Sterilisation (Empfängnisverhütung)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Es existieren viele Möglichkeiten, eine ungewollte Schwangerschaft vorzubeugen. Allerdings sind nicht alle denkbaren Varianten gleich wirksam bzw. nicht ungefährlich. Eine Form der Empfängnisverhütung stellt die Sterilisation dar.
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Was ist die Sterilisation?
Eine sinnvolle Methode, sicher und dauerhaft eine Schwangerschaft vorzubeugen, ist die Sterilisation, die sowohl für den Mann als auch für die Frau in Betracht kommt.
Unterschieden wird die gänzlich dauerhafte und nicht umkehrbare Sterilisation durch Zerschneiden der Samen- bzw. Eierleiter sowie das später wieder aufhebbare Abklemmen.
Es gibt diverse Gründe, weshalb sich Einzelne zu einer Sterilisation entschließen, um keinen Nachwuchs zu bekommen. Dies können einerseits vererbbare Krankheiten oder aber beispielsweise auch nur der fehlende Wunsch nach Kindern sein.
Geschichte & Entwicklung
Die Sterilisation als Methode zur Empfängnisverhütung hat eine lange und komplexe Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Die erste dokumentierte Vasektomie, eine Sterilisation des Mannes, wurde 1897 in Indien durchgeführt, allerdings zunächst aus medizinischen Gründen zur Behandlung von Prostatavergrößerungen und nicht zur Empfängnisverhütung. Die Vasektomie gewann ab den 1920er Jahren an Popularität, insbesondere in den USA, wo sie im Rahmen eugenischer Programme eingesetzt wurde.
Parallel dazu wurde auch die weibliche Sterilisation erforscht. Die erste dokumentierte Tubenligatur, bei der die Eileiter durchtrennt werden, erfolgte 1880 in Deutschland. Ab den 1930er Jahren wurde diese Methode in vielen Ländern zunehmend verbreitet, oft in Verbindung mit eugenischen Maßnahmen. In den 1960er und 1970er Jahren stieg das Interesse an der Sterilisation weltweit, insbesondere mit der Einführung der Laparoskopie, einer minimal-invasiven Methode zur Durchtrennung der Eileiter.
Die Entwicklung der Sterilisationstechniken verlief in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich. Während sie in Industrieländern hauptsächlich als freiwillige Methode der Familienplanung anerkannt wurde, war sie in Entwicklungsländern oft mit Zwang und Menschenrechtsverletzungen verbunden. Ab den 1980er Jahren geriet diese Praxis vermehrt in die Kritik, was zu strengeren ethischen Richtlinien führte.
Einsatz & Indikation
Eine Sterilisation zur Empfängnisverhütung wird in der Regel bei Personen durchgeführt, die eine dauerhafte Verhütungsmethode wünschen und sicher sind, dass sie keine (weiteren) Kinder bekommen möchten. Diese Entscheidung kann aus verschiedenen Gründen getroffen werden, beispielsweise nach Abschluss der Familienplanung, aus medizinischen Gründen oder aufgrund des Wunsches nach einer sicheren und langfristigen Verhütungsmethode.
Bei Männern wird die Sterilisation durch eine Vasektomie durchgeführt, bei der die Samenleiter durchtrennt werden, um den Transport der Spermien zu verhindern. Bei Frauen erfolgt die Sterilisation häufig durch eine Tubenligatur, bei der die Eileiter durchtrennt oder blockiert werden, um eine Befruchtung der Eizelle zu verhindern.
Eine Sterilisation kann auch notwendig werden, wenn andere Verhütungsmethoden aus gesundheitlichen Gründen nicht geeignet sind oder bei bestimmten medizinischen Bedingungen, bei denen eine Schwangerschaft mit erheblichen Risiken verbunden wäre. Zum Beispiel kann eine Sterilisation empfohlen werden, wenn wiederholte Schwangerschaften das Leben oder die Gesundheit der Frau gefährden würden. Ebenso kann sie in Fällen von genetischen Erkrankungen in Erwägung gezogen werden, bei denen das Risiko besteht, dass diese an Nachkommen weitergegeben werden.
Die Entscheidung zur Sterilisation sollte sorgfältig abgewogen und nach umfassender Beratung getroffen werden, da die Methode in der Regel als irreversibel gilt.
Vorteile & Nutzen
Die Sterilisation zur Empfängnisverhütung bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Methoden der Geburtenkontrolle. Einer der größten Vorteile ist die Dauerhaftigkeit. Einmal durchgeführt, bietet die Sterilisation einen lebenslangen Schutz vor ungewollter Schwangerschaft, ohne dass regelmäßige Eingriffe oder die Einnahme von Medikamenten erforderlich sind. Dies kann besonders attraktiv für Menschen sein, die ihre Familienplanung abgeschlossen haben oder keine Kinder wollen.
Ein weiterer Vorteil ist die hohe Zuverlässigkeit. Die Sterilisation zählt zu den sichersten Verhütungsmethoden mit einer sehr geringen Versagerquote im Vergleich zu anderen Methoden wie hormonellen Verhütungsmitteln oder Barrieremethoden. Es besteht kein Risiko von Benutzerfehlern, wie es beispielsweise bei der Pille oder Kondomen der Fall sein kann.
Zudem entfällt der Einfluss von Hormonen auf den Körper, was besonders für Frauen von Vorteil sein kann, die hormonelle Nebenwirkungen vermeiden möchten. Die Sterilisation beeinflusst den natürlichen Hormonhaushalt nicht und hat keine langfristigen gesundheitlichen Nebenwirkungen.
Schließlich bietet die Sterilisation auch den Vorteil, dass sie nach der Durchführung keine weiteren Kosten verursacht. Im Gegensatz zu Methoden wie der Pille oder Injektionen, die regelmäßige Ausgaben erfordern, ist die Sterilisation eine einmalige Investition. Dies kann langfristig zu Kosteneinsparungen führen.
Funktion, Wirkung & Ziele
Ziel der Sterilisation ist die Unfruchtbarmachung, wobei sie nicht nur beim Mann, sondern auch bei Frauen zur Anwendung kommen kann. In beiden Fällen wird zwar bezweckt und erreicht, dass der Betroffene keine Kinder mehr zeugen bzw. mehr empfangen kann.
Nichtsdestotrotz blieben alle anderen Funktionen des Organismus dieselben; insbesondere führt eine Sterilisation zu keinen Einschränkungen der Libido. Die Sterilisation zählt zu den sichersten Verhütungsmethoden. Der Pearl Index liegt bei der Sterilisation von Männern bei 0,1, bei Frauen zwischen 0,1 bis 0,3. Mit dem Pearl Index wird angegeben, wie viele fruchtbare Frauen trotz des zu beurteilenden Verhütungsmittels schwanger geworden sind.
Je geringer der Pearl Index, desto sicherer die Methode. Nicht zuletzt wegen der Sicherheit der Methode sowie der weitgehenden Nebenwirkungsfreiheit wird die Sterilisation von Ärzten häufig empfohlen. Allein in Deutschland sind zwei Prozent aller Männer im zeugungsfähigen Alter sterilisiert, während die Quote der Sterilisationen bei fortpflanzungsfähigen Frauen sogar bei acht Prozent liegt.
Der Verlauf der Sterilisation bei männlichen Patienten weicht selbstredend von der der weiblichen Patienten ab. Bei Männern ist eine Narkose grundsätzlich nicht erforderlich; diese kommt vielmehr nur auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten zur Anwendung. Anschließend werden über eine minimale Öffnung am Hoden die notwendigen Instrumente eingeführt.
Dort werden die Samenleiter entweder dauerhaft durchtrennt oder mit einer "Klammer" abgeklemmt. Der Vorteil der Klammer ist, dass die Sterilisation durch die nachträgliche Entfernung der Klammer wieder rückgängig gemacht werden kann, während dies beim Durchschneiden der Samenleiter prinzipiell nicht mehr möglich ist.
Die Folge beider Varianten ist aber dieselbe: Dadurch, dass die Samenleiter abgeschnitten bzw. durchschnitten sind, können keine Samen mehr in das Ejakulat gelangen. Das heißt, durch sein spermienloses Ejakulat kann der Mann beim Geschlechtsakt keine Kinder mehr zeugen.
Um dies zweifelsfrei zu gewährleisten, wird der Patient wenige Tage nach dem Eingriff gebeten, zwecks einer Kontrolluntersuchung Ejakulatproben beim behandelnden Arzt abzugeben, um festzustellen, ob die Unterbindung der Samenleiter auch wirklich geglückt ist.
Bei Frauen erfolgt die Sterilisation grundsätzlich unter Vollnarkose. Danach werden über eine Öffnung in der Bauchdecke der Patientin die Instrumente eingeführt, um so die Eileiter zu erreichen. Dort angekommen stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl: Entweder der Arzt klemmt die Eierleiter ab oder er verödet sie. Bezweckt wird dasselbe wie bei der männlichen Sterilisation: Dadurch, dass die Leiter abgeklemmt bzw. verödet werden, können keine Eier mehr in die Gebärmutter gelangen, um dort befruchtet werden zu können.
Durchführung & Ablauf
Die Sterilisation zur Empfängnisverhütung unterscheidet sich bei Männern und Frauen in der Durchführung.
Bei Männern erfolgt die Sterilisation durch eine Vasektomie. Dabei wird unter örtlicher Betäubung ein kleiner Schnitt im Hodensack gemacht, um Zugang zu den Samenleitern zu erhalten. Diese werden dann durchtrennt und die Enden entweder verödet, verknotet oder abgebunden, um den Transport der Spermien zu verhindern. Der Eingriff dauert in der Regel etwa 15 bis 30 Minuten und wird meist ambulant durchgeführt.
Nach der Operation können leichte Schmerzen oder Schwellungen auftreten, die jedoch in der Regel schnell abklingen. Es wird empfohlen, nach einigen Wochen eine Spermaprobe untersuchen zu lassen, um sicherzustellen, dass keine Spermien mehr im Ejakulat vorhanden sind.
Bei Frauen wird die Sterilisation üblicherweise durch eine Tubenligatur durchgeführt. Hierbei werden die Eileiter durchtrennt, abgebunden oder blockiert, um zu verhindern, dass die Eizelle auf ihrem Weg zur Gebärmutter von Spermien erreicht wird. Dieser Eingriff erfolgt in der Regel unter Vollnarkose und kann entweder durch einen Bauchschnitt (Laparotomie) oder minimal-invasiv mittels Laparoskopie durchgeführt werden.
Die Laparoskopie ist die häufigere Methode und erfordert nur kleine Schnitte, durch die ein spezielles Instrument mit Kamera eingeführt wird. Der Eingriff dauert etwa 30 bis 60 Minuten, und die Patientin kann meist noch am selben Tag oder am Folgetag nach Hause gehen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Die Sterilisation ist gleich in zweierlei Hinsicht sicher: sowohl bezüglich ihres wirksamen Schutzes vor einer ungewünschten Schwangerschaft als auch hinsichtlich ihrer eventuellen Nebenwirkungen. Es sind nämlich keine zu erwarten.
Bei der männlichen Sterilisation können allenfalls geringe Schmerzen bei Abklemmen bzw. Durchschneiden der Samenleiter entstehen, die sich laut Aussagen von Betroffenen im Rahmen halten sollen. Weibliche Patienten spüren wegen der obligatorischen Vollnarkose grundsätzlich nichts. Ferner gilt, dass der Eingriff, sowohl bei der Frau als auch beim Mann, keinerlei Auswirkungen auf das Sexualleben hat.
Beispielsweise ist es dem Ejakulat des Mannes mit bloßem Auge nicht anzumerken, dass es keine Spermien enthält. Insbesondere wirkt eine Sterilisation sich nicht auf die Libido aus. Auch bei Frauen ändert die Sterilisation nichts. Vielmehr bekommen sie weiterhin regelmäßig ihren Eisprung, sodass es insoweit zu keinen Folgeerscheinungen der Sterilisation kommen kann.
Alternativen
Es gibt eine Vielzahl von alternativen Verhütungsmethoden zur Sterilisation, die sich in ihrer Wirkweise, Anwendungsdauer und Zuverlässigkeit unterscheiden. Zu den gängigsten Alternativen gehören hormonelle Verhütungsmittel, intrauterine Systeme und Barrieremethoden.
Hormonelle Verhütungsmittel wie die Antibabypille, Hormonspiralen, Hormonpflaster oder Injektionen verhindern eine Schwangerschaft, indem sie den Eisprung unterdrücken, den Zervixschleim verdicken oder die Gebärmutterschleimhaut verändern, sodass eine Einnistung der Eizelle erschwert wird. Diese Methoden sind reversibel, sodass die Fruchtbarkeit nach Absetzen der Verhütungsmittel meist wiederhergestellt wird.
Intrauterine Systeme, wie die Kupferspirale oder die Hormonspirale, werden in die Gebärmutter eingesetzt und bieten langanhaltenden Schutz (bis zu fünf oder zehn Jahre) vor einer Schwangerschaft. Die Kupferspirale gibt Kupferionen ab, die spermienhemmend wirken, während die Hormonspirale zusätzlich kleine Mengen von Hormonen freisetzt.
Barrieremethoden, wie Kondome oder Diaphragmen, verhindern, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen. Diese Methoden sind sofort reversibel und bieten zusätzlich Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Für Frauen, die keine hormonellen Verhütungsmittel vertragen oder verwenden möchten, ist die symptothermale Methode eine natürliche Alternative. Dabei werden Körperzeichen wie die Basaltemperatur und der Zervixschleim beobachtet, um fruchtbare Tage zu bestimmen und Geschlechtsverkehr entsprechend zu planen oder zu vermeiden.
Zusätzlich gibt es Verhütungsimplantate, die unter die Haut eingesetzt werden und kontinuierlich Hormone freisetzen, sowie die Dreimonatsspritze, die hormonell wirkt und alle drei Monate erneuert werden muss. Diese Alternativen sind insbesondere geeignet, wenn eine dauerhafte Sterilisation nicht möglich oder nicht gewünscht ist.
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Quellen
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
- Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013