Alternative Medizin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Begriff alternative Medizin versteht man jede Diagnosemethode und Behandlung, die nicht im Medizinstudium gelehrt wird. Es handelt sich um eine Sammelbezeichnung, hinter der sich verschiedensten Ansätze verbergen. Die alternative Medizin versteht sich als Ergänzung zur konventionellen und Apparate-Medizin und bietet sanftere Behandlungsmethoden an.
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Was ist alternative Medizin?
Eine Definition des Begriffes alternative Medizin ist nicht ganz einfach. Insofern hat man sich bisher auf keine schlüssige und allgemein anerkannte Inhaltsbeschreibung einigen können.
Die WHO definiert alternative Medizin als eine Medizinrichtung, die nicht ins konventionelle Medizinsystem eines Landes integriert ist, weil ihre Methoden weder in die medizinische Landestradition gehören noch sich der Mittel bedienen, die die konventionelle Medizin als wissenschaftlichen Standard ansieht.
Die alternative Medizin, die in Deutschland praktiziert wird, stammt beispielsweise aus China (.z.B. Akupunktur), Japan (Shiatsu) oder den USA (Chiropraktik) bzw. aus naturheilkundlichen Traditionen.
Geschichte & Entwicklung
Die Wurzeln der alternativen Medizin reichen weit in die Geschichte zurück und sind in vielen Kulturen tief verwurzelt. Traditionelle Heilmethoden wie Kräutermedizin, Akupunktur und Ayurveda entstanden bereits vor tausenden von Jahren. In China entwickelte sich etwa 2000 v. Chr. die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die Akupunktur, Kräuterkunde und Qi-Gong umfasste. Gleichzeitig entstand in Indien Ayurveda, ein umfassendes Medizinsystem, das Körper, Geist und Seele behandelt und auf pflanzlichen Heilmitteln, Ernährung und Meditation basiert.
Im antiken Griechenland und Rom wurden Heilmethoden durch Hippokrates und Galen geprägt, die die Grundlagen der westlichen Medizin legten, jedoch ebenfalls pflanzliche Heilmittel und ganzheitliche Ansätze verfolgten. Im Mittelalter wurden diese Traditionen in Europa weitergeführt, oft durch Klöster und Heilkundige, die Kräutermedizin praktizierten.
Im 19. Jahrhundert entstand die Homöopathie durch Samuel Hahnemann, der auf das Prinzip "Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden" setzte. Ebenfalls zu dieser Zeit entwickelten sich Naturheilverfahren, die sich auf den Einsatz von Wasser, Luft und Ernährung stützten.
Im 20. Jahrhundert erlebten alternative Heilmethoden in vielen westlichen Ländern eine Renaissance, als Menschen nach natürlichen und weniger invasiven Heilmethoden suchten. Dadurch wurden traditionelle Ansätze wie Akupunktur, Chiropraktik und Kräuterheilkunde wieder populär und häufig als Ergänzung zur Schulmedizin eingesetzt.
Einsatz & Indikation
Alternative Medizin wird oft dann durchgeführt, wenn Patienten nach ergänzenden oder weniger invasiven Behandlungsmöglichkeiten suchen, die auf natürlichen Heilmitteln oder ganzheitlichen Ansätzen basieren. Sie wird häufig angewendet, wenn herkömmliche medizinische Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg bringen, wenn Patienten die Nebenwirkungen schulmedizinischer Medikamente vermeiden möchten oder wenn sie an chronischen Beschwerden leiden, für die es in der Schulmedizin keine zufriedenstellende Lösung gibt. Beispiele hierfür sind chronische Schmerzen, Schlafstörungen, Migräne oder Verdauungsprobleme.
Alternative Medizin kann auch notwendig werden, wenn Menschen präventiv handeln möchten, um ihre allgemeine Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu fördern. Heilmethoden wie Akupunktur, Ayurveda oder Homöopathie werden oft eingesetzt, um das Gleichgewicht von Körper und Geist zu fördern und das Immunsystem zu stärken.
In einigen Fällen suchen Patienten alternative Therapien, wenn sie an Erkrankungen leiden, bei denen die Schulmedizin als wenig effektiv oder zu belastend empfunden wird, wie etwa bei Krebserkrankungen oder Autoimmunerkrankungen. Auch in der Palliativmedizin können alternative Ansätze eingesetzt werden, um die Lebensqualität zu verbessern und Symptome wie Schmerzen oder Angstzustände zu lindern. Häufig wird alternative Medizin in Kombination mit schulmedizinischen Behandlungen angewendet, um ganzheitlichere Heilung zu fördern.
Vorteile & Nutzen
Die alternative Medizin bietet gegenüber konventionellen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden mehrere potenzielle Vorteile, die für viele Patienten attraktiv sind. Einer der Hauptvorteile ist der ganzheitliche Ansatz, bei dem nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen einer Erkrankung sowie das gesamte Wohlbefinden des Patienten berücksichtigt werden. Dieser Ansatz integriert körperliche, geistige und emotionale Aspekte und zielt darauf ab, das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass alternative Medizin häufig auf natürlichen Heilmitteln wie Kräutern, homöopathischen Mitteln oder Akupunktur basiert, die als weniger invasiv und schonender wahrgenommen werden. Viele Patienten schätzen es, auf starke chemische Medikamente oder chirurgische Eingriffe zu verzichten, wenn alternative Ansätze möglich sind. Dadurch werden auch die Nebenwirkungen reduziert, die bei schulmedizinischen Behandlungen oft auftreten können.
Zudem fördert die alternative Medizin oft eine stärkere Eigenverantwortung der Patienten für ihre Gesundheit. Techniken wie Meditation, Yoga oder Ernährungsumstellungen ermutigen die Menschen, aktiv an ihrem Heilungsprozess mitzuwirken. Der präventive Fokus vieler alternativer Methoden kann zudem helfen, Erkrankungen vorzubeugen, bevor sie auftreten, indem der allgemeine Gesundheitszustand verbessert wird.
Schließlich legen viele alternative Heilmethoden Wert auf einen intensiveren Kontakt zwischen Therapeut und Patient, was zu einer persönlicheren Betreuung und einem gesteigerten Vertrauen in die Behandlung führen kann.
Funktion, Anwendung, Wirkung & Ziele
Die Anwendungsgebiete und Anwendungsverfahren der Alternativmedizin sind vielfältig. Der Begriff "alternative Medizin" summiert so verschiedene Ansätze wie Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin, die vielfältigen Formen der Naturheilkunde, die Ernährungsheilkunde, diverse Atemtechniken und Entspannungstherapien, verschiedene Körpertherapien wie Osteopathie, Craniosacral-Therapie oder Shiatsu sowie die Kneippsche Wasserheilkunde und ähnliches, um nur einige Ansätze zu benennen.
Vielfach geht es in der alternativen Medizin darum, den aus dem Funktionieren geratenen Körper und die auf ihn einwirkende Seele zu harmonisieren und die Selbstheilungskräfte anzuregen. Ob man das Chi durch Nadelungen lenkt und von Blockaden befreit, über Heiltees versucht, die Ungleichgewichte im Körper zu beseitigen oder über homöopathische Verdünnungen eine Lenkung zur Heilung anzuregen, ist je nach angewandter Methode der alternativen Medizin verschieden.
Die alternative Medizin geht im Wesentlichen davon aus, dass Körper, Seele und Geist im Einklang miteinander sein müssen. Die Schulmedizin gilt gegenüber der alternativen Medizin als eine reine Reparaturmedizin, die symptom-basiert ist statt Ursachenforschung zu betreiben. Die alternative Medizin hat hingegen verschiedene Erklärungsansätze über die Ursachen einer Störung entwickelt und behebt diese durch bestimmte Therapien und Anwendungen. Die Schulmedizin betrachtet die alternative Medizin seit jeher als Konkurrenz statt sie zu integrieren.
In neuerer Zeit wird die alternative Medizin zunehmend wichtiger, weil die Patienten dies einfordern. Hinzu kommt, dass immer mehr Medikamente in Verruf geraten, zu starke Nebenwirkungen zu haben und nicht individuell genug dosierbar zu sein. Die alternative Medizin rückt auch deswegen mehr in den Vordergrund. Sie ist oft nebenwirkungsfrei und gefährliche Wechselwirkungen bei Gabe verschiedener Präparate bleiben aus.
Vielfach erwerben Ärzte daher mittlerweile entsprechende Zusatzqualifikationen und addieren die alternative Medizin zum Portfolio ihrer Praxis. Angesichts der Neben- und Wechselwirkungen vieler Therapeutika können viele Erkrankungsbilder und Störungen sanfter durch alternative Medizin und Naturheilkunde behandelt werden. Anderen Erkrankungen gegenüber bleibt die alternative Medizin aber im Nachteil und kann bestenfalls ergänzend angewendet werden.
Durchführung & Ablauf
Der Ablauf der alternativen Medizin unterscheidet sich je nach Methode und Behandler, folgt jedoch oft einem ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Geist und Seele gleichermaßen berücksichtigt. Zu Beginn steht meist ein ausführliches Gespräch zwischen Patient und Therapeut. Dabei wird die Krankengeschichte besprochen, aber auch Lebensstil, Ernährung, emotionale Belastungen und Umwelteinflüsse werden einbezogen, um ein umfassendes Bild der gesundheitlichen Situation zu erhalten.
Auf Grundlage dieser Anamnese entwickelt der Therapeut einen individuellen Behandlungsplan, der auf die speziellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist. Dieser Plan kann verschiedene Therapieansätze umfassen, je nach den Zielen der Behandlung und der zugrunde liegenden Philosophie der jeweiligen Methode.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) könnte der Ablauf beispielsweise Akupunktur, Kräutertherapie und Ernährungsempfehlungen umfassen. Bei einer homöopathischen Behandlung wird ein spezifisches Mittel ausgewählt, das den Symptomen des Patienten am besten entspricht. Bei naturheilkundlichen Verfahren wie der Phytotherapie werden pflanzliche Präparate eingesetzt, während in der Chiropraktik manuelle Techniken zur Anpassung der Wirbelsäule und Gelenke genutzt werden.
Im Verlauf der Behandlung erfolgt häufig eine kontinuierliche Überprüfung der Fortschritte, bei der der Therapeut gegebenenfalls die Therapie anpasst. Die aktive Mitarbeit des Patienten, etwa durch Ernährungsumstellungen oder Stressbewältigung, spielt in vielen Formen der alternativen Medizin eine wichtige Rolle. Ziel ist es, das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Risiken & Gefahren
Wer der konventionellen Medizin dauerhaft den Rücken kehrt und nur noch auf Verfahren der alternativen Medizin setzt, riskiert bei schweren und ernsten Erkrankungen seine Gesundheit.
In Ergänzung zu konventionellen Therapien der Schulmedizin oder bei leichteren Alltagserkrankungen kann die alternative Medizin durchaus beachtliche Heilerfolge erzielen. Sie bleibt aber wegen empirischer Lücken und nicht beweiskräftig nachvollziehbarer Wirkungsnachweise umstritten und wird insbesondere von der Pharmaindustrie angefeindet. Viele Wissenschaftler behaupten, die alternative Medizin könne nur einen Placebo-Efekt herstellen oder sei reiner Betrug.
Die Wirksamkeit vieler alternativer Heilmethoden ist aber längst durch Erfahrungen bewiesen. Möglicherweise können zukünftig entwickelte Nachweismethoden die Wirkung der alternativen Medizin zweifelsfrei belegen. Die zunehmend seelenlose Apparatemedizin führt dazu, dass immer mehr Menschen sanften Heilmethoden der alternativen Medizin den Vorzug geben. Das birgt aber das Risiko, dass wichtige medizinische Diagnoseverfahren nicht zur Anwendung kommen.
Daher ist es möglich, dass harmlos wirkende Symptome durch die alternative Medizin fehlinterpretiert und nicht rechtzeitig behandelt werden. Im Zweifelsfall sollte ein Patient also mit Beschwerden, die sich durch alternative Medizin nicht in einem überschaubaren Zeitraum bessern lassen, einen Schulmediziner konsultieren.
Alternativen
Falls eine alternative Medizin für einen Patienten nicht möglich oder nicht geeignet ist, stehen dennoch verschiedene andere Therapieansätze zur Verfügung, die auf ähnliche Ziele wie die Förderung des Wohlbefindens und die Unterstützung der Heilung abzielen. Eine wichtige Option ist die komplementäre Medizin, die schulmedizinische Behandlungen mit alternativen Methoden kombiniert. Dabei werden z. B. klassische medizinische Therapien durch Akupunktur oder Meditation ergänzt, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Ein weiteres Verfahren ist die physikalische Therapie, die auf Bewegung, manuelle Techniken und physikalische Reize wie Wärme, Kälte oder Elektrizität setzt. Sie wird häufig bei muskulären und orthopädischen Problemen eingesetzt, insbesondere wenn alternative Methoden wie Chiropraktik nicht in Frage kommen.
Auch psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) können eine Alternative darstellen, insbesondere wenn emotionale oder psychische Belastungen im Vordergrund stehen. Diese Methoden konzentrieren sich auf die Veränderung von Denkmustern und Verhaltensweisen, um psychische und physische Beschwerden zu lindern.
Zusätzlich gibt es Ernährungsmedizin und Bewegungstherapie, die gezielt auf Ernährungsumstellungen und körperliche Aktivität setzen, um Krankheiten vorzubeugen oder zu behandeln. Diese Ansätze sind vor allem dann sinnvoll, wenn der Patient sich auf langfristige Veränderungen im Lebensstil konzentrieren möchte, um seine Gesundheit zu fördern.
Jede dieser Methoden kann in Kombination mit schulmedizinischen Behandlungen oder als eigenständige Therapieform dienen.
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Quellen
- Augustin, M., Schmiedel, V.: Leitfaden Naturheilkunde, Urban & Fischer, München 2012
- Ernst, E.: Praxis Naturheilverfahren. Springer, Berlin 2005
- Federspiel, F., Herbst, V.: Die andere Medizin. Stiftung Warentest, Berlin 2005