umschließen sogenannte Hepatozyten die Zysten.
Ursachen
Zum anderen entwickelt sich die Peliosis hepatis mitunter im Zusammenhang mit Tumoren oder einer Tuberkulose. Zudem führen bestimmte Medikamente zur Entstehung einer Peliosis hepatis. Dabei handelt es sich um eine unerwünschte Nebenwirkung. Ein besonderes Risiko stellen dabei oral eingenommene Verhütungsmittel sowie anabole Steroide dar. Darüber hinaus begünstigen bei einigen Patienten bösartige Erkrankungen des Blutes, AIDS sowie Alkoholabhängigkeit die Ausbildung der Peliosis hepatis.
Die Ursache der Peliosis hepatis liegt Vermutungen zu Folge in einer Schädigung der Sinusoidal-Zellen. Grundsätzlich taucht die Peliosis hepatis häufig in Verbindung mit der Gabe von Hormonen auf. Auch die medizinischen Wirkstoffe Vinylchlorid, Tamoxifen und Vitamin A erhöhen das Risiko, eine Peliosis hepatis zu entwickeln. Schließlich erkranken einige Menschen nach einer Transplantation der Niere an einer Peliosis hepatis.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Peliosis hepatis ist durch charakteristische Zysten im Bereich der inneren Organe gekennzeichnet. Typischerweise entwickeln sich die nur wenige Millimeter großen Lacunen in der Leber. Im überwiegenden Teil der Fälle verläuft die Peliosis hepatis weitgehend asymptotisch, sodass die Patienten kaum Beschwerden verspüren und die Krankheit teilweise gar nicht bemerken.
Bei einigen Personen platzen die mit Blut gefüllten Zysten der Peliosis hepatis jedoch. Dadurch entwickeln sich intraperitoneale Blutungen, die eine schwerwiegende Komplikation darstellen. Somit endet die Peliosis hepatis für einen Teil der Patienten infolge der Blutungen tödlich. Darüber hinaus erkranken einige der betroffenen Menschen durch die Peliosis hepatis an manifesten Krankheiten der Leber, die sich beispielsweise durch eine Hepatomegalie oder eine Gelbsucht äußern. Mitunter versagt die Funktion der Leber vollständig.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Eine Peliosis hepatis bleibt in manchen Fällen unbemerkt, da sich kaum Beschwerden ergeben. Deutliche Symptome entstehen mitunter erst durch das Platzen von Zysten und die nachfolgenden Blutungen. Zudem weisen häufig erst manifeste Erkrankungen der Leber auf eine Peliosis hepatis hin.
Die Diagnose der Peliosis hepatis stellt ein Facharzt, der nach dem Patientengespräch vor allem bildgebende Verfahren der Untersuchung anwendet. Dabei setzt der Arzt beispielsweise eine CT-Untersuchung sowie ultraschalltechnische Methoden ein, um die Leber bildhaft darzustellen. Auch eine sonographische Untersuchung des Organs ist möglich. Hierbei zeigen sich die typischen Raumforderungen der Peliosis hepatis.
Mitunter erhalten die Patienten vor der Untersuchung Kontrastmittel, um die blutgefüllten Zysten besser vom umgebenden Gewebe abzugrenzen. Zudem untersucht der Arzt bei der Diagnose der Peliosis hepatis stets die Leberwerte, sodass Rückschlüsse auf die Funktion des Organs möglich sind. Bei der Differentialdiagnose berücksichtigt der Facharzt vor allem das kavernöse Hämangiom sowie die venöse okklusive Leberkrankheit.
Komplikationen
Vor allem die Leber kann davon betroffen sein, sodass es im schlimmsten Fall zu einer Leberzirrhose kommt. In vielen Fällen wird die Krankheit erst spät diagnostiziert, wenn die Zyste schon geplatzt ist, sodass eine frühzeitige Behandlung in der Regel nicht möglich ist. Die Blutungen der Zysten können dabei für den Betroffenen tödlich verlaufen. Die Patienten selbst leiden bei dieser Krankheit auch an einer Gelbsucht und weiterhin an einem vollständigen Versagen der Leber.
Die Lebenserwartung wird erheblich verringert, wenn keine Behandlung der Peliosis hepatis eintritt. Mit Hilfe operativer Eingriffe können die Zysten entfernt werden. Möglicherweise ist der Betroffene allerdings auf verschiedene Eingriffe angewiesen, falls nicht alle Zysten entfernt werden können. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Eine gesunde Lebensweise wirkt sich dabei sehr positiv auf die Peliosis hepatis aus.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Peliosis hepatis sollte ärztlich abgeklärt werden, wenn Schmerzen oder Schwellungen im Bereich der Leber auftreten. Sollte es zu Problemen beim Urinieren kommen, ist ebenfalls ärztlicher Rat gefragt. Die Peliosis hepatis ist eine schwerwiegende Krankheit, die jedoch gut behandelt werden kann, wenn das auslösende Medikament abgesetzt oder eine Infektion frühzeitig erkannt wird. Wenn die genannten Beschwerden nach dem Kontakt mit einem möglicherweise infizierten Tier auftreten, liegt unter Umständen eine Peliosis hepatis vor.
Auch Tuberkulose sowie eine Therapie mit Antibiotika oder Androgenen stehen im Zusammenhang mit der Leberkrankheit. Risikopatienten sollten den Hausarzt aufsuchen, wenn Anzeichen einer Folgeerkrankung auftreten. Die Peliosis hepatis wird von dem Hausarzt oder einem Facharzt für Erkrankungen der Leber behandelt. Eine schwere Erkrankung muss stationär behandelt werden. Nach der initialen Therapie sollte der Arzt über etwaige Komplikationen und Symptome informiert werden, die auf eine Rückkehr der Peliosis hepatis hindeuten. Auch Nebenwirkungen der verordneten Medikamente müssen abgeklärt und zügig behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Bei der Peliosis hepatis besteht grundsätzlich die Gefahr, dass die blutgefüllten Zysten platzen und durch Blutungen im Bauchraum lebensbedrohliche Komplikationen verursachen. Aus diesem Grund erfolgt meist eine Entfernung der erkrankten Bereiche im Rahmen von chirurgischen Interventionen.
Aussicht & Prognose
Eine einheitliche Prognose kann bei der Peliosis hepatis genannten Leber mit blutgefüllten Zysten nicht abgegeben werden. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Auslösern, durch die diese Erkrankung entstehen kann. Zudem kann es sich um einen nicht erkannten Leberkrebs handeln. Eine sorgfältige Abklärung der Zysten und ihrer Ursache ist daher angezeigt.
Die Mediziner unterscheiden zudem drei verschiedene Formen der Peliosis hepatis. Die Prognose der parenchymatösen Form kann sich von der Prognose der phlebektatischen Form unterscheiden. Außerdem ist noch eine bazilläre Peliosis hepatis bekannt, die bei Menschen und einigen dem Menschen nahestehenden Tierarten vorkommt. Oftmals sind die Betroffenen durch entsprechende Erreger mit der Katzenkratz-Krankheit infiziert.
Vielfach handelt es sich bei Peliosis hepatis-Betroffene um Patienten, die vor oder nach einer Transplantation Immunsuppressiva einnehmen müssen. Die Peliosis hepatis betrifft häufig auch Patienten, die Anabolika, orale Kontrazeptiva oder Androgene einnehmen. Manche Betroffenen leiden an Morbus Hodgkin oder Tuberkulose.
Liegen solche Grundprobleme vor, verschlechtert das die Prognose. Die Peliosis hepatis tritt jedoch relativ selten auf. Ihr Verlauf ist meist asymptomatisch. Es kann jedoch zu Komplikationen kommen. Eine lebensbedrohliche Komplikation wäre eine Zystenruptur. Das Blut aus der eingerissenen Zyste ergießt sich dabei in den Bauchraum. Es kommt zu einer konsekutiven intra-abdominellen Blutung, die sofortige operative Maßnahmen erfordert.
Vorbeugung
Eine gezielte Vorbeugung der Peliosis hepatis ist kaum möglich. Die entsprechenden Risikofaktoren der Peliosis hepatis, etwa die Einnahme bestimmter Medikamente, sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Ist eine Einnahme dringend erforderlich, so empfehlen sich regelmäßige ärztliche Kontrollen. Auch ein eventueller Alkoholmissbrauch ist so schnell wie möglich einzustellen.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei Peliosis hepatis in den meisten Fällen nur wenige Maßnahmen oder Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei sollte in erster Linie eine frühzeitige Diagnose der Krankheit erfolgen, damit es nicht zu anderen Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Im schlimmsten Fall verstirbt der Betroffene an den Folgen der Peliosis hepatis, falls diese vollständig ignoriert und nicht behandelt wird.
Die Betroffenen sind bei dieser Krankheit auf einen operativen Eingriff angewiesen, welcher die Beschwerden dauerhaft lindern kann. Dabei sollte der Eingriff schnellstmöglich nach der Diagnose durchgeführt werden, damit es nicht zum Aufplatzen und damit zu Blutungen kommen kann. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Patient auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen. Dabei sollte strikte Bettruhe eingehalten werden, wobei von Anstrengungen und von körperlichen Tätigkeiten abzusehen ist.
Ebenso sind bei der Peliosis hepatis regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt sehr wichtig, da nur so der Zustand der Leber dauerhaft kontrolliert werden kann. Auf Alkohol sollte bei der Peliosis hepatis ebenso verzichtet werden, wobei sich im Allgemeinen eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung auswirkt.
Das können Sie selbst tun
Wenn eine peliosis hepatis festgestellt wurde, muss zunächst das auslösende Medikament abgesetzt werden. Liegt dem Leiden eine ernste Erkrankung wie AIDS oder Krebs zugrunde, ist diese begleitend zur Therapie der peliosis hepatis zu behandeln. Ist ein Alkohol- oder Drogenproblem ursächlich, so muss eine Therapie eingeleitet werden.
Die betroffenen Personen sind körperlich meist sehr geschwächt und müssen sich schonen. Die Ernährung muss meist umgestellt werden, um die Leber zu entlasten und das Wohlbefinden insgesamt zu verbessern. Betroffene wenden sich am besten an einen Ernährungsberater, um gemeinsam mit diesem eine geeignete Diät auszuarbeiten. Unterstützend empfehlen sich allgemeine Maßnahmen wie Sport und Beschäftigung. Da das Leiden oftmals mit erheblichen Schmerzen verbunden ist, muss gegebenenfalls auch eine Schmerztherapie durchgeführt werden. In Einzelfällen ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig.
Personen, die an einer peliosis hepatis leiden, sollten frühzeitig die notwendigen organisatorischen Aufgaben erledigen, um im Falle einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes rasch stationär behandelt werden zu können. Nach dem Krankenhausaufenthalt gelten wiederum Schonung und Ruhe. Zudem sollte ein Beschwerdetagebuch angelegt werden, damit die Symptome genau definiert und gezielt behandelt werden können. Sollten die Beschwerden trotz aller Maßnahmen zunehmen, sind weitere Untersuchungen vonnöten.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013