Ehrlichiose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ehrlichiose des Menschen ist eine bis heute relativ unbekannte Infektionskrankheit, welche durch Zecken übertragen wird. Als Erreger kommen die gramnegativen Bakterien der Gattung Ehrlichia infrage, die ansonsten hauptsächlich bei Hunden und Pferden Ehrlichiosen hervorrufen. Die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen mild oder gar symptomlos, kann aber in einigen Fällen auch zu schweren Komplikationen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ehrlichiose?

Ursache für eine Ehrlichiose ist die durch einen Zeckenstich übertragene Infektion mit Ehrlichien. Das gilt sowohl für Mensch und Tier.
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Der erste Fall einer durch Zeckenstich beim Menschen verursachten Ehrlichiose wurde im Jahre 1986 in den USA beschrieben. Vorher waren Ehrlichiosen nur bei Hunden oder Pferden bekannt. Der Erreger wurde bereits von dem deutschen Arzt Paul Ehrlich (1894 bis 1915) entdeckt. Obwohl die Erreger bereits schon frühzeitig bekannt waren, wurde eine Infektion mit Ehrlichien erstmals im Jahre 1935 bei einem Hund in Algerien beobachtet.

Im Vietnamkrieg erkrankten dann viele Hunde amerikanischer Soldaten an Ehrlichiose. Die Ehrlichien sind daher in der Veterinärmedizin schon lange ein Begriff. Der Erreger für die Ehrlichiose beim Hund wird als Ehrlichia canis bezeichnet. Beim Menschen sind besonders Ehrlichia chaffeensis und Ehrlichia phagozytophilia für die Auslösung dieser Erkrankung verantwortlich. Ehrlichia chaffeensis ist bisher nur in Nordafrika aktiv.

Er ist der Auslöser der humanen monozytären Ehrlichiose (HME). In Deutschland kommt ausschließlich eine Unterart des Erregers Ehrlichia phagozytophilia vor, welcher die humane granulozytäre Ehrlichiose (HGE) auslöst. Die Gattung der Ehrlichia gehört zur Ordnung der Rickettsiales. Deren Vertreter sind also Rickettsien. Alle Ehrlichien sind gramnegative Bakterien, welche die Monozyten, Granulozyten oder Makrophagen im Blut infizieren können.

Ursachen

Ursache für eine Ehrlichiose ist die durch einen Zeckenstich übertragene Infektion mit Ehrlichien. Das gilt sowohl für Mensch und Tier. Bei den Tieren sind besonders Pferde und Hunde betroffen, die mit Zecken in Berührung gekommen sind. Hunde werden vor allem von der braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) infiziert. Die menschliche Ehrlichiose wird in Deutschland unter anderem hauptsächlich durch den Holzbock überragen.

Durch einen Zeckenstich gelangen die Erreger in die Blutbahn. Dort dringen sie in Monozyten, Granulozyten oder Makrophagen ein und vermehren sich oft unbemerkt im Innern der Zelle. Monozyten und Granulozyten sind Bestandteil des Blutes und gehören zu den Leukozyten (weiße Blutkörperchen). In der Regel wird die Infektion vom Immunsystem sehr schnell abgewehrt. Bei immungeschwächten oder älteren Personen kommen jedoch auch schwere Verlaufsformen vor, die in Einzelfällen sogar zum Tode führen können.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In ungefähr der Hälfte der Infektionen mit Ehrlichien verläuft die Erkrankung symptomlos. Wenn dennoch Symptome auftreten, machen diese sich circa zwei Wochen nach dem Zeckenbiss bemerkbar. Dabei kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfällen, hohem Fieber und Kopfschmerzen kommen. Oft treten auch Rötungen der Haut auf.

Die Symptome können mild oder in manchen Fällen auch heftig sein. Entscheidend für den Verlauf der Erkrankung ist die Immunkompetenz des Organismus. In schweren Fällen werden auch Atemwegsprobleme, Herzmuskelentzündungen oder Muskelfaserauflösungen beobachtet. Noch seltenere Komplikationen können sich in Hirnhaut- und Gehirnentzündungen äußern.

Besonders bei älteren und immungeschwächten Personen kann die Ehrlichiose auch tödlich enden. Das Krankheitsbild ist insgesamt sehr mannigfaltig und unspezifisch. Welche Symptome beim Menschen außerdem noch auftreten können, konnte durch die geringfügige Zahl der beobachteten Fälle noch nicht vollständig verifiziert werden. In Deutschland wurde der erste Fall einer bestätigten Ehrlichiose erst Anfang der neunziger Jahre beschrieben.

Des Weiteren kommt eine Ehrlichiose auch nicht immer isoliert vor. Manchmal ist sie mit der Lyme-Borreliose in Form einer sogenannten Doppelinfektion vergesellschaftet, da über die Zecke mehrere unterschiedliche Erreger übertragen werden können. Ähnliche Symptome treten auch bei Hunden oder Pferden auf. Das wurde bereits durch langjährige Beobachtungen bestätigt.

Diagnose

Die eindeutige Diagnose der Ehrlichiose erfordert eine Vielzahl von Differenzialdiagnosen von anderen möglichen Erkrankungen. Das ist einerseits dadurch bedingt, dass die Krankheitserscheinungen oft sehr unspezifisch sind. Andererseits werden durch einen Zeckenbiss auch andere Erreger übertragen.

Neben einer Vielzahl von Erregern müssen auch Autoimmunerkrankungen oder Leukämien ausgeschlossen werden. Wichtig für die Diagnose ist jedoch der Hinweis, dass ein Zeckenbiss stattgefunden hat. Wenn der Anfangsverdacht auf eine Ehrlichiose besteht, kann nur der genetische Nachweis des Erregers oder der Nachweis von Antikörpern gegen Ehrlichia die Diagnose eindeutig bestätigen.

Komplikationen

Bei der Ehrlichiose kommt es nur in sehr seltenen Fällen zu schweren Komplikationen. In der Regel ist der Verlauf der Krankheit harmlos und führt nur zu leichten Beschwerden. Durch die Ehrlichiose kommt es zunächst zu Kopfschmerzen, Erbrechen und einer starken Übelkeit. Diese Symptome können auch von Durchfall und hohem Fieber begleitet werden.

In einigen Fällen kommt es zu Problemen mit den Atemwegen oder zu Entzündungen der Herzmuskeln. Im schlimmsten Falle kann es auch zu einer Gehirnentzündung kommen, welche tödlich verlaufen kann. Diese Fälle sind allerdings sehr selten. Oft tritt die Ehrlichiose zusammen mit der Borreliose auf.

Die Behandlung erfolgt abhängig von den Symptomen und führt in der Regel zu keinen Komplikationen. Bei schwachen Symptomen ist keine Behandlung nötig, hierbei verschwindet die Ehrlichiose von alleine und führt zu keinen weiteren Beschwerden. Sollten stärkere Symptome auftreten, so ist eine Behandlung mit Antibiotika ratsam.

Auch diese führt zu einem positiven Krankheitsverlauf. In der Regel dauert es zwei Tage, bis die Ehrlichiose abgeklungen ist. Damit es nicht zu einer Ehrlichiose oder Borreliose kommt, sollten Gegenden mit Zecken vermieden werden. Auch Zeckenimpfungen können präventiv in Betracht gezogen werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Nach einem Zeckenbiss sollte grundsätzlich ein Arzt konsultiert werden. Wenn konkrete Anzeichen einer Ehrlichiose bemerkt werden, ist eine medizinische Abklärung und Behandlung unerlässlich. Typischerweise kommt es ein bis vier Wochen nach dem Zeckenbiss zu hohem Fieber, starken Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie einem generellen Unwohlsein.

Diese Symptome sind umgehend ärztlich abzuklären. Spätestens, wenn Bauchschmerzen und Durchfall oder Anzeichen einer Lungenentzündung bemerkt werden, ist ärztlicher Rat gefragt. Unbehandelt kann die Ehrlichiose schwere Komplikationen wie Herzinsuffizienz, Nierenversagen und Kreislaufkollaps hervorrufen.

Bei älteren Menschen und bei Patienten mit einer Immunschwäche oder einer schweren Grunderkrankung ist die Gefahr von Komplikationen besonders hoch. Wer zu diesen Risikogruppen zählt, sollte beim Verdacht auf eine Ehrlichiose umgehend zum Hausarzt gehen. Sollten genannte Komplikationen auftreten, gilt: sofort den Notarzt rufen oder das nächstgelegene Krankenhaus aufsuchen. In schweren Fällen müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen geleistet werden. Außerdem sind nach der Erstbehandlung weitere Besuche beim Hausarzt angezeigt, denn nur dieser kann sicherstellen, dass die Erkrankung vollständig ausgeheilt ist.

Behandlung & Therapie

Da die Ehrlichiose oft symptomlos verläuft, ist nicht immer eine Therapie notwendig. In vielen Fällen bleibt sie sogar ganz unbemerkt und heilt von allein wieder aus. Das gilt auch für die meisten symptomatisch verlaufenden Ehrlichiosen. Bei hohem Fieber werden jedoch Antibiotika wie Doxycyclin oder Tetracyclin gegeben.

Innerhalb von 24 bis 48 Stunden reagiert der Körper auf diese Therapie mit einem raschen Fieberabfall. Nach mehreren Wochen kommt es zur vollständigen Ausheilung. Die Behandlung mit Doxycyclin spricht auch an, wenn die Ehrlichiose zusammen mit einer Lyme-Borreliose vorkommt. Der Erreger der Borreliose wird durch diesen Wirkstoff ebenfalls bekämpft.

Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Ehrlichiose beim Menschen ist meist gut. In der Regel verläuft die Erkrankung sehr mild oder oft sogar ohne Symptome. Nach Ausheilung bleiben meist keine Folgeschäden zurück. Eine Behandlung ist daher häufig nicht notwendig. Allerdings werden auch heftige Krankheitsverläufe beobachtet, die sich unter anderem durch Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Übelkeit bemerkbar machen. Nach einer Behandlung mit Chinolonen, Rifampicin oder Tetrazyklinen klingen die Beschwerden innerhalb von 14 Tagen ab.

Auch bei heftigeren Verläufen sind meist keine Langzeitschäden zu befürchten. Allerdings können bei Personen mit geschwächtem Immunsystem auch lebensgefährliche Komplikationen auftreten. Zu diesen Komplikationen zählen unter anderem Lungenentzündung, Sepsis oder Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems.

In diesen Fällen ist schnelle medizinische Nothilfe erforderlich, um den lebensbedrohlichen Zustand zu überwinden. Bei Beteiligung des ZNS können sich Folgeschäden in Form von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen einstellen. Letale Verläufe der Ehrlichiose kommen aber höchst selten vor.

Bei erfolgreicher Behandlung der Komplikationen kann jedoch ebenfalls in den meisten Fällen eine vollständige Heilung erwartet werden. Da die Ehrlichiose durch Zecken übertragen wird, kann sie auch in Form einer Doppelinfektion zusammen mit einer Lyme-Borreliose vorkommen. Dabei verdeckt sie im Rahmen einer Standardtherapie häufig die Borreliose. Werden jedoch Breitbandantibiotika eingesetzt, können im Anfangsstadium der Borreliose beide Erkrankungen erfolgreich behandelt werden.


Vorbeugung

Da bisher sehr wenige Fälle von Ehrlichiose in Deutschland aufgetreten sind, liegen auch wenige Erfahrungen zu ihrer Vorbeugung vor. Der Erreger ist nicht überall verbreitet. Grundlegend sollten aber während der Zeckenzeit hohes Gras oder Waldränder gemieden werden. Langbeinige und langärmelige sowie helle Kleidung ist zu bevorzugen. Dunkle Kleidung würde das Auffinden von eventuell freilaufenden Zecken erschweren. Das Risiko einer Infektion wird durch das frühzeitige mechanische Entfernen der Zecke vom Wirt etwa durch eine Zeckenzange sehr stark verringert.

Nachsorge

Bei der Ehrlichiose erweist sich eine Nachsorge als relativ schwierig. Die Erkrankung ist zum heutigen Zeitpunkt noch weitgehend unerforscht, sodass auch eine direkte und schnelle Behandlung in den meisten Fällen nicht möglich ist. Sollte die Krankheit dabei nicht umgehend von einem Arzt untersucht und behandelt werden, kann es im schlimmsten Fall zu starken Komplikationen und sogar zum Tod des Betroffenen kommen.

Aus diesem Grund muss die Ehrlichiose in erster Linie schon früh erkannt werden, sodass bei den ersten Symptomen ein Arzt aufzusuchen ist. In den meisten Fällen erfolgt die Behandlung der Ehrlichiose durch die Einnahme von Medikamenten, wobei in der Regel Antibiotika verwendet werden, um die Beschwerden einzuschränken. Dabei ist auf eine richtige Dosierung mit einer regelmäßigen Einnahme zu achten, damit die Beschwerden vollständig gelindert werden können.

Die Antibiotika müssen mitunter mehrere Wochen lang eingenommen werden, auch wenn die Beschwerden schon davor vollständig verschwunden sind. Bei einer rechtzeitigen Behandlung kommt es dabei auch nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden und die Lebenserwartung des Betroffenen verringert sich nicht. Nach der Therapie sind keine weiteren Maßnahmen mehr notwendig, sodass eine Nachsorge dabei entfällt.

Das können Sie selbst tun

Die Ehrlichiose beim Menschen ist, anders als bei Hunden oder Pferden, eine seltene Krankheit. In vielen Fällen wird die Infektion von den Betroffenen gar nicht bemerkt, sofern sich aber Symptome zeigen, sollte ein Patient unbedingt zeitnah einen Arzt konsultieren. Die besten Selbsthilfemaßnahmen bestehen darin, Zeckenbisse zu vermeiden, das Immunsystem zu stärken und im Fall einer Erkrankung unverzüglich einen Arzt aufzusuchen.

Ehrlichiose wird in Mitteleuropa vorwiegend durch eine bestimmte Zeckenart, den Holzbock, übertragen. Diese Insekten leben vorwiegend in hohem Gras und auf niedrigen Büschen und Sträuchern. Um einem Biss und damit einer möglichen Infektion mit den Erregern der Ehrlichiose oder anderen gefährlichen Krankheiten, wie zum Beispiel Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), vorzubeugen, müssen bestimme Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.

Beim Wandern sollten stets lange Hosen und langärmlige Oberteile getragen werden. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper auf Zecken abgesucht und diese zeitnah entfernt werden. Wer Haustiere hat, sollte auch diese auf Zecken untersuchen. Zumindest in Risikogebieten ist es angezeigt, bei Spaziergängen oder Wanderungen durch den Wald oder über Wiesen mit hohem Gras zusätzlich chemische Insektenschutzmittel zu verwenden.

Ein gesundes Immunsystem kann dazu beitragen, dass eine Infektion nicht zum Ausbruch der Krankheit führt oder diese zumindest kurz und milde verläuft. Das Immunsystem wird am besten durch eine gesunde Lebensweise gefördert, die ausreichend Schlaf, eine vitaminreiche, vorwiegend pflanzliche Ernährung sowie regelmäßige Bewegung, am besten an der frischen Luft, beinhaltet. Eine fettreiche, fleischlastige Ernährung, wenig bis keine körperliche Bewegung sowie der übermäßige Konsum von Alkohol und Zigaretten schwächen das Immunsystem und sollten vermieden werden.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Suerbaum, S., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2016
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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