Dickdarmpolypen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Polypen als eine Form von Geschwülsten können grundsätzlich überall dort entstehen, wo Schleimhaut vorhanden ist, wie beispielsweise Dickdarmpolypen, die im Dickdarm (Kolon) wachsen. Auch wenn es sich um gutartige Zellansammlungen handelt, können sie lebensbedrohlich werden, da sie das Risiko in sich tragen, zu Krebszellen zu entarten.
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Was sind Dickdarmpolypen?
Dickdarmpolypen sind verhältnismäßig weit verbreitet, vor allem aber bei Patienten vorangeschrittenen Alters lassen sich viele finden: Diversen Studien zufolge hat jeder Dritte über 60-jährige Dickdarmpolypen.
Dabei werden unterschiedliche Arten differenziert. Mit etwa neun Zehnteln stellen die sogenannten Adenome die häufigste Art dar. Ihre Größe kann zwischen wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern variieren, wobei angenommen wird, dass die Größe mit dem Entartungsrisiko korreliert: Je größer der Adenom-Polyp ist, desto wahrscheinlicher ist, dass sich dieser im Laufe der nächsten Jahre zu einem bösartigen Tumor entwickeln kann.
Lassen sich im Rahmen der Untersuchung mehr als 50 Dickdarmpolypen feststellen, sprechen Mediziner von einem Fall der Polyposis: der krankhaften Form des unnatürlich häufigen Auftretens von Polypen im Dickdarm.
Ursachen
Ähnlich wie bei den verwandten Fibromen, der vermehrten Zellanhäufung auf der Haut, die im Volksmund auch als "Wildes Fleisch" bezeichnet werden, ist die Ursache von Dickdarmpolypen ebenso ungeklärt.
Mediziner gehen von einer erblichen Prädestination aus, also der erblich bedingten Anfälligkeit für das Auftreten von Polypen. Als weitere mögliche Ursache wird die Ernährung diskutiert. Vor dem Hintergrund, dass Dickdarmpolypen in westlichen Zivilisationen überdurchschnittlich häufiger vorkommen als beispielsweise in Asien, gehen einige Forscher davon aus, dass der Grund für das Auftreten von Dickdarmpolypen in der unterschiedlichen Ernährungsweise der Menschen zu suchen ist.
Andere wiederum sehen zumindest einen begünstigenden Faktor für das Auftreten von Polypen im Darmtrakt darin, dass der Betroffene zusätzlich an chronischen Darmentzündungen leidet. Weil Betroffene einer chronischen Darmentzündung, wie beispielsweise bei der Colitis ulcerosa, unter einem ständig entzündeten Darm leidet, wird der Körper zu Bildung von "Reservezellen" in dem entzündeten Bereich des Dickdarms gereizt, was schließlich in die Bildung von Dickdarmpolypen mündet.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Bei Dickdarmpolypen spüren die Patienten oftmals keine Symptome. Erst wenn die Polypen unbehandelt wachsen, können Beschwerden eintreten. Dazu gehören vor allem:
Diagnose
Weil Dickdarmpolypen in der Regel keine Schmerzen verursachen und auch sonst weitgehend ungefährlich sind, zumindest solange wie sie nicht entartet sind, werden sie für gewöhnlich eher zufällig erkannt, wenn aus einem anderen Grund der Dickdarm untersucht wird.
Gezielt nach Polypen wird erst im Rahmen der Dickdarmkrebsvorsorge gesucht. Ab dem 55. Lebensjahr können gesetzlich Versicherte auf Kosten der Krankenkassen in einem Rhythmus von zehn Jahren eine Darmspiegelung (Koloskopie) vornehmen lassen. Ziel dieser Vorsorgeuntersuchung ist nicht nur, möglichen Dickdarmkrebs in seinem frühen Stadium erkennen und behandeln zu können, sondern durch die Entfernung von entarteten Dickdarmpolypen das Risiko der Krebsbildung deutlich zu reduzieren.
Bei der Darmspieglung, als einzige Diagnosemöglichkeit von Darmpolypen, wird dem Patienten eine flexible, schlauchartige Sonde in den Darm eingeführt, an dessen Kopf eine Kamera sowie chirurgische Instrumente installiert sind. Entdeckt der Gastroenterologe (Facharzt für Darmerkrankungen und Magen-Darm-Spieglungen) Dickdarmpolypen, schneidet er diese ab, um sie feingeweblich im Labor untersuchen zu lassen.
Sofern die Probe gutartig ist, muss der Patient in fünf Jahren wieder zur Darmspieglung, wo erneut nach Dickdarmpolypen gesucht wird. Bei einer unauffälligen Koloskopie wird die nächste Untersuchung erst in zehn Jahren wieder fällig.
Komplikationen
Dickdarmpolypen können unbehandelt zu einigen Komplikationen führen. Zunächst besteht das Risiko, dass die Polypen sich öffnen und Blut und Krankheitserreger in den Magendarmtrakt gelangen. Dadurch kann es zu Infektionen und langfristig auch zu Blutarmut kommen. Große Polypen können die Darmwände einengen und zu Verstopfung führen. Selten rufen Dickdarmpolypen einen lebensbedrohlichen Darmverschluss hervor.
Das Hauptrisiko liegt allerdings in der Entstehung bösartiger Tumore. Werden die Darmpolypen nicht entfernt, können diese noch Jahre später streuen und zu Darmkrebs führen. Greifen die Polypen auf andere Organe über, können schwere Entzündungen entstehen, welche die inneren Organe und den gesamten Magen-Darm-Trakt dauerhaft schädigen können. Darüber hinaus können chronische Magen-Darm-Beschwerden auftreten.
Werden die Polypen spätestens dann nicht entfernt, kann sich dies negativ auf das Allgemeinbefinden auswirken und in der Folge schwere körperliche und seelische Komplikationen hervorrufen. Die operative Entfernung von Dickdarmpolypen birgt die typischen Gefahren. So kann es während des Eingriffs zu Verletzungen der Darmwände kommen.
Nach der Operation können Narben entstehen, die mitunter zu Funktionsstörungen des Magen-Darm-Traktes führen. Außerdem besteht das Risiko allergischer Reaktionen und Infektionen. Werden die Darmpolypen frühzeitig erkannt und behandelt, sind schwere Komplikationen unwahrscheinlich.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da Dickdarmpolypen üblicherweise keine Beschwerden verursachen, gestaltet sich eine gezielte Untersuchung als schwierig. Es empfiehlt sich, ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen, um etwaige Polypen frühzeitig zu erkennen. Die Wucherungen im Dickdarm sind zwar für gewöhnlich harmlos, sollten aber dennoch untersucht werden. So können entartete Dickdarmpolypen erkannt und das Risiko der Krebsbildung deutlich reduziert werden.
Eine gezielte Untersuchung ist zu empfehlen, wenn vermehrt Beschwerden wie Verstopfung oder Blutarmut auftreten. Diese Symptome weisen auf Polypen im fortgeschrittenen Stadium hin, die sich möglicherweise bereits entzündet oder geöffnet haben. Betroffene, die entsprechende Symptome bemerken, sollten zeitnah mit dem Hausarzt sprechen.
Dieser kann eine erste Untersuchung vornehmen und den Patienten anschließend an einen Facharzt verweisen. Bleiben die Darmpolypen unbehandelt, können diese streuen und im Extremfall Darmkrebs hervorrufen. Zudem besteht das Risiko, dass die Wucherungen auf andere Organe oder den gesamten Magen-Darm-Trakt übergreifen und diesen dauerhaft schädigen. Spätestens, wenn länger andauernde Magen-Darm-Beschwerden bemerkt werden, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Behandlung & Therapie
Da Dickdarmpolypen im eigentlichen Sinne keinen Krankheitswert haben, bedürfen sie auch keiner Behandlung. Allein die Tatsache, dass sie sich möglicherweise zu Dickdarmkrebsvorstufen weiterentwickeln können, macht es erforderlich, auch gutartige Dickdarmpolypen im Rahmen einer Koloskopie zu entfernen, was auch die einzige Möglichkeit zur Entfernung solcher Darmgeschwülste darstellt.
Aussicht & Prognose
In den meisten Fällen verlaufen die Dickdarmpolypen beschwerdefrei. Daher sollten für eine gute Prognose regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden. Diese sichern die Möglichkeit eines frühzeitigen Eingreifens.
Werden die Polypen durch Zufallsbefunde erkannt und entfernt, kommt es nach wenigen Tagen bereits zu einer Genesung. Anschließend wird nach etwa sechs Monaten eine Kontrolluntersuchung angesetzt. Ist diese unauffällig sollten weitere Kontrollen im Abstand von drei Jahren erfolgen. Problematisch werden die Dickdarmpolypen, wenn sie über eine lange Zeit unerkannt im Darm verweilen. Nach einigen Jahren ihres Daseins mutieren sie und entwickeln einen bösartigen Verlauf.
In etwa 90% der Fälle basieren Darmkarzinome auf dem Vorhandensein von Polypen. Die Krebserkrankungen im Darm können im ungünstigsten Fall bei einer Nichtbehandlung zu einem vorzeitigen Ableben des Patienten führen. Wesentlich sind bei der Entwicklung die Größe, Anzahl und die Verortung der Dickdarmpolypen. Je größer die einzelnen Polypen sind, desto wahrscheinlicher ist eine spätere Entstehung einer Krebserkrankung.
Nach einer Entfernung der Dickdarmpolypen besteht insbesondere bei Risikopatienten die Möglichkeit einer Wiederkehr. Die Rezidivrate der Polypen liegt bei Menschen mit einem Übergewicht, hohen Alter sowie erhöhtem Blutzuckerspiegel bei ungefähr 30-50%. Durch die hohe Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens der Polypen sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen für eine gute Prognose und die Aufrechterhaltung der Gesundheit des Patienten notwendig.
Vorbeugung
Da die genauen Ursachen von Dickdarmpolypen bis heute nicht geklärt sind, können auch keine Empfehlungen für eine bestimmte Prophylaxe abgegeben werden.
Einzige Möglichkeit, der Bildung von Dickdarmpolypen und damit dem Risiko einer möglichen Entartung entgegenzuwirken, ist die vollständige operative Entfernung des Dickdarmes. Allerdings sind die möglichen Nebenwirkungen einer vollständigen Dickdarmentfernung nicht außer Acht zu lassen, weshalb die sogenannte Kolektomie auch nur in besonderen Extremfällen zum Einsatz kommt. Mögliche Nebenwirkung einer Kolektomie ist zum Beispiel der Verlust des willentlichen Stuhlgangs, die sogenannte Stuhlinkontinenz.
Nachsorge
Wenn Dickdarmpolypen aus dem Darm entfernt worden sind, ist eine konsequente Nachsorge unverzichtbar. Dies steht in engem Zusammenhang mit der nachgewiesenen Tatsache, dass sich aus vorhandenen Polypen im Lauf der Zeit eine Krebserkrankung entwickeln kann. Es ist also bedeutend, im Rahmen der Nachsorge die Darmspiegelung (Koloskopie) in regelmäßigen Abständen durchführen zu lassen.
In welchem Abstand dies geschieht, entscheidet der behandelnde Arzt. Dies ist in der Regel ein Gastroenterologe oder ein Internist. Auch der Test auf okkultes Blut im Stuhl und diverse Blutuntersuchungen werden im Rahmen der Nachsorge duchgeführt. Wie oft, hängt davon ab, wie ausgeprägt die Dickdarmpolypen waren, und davon, ob es in der Familie des Patienten bereits Fälle von Darmkrebs gegeben hat.
Die Nachsorge ist auf Mitarbeit des Patienten besonders angewiesen. Dazu gehört ein gesunder Lebenswandel, insbesondere in Bezug auf die Ernährung. Viel Obst und Gemüse sowie eine ballaststoffreiche Ernährung sind dazu geeignet, das Risiko für Krebserkrankugen im Darmbereich zu senken. Auch Polypen können in ihrer Entstehung unter Umständen so positiv beeinflusst werden.
Alkohol und Nikotin erhöhen das Risiko ebenfalls und sollten daher vermieden beziehungsweise deutlich reduziert werden. Eine ausreichende Trinkmenge ist wichtig. Insbesondere stilles Wasser und Kräutertees sind in diesem Zusammenhang anzuraten. Viel Bewegung fördert die Darmtätgkeit und damit auch die Darmgesundheit des Patienten.
Das können Sie selbst tun
Dickdarmpolypen müssen in jedem Fall medizinisch behandelt werden. Die schulmedizinische Behandlung kann allerdings durch einige Selbsthilfemaßnahmen unterstützt und beschleunigt werden.
Ganz allgemein empfehlen sich diätetische Maßnahmen wie beispielsweise der Verzicht auf Fast Food, Genussmittel und stopfende Lebensmittel. Dadurch und durch eine insgesamt gute Darmhygiene kann die Entstehung weiterer Polypen vermieden werden. Der Arzt wird außerdem sportliche Betätigung und eine ausreichende Intimhygiene empfehlen.
Gegen die typischen Beschwerden – Durchfall, Verstopfung oder Blutarmut – hilft ebenfalls eine Umstellung der Ernährung. Ebenso Nahrungsergänzungsmittel, natürliche Schmerzmittel wie Arnika und Krankengymnastik. Auch Massagen und alternative Verfahren wie Akupunktur oder Yoga eignen sich, um die Schmerzen und andere Beschwerden gezielt zu reduzieren.
Auch nach einer erfolgreichen Behandlung kann es zu einer zeitweiligen oder dauerhaften Stuhlinkontinenz kommen. Aus diesem Grund sollten bereits vor der Kolektomie entsprechende Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden. Bei chronischer Inkontinenz ist mitunter auch der Gang zu einem Psychologen sinnvoll. Welche Maßnahmen im Detail sinnvoll sind, wird der zuständige Arzt beantworten. Der Mediziner kann weitere Tipps zur Nachsorge nach dem chirurgischen Eingriff geben und somit eine rasche und komplikationsfreie Genesung ermöglichen.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006