Kollagenose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer sogenannten Kollagenose handelt es sich um eine spezielle Autoimmunerkrankung. Im Rahmen einer Autoimmunerkrankung wird das körpereigene Gewebe vom Immunsystem des menschlichen Körpers als ein sogenannter Fremdkörper angesehen.
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Was ist eine Kollagenose?
Eine Kollagenose wird von führenden Medizinern als eine schwerwiegende Erkrankung des Bindegewebes angesehen. Da im Rahmen einer Kollagenose unter Umständen mehrere Organe gleichzeitig befallen sein können, kann es im weiteren Verlauf der Erkrankung zu unterschiedlichen Krankheitsbildern kommen.
So basiert unter anderem das sogenannte Antiphospholipid-Syndrom auf einer Kollagenose. Die Abwehrhaltung des Immunsystems gegenüber dem körpereigenen Gewebe führt in diesem Fall zu einer gesteigerten Blutgerinnung.
Neben dem Antiphospholipid-Syndrom wird jedoch auch das sogenannte Sjögren-Syndrom als ein typisches Krankheitsbild genannt. Beim Sjögren-Syndrom klagen die Betroffenen in erster Linie über schmerzende und brennende Schleimhäute. Vor allem der Bereich der Augen ist besonders häufig betroffen.
Ursachen
Da vor allem Frauen besonders häufig von einer Kollagenose betroffen sind, steht neben den erblichen Faktoren unter anderem der Hormonhaushalt des menschlichen Körpers im Fokus der Mediziner. Neben den bereits erwähnten Faktoren kann aber auch ein besonders hohes Maß an psychischem Stress eine Kollagenose auslösen.
Auch eine extreme Bestrahlung mit Sonnenlicht wird als eine weitere potenzielle Ursache für eine Kollagenose angesehen. Eine viral bedingte Erkrankung wird nur in den wenigsten Fällen als Auslöser einer Kollagenose angesehen. Die Diagnose einer Kollagenose erfordert in der Regel einen längeren Aufenthalt in einer Klinik.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Kollagenose ruft zunächst typische Allgemeinsymptome wie Fieber und Gewichtsverlust hervor. Die Körpertemperatur bleibt oft über einen längeren Zeitraum erhöht, steigt jedoch selten auf über 38,5 Grad Celsius. Dennoch führt das Fieber zu einem Krankheitsgefühl. Neben diesen allgemeinen Krankheitszeichen stellen sich verschiedene Syndrome wie das Sjögren-Syndrom oder das Antiphospholipid-Syndrom ein, die ihrerseits mit verschiedenen Symptomen und Beschwerden verbunden sind.
Im Allgemeinen entwickelt sich die sogenannte Sicca-Symptomatik, bei der eine Augen- und Mundtrockenheit, und bei Frauen eine vaginale Trockenheit auftritt. Das Hauptsymptom der Kollagenose ist das Raynaud-Phänomen. Dabei färben sich die Finger blau und schwellen an, bevor es zu einer Rötung und schließlich zum Absterben der Finger kommt. Damit verbunden sind Missempfindungen, Schmerzen und Lähmungen.
Die Beschwerden können auch die Knochen und Gelenke betreffen, abhängig von der Art und Schwere der Autoimmunerkrankung. In schweren Fällen bilden sich außerdem Ekzeme und Erytheme an den Händen und Füßen, die gelegentlich ebenfalls mit Schmerzen und Missempfindungen einhergehen. Wenn sich im Rahmen der Kollagenose ein systemischer Lupus erythematodes entwickelt, treten außerdem Hautveränderungen im Gesicht auf. Zudem bilden sich Zysten im Bereich des Gaumens, und es kommt zu einer Sonnenempfindlichkeit der Haut.
Diagnose & Verlauf
Im Rahmen einer umfangreichen Diagnose steht die Entnahme einer Blutprobe stets im Vordergrund. Sofern während der Untersuchung des Blutes in einem Labor ein erster Verdacht auf eine Kollagenose aufkommt, müssen weitere Untersuchungen in Erwägung gezogen werden.
Zur besseren Diagnostik werden unter anderem die sogenannten bildgebenden Verfahren eingesetzt. So kann beispielsweise mittels einer Röntgenaufnahme des Thoraxes ein erster Verdacht konkretisiert werden. Die Röntgenaufnahme sollte stets in zwei Ebenen angefertigt werden. Somit können durch eine Positionierung der Strahlenquelle hinter dem Thorax sowie einer Positionierung der Strahlenquelle neben dem Thorax optimale Ergebnisse erzielt werden.
Als ein weiteres bildgebendes Verfahren kommt eine Untersuchung der Lunge mittels Ultraschall zum Einsatz. Im Rahmen dieser Untersuchung wird auch das Herz einer umfangreichen Begutachtung unterzogen. Sofern es beispielsweise im Bereich der Lunge zu einer Auffälligkeit kommt, wird in den meisten Fällen die Durchführung einer Lungenfunktionsdiagnostik in Erwägung gezogen. Wenn durch eine Kollagenose bereits das Nervensystem betroffen ist, muss eine Begutachtung durch einen Neurologen in Angriff genommen werden.
Komplikationen
Gegebenenfalls ist eine Transplantation notwendig, damit der Betroffene weiterhin überleben kann. Ebenso können am gesamten Körper Lähmungen und verschiedene Sensibilitätsstörungen eintreten, die den Alltag erschweren. Nicht selten leiden die Betroffenen auch an starken Schmerzen, die zu einer Reizbarkeit und zu psychischen Beschwerden führen können. Bei der Behandlung der Kollagenose kommt es in der Regel zu keinen besonderen Problemen oder Komplikationen.
Allerdings kann nicht in jedem Fall ein positiver Krankheitsverlauf garantiert werden. Die Behandlung selbst wird mit Hilfe von Medikamenten durchgeführt und kann die Bescherten einschränken. Weiterhin leiden einige Betroffene an sogenannten Phantomschmerzen, welche ebenfalls zu einer Verringerung der Lebensqualität führen. Die Lebenserwartung wird durch die Kollagenose in der Regel nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Symptome wie ein trockener Mund oder Gelenkschmerzen bemerkt werden, liegt womöglich eine ernste Erkrankung zugrunde, die abgeklärt werden muss. Ärztlicher Rat ist notwendig, wenn die Symptome und Beschwerden zunehmen oder nach spätestens einer Woche nicht abgeklungen sind. Sollten sich weitere gesundheitliche Probleme einstellen, etwa eine anhaltende Müdigkeit oder Wassereinlagerungen in den Händen, wird am besten umgehend der Hausarzt konsultiert. Betroffene Personen sollten die genannten Beschwerden zügig abklären lassen, damit eine mögliche Kollagenose frühzeitig erkannt werden kann.
Sollte die Erkrankung starke Schmerzen oder sogar psychische Probleme hervorrufen, muss der Erkrankte sofort den Arzt informieren, der gegebenenfalls eine weitergehende Therapie einleiten und einen Psychologen hinzuziehen kann. Von der Kollagenose sind vor allem Frauen betroffen. Auch Personen, die unter Stress stehen oder eine hormonelle Erkrankung haben, gehören zu den Risikogruppen und sollten den Hausarzt über ungewöhnliche Symptome informieren. Neben dem Allgemeinmediziner kann ein Internist konsultiert werden. Die einzelnen Beschwerden sind von verschiedenen Fachärzten zu behandeln. Im Spätstadium muss die Krankheit im Krankenhaus behandelt werden.
Behandlung & Therapie
Zur Linderung der einzelnen Symptome ist eine auf den Patienten abgestimmte Therapie von wesentlicher Bedeutung. In Bezug auf die Auswahl einer geeigneten Therapiemethode ist es von wesentlicher Bedeutung, die an einer Kollagenose beteiligten Organe zu benennen.
Patienten, welche beispielsweise ohne eine Beteiligung von Organen an einer Kollagenose erkrankt sind, sollten in erster Linie symptomatisch behandelt werden. So wird in Absprache mit den behandelnden Ärzten in der Regel eine medikamentöse Therapie in Angriff genommen.
Darüber hinaus empfiehlt sich im Rahmen dieser Therapieform eine regelmäßige Überwachung durch einen Arzt. Sofern einzelne Organe im Rahmen der Erkrankung angegriffen wurden, sollte eine immunsuppressive Behandlung durchgeführt werden.
Im Rahmen einer immunsuppressiven Behandlung werden einzelne Prozesse des Immunsystems unterdrückt. Die Abwehrhaltung des Immunsystems wird somit abgestellt. Zu Beginn der Therapie wird daher oftmals Cortison eingesetzt.
Aussicht & Prognose
Eine Kollagenose ist ein autoimmuner, entzündlicher Weichteilrheumatismus. Die verschiedenen Formen von Kollagenosen haben eine gute Prognose, sind jedoch nicht heilbar. Ein Leben mit dieser Autoimmunerkrankung führt den Patienten permanent durch Abschnitte verschiedener, lokaler Entzündungen, Schmerzen und Beschwerden aber auch durch verhältnismäßig schmerzfreie Zeiten. Diese werden auch als aktive und inaktive Krankheitsphasen bezeichnet. Der Schweregrad der Schmerzbeschwerden variiert. Es können leichte, mittelschwere bis schwere Schmerzen auftreten, die durch zeitliche Schübe charakterisiert sind.
Das Ziel hinsichtlich der bestehenden Prognose für Kollagenosen besteht darin, die Schmerzsymptome so zu behandeln, dass ein weitestgehend beschwerdefreies Leben für den Patienten möglich ist. Der Einsatz von Schmerzmedikamenten und entzündungshemmenden Arzneimitteln erfolgt durch den Arzt daher ganz individuell auf den Patienten und die spezifischen Symptome abgestimmt.
Patienten mit einer Kollagenose müssen sich Zeit ihres Lebens turnusmäßig ärztlichen Kontrolluntersuchungen unterziehen, um Folgeschäden und gesundheitliche Veränderungen aufgrund von verschiedenen Entzündungsherden rechtzeitig zu erkennen und zu unterbinden. Bei intensiven Schüben mit schweren Schmerzbeschwerden oder organischer Beeinträchtigungen ist ebenfalls der Arzt aufzusuchen. Möglicherweise wird dann die Schmerzmedikation dem zeitlich begrenzten Schub angepasst.
Vorbeugung
Da die Ursachen für eine Kollagenose bis dato nicht eindeutig ermittelt wurden, kann keine konkrete Empfehlung zur Vorbeugung gegeben werden. Somit lässt sich lediglich die mit der Krankheit einhergehende Symptomatik lindern. Sofern eine Therapie der einzelnen Symptome ausbleibt, kann es zu sogenannten Phantomschmerzen kommen. Die sogenannten Phantomschmerzen führen stets zu einer bleibenden Symptomatik, obwohl die zugrunde liegende Erkrankung bereits geheilt wurde.
Nachsorge
Dem Betroffenen stehen bei einer Kollagenose meistens nur sehr wenige oder sogar gar keine besonderen Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung, da diese Krankheit meist auch nicht vollständig geheilt werden kann. Da es dabei allerdings auch nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, sollte der Betroffene bei der Kollagenose schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, um das Auftreten von weiteren Komplikationen oder um eine weitere Verschlechterung der Beschwerden zu verhindern.
Eine frühe Diagnose wirkt sich dabei in der Regel immer sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus. Die meisten Patienten sind bei dieser Krankheit auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, um die inneren Organe vor den Beschwerden zu schützen und andere Komplikationen zu vermeiden. Hierbei sind immer die Anweisungen des Arztes zu beachten, wobei Fragen oder Nebenwirkungen immer zuerst mit dem Arzt besprochen werden sollte.
Die Patienten sollten sich bei der Kollagenose auch besonders gut gegen Infektionen oder andere Krankheiten schützen, da das Immunsystem deutlich geschwächt ist. Auch die Hilfe und die Pflege des Betroffenen durch die eigene Familie kann bei dieser Krankheit sehr hilfreich sein und mögliche psychische Beschwerden verhindern.
Das können Sie selbst tun
Da die Kollagenose ursächlich nicht ausreichend erforscht ist, können keine umfassenden Maßnahmen zur Selbsthilfe gegeben werden. Die Erkrankung stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die Lebensführung des Betroffenen dar. Daher ist es besonders wichtig, auf eine stabile Psyche zu achten. Positives Denken ist hilfreich im Alltag mit dem Umgang der Erkrankung. Verschiedene Aktivitäten zur Verbesserung des Wohlbefindens sollten gezielt wahrgenommen werden. Abwechslung und eine lebensbejahende Freizeitgestaltung sind zu empfehlen.
Ein verlässliches soziales Umfeld ist bei der Bewältigung der täglichen Herausforderungen vorteilhaft. Daher sollten Kontakte gepflegt und ein Rückzugsverhalten vermieden werden. Förderlich ist ein gesunder Lebenswandel. Dazu zählen eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung sowie eine ausreichende Bewegung. Die körperlichen Aktivitäten sind den aktuellen Möglichkeiten anzupassen. Überforderungen sollten grundsätzlich vermieden werden. Auf den Konsum von Alkohol, Drogen oder nicht mit dem behandelnden Arzt abgesprochenen Medikamenten, ist zu verzichten. Für einen erholsamen Schlaf ist eine optimale Schlafhygiene notwendig. Die Bedingungen sollten daher überprüft und an die individuellen Anforderungen angepasst werden.
Für viele Betroffene ist ein Austausch mit anderen Erkrankten sehr hilfreich und wird als angenehm empfunden. In Selbsthilfegruppen oder in Foren kann ein Austausch mit anderen Menschen gepflegt werden. Vertrauensvolle Gespräche werden geführt und gegenseitige Hilfestellungen gegeben.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013