Ketoconazol
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Ketoconazol wird ein medizinischer Wirkstoff bezeichnet, der gegen Pilzerkrankungen auf der Haut zum Einsatz gelangt. Außerdem findet die Substanz in Anti-Schuppen-Shampoos Verwendung.
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Was ist Ketoconazol?
Ketoconazol zählt zu den Arzneistoffen, die der Gruppe der Imidazole entstammen. Das Mittel dient zur Behandlung und Vorbeugung von Pilzerkrankungen, die durch Dermatophyten (Hautpilze) sowie Hefepilze entstehen.
Die Entwicklung von Ketoconazol fand in den späten 1970er Jahren durch das deutsche Arzneimittelunternehmen Janssen-Cilag statt. Zu Beginn der 1980er Jahre kam das Präparat schließlich auf den Markt. Dabei fiel es als Antimykotikum auf, das sich erstmals oral anwenden ließ.
Bei Ketoconazol handelt es sich um ein Imidazolderivat, das zur Gruppe der Azol-Fungizide zählt. Durch Ketoconazol kann das Wachstum von Fadenpilzen wie Dermatophyten und Hefepilzen wie Candida albicans gebremst werden. Bei einigen Candida-albicans-Stämmen besteht mittlerweile allerdings eine Resistenz gegen Ketoconazol.
Pharmakologische Wirkung
Seit 2015 darf Ketoconazol als Ausnahme-Medikament gegen das Cushing-Syndrom bei erwachsenen Patienten sowie Kindern über 12 Jahren eingesetzt werden. Im Rahmen des Cushing-Syndroms wird von der Nebenniere ein Übermaß an körpereigenem Cortisol hergestellt. Durch Ketoconazol lassen sich die Aktivitäten einer bestimmten Enzymgruppe innerhalb der Nebennieren, die wichtig für die Cortisol-Bildung ist, hemmen. Auf diese Weise kann der Wirkstoff den Cortisol-Spiegel im Organismus absenken.
Die Wirkungsweise von Ketoconazol basiert darauf, dass der Arzneistoff die Ergosterolproduktion der Krankheitserreger verringert. Bei Ergosterol handelt es sich um den wichtigsten Bestandteil der Zellmembran der Pilze. Dabei werden Enzyme gehemmt, die vom Cytochrom P450 abhängig sind.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Zur Anwendung kommt Ketoconazol bei der Therapie von Pilzerkrankungen. Als besonders sinnvoll gilt der Einsatz des Arzneistoffes bei Menschen, die von Autoimmunerkrankungen oder Erkrankungen des Immunsystems, wie AIDS, betroffen sind.
Auch gegen die seborrhoische Dermatitis wird Ketoconazol in Form von Lösungen und Cremes verabreicht. Bei der seborrhoischen Dermatitis handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Haut, die mit starker Schuppenbildung einhergeht. In den meisten Fällen ist die Kopfhaut von dieser Pilzinfektion betroffen. Eine weitere Pilzerkrankung, die sich äußerlich mit Ketoconazol therapieren lässt, ist die Kleienpilzflechte. Diese entsteht durch den Hefepilz Malassezia furfur.
In frühren Jahren fand Ketoconazol auch in Tablettenform Verwendung bei Pilzerkrankungen auf der Haut, Hefepilzbefall in Mund- und Rachenraum sowie Hefepilzinfektionen auf Haut und Schleimhaut. Das Mittel wurde immer dann innerlich eingenommen, wenn eine lokale Therapie erfolglos blieb. Da Ketoconazol die Leber jedoch stark in Mitleidenschaft ziehen kann, darf das Mittel in der Regel innerlich nicht mehr verabreicht werden. Nur zur Behandlung von Morbus Cushing besteht eine Ausnahme. Jedoch muss der Arzt die Leberwerte der Patienten regelmäßig überprüfen.
Eine weitere Anwendungsform von Ketoconazol stellen Anti-Schuppen-Shampoos dar. Dabei lässt sich das Mittel unterschiedlich stark dosieren. Erfolgt nach seinem Einsatz ein gründliches Ausspülen, ist das Ketoconazol-Shampoo wie ein herkömmliches Shampoo verwendbar. Nicht zu empfehlen ist der Einsatz des Shampoos während der Schwangerschaft. So kam es im Rahmen von Tierversuchen bei hohen Dosierungen mehrmals zu Fehlbildungen. Bei Ketoconazol besteht Apothekenpflicht. Die Tabletten unterliegen außerdem in mehreren Ländern der Rezeptpflicht.
Risiken & Nebenwirkungen
Bei äußerlicher Anwendung sollte Ketoconazol nicht mit den Augen in Berührung kommen. In der Schwangerschaft muss selbst bei einer lokalen Anwendung unbedingt Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. Als sinnvoller gilt der Einsatz von Anti-Pilzmitteln wie Clotrimazol oder Nystatin. Auch in der Stillzeit ist auf den Einsatz von Ketoconazol zu verzichten, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und dadurch auf das Baby übertragen wird.
Die Anwendung von Ketoconazol kann mit verschiedenen Nebenwirkungen verbunden sein. Dazu gehören bei innerlicher Anwendung Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Juckreiz. Gelegentlich zeigen sich auch Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme, Durchfall, Haarausfall, eine Vergrößerung der Brust, Hautausschlag sowie das Ansteigen der Leberwerte.
Im Falle von äußerlicher Anwendung weist Ketoconazol nur selten störende Nebenwirkungen auf. Dabei kann es sich um Juckreiz, Brennen, Hautrötungen, Verfettung oder Austrocknung der Haare, Haarausfall sowie allergische Hautreaktionen handeln.
Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bei der gleichzeitigen Einnahme von Ketoconazol im Bereich des Möglichen. So wird die Wirksamkeit des Mittels durch Indinavir, Ritonavir, Erythromycin und Clarithromycin verstärkt, während sie sich durch Carbamazepin, Isoniazid, Phenobarbital, Rifabutin, Rifampicin sowie Phenytoin verringert.
Aufgrund der erheblichen Nebenwirkungen auf die Leber strebt die EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) ein Verbot von oralem Ketoconazol an. Dagegen beschränkt sich die amerikanische FDA (Food and Drug Administration) auf Warnhinweise.