Chronische Gelenkentzündung (Rheuma)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Rheuma verstehen wir heute keine bestimmte Krankheitsform. Das ist ein ebenso verschwommener und darum wissenschaftlich wie ärztlich unbrauchbarer Ausdruck wie "Reißen", "Gliedereißen" oder ähnliches und besagt nichts anderes als "fließende" einmal hier, dann wieder dort auftauchende Schmerzen. Um bei einer Krankheit aber wirkungsvoll eingreifen zu können, müssen wir Ärzte zu ergründen suchen, durch welche Ursachen sie hervorgerufen wurde. Das ist bei den rheumatischen Erkrankungen keineswegs leicht. Gewöhnlich liegt ihnen ein ganzes Ursachenbündel zugrunde.

Inhaltsverzeichnis

Verschiedene Formen von Rheuma

Infogramm zu den Schmerzregionen und den betroffenen Gelenken bei rheumatoider Arthritis. Bild anklicken, um zu vergrößern.

Es ist deshalb kein Wunder, wenn von den betroffenen Patienten die verschiedensten Bedingungen angeschuldigt werden. Wir müssen jedoch streng unterscheiden zwischen Ursache und Veranlassung, zwischen notwendig wirksam werdenden lebenden Erregern wie beim rheumatischen Fieber oder anderen mitwirkenden Bedingungen des Klimas, der Arbeitsbelastung usw. Denn auch bei dieser Erkrankung kommt es in erster Linie auf die Reaktion des Körpers an.

Wer das alles bedenkt, wird einsehen, dass der Arzt ein rheumatisches Leiden nicht mit einem Medikament oder wenigen Mitteln behandeln kann, sondern dass er sich mehrerer miteinander abgestimmter Heilmaßnahmen bedienen muss. Innerhalb der rheumatischen Krankheiten müssen wir grundsätzlich die entzündlichen von den nichtentzündliehen, degenerativen, das heißt durch Gewebsabbau und -umbau ohne Infektionen hervorgerufenen, Krankheiten unterscheiden. Nur in die erste Gruppe gehören die jenigen Formen, die den Namen Rheumatismus mit Recht tragen: beispielsweise akuter Rheumatismus oder rheumatisches Fieber.

Chronischer Rheumatismus

Chronischer Rheumatismus mit zwei klinisch und durch Blutuntersuchung serologisch zu trennenden Formen der Gelenkentzündung (Arthritis) und der versteifende Wirbelsäulen-Rheumatismus. Die zweite Gruppe umfaßt die degenerativen Knochen-, Gelenk- und Weichteilerkrankungen mit rheumatischen Erscheinungen. Arthrosen und Spondylosen mit begleitenden oder daraus folgenden krankhaften Weichteilprozessen an Muskeln, Sehnen, Sehnenscheiden, Schleimbeuteln und Nerven.

An dieser Stelle soll hauptsächlich von den chronischen rheumatischen Gelenkentzündungen gesprochen werden. Sie sind nicht nur ärztlich am schwierigsten zu behandeln, sondern können auch jeden einzelnen sehr fühlbar belasten. Vom rheumatischen Fieber, vorwiegend einer Krankheit des Kindesalters, sei nur soviel gesagt, dass bei ihm eine echte medikamentöse Behandlung möglich ist, und zwar mit Hilfe von Penicillin.

Bei uns in Deutschland wird diese Langzeitbehandlung in zunehmendem Maße erfolgreich durchgeführt. Dadurch lassen sich die rheumatischen Rückfälle mit ihrer Gefahr für das Herz und damit für des Leben der Kinder verhüten.

Bei chronisch-entzündlichem Rheuma haben wir solche vorbeugenden Möglichkeiten nicht. Hinzu kommt noch, dass wir über Ursachen und Bedingungen dieses Leidens zu wenig Sicheres wissen.

Deshalb ist es notwendig, die ersten Anzeichen so früh wie möglich zu erkennen, um zeitig genug eine wirksame Therapie zu beginnen. Das Hauptsymptom des chronischen Rheumatismus ist die Gelenkentzündung (Arthritis).

In schweren Fällen werden allmählich viele, ja alle Gelenke ergriffen. Erste Anzeichen dieses Leidens sind meist nächtliche Mißgefühle mit Ziehen und Kribbeln in den Fingerspitzen und das Empfinden morgendlicher Steifheit in den Händen, das erst im Laufe des Tages allmählich verschwindet.


Syptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu Beginn macht sich eine chronische Gelenkentzündung durch Allgemeinsymptome wie Müdigkeit oder Appetitlosigkeit bemerkbar. Meist tritt auch ein leichtes Fieber auf. Nach einiger Zeit kommen warme, geschwollene oder gerötete Gelenke, eine zunehmende Gelenksteifigkeit und andere konkrete Anzeichen hinzu. Bei Rheuma nehmen die Beschwerden einen schleichenden Verlauf, einige Symptome können sich aber ganz plötzlich einstellen.

So verspüren manche Patienten plötzliche Schmerzattacken oder Bewegungseinschränkungen. Zumeist sind symmetrische Gelenke betroffen, also beide Hand-, Schulter, Knie- oder Fußgelenke. Anfänglich treten die Schmerzen meist in den Finger- und Zehengelenken auf – ebenfalls symmetrisch und schleichend oder plötzlich.

Im Verlauf der Erkrankung nimmt die Beweglichkeit der Gelenke ab. Die Knochen verformen sich und der Patient verspürt starke Schmerzen, die vor allem nachts und während anderer Ruhephasen auftreten. In den späteren Stadien zeigt sich eine chronische Gelenkentzündung durch eine Versteifung der betroffenen Gelenke. Sind die Fußgelenke betroffen, kann der Patient nicht mehr richtig gehen und muss übermäßig viele Pausen machen.

Zudem treten oft Fehlhaltungen auf, die ihrerseits zu Beschwerden führen können. Schließlich sind körperliche Anstrengungen nicht mehr ohne medikamentöse Behandlung möglich. Die Erkrankung kann anhand der erhöhten Entzündungswerte im Blut eindeutig diagnostiziert werden.

Diagnose

Diese Erscheinungen genügen, um ärztlichen Rat einzuholen. Gelingt es auf diese Weise die Diagnose früh zu stellen oder wenigstens den Verdacht auf ein sich entwickelndes entzündliches rheumatisches Leiden zu erheben, so ist viel gewonnen. In diesen Frühfällen wird nicht immer eine Behandlung mit stark wirkenden Medikamenten, z.B. den modernen Hormonen der Nebennierenrinde, nötig sein. In der Regel wird der Arzt Vorschriften geben, um die Widerstandsfähigkeit des Körpers zu erhalten und zu erhöhen und die Gelenke so zu schützen, dass spätare Fehlstellungen und Versteifungen vermieden werden.

Sobald Entzündungen und Schwellungen auftreten, ist jedoch Bettruhe einzuhalten. Befolgt der Kranke das sofort, ohne Zeit zu versäumen, so gelingt es oft schon allein dadurch, den entzündlichen Schub zu hemmen. Deshalb. sollte auch eine Hausfrau in dieser Lage nicht zu Hause bleiben müssen.

Allgemein werden Arzt und Patient bestrebt sein, die gesamte körperliche Verfassung zu bessern. Dazu gehört auch die Behandlung und Beseitigung infektiöser Prozesse, wie sie besonders häufig von chronisch kranken Mandeln und Zähnen, seltener von anderen Stellen ausgehen können. Hier handelt es sich um eine Entlastung des Organismus, der seine Kräfte nicht an zwei Fronten verbrauchen soll. Dagegen sind die sogenannten Herde nicht die Ursache der chronisch rheumatischen Leiden. Kein Arzt und kein Zahnarzt dürfen deshalb dem Patienten eine Heilung seines Rheumatismus versprechen, wenn er sich Mandeln und Zähne entfernen lässt. Sind diese nachweisbar krank, dann muss man sie sich ohnehin beseitigen lassen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn die Beschwerden plötzlich an Intensität oder Dauer zunehmen oder neue Symptome hinzukommen, sollte mit einem Arzt gesprochen werden. Ebenso, wenn plötzlich ungewohnte Bewegungseinschränkungen auftreten und der Alltag nicht mehr wie zuvor bewältigt werden kann. Sollte es immer wieder zu Infekten oder anderweitigen Beschwerden kommen, liegt womöglich eine ernste Komplikation vor, die rasch von einem Arzt abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden muss. Grundsätzlich sollte bei einer chronischen Gelenkentzündung regelmäßig Rücksprache mit dem zuständigen Arzt gehalten werden.

Wenn vermehrt Stimmungsschwankungen oder andere seelische Leiden bemerkt werden, ist ein Gespräch mit einem Therapeuten sinnvoll. Vor allem chronisch Kranke sollten sich frühzeitig um psychologische Unterstützung bemühen und mit dem Arzt außerdem über eine geeignete Medikation sprechen. Bei hohem Fieber oder Kreislaufbeschwerden wird am besten der ärztliche Notdienst kontaktiert. Leichte Symptome, die aber dennoch starke Beschwerden verursachen, sollten im Krankenhaus abgeklärt werden. Im besten Fall wird direkt eine Tagesklinik aufgesucht, die sich auf Arthritis spezialisiert.

Wenn häufiger Harndrang, Durst, Blässe, Müdigkeit und andere Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz bemerkt werden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und ein erhöhter Blutdruck deuten auf eine fortgeschrittene Nierenerkrankung hin - in diesem Fall sofort den Arzt konsultieren und die Beschwerden abklären lassen. Sollten sich Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Anzeichen eines Organversagens bemerkbar machen, muss umgehend der Notarzt gerufen werden.

Dasselbe gilt bei Symptomen einer Blutvergiftung und anderen starken Beschwerden, die das Allgemeinbefinden massiv beeinträchtigen. Eine ärztliche Abklärung und Behandlung ist in diesem Fall unbedingt erforderlich. Personen mit chronischen Nierenerkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck sind besonders anfällig für eine chronische Niereninsuffizienz.

Außerdem können Entzündungen des Harntrakts sowie verschiedene Medikamente (z.B. Analgetika, Röntgenkontrastmittel und aromatische Kohlenwasserstoffe) die Erkrankung begünstigen. Auf wen diese Risikofaktoren zutreffen, der sollte bei genannten Symptomen rasch mit dem Hausarzt sprechen. Weitere Ansprechpartner sind der Nephrologe (Nierenfacharzt) und eine Fachklinik für Nierenerkrankungen. Bei starken Beschwerden wird am besten der ärztliche Notdienst kontaktiert.

Behandlung & Therapie

Das Hauptsymptom des chronischen Rheumatismus ist die Gelenkentzündung (Arthritis).

Ferner ist zu raten, dass der rheumaleidende Patient eine gemischte Vollkost bevorzugt. Eine spezielle Rheumadiät gibt es nicht. Nur bei der echten Stoffwechselgicht ist das anders. Der chronische Rheumatiker soll essen, was ihm bekommt. Doch soll er auf genügende Mengen von Eiweiß achten, also Fleisch, Eier, Milch und Käse essen. Dazu reichlich vitaminhaltiges Gemüse, Obst und Salate. Fette sind einuschränken. Sehr wichtig ist auch der Aufenthalt in frischer Luft, damit die oft schlechte Hautdurchblutung des chronisch Kranken sich verbessert.

Sonnenbäder werden häufig nicht vertragen. Wem sie jedoch bekommen, der kann sich sonnen, aber nicht im Übermaß, sondern nur allmählich steigernd bis höchstens zu einer halben Stunde. Ein auf diese Weise in seiner allgemeinen Widerstandsfähigkeit gestärkter Körper, wird auch bei voller Ausbildung seines rheumatischen Leidens die verordnete Behandlung mit physikalischen und medikamentösen Mitteln, vor allem auch die mit Heilbädern, besser vertragen und mehr Nutzen davon haben.

Bei der örtlichen Behandlung des chronischen Gelenkrheumatismus kommt es entscheidend auf die aktive Mitarbeit des Patienten an. Schon die frühzeitig diagnostizierten Fälle, bei denen die Gelenke noch nicht verbildet und versteift sind, verlangen täglich oft wiederholte Übungen sämtlicher Gelenke, jedesmal nur kurz, höchstens zwei Minuten lang. Das ist schon deswegen wichtig, um neu auftretende Behinderungen sofort zu bemerken und dem Arzt zu berichten.

Besonders zu achten ist auf die Hand-, Finger- und Kniegelenke. Wenn die Knie in ungünstige Beugestellung versteifen, gelingt es manchmal nur noch mit Hilfe orthopädisch-chirurgischer Eingriffe, die Pflegebedürftigkeit des Betreffenden zu vermeiden.

Verhängnisvoll ist es, wenn mitleidige Angehörige oder Schwestern unter die Kniegelenke des im Bett liegenden Kranken ein Kissen oder eine Rolle schieben, um die Schmerzen zu verringern. Dadurch wird der schädlichen Beugeversteifung Vorschub geleistet. Um die Hüftgelenke vor Fehlhaltungen zu schützen, soll die Matratze des Bettes unnachgiebig hart sein. So wird auch Verkrümmung der Wirbelsäule vorgebeugt. Für die Schultergelenke sind Schwingübungen der Arme wichtig.

Alles das setzt voraus, dass die Muskelkraft erhalten bleibt oder wiederqewonnen wird. Arzt und Krankengymnast haben für die einzelnen Muskelgruppen bestimmte Übungen bereit, die der Kranke jeden Tag mindestens dreimal ausführen muss. Solche Behandlungen, unterstützt durch andere physikalische Maßnahmen wie Bäder, Packungen und Massage oder durch Medikamente, verlangenvorausschauende, je nach Änderung der Befunde, wechselnde Therapiepläne und viel Mühe, Geduld und Zuversicht beim Patienten wie beim Behandler.

Über die von Patienten und Ärzten gewöhnlich am höchsten geschätzte Behandlung mit Arzneimitteln war bisher kaum die Rede. Mit gutem Grund! Trotz ihrer Beliebtheit, schier Unentbehrlichkeit sind alle diese Mittel ohne physikalische Therapie, vor allem ohne beharrliche aktive Übungen nur beschränkt wirksam. Man darf sich nie auf sie allein verlassen. Selbstverständlich wird kein Arzt auf innerlich anwendbare Mittel verzichten. Sie wirken ja alle entzündungshemmend und sind zur raschen Beseitigung von Schmerzen und Schwellungen wertvoll, die unsere Hauptbehandlung stören würden. Welches Präparat für den einzelnen Patienten nützlich ist, entscheidet jedoch allein der Arzt.

Hier ein Wort zur Verwendung von Prednison und den ihm verwandten Stoffen. Man hat sie mit einem Feueranzug verglichen, der den Körper gegen das Feuer der Entzündung abschirmt ohne sie auszulöschen. Sie schwelt weiter und flammt wieder auf, wenn der Hormonschutz wegfällt. Braucht man Prednison und ähnliches nur kurzfristig zu geben, zum Beispiel beim akuten rheumatischen Fieber der Kinder, so ist es unwidersprochen wirkungsvoll und zieht keine unerwünschten Folgen nach sich. Beim chronischen Rheumatismus ist das leider anders. Für diese Dauerzustände braucht man auch eine Dauertherapie.

Treten unerwünschte Nebenerscheinungen auf, unter denen Magenstörungen noch zu den relativ harmlosen gehören, so muss die Dosis verringert oder das Prednison ganz abgesetzt werden. Damit droht die Gefahr der Rückkehr der entzündlichen Gelenkerscheinungen mit all ihren Folgen auch für den psychischen Zustand des enttäuschten Patienten.

Ernste Schäden, die diese tief in den Stoffwechsel des Körpers eingreifenden Hormone heraufbeschwören, lassen sich durch wachsende Vertrautheit der Ärzte mit diesen Mitteln weitgehend bannen. Niemals aber darf das Prednison wie eine bloße Schmerztablette verordnet und genommen werden. Niemals darf der Kranke die Dosis eigenmächtig erhöhen oder absetzen, nur um seine Schmerzen eine Weile los zu sein.

Immer muss der Rheumakranke sich vor Augen halten, dass sein Wohlbefinden niemals von Tabletten oder Spritzen allein abhängt. Niemals fällt ihm die Verbesserung seines Zustandes, die Erhaltung oder Wiederkehr seiner Beweglichkeit als Geschenk des Himmels in den Schoß. Er selbst muss Tag für Tag mithelfen, muss die längeren oder kürzeren schmerzfreien Perioden für die Übungen benutzen, die der Arzt ihm vorschreibt und der Krankengymnast ihn lehrt.

Nur dann wird er vollen Nutzen aus den Einrichtungen ziehen, die unser Gesundheitswesen für ihn bereithält. Die für jedes Bundesland zuständigen Kurheime in den Rheumabädern zu klinischen Anstalten mit dem Ziel der funktionellen Wiederherstellung und der Wiederherstellung der allgemein Gesundheit (Rehabilitation), können ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn die Rheumaleidenden selbst mithelfen.

Aussicht & Prognose

Eine chronische Gelenkentzündung verläuft bei jedem Patienten anders, sodass keine allgemeinen Aussagen zur Prognose möglich sind. In der Regel wechseln sich jedoch schmerzhafte, entzündliche Zustände mit beschwerdefreien Phasen ab. Bleibt das Rheuma unbehandelt, verlieren die Gelenke zunehmend an Beweglichkeit und es kommt zum Knochen- und Muskelschwund.

Im fortgeschrittenen Stadium leiden die Betroffenen unter einer beginnenden Gelenkversteifung sowie unter Verformungen und Unbeweglichkeit, sodass sie auf fremde Hilfe angewiesen sind. Diese schlechte Prognose kann durch die richtige Therapie wesentlich verbessert werden. So sind moderne Medikamente in der Lage, eine Remission (das heißt ein Ruhen) der Erkrankung zu erreichen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass der Patient seine Medikamente kontinuierlich und ein Leben lang einnimmt – und zwar auch in beschwerdefreien Phasen. Auch die regelmäßige Betreuung durch einen erfahrenen Rheumatologen kann die Aussichten bei einer chronischen Gelenkentzündung deutlich verbessern.

Bleibt die Behandlung aus, drohen hingegen schwerwiegende Komplikationen wie beispielsweise Deformationen der Füße und Finger oder auch Osteoporose (Knochenschwund). Bei jungen Patienten nimmt das Rheuma häufig einen besonders schweren Verlauf. Hier sind meist mehr als 20 Gelenke dauerhaft oder wiederkehrend entzündlich verändert. Das Vorliegen des sogenannten Rheumafaktors im Blut, hohe CCP-Werte und Nikotinkonsum verschlechtern die Prognose zusätzlich.


Nachsorge

Die Nachsorge bei einer diagnostizierten chronischen Gelenkentzündung kann nicht darauf zielen, ein erneutes Auftreten zu verhindern. Rheuma lässt sich nicht heilen. Die Erkrankung schreitet fortwährend voran. Die Nachsorge kann allerdings den Verlauf der Beschwerden verlangsamen, Komplikationen verhindern und den Alltag der Betroffenen lebenswert machen.

Dazu stehen aus medizinischer Sicht mehrere Maßnahmen zur Verfügung: Medikamente, Ergotherapie, Krankengymnastik und gegebenenfalls eine Operation. Ausmaß und Intensität der Behandlung richten sich nach den zugrundeliegenden Anzeichen. Die Nachsorge besteht in der Regel aus einem engmaschigen Netz. Patient und Arzt vereinbaren regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um die Wirkung der eingeleiteten Maßnahmen zu überprüfen oder anzupassen.

Bei den Treffen besitzen vor allem die Schilderungen des Betroffenen Bedeutung. Der Arzt führt anschließend eine körperliche Begutachtung durch. Weiterhin können eine Blutuntersuchung und Röntgenbilder Klarheit über die chronische Gelenkentzündung verschaffen. Der Patient kann selbst einiges unternehmen, um seinen Alltag erträglicher zu gestalten.

Entsprechende Maßnahmen werden im Rahmen einer Patientenschulung besprochen. Betroffene sollten sich täglich leicht bewegen. Geeignet sind etwa die Sportarten Schwimmen und Radfahren. Auch eine gesunde Ernährung trägt nachweislich zu einer Linderung der Beschwerden bei. Der Konsum von Nikotin und Alkohol sollte zwingend eingestellt werden.

Das können Sie selbst tun

Um den Einschränkungen, die dem Rheuma geschuldet sind, Herr zu werden, haben Betroffene viele Möglichkeiten. So gibt es für die meisten Utensilien des täglichen Bedarfs (Kartoffelschäler, Flaschenöffner, Besteck usw.) technische Hilfsmittel oder Alternativen. Ebenso sollten Sitzflächen möglichst ergonomisch gestaltet werden. Das gleiche gilt für Arbeitsutensilien wie Tastatur und Maus. Am Arbeitsplatz sollte frühzeitig offen mit der Erkrankung umgegangen werden. Nur so kann der Arbeitsplatz rechtzeitig so umgestaltet werden (nach Bedarf und Möglichkeit), dass der Betroffene seinen Aufgaben noch nachkommen kann.

Bewegung sollte unbedingt angestrebt werden, um die Beweglichkeit der beschädigten Gelenke zu erhalten. Gerade Wassersport und Gymnastik eignen sich hier, weil sie gelenkschonenend sind. Wärme- und Kältewickel helfen nur bedingt. Wärme kann eine Entzündung sogar verstärken. Kälte eignet sich allenfalls bei akut auftretenden Schmerzen.

Die Ernährung sollte die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren forcieren, denn diese wirken entzündungshemmend. Gleichzeitig sind ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine gesunde Ernährung anzustreben.

Gegen die psychischen Belastungen, die mir der chronischen Gelenkentzündung einhergehen, helfen klare Aussprachen. Sich von Mitmenschen dort helfen zu lassen, wo es notwendig ist, hilft im Alltag. Auch das Mitteilen von Schmerzen kann helfen - vor allem vor dem Hintergrund anstehender Aufgaben. Die reduzierten Möglichkeiten müssen vom Betroffenen akzeptiert werden. Gleichzeitig sollten entspannende und angenehme Dinge bewusst Platz im Alltag finden.

Quellen

  • Freyschmidt, J.: Skeletterkrankungen. Springer, Berlin 2008
  • Hettenkofer, H., Schneider, M., Braun, J.: Rheumatologie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Miehle, W., Fehr, K., Schattenkirchner, M., Tillmann, K. (Hrsg.): Rheumatologie in Praxis und Klinik. Thieme, Stuttgart 2000

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