Cyclosporin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Cyclosporin ist ein Medikament, welches zu den Immunsuppressiva gehört. Es wird aus den Schlauchpilzen Cylindrocarpon lucidum und Tolypocladium inflatum gewonnen. Chemisch stellt es ein zyklisches Peptid aus elf Aminosäuren dar.
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Was ist Cyclosporin?
Cyclosporin ist ein Immunsuppressivum mit einer engen therapeutischen Breite. Der Abstand zwischen seiner gewollten therapeutischen und seiner toxischen Wirkung ist sehr klein. Daher muss bei seinem Einsatz immer eine Blutspiegelkontrolle erfolgen.
Cyclosporin besitzt eine dämpfende Wirkung auf das Immunsystem. Es wird daher bei Krankheiten angewandt, die durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems gekennzeichnet sind. Dazu zählt die Gruppe der Autoimmunerkrankungen. Auch um die Abstoßungsreaktionen bei Organtransplantationen zu unterdrücken, wird Cyclosporin angewendet.
Es ist ein zyklisches Peptid, welches aus elf Aminosäuren besteht. In den norwegischen Schlauchpilzen Cylindrocarpon lucidum und Tolypocladium inflatum kommt es in größeren Konzentrationen vor. Daher wird es aus diesen Pilzen isoliert. Heute wird Cyclosporin zur medizinischen Anwendung synthetisch hergestellt. Im isolierten Zustand ist es ein weißer Feststoff, der sich in Alkohol, Methanol, Chloroform oder Ether löst. Es wird oral als Kapsel beziehungsweise Tablette oder parenteral unter Umgehung des Verdauungstraktes (etwa durch eine Spritze) verabreicht.
Aufgrund seiner immunsuppressiven Wirkung kann Cyclosporin bei seiner Anwendung auch mehrere Nebenwirkungen verursachen. Allerdings hat das Medikament die Medizin hinsichtlich der Abstoßungsreaktionen bei Organtransplantationen stark revolutioniert. Die Überlebenszeit der Patienten konnte deutlich gesteigert werden. Entdeckt wurde der Wirkstoff Anfang der 1970er Jahre durch die Schweizer Mikrobiologen Hartmann Stähelin und Jean-François Borel.
Pharmakologische Wirkung
Bei Autoimmunerkrankungen werden allerdings körpereigene Eiweißstoffe bekämpft. Zur Anregung des Immunsystems lagert sich Kalzineurin an das Protein NF-AT und dephosphorylisiert es. Im dephosphorylisierten Zustand regt dieses Protein die entsprechenden Gene zur Transkription von Interleukinen an, welche für die Immunreaktionen verantwortlich sind.
Diese Reaktionskaskade wird durch Cyclosporin gehemmt. Dazu lagert sich Cyclosporin an bestimmte Rezeptoren der T-Lymphozyten an. Dort bindet es sich an sogenannte Immunophiline (intrazelluläre Bindungsproteine) und bildet mit ihnen einen Komplex. Dieser Komplex lagert sich wiederum an Kalzineurin. Dadurch wird dieses Enzym blockiert und kann den Transkriptionsfaktor NF-AT nicht mehr durch Dephosphorylierung aktivieren. Die weitere Bildung von Interleukinen unterbleibt, wodurch die Immunreaktionen des Körpers abgeschwächt werden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Cyclosporin findet eine breite Anwendung bei Autoimmunerkrankungen, Schuppenflechte, entzündlichen Hauterkrankungen, rheumatischen Erkrankungen oder Organtransplantationen. Bei Autoimmunerkrankungen richtete sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper und bei Organtransplantationen gegen die transplantierten Organe in Form von Abstoßungsreaktionen. Besonders die organtransplantierten Patienten profitieren von dem Einsatz dieses Medikamentes. So hat sich seit seiner Anwendung die Überlebenszeit der Betroffenen drastisch erhöht.
Auch schwere autoimmunologisch bedingte Erkrankungen wie Kolitis ulzerosa oder die Glomerulonephritis können gut behandelt werden. Bei der Kolitis ulzerosa wird der Darm durch das eigene Immunsystem angegriffen. Diese Erkrankung ist durch schwere Darmentzündungen gekennzeichnet, die schließlich auch den Darm zerstören können. Die Glomerulonephritis stellt eine abakterielle Entzündung der Glomeruli der Nieren dar. Sie kann unbehandelt zu einer schweren Niereninsuffizienz führen.
Auch die Psoriasis (Schuppenflechte) kann durch Anwendung von Cyclosporin gut behandelt werden. Bei Entzündungen der Binde- und Hornhaut erfolgt der Einsatz von Cyclosporin durch topische Anwendung. Dabei werden cyclosporinhaltige Medikamente auf die betroffenen Stellen aufgetragen.
Typischerweise wird Cyclosporin auch bei Neurodermitis eingesetzt. Neurodermitis stellt eine entzündliche stark juckende Hautkrankheit dar, die durch allergische Reaktionen verursacht wird. Ein wichtiges Anwendungsgebiet ist schließlich auch die rheumatoide Arthritis. Die rheumatoide Arthritis gehört zu den Autoimmunerkrankungen, wobei sich das Immunsystem gegen die körpereigenen Gelenke richtet.
Zum Behandlungsspektrum von Cyclosporin gehören auch schwere entzündliche Augenerkrankungen, die zur Erblindung führen können. Die Behandlung mit Cyclosporin ist in vielen Fällen lebensrettend (Organtransplantation, schwere organzerstörende Autoimmunerkrankungen). Außerdem steigert sie die Lebensqualität vieler Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen.
Risiken & Nebenwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung von Fototherapie bei Schuppenflechte und Behandlung mit Cyclosporin steigert das Risiko von Hautkrebs. Auch bei Nierenschäden ist eine Therapie mit Cyclosporin kontraproduktiv, da die Nieren weiter geschädigt werden können. Insgesamt steigt beim Einsatz von Cyclosporin die Infektanfälligkeit, was auf die reduzierte Immunreaktion zurückzuführen ist. Es können anfänglich Magen-Darm-Störungen auftreten, die zu Durchfall, Übelkeit und Erbrechen führen. Des Weiteren ist die Entstehung von Ödemen möglich. Auch kann es zu einer Steigerung der Körperbehaarung kommen.
Die Liste der möglichen Nebenwirkungen ist sehr lang. Allerdings müssen diese nicht auftreten. Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Zahnfleischentzündungen oder erhöhter Blutdruck treten allerdings häufiger auf. Daher sollten während der Behandlung mit Cyclosporin regelmäßig Blutuntersuchungen und Blutdruckmessungen durchgeführt werden.