Eales-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Eales-Syndrom ist eine Vaskulitis im Bereich der Augen, die mit Schädigungen der Netzhaut, Blutungen des Glaskörpers und Visusverlusten einhergeht. Die Ursachen der Erkrankung sind bislang ungeklärt und können von autoimmunologischen Prozessen über tuberkolotische Erscheinungen unterschiedlichsten Zusammenhängen entsprechen. Die symptomatische Behandlung des Syndroms umgreift medikamentöse und augenchirurgische Schritte.
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Was ist das Eales-Syndrom?
Bei einer sogenannten Vaskulitis handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, die die Blutgefäße betrifft. Vaskulitide können in annähernd jedem Gewebe auftreten und haben unterschiedliche Ursachen. Das Eales-Syndrom wird dem Formenkreis der Vaskulitiden zugerechnet und entspricht einer Augenerkrankung, die in Netzhautschädigungen mit Visusverlust und Glaskörperblutung mündet.
Die Erkrankung ist nach ihrem Ersteschreiber Henry Eales benannt. Der englische Augenarzt beschrieb das Phänomen bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts. In der medizinischen Fachliteratur ist die Krankheit auch als Angiopathia retinae juvenilis oder Periphlebitis Retinae bekannt.
Zuweilen ist bei dem Phänomen auch von einer idiopathische Perivaskulitis der Retina oder einer idiopathisch retinalen Pervaskulitis die Rede. Die Prävalenz für die Augenerkrankung ist bislang unbekannt. Vorwiegend sind männliche Erwachsene vom Eales-Syndrom betroffen. Das durchschnittliche Manifestationsalter liegt zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr.
Ursachen
Die Ursachen des Eales-Syndroms sind bislang genauso wenig geklärt wie die Genese der Erkrankung. Da an den bisher dokumentierten Fällen keine familiäre Häufung beobachtet wurde, handelt es sich vermutlich nicht um eine Erberkrankung. Gemeinsame Hintergründe konnten anhand der bisherigen Fälle nicht identifiziert werden. Daher bleibt die Erkrankung idiopathisch.
Die Zuordnung zum Formenkreis der Vaskulitiden erklärt zumindest, aus welchen Gründen es im Rahmen des Syndroms zum Visusverlust kommt. Entzündungen der versorgenden Gefäße bilden das Anfangsstadium des Syndroms. Dieses entzündliche Stadium geht mit einer Periphlebitis der peripheren Netzhautbereiche einher. Im ischämischen Stadium kommt es zur Sklerosierung der retinalen Venen, die im daran anschließenden Stadium der Proliferation in Gefäßneubildungen mit Blutungen übergeht.
Diese Prozesse münden in die Netzhautablösung. Wissenschaftlichen Vermutungen zufolge besteht für das Syndrom eine multifaktorielle Genese aus Autoimmunität, Mycobacterium tuberculosis, oxidativem Stress und unter Umständen Koagulopathie. In aller Regel tritt die Krankheit spontan und ohne entzündliches oder traumatische Vorgeschehen auf.
Symptome, Beschwerden und Anzeichen
Zum Krankheitsbeginn zeigen Patienten mit Eales-Syndrom oft keine manifesten Symptome. Frühsymptome der Erkrankung bestehen zum Beispiel mit verschwommener Sicht, der einen schmerzlosen Verlust der Sehkraft mündet. Der Visus ist nur in den seltensten Fällen schlechter als 20/200.
Unterschiedliche Beschwerden verweisen auf Gefäßschädigungen: in der Vorderkammer des Auges kommt es zu einer Rubeosis iridis und in Einzelfällen zu einem Glaukom, das durch Neovaskularisationen entstanden ist. Die Hinterkammer des Auges zeigt Glaskörperblutungen sowie Traktionsamotio.
In späteren Stadien tritt oft eine proliferative Retinopathie mit retinalen Blutungen auf. Auch eine Periphlebitis Retinae zählt zu den verbreitetsten Symptomen. Symptome des zentralen Nervensystems wurden in Einzelfällen als Komplikationen beschrieben. Zu diesen Symptomen sind vor allem Gefühlsstörungen, Sprachstörungen und Bewegungseinbußen zu rechnen.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose des Eales-Syndroms erfolgt unter dem differentialdiagnostischen Ausschluss von Krankheiten wie der Sarkoidose, dem Verschluss von Retina-Venenästen und weiteren proliferativen Netzhauterkrankungen. Das diagnostische Mittel der Wahl ist meist eine Fluorescein-Angiographie des Augenfundus.
Neben diesem diagnostischen Test kann eine Sonografie erfolgen, die vor allem bei Netzhautablösung und Glaskörperblutungen hilfreiche Hinweise gibt. Von unterschiedlichen Autoren wird außerdem eine Analyse der Blutgerinnung empfohlen. Grundsätzlich besteht für Patienten mit Eales-Syndrom eine eher günstige Prognose. Die vollständige Erblindung wurde nur in Einzelfällen dokumentiert.
Nichtsdestotrotz variiert der Verlauf von Person zu Person. Eine vollständige Rückbildung ist denkbar, genauso denkbar ist aber die Progredienz bis zur Netzhautablösung. Wiederkehrende Komplikationen sind in Einzelfällen aufgetreten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da das Eales-Syndrom im schlimmsten Falle zu einer vollständigen Blindheit führen kann, sollte dabei auf jeden Fall eine Untersuchung beim Arzt durchgeführt werden. Eine Selbstheilung tritt bei dieser Krankheit nicht auf. Der Arzt ist in der Regel dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einer verschwommenen Sicht leidet oder wenn es zu einer allgemeinen Verschlechterung der Sehkraft kommt. Diese Verschlechterung tritt dabei in der Regel sehr plötzlich auf.
Auch Sprachstörungen oder Lähmungen weisen dabei auf das Eales-Syndrom hin und müssen auf jeden Fall untersucht werden. Ebenso können durch das Eales-Syndrom Einschränkungen bei der Bewegung eintreten, die auch durch einen Arzt untersucht werden müssen. In erster Linie kann bei dieser Krankheit der Augenarzt aufgesucht werden. Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen positiven Krankheitsverlauf. Da die Beschwerden der Krankheit auch nach einer erfolgreichen Behandlung erneut auftreten können, sollte der Betroffene auch nach der Behandlung an regelmäßigen Untersuchungen teilnehmen.
Behandlung & Therapie
Eine kausale Therapie steht für Patienten mit Eales-Syndrom bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zur Verfügung. Der Grund dafür liegt in der unzureichenden Aufklärung ursächlicher Faktoren. Kausale Therapien setzen an der primären Ursache einer Erkrankung an, um den Krankheitsprozess an der Wurzel aufzuhalten.
Durch die Beseitigung der Ursache legen sich mit kausalen Therapieschritten auch die einzelnen Symptome dauerhaft. Obwohl das idiopathische Eales-Syndrom keinen ursächlichen Ansatzpunkt bietet, stehen zumindest symptomatische Behandlungsansätze zur Verfügung. Symptomatische Behandlungsschritte richten sich nach den Symptomen im Einzelfall aus und fallen beim Eales-Syndrom vor allem Stadium-abhängig aus.
Im Stadium der Perivaskulitis erhalten die Patienten zum Beispiel Kortikosteroide. Diese konservativ medikamentöse Behandlung kann einer systemischen oder peri-okulären Therapieform entsprechen. Systemische Gabe meint die körperumgreifende Wirkungsweise. Die Kortikosteroide werden in diesem Kontext peroral oder über eine Infusion verabreicht und wirken damit über den Blutkreislauf auf den gesamten Organismus.
Schonender und gezielter ist die peri-okuläre Gabe am Ort des pathologischen Geschehens. Da Spekulationen zufolge vermutlich autoimmunologische Prozesse an der entzündlichen Erkrankung beteiligt sind, können versuchsweise Immunsuppressiva wie Azathioprin oder Cyclosporin gegeben werden. Das Immunsystem der Patienten wird über diese Mittel gedämpft.
Aufgrund der eventuell beteiligten Tuberkulose-Faktoren empfehlen einige Wissenschaftler eine zusätzlich tuberkulostatische Therapie. Dieser Ansatz gilt allerdings als umstritten. Im proliferativen Stadium ist Photokoagulation die Therapieoption der Wahl. Auch Glaskörper-Netzhaut-Chirurgie kann Einsatz finden, so vor allem bei langanhaltenden Glaskörperblutungen oder drohenden Adhäsionen mit dem Risiko der Netzhautablösung.
Aussicht & Prognose
Der Verlauf beim Ealessyndrom ist sehr unterschiedlich. Es kann sowohl zu Rückbildungen als auch zu einem Fortschreiten der Erkrankung kommen. Eine kausale Therapie gibt es bisher nicht. Es kann nur symptomatisch behandelt werden. Häufig findet ein Visusverlust statt. Trotzdem ist eine völlige Erblindung auch bei unbehandelten Personen sehr selten.
Probleme treten auf, wenn die Glasköperblutungen und retinalen Blutungen über einen langen Zeitraum auftreten. Auch Netzhautablösungen kommen vor. Wenn die Glaskörperblutungen länger als drei Monate dauern oder eine Netzhautablösung droht, wird eine Glaskörper-Netzhaut-Operation notwendig. Durch die ständige Gefäßneubildung entstehen Wucherungen, die neben einer Netzhautablösung auch zu einem Glaukom führen können. Ohne Behandlung droht hier der Verlust des Augenlichts.
Alle Behandlungsmethoden können zwar die schwersten Symptome lindern, haben aber keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung. Da die Ursachen eines Ealessyndroms noch nicht vollständig geklärt sind, wurde auch noch keine kausale Therapie gefunden. Wie bereits erwähnt, können sich die Beschwerden sowohl mit als auch ohne Behandlung völlig zurückbilden oder weiter voranschreiten.
Wenn die Erkrankung progredient fortschreitet, wechseln sich Gefäßabbau und Gefäßneubildung ständig miteinander ab. Während der Gefäßneubildung (Proliferation) werden ständig neue Zellen gebildet, die zu einer Wucherung führen. Bei einer durch die Proliferation hervorgerufenen Gefahr einer Netzhautablösung wird als Therapie eine Fotokoagulation empfohlen, um die Netzhaut wieder vollständig zu befestigen.
Vorbeugung
Vorzubeugen ist dem Eales-Syndrom bislang nicht, da die Ursachen noch immer als idiopathisch gelten. Erst wenn die beteiligten Ursachenfaktoren abschließend gek lärt sind, stehen präventive Ansatzpunkt zur Verfügung.
Nachsorge
Die Maßnahmen oder Möglichkeiten einer Nachsorge sind beim Eales-Syndrom sehr stark eingeschränkt. Der Betroffene ist dabei in jedem Fall auf eine schnelle Diagnose mit einer nachfolgenden Behandlung angewiesen, da es anderweitig unbehandelt zu einem vollständigen Sehverlust kommen kann. Dieser kann irreversibel sein und damit auch nicht mehr behandelt werden kann. Daher steht beim Eales-Syndrom im Vordergrund eine frühzeitige Erkennung des Syndroms.
Sollten erste Anzeichen oder Beschwerden dieser Krankheit eintreten, muss sofort ein Augenarzt kontaktiert werden. In den meisten Fällen sind die Patienten beim Eales-Syndrom auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, die die Beschwerden lindern. Dabei sollte auf eine regelmäßige Einnahme mit einer richtigen Dosierung geachtet werden.
Bei Unklarheiten oder Fragen sollte immer zuerst ein Arzt kontaktiert werden, damit es nicht zu falschen Annahmen kommt. Bei Kindern sollten die Eltern die richtige Einnahme überprüfen. Weiterhin sind auch regelmäßige Kontrollen durch einen Augenarzt sehr wichtig, um das Stadium des Eales-Syndroms zu kontrollieren. In einigen Fällen können auch operative Eingriffe notwendig sein. Nach einem solchen Eingriff sollte das Auge besonders gut geschützt werden, wobei in der Regel ein Verband um das Auge getragen wird.
Das können Sie selbst tun
Das Eales-Syndrom ist eine relativ seltene Augenerkrankung, deren Ursachen noch weitgehend unbekannt sind. Der Alltag mit dieser Erkrankung gestaltet sich sehr unterschiedlich, je nachdem, wie stark die Symptome ausgeprägt sind. Charakteristisch für das Eales-Syndrom ist das Platzen von Blutgefäßen in den Augen. Im schlimmsten Falle führt dies zur vorübergehenden Erblindung eines Auges.
Sehr wichtig ist es, regelmäßig den Augenarzt aufzusuchen, der über weitere Maßnahmen entscheiden kann. Im Notfall ist dringender Handlungsbedarf vorhanden. Dies gilt vor allem bei starken Eintrübungen des Sehvermögens. Hier muss der Notarzt gerufen werden.
Im Alltag ist es sehr wichtig, dass die Empfehlungen und die Anweisungen des behandelnden Arztes beachtet werden. So ist es oft lange Zeit möglich, ein weitgehend normales Leben zu führen.
Gerade bei seltenen Erkrankungen, wie es das Eales-Syndrom darstellt, kann es sehr hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Dies kann in einer Selbsthilfegruppe vor Ort oder in einem Internetforum geschehen. Durch den Austausch mit anderen können belastende Situationen leichter ertragen, Erfahrungen gesammelt und weitergegeben sowie wertvolle Freundschaften mit gleich Betroffenen geknüpft werden.
Dabei muss es gar nicht einmal eine Gruppe sein, in der nur Patienten mit dem Eales-Syndrom zusammen kommen. Solche Gruppen sind eher selten. Ein wichtiger Ansprechpartner könnte die Netzhaut-Selbsthilfe sein.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
- Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010