Minoxidil

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die menschliche Haarpracht von Männern und Frauen soll füllig und gesund erscheinen, um zu signalisieren: Ich bin gesund und schön! Leider sind Haare aber auch sehr anfällig für hormonelle Einflüsse des Körpers, die jedoch nicht krankhaft sind. Die Folge: Haare fallen bei Frauen im Scheitelbereich und bei Männern seitlich am Oberkopf (Geheimratsecken) aus. Eine Lösung für dieses Problem kann der Wirkstoff Minoxidil sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Minoxidil?

Als "Nebeneffekt" hat sich herausgestellt, dass Minoxidil auch gegen anlagebedingten Haarausfall hilft.

Doch was ist Minoxidil? Ursprünglich wurde Minoxidil als Reservemittel bei Bluthochdruck eingesetzt. Als "Nebeneffekt" hat sich herausgestellt, dass dieses Mittel auch gegen anlagebedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie) hilft.

Man kann mit dem Präparat den Haarausfall in 70-80% der Fälle stoppen, muss allerdings für einen Effekt mindestens drei bis vier Monate Behandlungszeit investieren, weil die Haare einen Wachstumszyklus haben, der diesem Zeitraum entspricht.

Die Haare wachsen dann allerdings dicker und kräftiger nach. Bei etwa einem Drittel der Anwender stellt sich neues Haarwachstum ein. Frauen können auf eine Stabilisierung des Haarausfalls im Scheitelbereich hoffen. Es gibt in Deutschland zwei Zubereitungen: Minoxidil für Frauen mit 2% Wirkstoff und Minoxidil für Männer mit einer Wirkstoffkonzentration von 5%.

Pharmakologische Wirkung

Das Wirkprinzip von Minoxidil entspricht der Wirkung des Reservemittels gegen Bluthochdruck. Weil das Medikament im Körper die Kapillaren erweitert und die Durchblutung fördert, haben Forscher herausgefunden, dass dies auch eine günstige Wirkung auf die Haare haben kann.

Auf die Kopfhaut aufgetragen, weitet das Medikament die Gefäße und fördert die Durchblutung. Das lässt Haare dicker und kräftiger nachwachsen. Die versorgenden Gefäße der Haare werden so auf die Dauer besser ernährt, und Schritt für Schritt gekräftigt. Der verkürzte Zyklus des Haarwachstums verlängert sich und Haare bleiben länger in der Kopfhaut. Bereits verödete Haarfollikel werden teilweise neu aktiviert und produzieren wieder kräftiges Haar.

Bedingt durch die Wirkungsweise von Minoxidil muss natürlich ein anlagebedingter Haarausfall vorliegen, bei dem die Haare empfindlich auf körpereigenes Testosteron reagieren, der an der Haarwurzel zu Problemen führt. Beim sogenannten diffusen Haarausfall, der durch Nährstoffmängel wie Eisenmangel, Vitamindefizite oder Schilddrüsenproblemen auftritt, sollte immer die Ursache abgeklärt werden, da in diesem Fall der Haarausfall nur eines von vielen Symptomen ist.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die Anwendung von Minoxidil ist einfach: Männer tragen den Wirkstoff auf die obere Kopfhaut und im Bereich der sogenannten "Geheimratsecken" sowie der Tonsur auf. Frauen massieren das Medikament in den Scheitelbereich ein. Die erste Zeit während der Behandlung, bis das Haarwuchsmittel anschlägt, können vermehrt Haare ausfallen, weil sich die Haare praktisch erneuern.

Man kann die flüssige Lösung entweder einmal oder zweimal am Tag in die Kopfhaut einmassieren. Das bleibt dem Patienten überlassen, denn das Einmassieren der Lösung auf die Kopfhaut kann diese stark austrocknen. Der Grund dafür ist die eher schlechte Löslichkeit von Minoxidil, weshalb der Wirkstoff in Propylenglycol, Ethanol und Wasser aufgelöst werden muss.

Um das Medikament immer besser verträglich zu machen, forschen Chemiker daran, die Verträglichkeit zu verbessern und die möglichen Nebenwirkungen zu verringern. Ein Produkt dieser Forschung ist unter anderem der Minoxidil-Schaum, der besser in die Kopfhaut eindringen und wesentlich leichter verträglich sein soll.


Verabreichung & Dosierung

Minoxidil ist ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde, heute jedoch vor allem zur Förderung des Haarwuchses bei Personen mit androgenetischer Alopezie (erblich bedingter Haarausfall) eingesetzt wird. Es ist in Form von topischen Lösungen oder Schaum erhältlich, die direkt auf die Kopfhaut aufgetragen werden.

Für die Behandlung von Haarausfall wird Minoxidil typischerweise in Konzentrationen von 2% oder 5% verwendet. Die allgemeine Empfehlung für Männer ist die Verwendung der 5%-Lösung, während Frauen oft mit der 2%-Lösung beginnen, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren. Die 5%-Lösung kann jedoch auch von Frauen verwendet werden, insbesondere wenn die 2%-Lösung nicht wirksam ist.

Minoxidil sollte zweimal täglich angewendet werden, meist morgens und abends. Die genaue Menge, die aufgetragen werden soll, hängt von der spezifischen Produktformulierung ab, aber in der Regel sind es 1 ml der Lösung oder eine Schaummenge, die der Größe einer halben Kappe entspricht. Die Kopfhaut sollte vor der Anwendung trocken sein, und das Medikament sollte gründlich in die betroffenen Bereiche der Kopfhaut einmassiert werden.

Es ist wichtig, dass Minoxidil regelmäßig angewendet wird, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Eine Unterbrechung der Behandlung kann dazu führen, dass der neue Haarwuchs aufhört und sich der Haarausfall wieder fortsetzt. Die ersten sichtbaren Verbesserungen können oft erst nach mehreren Monaten regelmäßiger Anwendung beobachtet werden.

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass Minoxidil bei Kontakt mit anderen Körperteilen als der Kopfhaut zu unerwünschtem Haarwachstum führen kann. Es ist auch wichtig, die Hände nach der Anwendung zu waschen und Kontakt mit den Augen und anderen empfindlichen Bereichen zu vermeiden.

Risiken & Nebenwirkungen

Doch wo eine Wirkung ist, können natürlich auch Nebenwirkungen auftreten: Weder schwangere Frauen sollten Minoxidil anwenden, noch Menschen, die eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff aufweisen.

Bei einigen Patienten tritt nach Anwendung des Medikaments übermäßiger Haarwuchs am Körper auf, hier spricht man von einer Hypertrichose. Eine sorgfältige Abwägung von Risiken und Nebenwirkungen ist also auch hier wichtig. Minoxidil gleichzeitig mit anderen topischen Mitteln anzuwenden kann die Wirksamkeit beeinträchtigen und wird nicht empfohlen.

Die Einnahme von Neuroleptika sollte nicht zusammen mit Minoxidil erfolgen, weil dies zu einer Wirkungssteigerung des Haarwuchsmittels führen kann. Einmal angefangen und über einen Zeitraum von mehreren Monaten angewandt, sollte der Patient das Mittel jedoch weiter nehmen. Sonst fällt die zurückgewonnene Haarpracht wieder aus, was sehr schade wäre.

Kontraindikationen

Minoxidil, ein Medikament zur Förderung des Haarwuchses, hat spezifische Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um Gesundheitsrisiken zu vermeiden. Typischerweise wird Minoxidil topisch in Form von Lotion oder Schaum zur Behandlung von androgenetischer Alopezie angewendet.

Eine wesentliche Kontraindikation für die Verwendung von Minoxidil ist eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Produkts. Personen, die allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz oder Atembeschwerden nach der Anwendung von Minoxidil erfahren, sollten die Verwendung sofort einstellen und ärztlichen Rat suchen.

Minoxidil sollte auch bei Personen mit Hauterkrankungen auf der Kopfhaut, wie Psoriasis oder Ekzeme, mit Vorsicht verwendet werden. Die Anwendung auf entzündeter oder beschädigter Haut kann zu erhöhter Absorption des Medikaments führen, was potenziell systemische Nebenwirkungen zur Folge haben kann.

Schwangere oder stillende Frauen sollten Minoxidil ebenfalls meiden, da nicht ausreichend Daten zur Sicherheit des Medikaments in diesen spezifischen Patientengruppen vorliegen. Die möglichen Risiken einer Anwendung von Minoxidil während der Schwangerschaft oder Stillzeit sind nicht vollständig bekannt.

Des Weiteren sollten Personen, die gleichzeitig andere topische Präparate auf der Kopfhaut anwenden, Vorsicht walten lassen. Die Kombination verschiedener topischer Mittel kann zu unerwarteten Wechselwirkungen führen oder die Absorption von Minoxidil beeinflussen.

Patienten, die an Herzerkrankungen leiden oder antihypertensive Medikamente einnehmen, sollten vor der Anwendung von Minoxidil ihren Arzt konsultieren. Obwohl Minoxidil topisch angewendet wird, kann es in seltenen Fällen zu systemischen Effekten wie einer Veränderung des Blutdrucks kommen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Minoxidil wird hauptsächlich als topisches Mittel zur Behandlung von Haarausfall verwendet, wodurch das Risiko für systemische Medikamenteninteraktionen relativ gering ist. Trotzdem gibt es einige Überlegungen zu möglichen Wechselwirkungen, insbesondere wenn Minoxidil systemisch absorbiert wird.

Bei topischer Anwendung ist Minoxidil normalerweise gut isoliert von systemischen Kreisläufen, jedoch können hohe Dosierungen oder die Anwendung auf beschädigter Haut die Aufnahme erhöhen und potenziell zu systemischen Effekten führen. In solchen Fällen könnte Minoxidil theoretisch die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten beeinflussen. Minoxidil war ursprünglich als orales Medikament zur Senkung des Blutdrucks entwickelt worden und kann in seltenen Fällen, insbesondere bei Überdosierung oder abnormal hoher Absorption durch die Haut, eine hypotensive Wirkung haben.

Eine weitere Überlegung ist die Verwendung von anderen topischen Präparaten auf der Kopfhaut. Die Kombination von Minoxidil mit anderen topischen Lösungen kann die Absorption beider Produkte beeinflussen. Beispielsweise können Alkohol- oder Aceton-basierte Lösungen die Hautbarriere verändern und so die Aufnahme von Minoxidil erhöhen.

Schließlich ist Vorsicht geboten bei der gleichzeitigen Anwendung von Corticosteroiden oder Tretinoin, die ebenfalls topisch angewendet werden. Diese können die Hautbeschaffenheit verändern und möglicherweise die Absorption von Minoxidil beeinflussen.

Insgesamt sind direkte Medikamenteninteraktionen mit Minoxidil selten, aber Patienten sollten immer ihren Arzt konsultieren, bevor sie neue Medikamente einführen, besonders wenn sie bereits eine Behandlung für chronische oder schwerwiegende Erkrankungen erhalten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Minoxidil aufgrund von Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten nicht geeignet ist, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Bekämpfung von Haarausfall.

Finasterid ist eine beliebte Alternative, die oral eingenommen wird und vor allem bei Männern zur Behandlung von androgenetischer Alopezie verwendet wird. Finasterid wirkt, indem es die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) hemmt, einen Hauptfaktor bei der Entwicklung von männlichem Haarausfall. Allerdings ist dieses Medikament nur für Männer geeignet und kann bei Frauen im gebärfähigen Alter nicht verwendet werden, da es zu Geburtsfehlern führen kann.

Dutasterid ist ein weiterer DHT-Hemmer, der ähnlich wie Finasterid wirkt, jedoch eine stärkere und länger anhaltende Hemmung des Enzyms bietet, das für die Umwandlung von Testosteron in DHT verantwortlich ist. Dutasterid ist in einigen Ländern für die Behandlung von Haarausfall zugelassen und wird in anderen als Off-Label-Option verwendet.

Niedrig dosierte Lasertherapie (Low-Level Laser Therapy, LLLT) bietet eine nicht-medikamentöse Option zur Stimulierung des Haarwuchses. Diese Methode verwendet Licht einer bestimmten Wellenlänge, um die Durchblutung in der Kopfhaut zu fördern und die Haarfollikel zu stimulieren.

Pflanzliche Produkte wie Sägepalme oder Kürbiskernöl können ebenfalls als natürliche Alternativen in Betracht gezogen werden. Diese Substanzen wirken möglicherweise auch über den DHT-Mechanismus, obwohl ihre Wirksamkeit und Sicherheit weniger gut dokumentiert sind als die von pharmazeutischen Wirkstoffen.

Für jede dieser Alternativen ist es wichtig, vor Beginn einer Behandlung einen Arzt zu konsultieren, um eine geeignete und sichere Therapie zu gewährleisten.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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