Conus medullaris
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Conus medullaris ist das kegelförmige Ende des Rückenmarks. Eine Querschnittslähmung am Conus medullaris ist als Konus-Syndrom bekannt und hat verschiedene Störungen zufolge, die auf den Ausfall der versorgenden Rückenmarksnerven zurückgehen. Die Erkrankung kann sich auch als Konus-Kauda-Syndrom zeigen.
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Was ist der Conus medullaris?
Der Conus medullaris bildet das untere Ende des Rückenmarks und liegt auf der Höhe des ersten bis zweiten Lendenwirbels. Bei Kindern und Jugendlichen kann seine Position jedoch abweichen, da das Rückenmark nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wächst wie die Wirbelsäule, in deren Inneren der Spinalkanal (Canalis vertebralis) mit dem Rückenmark verläuft.
Neben dem Rückenmark beinhaltet der Spinalkanal die Cauda equina, die aus Spinalnervenwurzeln besteht. Zusammen mit dem Gehirn bildet das Rückenmark das zentrale Nervensystem und ist auch als Medulla spinalis bekannt. Der Name des Conus medullaris bedeutet so viel wie „Markkegel“ und spielt auf die Form der anatomischen Struktur an.
Anatomie & Aufbau
Bei erwachsenen Menschen erstreckt sich der Conus medullaris für gewöhnlich vom ersten bis zweiten Lendenwirbel. Dieser Abschnitt des Rückenmarks gehört zum Lumbalmark, das bis zum fünften Lendenwirbel reicht. An das Lumbalmark schließt sich das Sakralmark oder Kreuzbein an, das schließlich ins Steißbein mündet. Sauerstoff, Glukose und andere Nährstoffe erhält der Conus medullaris hauptsächlich über die vordere Rückenmarksarterie (Arteria spinalis anterior) sowie die beiden hinteren Rückenmarksarterien (Arteriae spinales posteriores).
Einige Neugeborene verfügen über eine Verbindung zwischen Conus medullaris und Zentralkanal (Canalis centralis). Diese Verbindung ist als Ventriculus terminalis bekannt und enthält wie der Zentralkanal Liquor und eine innere Wandauskleidung aus Ependym. Der Ventriculus terminalis stellt ein Rudiment dar, das ein Überbleibsel aus der evolutionären Entwicklung des Menschen verkörpert: Er besitzt keine Funktion. Kaudal geht der Conus medullaris in einen 15–20 cm langen Strang aus Bindegewebe über, das Filum terminale. Das Bindegewebe hat seinen Ursprung an der Pia mater spinalis, die gemeinsam mit der Arachnoidea mater spinalis die weiche Haut des Rückenmarks bildet. Über ihr liegt die Dura mater spinalis oder harte Rückenmarkshaut.
Funktion & Aufgaben
Der Conus medullaris repräsentiert einen Teil des Rückenmarks und spielt als solcher eine wichtige Rolle an der Weiterleitung neuronaler Signale sowie an der Verschaltung von Nervenzellen. Afferente Nervenbahnen steigen im Rückenmark auf und leiten Informationen weiter, die aus dem peripheren Nervensystem stammen, das den gesamten Körper durchzieht. Im Zusammenhang mit dem Conus medullaris betrifft dies vor allem sensible Fasern. Auf umgekehrtem Weg transportieren efferente Fasern Signale vom Gehirn zur Peripherie über absteigende Nervenbahnen. Darunter befinden sich motorische Informationen, welche der Steuerung von Bewegungen dienen.
Das Nervensystem ist jedoch nicht in jedem Fall auf eine Verschaltung über das Gehirn angewiesen; insbesondere motorische Reflexe verlaufen teilweise über das Rückenmark. Zu diagnostischen Zwecken ziehen Neurologen deshalb die Überprüfung derartiger Reflexe heran, um mögliche Störungen im Rückenmark festzustellen. Nervenbahnen, die durch den Conus medullaris verlaufen, sind für Analreflex und den Ejakulationsreflex (Bulbokavernosusreflex) verantwortlich.
Die Nervenzellkörper des Rückenmarks befinden sich in der grauen Substanz, die im Querschnitt eine schmetterlingsförmige Struktur im Inneren des Marks bildet. Die Nervenzellkörper setzen sich in den Axonen fort, die von einer isolierenden Myelinschicht umgeben sind und die dem Gewebe seine weiße Färbung verleihen. Dementsprechend bezeichnet die Neurophysiologie diese Schicht als weiße Substanz. Ihre Aufgabe besteht in der Weiterleitung der Aktionspotenziale, die in den Nervenzellkörpern entstehen. Spinalganglien, die seitlich vom Rückenmark liegen, schalten einige der Nervenfasern auf andere Neurone um. Die Verschaltung kann jedoch auch später erfolgen oder ausbleiben.
Krankheiten
Ein Neuralrohrdefekt namens Spina bifida kann während der vorgeburtlichen Entwicklung zu verschiedenen Krankheitsausformungen am Rückenmark führen und unter anderem ein verkürztes Filum terminale zufolge haben. Die Spina bifida zählt zu den Verschlussstörungen und kann unterschiedliche Schweregrade annehmen.
Das Konus-Syndrom äußert sich typischerweise in Gestalt von Problemen bei der Abgabe von Urin (Miktionsstörungen) und Stuhl (Defäkationsstörungen), da der Körper die zuständige Muskulatur nicht mehr steuern kann. Auch die sensible Wahrnehmung im unteren Körperbereich ist vermindert; dieses Symptom zeigt sich als sogenannte Reiterhosenanästhesie und schließt das Gesäß, die Innenseiten der Oberschenkel sowie den Genitalbereich ein. Sexuelle Funktionen sind ebenfalls beeinträchtigt – die Beinmuskulatur ist beim Konus-Syndrom hingegen nicht betroffen. Tritt das Konus-Syndrom allerdings in Kombination mit dem Kauda-Syndrom auf, leidet die Beinmuskulatur unter einer schlaffen Lähmung (Parese).
Das Konus-Kauda-Syndrom ist durch eine zusätzliche Schädigung der Nervenbahnen gekennzeichnet, die unterhalb des Conus medullaris liegen. Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie der Computertomografie können Ärzte die Ursache im Einzelfall feststellen und individuelle Behandlungsoptionen ermitteln. Bei einem Tumor kommt beispielsweise die operative Entfernung, Strahlen- und/oder Chemotherapie in Betracht, während beim Konus-Kauda-Syndrom nach einem Bandscheibenvorfall eine Operation in vielen Fällen notwendig ist, um schwerere Schäden zu verhindern. Der Erfolg der Behandlung schwankt je nach zugrundeliegender Ursache und individuellen Faktoren.
Quellen
- Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
- Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
- Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010