Wasserstoffperoxid
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wasserstoffperoxid-Lösung ist in verschiedenen Konzentrationen in Apotheken erhältlich. Der Anwender kann das frei verkäufliche Mittel zum Bleichen seiner Zähne (Bleaching) und für verschiedene medizinische Anwendungen erwerben. Höher konzentriertes nicht stabilisiertes Wasserstoffperoxid wird aus Sicherheitsgründen nicht ohne Vorlage einer Verwendungsbescheinigung ausgehändigt.
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Was ist Wasserstoffperoxid?
Wasserstoffperoxid, chemisch H2O2, wird auch Perhydrol und Wasserstoffsuperoxid genannt. Es handelt sich dabei um eine hellblaue Flüssigkeit, die in verdünnter Form farblos ist. Die schwache Säure ist ein hoch wirksames Bleich- und Desinfektionsmittel. 1818 wurde sie erstmals synthetisch hergestellt.
Im Handel frei erhältlich sind Lösungen mit maximal 12-prozentigem Wasserstoffperoxid. Lösungen mit einem Gehalt von mehr als 5% sind besonders gekennzeichnet. Wasserstoffperoxid kann vielseitig eingesetzt werden. In der Lebensmittelindustrie dient es als Desinfektionsmittel bei der Reinigung von PET-Flaschen und anderen Umverpackungen. In anderen Branchen werden damit Papier, Zellstoff und Textilien gebleicht. In der Naturmedizin wird es bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt. In geringen Mengen wird es sogar vom menschlichen Körper selbst hergestellt.
Funktion, Wirkung & Anwendungsgebiete
In Medizin und Zahnmedizin wird sie als Desinfektionsmittel gegen Pilze, Bakterien und Viren verwendet. Mit der Lösung werden Oberflächen, Instrumente (Plasma-Verfahren), Schleimhäute und die Hände (zur Vorbeugung infektiöser Erkrankungen) gereinigt. Im Rahmen zahnärztlicher Behandlungen werden damit Zähne und Zahnfleisch, Mund und Rachenraum sterilisiert. Außerdem wirkt Wasserstoffperoxid-Lösung vorbeugend gegen Zahnfleischentzündungen und bakteriellen Zahnbelag.
Bei Zahn-Operationen stillt sie Blutungen. Als Mittel zum Zähne Aufhellen wird sie in der Zahnarztpraxis und beim Anwender zuhause eingesetzt. Der Anwender trägt das Mittel als Gel auf oder klebt einen Bleich-Streifen auf die Vorderfront seiner Zähne. Beim Zahnarzt individuell gefertigte Zahn-Schienen sorgen dafür, dass das Bleaching-Mittel nicht so schnell zerfällt. Je nach gewünschtem Helligkeitsgrad wird eine mehr oder weniger hoch dosierte H2O2-Lösung eingesetzt. H2O2 ist in Kontaktlinsen Reinigungsmitteln und - ebenfalls in geringer Konzentration - in Mundspülungen und Zahnpasta enthalten.
Wasserstoffperoxid ist eine farblose, ungiftige, nicht brennbare und fast geruchlose Lösung, die mit Wasser verdünnt werden kann. Sie hat eine höhere Dichte und Viskosität als Wasser. Bei reinem H2O2 liegt der Schmelzpunkt bei -0,43 °C. Der Siedepunkt reinen Wasserstoffperoxids liegt bei 150,2 °C. Hoch konzentriert und in Gegenwart von Metallen zerfällt Wasserstoffperoxid sofort zu Wasser und Sauerstoff. Daher enthält im Händel verkauftes H2O2 meist Stabilisatoren.
Da sich Lösungen von 30% schnell zersetzen, sollte der Nutzer sie immer frisch ansetzen. Sie sind ein starkes Oxidationsmittel, das im Körper in vielen biochemischen Vorgängen wie beispielsweise bei der Umwandlung von Zucker gebildet wird. Damit es für den Organismus nicht giftig ist, wird es von Katalasen und Peroxidasen (Enzymen) zu Sauerstoff und Wasser zersetzt.
In der alternativen Medizin wird die Lösung - je nachdem, welche Erkrankungen damit behandelt werden sollen - in unterschiedlichen Konzentrationen eingesetzt. Die äußerliche Anwendung mit Wasserstoffperoxid ermöglicht bei Hauttumoren (Basaliomen) eine Reduzierung der Strahlendosis um etwa die Hälfte. Die Krebszellen werden durch die Zufuhr von Sauerstoff vernichtet. Als Carbamidperoxid (enthält Harnstoff) oder als 35-prozentige Lösung heilt es Schuppenflechte, Akne, Hautallergien und andere juckende Hauterkrankungen. Bei Haut-Problemen empfiehlt sich auch ein Bad mit 500 ml 30-prozentiger H2O2-Lösung, die mit 110 Litern Wasser vermischt wird. Als Gel in zehnprozentiger Konzentration aufgetragen, hilft es bei Fußpilz und Windpocken.
Dreiprozentige Wasserstoffperoxid-Lösung kann gegen eine Infektion mit Warzen-Viren eingesetzt werden. Bei Insektenstichen wirkt sie Juckreiz lindernd und abschwellend. In sehr geringer Konzentration innerlich angewandt, regt sie das Immunsystem an und verhindert Infektionen. Bei Gebärmutter und Brustkrebs verhindert sie geruchsbildende Bakterien. Dazu wird sie einfach auf ein Watte-Pad aufgetragen und äußerlich angewandt. In 10-prozentiger Salbe, die alle zwei Tage appliziert wird, hilft sie gegen Durchblutungsstörungen der Beine. Fußbäder mit einer 3%-Wasserstoffperoxid-Lösung haben denselben Effekt. Eine geringe Menge stark verdünnter Lösung hilft gegen Gastritis, Typhus, Cholera und vorbeugend gegen das Gelbfieber Virus.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Gelangt die Lösung über Haut oder Magen ins Blut, kann es bei entsprechender Konzentration zu Schwindel, Kopfschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Krämpfen, Kreislaufproblemen und sogar zum Tod durch Ersticken kommen: Die Schaumbildung im Magen kann einen Atemstillstand hervorrufen. Werden nicht stabilisierte Lösungen mit einer Konzentration von mehr als 12 Prozent erwärmt oder haben sie Kontakt mit Schwermetallen, kann es zu spontanen Explosionen kommen. Schon 6-prozentige Lösungen gelten als nicht mehr sicher, wenn der Nutzer sie als Bleichmittel verwenden möchte.
Bei Anwendern, die mit Wasserstoffperoxid Lösungen ihre Zähne aufhellen, greift es mitunter Kunststoff und Amalgam-Füllungen an. Auch der Zahnersatz kann dadurch beschädigt werden. Da geringe Mengen der Substanz beim Bleaching in das Zahnmark gelangen, können sie dort zumindest bei empfindlichen Anwendern Entzündungen verursachen. Außerdem kann es zu einer erhöhten Temperaturempfindlichkeit der Zähne und Reizungen des Mundraumes kommen, die jedoch meist nach wenigen Tagen wieder abklingen.
Quellen
- Ellsässer, S.: Körperpflegekunde und Kosmetik. Springer Medizin Verlag, Berlin 2008
- Müller, H.-P.: Checkliste Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2010