Enterostoma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Enterostoma ist ein künstlicher Darmausgang an der Bauchwand zur vorübergehenden oder permanenten Ausleitung des Darminhalts, wie er für Darmkrebspatienten, Patienten mit entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Patienten mit Darmnähten erforderlich werden kann.

Der Eingriff erfolgt in aller Regel in Vollnarkose und ist neben den typischen Narkoserisiken vor allem mit der Bildung von inneren Hernien verbunden, was ein erfahrener Arzt im Normalfall aber durch spezielle Vorsorgemaßnahmen vermeiden kann. Enterostomata bleiben entweder dauerhaft oder werden innerhalb weniger Wochen rückverlegt, so vor allem wenn sie lediglich der zeitweiligen Entlastung eines Darmabschnitts dienen sollen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Enterostoma?

Ein Enterostoma ist ein künstlicher Darmausgang an der Bauchwand zur vorübergehenden oder permanenten Ausleitung des Darminhalts.

Als Enterostoma bezeichnet der Mediziner einen künstlichen Darmausgang in der Bauchwand, der der Ausleitung des Darminhalts dient. Ein Stoma entspricht im Rahmen dessen immer einer künstlich geschaffenen Hohlorganmündung an die Körperoberfläche. Das rote und feuchte Enterstoma steht dabei aus der Bauchdecke heraus und kann entweder auf Dauer oder als Übergangslösung angelegt sein.

Der Arzt unterscheidet Enterstomata nach dem je verwendeten Darmabschnitt in Ileostomata, Coecostomata, Colostomata und Transversostomata. Das Ileostoma ist die mit häufigste Form und entspricht einem Ausgang aus dem Krummdarm. Dazu wird in der Regel eine tiefe Dünndarmschlinge verwendet, wobei die Ausleitung meist durch die Decke des rechten Unterbauchs erfolgt. Sowohl Ileostoma als auch Colostomata - ein künstlicher Grimmdarmausgang - lassen sich vorübergehend oder dauerhaft anlegen.

Die Sonderform des Transversostomas ist wiederum ein künstlicher Ausgang aus dem mittleren Teil des Grimmdarms, der ebenfalls kontinuierlich oder diskontinuierlich angelegt werden kann. Unter dem Coecostoma versteht der Mediziner schließlich eine Ausleitung aus dem Blinddarm. In allen Fällen lässt sich der operative Eingriff zur Setzung des Enterstomas als Enterostomie bezeichnen. Eine solche kann entweder endständig oder doppelläufig durchgeführt werden. Eine endständige Durchführung ist erforderlich, wenn zuvor Teile des Darms entfernt werden mussten.

Eine doppelläufige Enterostomie wird dagegen oft bei Darmnähten angewandt, die vorübergehend eine Entlastung des Darms erfordern. Innerhalb Deutschlands tragen schätzungsweise mehr als 100 000 Menschen verschiedener Altersgruppen Enterostomata.

Funktion, Wirkung & Ziele

Indikation für ein Enterostoma können verschiedene Erkrankungen geben. Mit am häufigsten findet der Eingriff bei Darmfunktionsstörungen, Darmkrebspatienten oder Patienten der erblichen Darmpolypenkrankheit statt. Auch Karzinome in einer anderen Lokalisation zwischen Brustkorb und Becken können den Eingriff aber erforderlich machen, so beispielsweise Blasen- oder Gebärmutterkrebs.

Unter Umständen wurde der Darm auch durch ein vorausgegangenes Trauma beschädigt, sodass der Arzt Teile davon entfernen musste oder eine entzündliche Erkrankung wie Morbus Crohn hat bestimmte Darmregionen erheblichen Schaden nehmen lassen. Die Operation findet unter Vollnarkose statt. Vor der Operation zeichnet der Arzt am Patienten die ideale Lage des Stomas an und stellt so sicher, dass die Öffnung später weder im Sitzen, noch Liegen oder Stehen Beschwerden hervorruft. In der Regel wendet der Arzt zur Verlegung einen Bauchschnitt, das heißt eine Laparotomie an.

Falls ein größerer, operativer Eingriff nicht erforderlich ist, dient der Verlegung ein minimalinvasiver Eingriff bei der Laparoskopie, also der Bauchspiegelung. Bei einem Colostoma wird das Stoma ohne Spannung und in leicht hervorstehender Position in den geraden Musculus rectus abdominis verlegt. Das Grimmdarmgekröse fixiert der Arzt dabei an der Bauchdecke. Wenn ein Ileostoma erforderlich ist, verlegt der Arzt den zuführenden Stomaschenkel mit einer Ausrichtung nach unten durch die Dünndarmausstülpung. Dabei achtet er darauf, dass das Stoma mehrere Zentimeter über die Haut ragt, da das Sekret des Dünndarms ansonsten Hautreizungen bedingen kann.

Ein endständiges Enterostoma wird außen mit der Bauchdecke vernäht und wird in der Regel nicht rückverlegt. Ein doppelläufiges Stoma wird in der Regel nach wenigen Wochen rückverlegt, da der Darm mit diesem Eingriff lediglich über einen gewissen Zeitraum hinweg entlastet werden soll. Diese Operation unterscheidet sich von dem eben beschriebenen Ablauf insofern, als dass der funktionsfähige Darm aus dem Bauchdeckenschnitt herausgenommen und mit den jeweiligen Öffnungen für das Stoma versehen wird.

Sowohl bei einem doppelläufigen als auch endständigen Enterostoma entspricht das verlegte System entweder einem einteiligen oder einem zweiteiligen System. Bei einem einteiligen System bilden die Hautschutzplatte und der Beutel eine Einheit. Bei einem zweiteiligen System befestigt der Arzt die Platte und den Beutel dagegen getrennt voneinander auf der Decke des Bauches.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Neben den konventionellen Risiken einer Vollnarkose ist eine Enterostomie vor allem mit dem Risiko innerer Hernienbildung verbunden, also dem Durchtritt von Baucheingeweiden durch eine Öffnung der Bauchwand. Im Zuge dessen kann es außerdem zu einer Verlagerung von Organen aus dem Bauchraum durch das Stoma hindurch kommen. Ein aufgetretener Darmvorfall kann wiederum dazu führen, dass das Stoma nicht mehr dicht schließt.

Bei Bauchfalten im Sitzen können nach der Operation eventuell Wunden auftreten, da sich Ausscheidungen in den Falten sammeln. Unter Umständen kann das Stoma nach der OP auch zurück in den Bauch wandern und so unter die Haut verschwinden. Obwohl diese Risiken durchaus bestehen, gilt die Enterostomie insgesamt trotzdem als relativ sichere Operation, die zum Alltag eines Chirurgen gehört. Vor der Operation spielt die umfangreiche Betreuung des Patienten durch Fachpersonal eine große Rolle. Dazu gehört zum Beispiel die Beratung über die anschließende Ernährung, die nur langsam wieder aufgebaut werden kann und anfangs zum Beispiel den Verzicht auf fettreiche Speisen oder scharfe Gewürze erfordert.

Je nach gewähltem System ist das Stoma später entweder mit einem offenen oder geschlossenen Beutel ausgestattet. Offene Beutel entleert der Patient regelmäßig, während er geschlossene Beutel wegwirft und durch neue Beutel ersetzt. Auch dieses Verfahren wird dem Patienten durch das Fachpersonal vorab erklärt. Falls eine Rückverlegung geplant ist, kann dazu unter Umständen schon jetzt ein Termin angesetzt werden. Das verlegte Stoma wird nach der Operation regelmäßig kontrolliert, um sicherzustellen, dass es nicht unter das Hautniveau rutscht.

Quellen

  • Henne-Bruns, D., Barth, H.: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Nürnberger, H.-R., Hasse, F.-M., Pommer, A. (Hrsg.): Klinikleitfaden Chirurgie. Urban & Fischer, München 2010
  • Stoll-Salzer, E., Viesinger, G.: Stomatherapie: Grundlagen & Praxis. Thieme, Stuttgart 2005

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