Oxidativer Stress

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Oxidativer Stress beschreibt einen Zustand des Stoffwechsels, bei dem vermehrt freie Radikale (reaktive Sauerstoffverbindungen) vorhanden sind. Der Körper kann diese normalerweise mit der Hilfe von Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen, essentiellen Fettsäuren und Aminosäuren neutralisieren. Wenn diese Stoffe jedoch fehlen oder sie sind nur ungenügend vorhanden, resultiert daraus ein Überschuss an den freien Radikalen, was in den Körperzellen zu irreversiblen Schäden führen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Oxidativer Stress?

Die Folgen, die oxidativer Stress verursachen kann, sind vielfältig. Zu den typischen Warnzeichen gehören, Müdigkeit, Leistungsabfall und Erschöpfung.
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Oxidativer Stress entsteht durch die Bildung von zu vielen freien Radikalen. Um diese abzubauen, sind nicht ausreichend Antioxidantien vorhanden. Bei den freien Radikalen handelt es sich um besonders reaktionsfreudige Sauerstoffverbindungen. Diese entstehen in einem normalen Maß bei körpereigenen Reaktionen, beispielsweise dem Atmen.

Es gibt jedoch verschiedene Faktoren wie Stress, die dazu führen können, dass zusätzliche Radikale gebildet werden. Wenn zu viele davon im Umlauf sind, reagieren sie mit anderen Körperzellen willkürlich, bevor sie in einer oxidativen Reaktion zerstört werden. Damit im Organismus alles im gesunden Gleichgewicht bleibt, setzt der Körper so genannte Antioxidantien ein.

Hierbei handelt es sich um Radikalfänger. Diese reagieren mit den freien Radikalen, um die anderen Körperzellen somit vor einer Oxidation zu schützen. Sind für die Bindung der freien Radikale aber nicht genügend Antioxidantien vorhanden, wird vom oxidativen Stress gesprochen.

Ursachen

Bleibt nur noch die Frage: Wodurch entsteht oxidativer Stress? Für die vermehrte Bildung der reaktiven Sauerstoffverbindungen kommen verschiedene Stressoren infrage. Dazu gehören beispielsweise Entzündungen im Körper, falsche Ernährung, übermäßiger Genuss von Nikotin und Alkohol und emotionaler Stress, zum Beispiel auf der Arbeit oder durch Probleme im sozialen Umfeld.

Aber auch eine übermäßige Einwirkung von UV-Strahlung, Aufnahme von Umweltgiften, zum Beispiel Schadstoffe aus der Luft, Schwermetalle und Pestizide oder die Einnahme bestimmter Medikamente, beispielsweise Antibiotika und Hormonpräparate können oxidativen Stress begünstigen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Folgen, die oxidativer Stress verursachen kann, sind vielfältig. Zu den typischen Warnzeichen gehören, Müdigkeit, Leistungsabfall und Erschöpfung. Auch Energiemangel und eine gesteigerte Infektanfälligkeit, chronische Infektionen, Bluthochdruck und eine verschlechterte Wundheilung machen sich bei oxidativem Stress bemerkbar.

Oxidativer Stress ist zudem maßgeblich am Alterungsprozess beteiligt, denn er beeinträchtigt die Regeneration und Entgiftung der Körperzellen. Oxidativer Stress kann daher beispielsweise zu einer vorzeitigen Bildung grauer Haare und zur Alterung der Haut beitragen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Um zu überprüfen, ob ein oxidativer Stress vorliegt, kann die antioxidative Kapazität im Blut ermittelt werden. Der Test gibt einen guten Aufschluss, welches Verhältnis zwischen den freien Radikalen und den Antioxidantien (Radikalenfängern) vorliegt. Hierbei handelt sich um den so genannten Screeningtest, der die wichtigen antioxidativen Schutzfaktoren erfasst.

Des Weiteren weist der Test nach, wie gut es dem Körper gelingt, die freien Radikale unschädlich zu machen. Somit ist diese diagnostische Methode ideal, um eine Entgleisung des antioxidativen Gleichgewichts frühzeitig zu erkennen. Dieser Parameter dient zudem der Kontrolle und Optimierung der Behandlung mit Antioxidantien, die auf einer Umstellung der Ernährung basiert.

Der Antioxidantien-Test gibt gleichzeitig auch über das Ausmaß und die Schwere der oxidativen Belastung Aufschluss und ermöglicht somit eine adäquate Therapie, damit oxidativer Stress verhindert werden kann. Dies ist sehr wichtig, um zum Teil schwerwiegende Folgen zu vermeiden.

Die Oxidation spielt eine große Rolle beim Alterungsprozess und bei der Entstehung von verschiedenen Erkrankungen, beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Parkinson, Alzheimer, Übersäuerung, Arteriosklerose, Diabetes bis hin zu Krebs. Hierbei muss jedoch erwähnt werden, dass oxidativer Stress einer von verschiedenen Faktoren sein kann, der dazu beiträgt.

Komplikationen

Auto– und Industrieabgase, Feinstaub, UV–Strahlung, Zigarettenrauch und Pestizidrückstände in unserer Nahrung. Selbst die in der Luft enthaltenen Sauerstoffradikale rufen oxidativen Stress hervor. Unser Organismus ist fortwährend freien Radikalen ausgesetzt. Dieser andauernde oxidative Stress kann unser Erbgut schädigen und verschiedenen Krankheiten begünstigen.

Oxidativer Stress beeinflusst die Zellerneuerung unseres Körpers negativ, da er in die Zellteilung eingreift. Am Ende jedes Chromosomenstranges liegen sogenannte Telomere. Diese sind für die Zellteilung sehr wichtig. Sie stellen sicher, dass die vollständige DNA decodiert und abgelesen wird. Mit jeder Zellteilung werden sie kürzer. Je kürzer die Telomere werden, desto größer ist die Gefahr für das unvollständige Ablesen der DNA und damit einhergehende Funktionsstörungen.

Auf diese Weise kann DNA geschädigt werden. In Folge dessen können sowohl Gene als auch Zelllipide und Proteine in ihrer Funktion gestört werden. Oxidativer Stress beschleunigt die Verkürzung der Telomere. Daher begünstigt oxidativer Stress die Ausbildung chronisch neurodegenerativer Krankheiten und entzündlicher Erkrankungen des Zentralnervensystems.

So können etwa auf diese Weise Morbus Alzheimer, Morbus Huntington oder Morbus Parkinson hervorgerufen werden. Des Weiteren kann oxidativer Stress auch Arterienverkalkung und koronare Herzleiden auslösen. Auch die Tumorbildung und die Entstehung von Krebs können aufgrund der ausgelösten DNA – Schäden gefördert werden. Die Mutationen der Genen, der gestörte DNA – Reparaturmechanismus und defekte Proteine tragen dazu bei.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Anzeichen einer Stoffwechselstörung bemerkt werden, ist ärztlicher Rat gefragt. So sollten Hautveränderungen, Mangelerscheinungen oder Herz-Kreislaufbeschwerden umgehend abgeklärt werden, da sie auf eine ernste Ursache hindeuten. Ob den Beschwerden Oxidativer Stress zugrunde liegt, kann ein Facharzt beantworten. Dieser kann zudem direkt eine Behandlung einleiten und die ursächliche Stoffwechselstörung durch die Gabe geeigneter Medikamente sowie weitere Maßnahmen lindern. Personen, die schon seit längerer Zeit an Stoffwechselproblemen leiden oder eine andere Erkrankung haben, die womöglich Oxidativen Stress verursacht, sollten den zuständigen Arzt über die Symptome und Beschwerden informieren.

Die krankhafte Stoffwechsellage kann gut behandelt werden, insofern sie rechtzeitig erkannt wird. Bei zu später Therapie kann es zu ernsten Erkrankungen und Leiden kommen. Meist genügt die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, um die Beschwerden vollständig zu beheben. Bei einer schweren Stoffwechselstörung sind unter Umständen weitere medizinische Maßnahmen vonnöten. Da Oxidativer Stress nicht ohne ärztliche Hilfe behoben werden kann, ist immer eine ärztliche Untersuchung nötig. Bei chronischen Beschwerden muss die Ursache ermittelt und im Rahmen der Möglichkeiten ebenfalls behandelt werden. Dies gelingt durch eine Umstellung der Ernährung, aber auch durch die Gabe von Stoffwechselmedikamenten.

Behandlung & Therapie

Oxidativer Stress verursacht letzten Endes keine Erkrankungen, aber begünstigt, dass sie entstehen. Daher ist es für die Gesundheitsvorsorge umso wichtiger, ihn möglichst zu reduzieren. Dies ist mit verschiedenen Maßnahmen möglich, beispielsweise indem mit dem Rauchen aufgehört und der Stress im Alltag reduziert wird.

Zudem ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung sehr wichtig, denn diese sorgt dafür, dass ein optimales Gleichgewicht (oxidative Homöostase) wiederhergestellt wird. Die falsche Ernährung ist ein ernst zu nehmender Faktor beim Entstehen von oxidativem Stress. Es sollte beispielsweise auf zu viel Eiweiß, kurzkettige Kohlehydrate und industriell gefertigte Lebensmittel verzichtet werden.

Viele der Nahrungsmittel liefern nicht genügend Mikronährstoffe beziehungsweise Antioxidantien, denn diese gehen durch den Produktionsprozess sowie die lange Lagerung oftmals verloren. Eine wichtige Unterstützung, um oxidativen Stress zu reduzieren, erhält der Körper durch Mikronährstoffe, beispielsweise durch die Vitamin B12, Vitamin C, Vitamin E, Provitamin A und Zink.

Das Coenzym Q 10 scheint ebenfalls sehr wirksam zu sein. Es soll nicht nur die freien Radikale verringern, sondern zudem zum Reparieren der Zellen beitragen. Vor allem frisches Obst und Gemüse enthalten zahlreiche verschiedene Antioxidantien und sollten daher ein fester Bestandteil des Speiseplans sein.

Das Gleiche gilt für Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, hochwertige pflanzliche Öle und Nüsse. Als Therapiemaßnahmen empfehlen sich eine Ernährungsumstellung, eine Infusionstherapie mit Antioxidantien oder/sowie eine Entgiftung.

Die Infusionstherapie ist bei schweren Krankheitsverläufen wie neurologischen Erkrankungen oder Krebs oftmals die einzige Möglichkeit, um effektiv einzugreifen und oxidativen Stress abzuwenden.


Aussicht & Prognose

Oxidativer Stress verursacht letztlich keine Erkrankungen, aber er begünstigt ihre Entstehung. Es kommt auf die Herstellung eines Gleichgewichts von Oxidantien und Antioxidantien an. So lässt sich die Entgiftungs- und Reparaturfunktion der Zellen sicherstellen. Allerdings kann der Körper die Antioxidantien lediglich in begrenztem Umfang selbst herstellen - sie müssen daher über die Nahrung beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden.

Bei oxidativem Stress kommt es auf den Stresslevel an, welcher regelmäßig zu kontrollieren ist. Zeigen sich hier keine Auffälligkeiten, kann die Behandlung in der Regel abgeschlossen werden. Jedoch haben sich nicht selten als Folge des oxidativen Stresses bereits Begleiterkrankungen entwickelt. Als typischen Stresskrankheiten gelten Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen - sie müssen regelmäßig untersucht werden.

Bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung in Kombination mit regelmäßigem, aber nicht übertriebenem Sport sind Aussicht und Prognose gut, dass oxidativer Stress wirkungsvoll verhindert wird beziehungsweise erst gar nicht eintritt.

Eine zusätzliche Versorgung durch Nahrungsergänzungsmittel ist im Normalfall nicht notwendig. Eine Überdosis an Antioxidantien erweist sich sogar als negativ für den Körper - der Schaden ist dann höher als der Nutzen. Alkoholkonsum und Rauchen stellen zusätzlich eine Belastung für den Körper dar.

Vorbeugung

Oxidativer Stress kann vorgebeugt werden, wenn ein Gleichgewicht zwischen den Oxidantien und den Antioxidantien, den körpereigenen Radikalfängern, vorhanden ist. Dadurch bleibt die Entgiftungs- und Reparaturfunktion einer Zelle aufrechterhalten. Der Körper kann die Antioxidantien allerdings nur in einem geringen Umfang selbst herstellen, sodass sie über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden müssen.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die viel Obst und Gemüse enthält, regelmäßige Bewegung und ein geringer Konsum von Nikotin und Alkohol sind grundlegende Voraussetzungen. Die gekauften Lebensmittel sollten BIO-Qualität haben, denn in natürlichen Lebensmitteln kommen meist mehrere Antioxidantien vor.

Diese wirken synergetisch, sodass der gesundheitliche Wert höher ist als bei Vitaminpräparaten. Mit einer ausgewogenen Ernährung ist eine gute Grundlage für einen optimalen Antioxidantienhaushalt geschaffen.

Nachsorge

Die Nachsorge bei oxidativem Stress konzentriert sich auf die regelmäßige Kontrolle des Stresslevels. Begleitend dazu muss die Therapie abgestimmt und eventuell angepasst werden. Eine Ernährungsumstellung muss mit dem Arzt besprochen werden. Im Rahmen der Anamnese werden gesundheitliche Auffälligkeiten und das Wohlbefinden des Patienten besprochen.

Eine umfassende körperliche Untersuchung ist lediglich bei starken Beschwerden vonnöten. Meist wird lediglich der Puls gemessen. Der Mediziner kann bei Bedarf jedoch auch Blut abnehmen oder bildgebende Untersuchungen durchführen. Die Nachsorge erfolgt durch den Arzt, der bereits die ursprüngliche Diagnose gestellt und die Behandlung übernommen hat.

Insofern keine Auffälligkeiten festgestellt werden, kann die Behandlung abgeschlossen werden. Meist haben sich in der Folge des oxidativen Stresses jedoch bereits Begleiterkrankungen entwickelt. Typische Stresskrankheiten wie Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen müssen regelmäßig untersucht werden.

Die Nachsorge dauert dann mitunter Jahre an, wobei das hohe Stresslevel möglicherweise bereits auskuriert ist, die Begleiterkrankungen jedoch einer eigenständigen Therapie bedürfen. Chronisch kranke Patienten müssen mindestens einmal wöchentlich den Arzt konsultieren. Zuständig ist der Hausarzt. Der Mediziner zieht bei der Nachsorge die Krankenakte des Patienten zurate und leitet je nach Ergebnis der Untersuchung weitere Maßnahmen ein.

Das können Sie selbst tun

Da oxidativer Stress selbst keine Krankheiten verursacht, diese aber sehr begünstigt, ist es ratsam, ihm bereits präventiv entgegen zu wirken. Dies lässt sich durch eine gesunde Lebensweise gut einrichten.

Die erste Regel ist, Risikofaktoren für das Entstehen Freier Radikale zu vermeiden. Dazu gehört vor allem das Rauchen, aber auch ein hoher Alkoholkonsum und ein stressiger Alltag. Das Wichtigste ist jedoch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Sie sollte frei von Fertiggerichten sein, denn es gilt: je weiter ein Lebensmittel verarbeitet ist, desto geringer ist sein Gehalt an Vitaminen. Ein Überschuss an Freien Radikalen entsteht, wenn dem Körper nicht ausreichend Antioxidantien zugeführt werden. Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Antioxidantien sind Obst (Besonders Beeren, Kiwis, Äpfel und Kirschen), Gemüse (Paprika, Karotten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Salat), Fisch, Wildfleisch, Nüsse und hochwertige Öle. Diese Lebensmittel kombiniert mit vollwertigen Kohlenhydraten, wobei auf Vollkorn geachtet werden sollte, fördert den Abbau der Freien Radikale im Körper.

Allgemein gilt es, die Ernährung so vielseitig wie möglich zu gestalten. Wer, wie zum Beispiel viele Sportler, auf eine aus lediglich Proteinen und einfachen Kohlenhydraten bestehende Ernährung setzt, begünstigt Oxidativen Stress. Auch sollte auf ausreichend Bewegung im Alltag geachtet werden und Stress allgemein vermieden werden. Dazu eignen sich aktive oder passive Entspannungstechniken.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hg.) Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Neuer Umschau Verlag GmbH, Neustadt an der Weinstraße 2015
  • Heseker, H., Heseker, B.: Die Nährwerttabelle. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt an der Weinstraße 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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