Chlorhexidin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Chlorhexidin ist ein Antiseptikum. Es verfügt über weitreichende antibakterielle Wirkungen und wird vor allem in der Zahnheilkunde eingesetzt.
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Was ist Chlorhexidin?
Chlorhexidin gehört zur Gruppe der Polyguanide. Es handelt sich um einen antibakteriellen Wirkstoff. Da es sich nicht gut in Wasser löst, ist es als Spüllösung nicht geeignet.
Im Handel wird es meistens als Chlorid oder Acetat angeboten. Für medizinischen Anwendungen steht es vor allem in Form von Gluconat zur Verfügung. In diesem Zustand erzielt die gleiche Wirkung wie Chlorhexidin. In neutraler wässriger Lösung verfügt das Molekül über eine zweifach positive Ladung. Es ist spielgelsymmetrisch und besitzt zwei Benzolringe.
Das Arzneimittel erweist sich in organischen Lösungsmitteln wie Dichlormethan als gut löslich. Für einzelne medizinische Anwendungsgebiete ist es in Form von Cremes, Gels, Salben oder Lösungen erhältlich. Arzneimittel, die Chlorhexidin enthalten, sind in der Apotheke frei verkäuflich.
Pharmakologische Wirkung
Chlorhexidin besitzt umfangreiche antibakterielle Eigenschaften. Aufgrund seiner positiven Ladung zieht es Bakterien mit ihrer negativen Ladung an.
Es haftet zudem lange auf dem jeweils behandelten Körperbereich, so dass es eine ausdauernde und nachhaltige Depotwirkung zeigt. Die antiseptische Wirksamkeit tritt auf, da sich der Wirkstoff in die Zellmembranen der Bakterien einfügt und diese dadurch zerstört. Die Details des Wirkmechanismus werden derzeitig noch erforscht. Resistenzen gegen den Stoff konnten bisher bei keiner Erregerart ermittelt werden.
Bei behüllten Viren zeigt das Arzneimittel eine geringfügige Wirkung, bei unbehüllten Viren keine. Es wird nicht über die Schleimhäute vom Körper aufgenommen. Chlorhexidin wird nahezu hundertprozentig wieder ausgeschieden, eine Verstoffwechselung findet nicht statt.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Chlorhexidin wurde ursprünglich vor allem Hautinfektionen eingesetzt. Heute findet es vor allem in der Zahnmedizin Anwendung, u. a. bei der Desinfektion vor und nach Operationen.
So wird beispielsweise nach dem Einfügen eines Zahnimplantats durch die Nachsorge mit dem Wirkstoff das Risiko periimplantärer Entzündungen gemindert. Weiterhin kommt das Arzneimittel in der Therapie der bakteriell bedingten Gingivitis, der Parodontitis und bei Mundgeruch zum Einsatz. Die Konzentration der in der Zahnmedizin verwendeten Lösungen liegt zwischen 0,03 und 2 Prozent. Zur Kariesprävention empfiehlt es sich, die Zähne mit einem entsprechenden Gel zu betupfen oder mit Hilfe einer Schiene zu applizieren. Das Arzneimittel ist auch als Lack erhältlich, der auf die Zähne aufgetragen wird.
Durch die lange Haftung gibt es den Wirkstoff drei bis vier Monate lang kontinuierlich ab. Weiterhin stehen Sprays, -Gels und -Chips zur Verfügung. Der Wirkstoff wird auch als Inhaltstoff bei Mundspüllösungen im Rahmen der Mundhygiene eingesetzt. Vergleichsstudien mit über die Wirkung antibakterieller Lösungen zeigen, dass die diese Lösungen anderen Produkten überlegen sind.
Auch bei der Reinigung von Zahnprothesen erweist es sich als vorteilhaft, die Zahnprothese regelmäßig mit gewissem zeitlichem Abstand nachts in einer Chlorhexidindigluconatlösung zu lagern. Auf diese Weise werden die Keime reduziert, die eine prothesenbedingte Entzündung der Schleimhäute verursachen. Der Wirkstoff findet im Bereich der Wundpflege weitere Anwendungsmöglichkeiten. So werden Pflaster, Salben und Heilpuder mit dem Wirkstoff zur Desinfektion angeboten. Chlorhexidin wird ebenfalls bei bakteriellen Halsinfektionen verwendet.
Verabreichung & Dosierung
Chlorhexidin ist ein Antiseptikum, das zur Haut- und Wunddesinfektion sowie zur Mundspülung verwendet wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Chlorhexidin sind folgende Aspekte zu beachten:
Verwendungszweck und Konzentration: Chlorhexidin ist in verschiedenen Konzentrationen erhältlich, abhängig vom Verwendungszweck. Für die Hautdesinfektion wird eine niedrigere Konzentration (0,5-2%) verwendet, während in Mundspülungen normalerweise eine 0,12% bis 0,2% Lösung verwendet wird. Es ist wichtig, das geeignete Produkt für den jeweiligen Zweck auszuwählen.
Anwendungsmethode: Chlorhexidin sollte nicht mit Schleimhäuten oder Augen in Kontakt kommen, es sei denn, es handelt sich um eine speziell formulierte Lösung, die für diese Bereiche geeignet ist. Bei versehentlichem Kontakt gründlich mit Wasser ausspülen.
Allergien und Empfindlichkeiten: Menschen mit bekannter Empfindlichkeit oder Allergie gegenüber Chlorhexidin sollten das Mittel nicht verwenden. Es ist ratsam, vor der ersten Anwendung einen kleinen Hauttest durchzuführen.
Dosierung und Häufigkeit: Die Häufigkeit der Anwendung variiert je nach Produkt und Verwendungszweck. Mundspülungen sollten nicht länger als 14 Tage ununterbrochen verwendet werden, um Verfärbungen der Zähne und Störungen der Mundflora zu vermeiden.
Lagerung: Chlorhexidin sollte in einem gut verschlossenen Behälter und an einem kühlen, trockenen Ort aufbewahrt werden, um seine Wirksamkeit zu erhalten.
Die Einhaltung der Anweisungen des Herstellers und die Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker sind unerlässlich, um die sichere und effektive Anwendung von Chlorhexidin zu gewährleisten.
Risiken & Nebenwirkungen
Die längere Anwendung von Chlorhexidin kann zu wenigen Nebenwirkungen führen. Diese Erscheinungen erweisen sich jedoch in den meisten Fällen als komplett reversibel. Als Nebenwirkungen können auftreten: Geschmacksempfindungsstörungen, bräunliche Beläge an Zähnen und in der Mundhöhle.
In seltenen Fällen kommen eine verzögerte Wundheilung oder eine Abschuppung der Epithelschicht vor. Bei einer längerfristigen Anwendung einer Chlorhexidin-haltigen Mundspullösung kann es unter Umständen ratsam sein, diese wöchentlich im Wechsel mit einem anderen Präparat zu benutzen, um die bräunlichen Ablagerungen auf Zähnen und Zunge zu vermeiden.
Bei der kombinierten Anwendung mit bestimmten Stoffen kommt es zur Inaktivierung des Antiseptikums. Der Einsatz von Natriumlaurylsulfat etwa führt zum Funktionsverlust. Aus diesem Grund sollte der Wirkstoff in großem zeitlichen Abstand nach der Nutzung Natriumlaurylsulfat-haltiger Zahnpasta oder Mundspüllösung, eingenommen werden. Bei Iod und Triclosan handelt es sich ebenfalls um Wirkstoffe, die Chlorhexidin inaktivieren.
Kontraindikationen
Chlorhexidin ist ein vielseitiges Antiseptikum, das zur Desinfektion der Haut, bei Wunden und als Mundspülung verwendet wird. Dennoch gibt es bestimmte Situationen, in denen die Anwendung kontraindiziert ist:
Allergie oder Überempfindlichkeit:' Menschen, die eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Chlorhexidin oder einen seiner Bestandteile haben, sollten das Mittel nicht verwenden, da es schwere allergische Reaktionen auslösen kann.Ohren: Chlorhexidin sollte nicht in den Ohren verwendet werden, da es bei Kontakt mit dem Innenohr zu schweren Schäden führen kann, einschließlich Hörverlust.
Augen: Chlorhexidin darf nicht in die Augen gelangen, da es Augenreizungen und -schäden verursachen kann. Falls es versehentlich in die Augen gelangt, ist sofortiges Ausspülen mit viel Wasser erforderlich.
Mundspülung bei Kindern: Die Verwendung von Chlorhexidin-Mundspülungen ist bei kleinen Kindern kontraindiziert, da sie möglicherweise nicht in der Lage sind, die Lösung richtig auszuspucken, was zu einer unbeabsichtigten Einnahme führen könnte.
Offene Wunden: Bei offenen, stark blutenden Wunden sollte Chlorhexidin nicht verwendet werden, da es zu Reizungen und einer verzögerten Heilung führen kann.
Schwangerschaft und Stillzeit: Obwohl Chlorhexidin topisch verwendet wird, sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit vorsichtig vorgegangen werden. Die Beratung durch einen Arzt ist wichtig, um potenzielle Risiken zu vermeiden.
Vor der Anwendung von Chlorhexidin sollte stets ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden, um sicherzustellen, dass keine Kontraindikationen vorliegen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Chlorhexidin ist ein Antiseptikum, das häufig zur Desinfektion von Haut und Schleimhäuten verwendet wird. Es gibt jedoch bestimmte Aspekte zu beachten, wenn es zusammen mit anderen Medikamenten verwendet wird:
Mundspülungen und Zahnpasten: Chlorhexidin-Mundspülungen können in Kombination mit bestimmten Zahnpasten weniger wirksam sein, insbesondere wenn die Zahnpasta anionische Verbindungen wie Natriumlaurylsulfat enthält. Diese Verbindungen können die antiseptische Wirkung von Chlorhexidin beeinträchtigen. Daher wird empfohlen, nach dem Zähneputzen 30 Minuten zu warten, bevor Chlorhexidin angewendet wird.
Wirkstoffe mit stark saurem oder basischem pH-Wert: Chlorhexidin kann bei Kontakt mit stark sauren oder basischen Substanzen destabilisiert werden, was seine Wirksamkeit beeinträchtigt. Dies ist vor allem bei der Desinfektion von Haut- oder Wundflächen zu beachten.
Silber-haltige Präparate: Bei gleichzeitiger Anwendung von Chlorhexidin und silberhaltigen Präparaten können chemische Reaktionen auftreten, die die Wirksamkeit beider Mittel beeinflussen. Diese Kombination sollte daher vermieden werden.
Jodhaltige Antiseptika: Die Kombination von Chlorhexidin mit jodhaltigen Antiseptika kann zu Wechselwirkungen führen, die die Wirksamkeit beider Substanzen reduzieren. Daher ist es ratsam, zwischen ihrer Anwendung einen ausreichend großen zeitlichen Abstand einzuhalten.
Es ist wichtig, bei der Anwendung von Chlorhexidin immer die Packungsbeilage zu lesen und Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker zu halten, insbesondere wenn andere Medikamente oder Antiseptika verwendet werden.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Chlorhexidin nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, die je nach Bedarf und Anwendung eingesetzt werden können:
Povidon-Jod: Ein breites Antiseptikum, das bei Hautinfektionen, Wunden und zur Desinfektion verwendet wird. Es hat eine breite antimikrobielle Wirkung gegen Bakterien, Viren und Pilze. Es kann jedoch bei Menschen mit Schilddrüsenproblemen oder Jodallergie kontraindiziert sein.
Wasserstoffperoxid: Ein mildes Antiseptikum, das häufig zur Desinfektion von Wunden und als Mundspülung eingesetzt wird. Es hat antimikrobielle Eigenschaften, ist jedoch für die Haut weniger reizend als Chlorhexidin.
Alkohole:' Ethanol und Isopropanol sind weit verbreitete Desinfektionsmittel, insbesondere zur Hautdesinfektion. Sie sind schnell wirkend, verdunsten jedoch schnell, was zu einer kürzeren Wirkungsdauer führen kann.Triclosan: Ein antimikrobielles Mittel, das in einigen antiseptischen Seifen und Zahnpasten verwendet wird. Es hat ein breites Wirkungsspektrum, kann aber weniger wirksam sein als Chlorhexidin.
Saline Lösungen: Sterile Kochsalzlösungen können zum Spülen und Reinigen von Wunden verwendet werden. Obwohl sie keine antiseptischen Eigenschaften haben, können sie Verunreinigungen effektiv entfernen.
Teebaumöl: Ein natürliches Antiseptikum, das für seine antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist. Es ist jedoch weniger potent und kann Hautreizungen verursachen.
Die Wahl der Alternativen hängt von der spezifischen Anwendung und den individuellen Bedürfnissen ab. Ein Arzt oder Apotheker kann dabei helfen, die beste Alternative zu finden.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor