Flug- und Raumfahrtmedizin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Aufenthalt im All oder das Fliegen von Flugzeugen unter großen Belastungsanforderungen bringt einige Risiken mit sich und kann auch durchaus zur Tortur werden. Knochen- und Muskelschwund, Sehstörungen oder Kreislaufbeschwerden sind einige der Erscheinungsformen, die die körperlich anstrengende Tätigkeit mit sich bringt.

Zu diesem Zweck wurde die Flug- und Raumfahrtmedizin eingeführt, die sich speziell mit dem Erhalt der Gesundheit in diesem Bereich beschäftigt. Gegenstand einer Erforschung sind medizinische und physikalische Besonderheiten eines Aufenthalts im Weltraum oder in der Luft.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Flug- und Raumfahrtmedizin?

Die Flug- und Raumfahrtmedizin umfasst verschiedene Kompetenzfelder und erstreckt sich von der Wissenschaft und Erforschung aller Flug- und Raumfahrtbedingungen bis hin zur Ausbildung und Begutachtung fachdienstlicher Fliegerärzte.

Ein Mediziner, der in dem Gebiet der Inneren Medizin oder Allgemeinmedizin seinen Abschluss gemacht hat, kann eine umfangreiche Weiterbildung zur Flugmedizin absolvieren. Diese dauert in der Regel noch einmal zwei Jahre und findet an einem flugmedizinischen Institut statt.

Die Flug- und Raumfahrtmedizin umfasst verschiedene Kompetenzfelder und erstreckt sich von der Wissenschaft und Erforschung aller Flug- und Raumfahrtbedingungen bis hin zur Ausbildung und Begutachtung fachdienstlicher Fliegerärzte. Darunter werden Mediziner verstanden, die sich mit der Kompetenz und Tauglichkeit von Piloten und dem Flugsicherungspersonal auseinandersetzen und eine medizinische Begutachtung durchführen.

Behandlungen & Therapien

Piloten sind ständig großem Druck ausgesetzt und müssen zu Höchstleistungen fähig sein. Dabei werden Auswahlkriterien getroffen, die mit der Leistung auch über den gesundheitlichen Zustand erfolgen. Die Fähigkeiten eines Piloten gehen also nicht alleine mit der Umsetzung der eigentlichen Flugleistung einher, sondern bedürfen auch eines gesunden Körpers, der diesen Strapazen gewachsen ist.

Die Arbeit im Bereich der Flug- und Raumfahrtmedizin erstreckt sich demnach über die allgemeine Medizin hinaus mit besonderen Kenntnissen über Bedingungen, denen der menschliche Körper während eines Fluges oder verschiedener Raumfahrttestversuche ausgesetzt ist. Dafür muss sich der Mediziner in diesem Bereich intensiv mit der Flugphysiologie auseinandergesetzt haben. Diese beinhaltet die Funktion verschiedener Organe und Systeme im menschlichen Organismus in verschiedenen Flugsituationen, die Reaktion darauf und die Bedeutung physikalischer und atmosphärischer Einwirkungen unter diesen Bedingungen.

Eine häufige Reaktion ist die Luftkrankheit, die mit spezifischen Symptomen einhergeht und der Seekrankheit gleicht. Die Erscheinungen sind immer an Bewegungsreize gekoppelt, die beim Fliegen unabdingbar sind, aufgrund derer nicht nur Blässe, körperliches Unbehagen oder Müdigkeit auftreten, sondern auch Schwindel, kalter Schweiß, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Diese treten auf, wenn die Gleichgewichtsorgane gestört sind, darunter z B. das Innenohr. Bewegungsabläufe während eines Fluges sind Turbulenzen, Beschleunigung, Drehbewegungen, die unterschiedliche Empfindlichkeiten auslösen und den Gleichgewichtssinn stören.

Eine weitere Begleiterscheinung bei Flug- und Raumfahrt ist der Sauerstoffmangel. Der Körper reagiert darauf mit einem verminderten Gasaustausch in den Lungen, Blutarmut oder Durchblutungsstörungen und einer Störung in den Körperzellen.

Ebenso kann es zu einer räumlichen Desorientierung kommen. Durch die Drehungen und Bewegungen beim Flug können die Sinneseindrücke über die Lage und Bewegung im Raum nicht mehr richtig eingeschätzt werden. So entstehen Sinnestäuschungen, die sogar lebensbedrohlich werden und zu Flugunfällen führen können. Um die Fluglage richtig einzuschätzen, benötigt der Pilot seine Augen, das Vestibularorgan im Innenohr und den Muskel- und Tastsinn, also die Oberflächen- und Tiefensensibilität. Durch das Auge korrigiert er Fehlmeldungen der anderen Sinneseindrücke, was bei einem Nachtflug umso schwieriger ist. Andere Desorientierungen finden als Scheindrehung, Fahrstuhleffekt oder Friedhofspirale statt.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Für die Flug- und Raumfahrtmedizin bedarf es ebenfalls Kenntnisse über Fluggerätunfälle und deren Gefahren, Kenntnisse im Bereich der Flugangst und Flugrettung, über Reisekrankheiten oder Jetlag. Neben solchen und der Desorientierung sind auch G-Belastungen, Hypoxie und Druckfallkrankheiten Nebeneffekte der Flugphysiologie. Gerade die Belastbarkeit für einen Flug ins Weltall wird bei einem Pilot oder Astronauten durch den Aufenthalt in einer U-Kammer oder Zentrifuge getestet.

Wichtige Gebiete sind die Erforschung von Raumkrankheiten, das Lebenserhaltungssystem, die Strahlen- und Astrobiologie und die Effekte und Gegenmaßnahmen bei Schwerelosigkeit.

Die Lebenserhaltung ist im Bereich der Raumfahrt eine der obersten Prioritäten und benötigt eine spezielle Wissenschaft. Je nach Bedingungen und Einsatzdauer sind unterschiedliche Maßnahmen notwendig. Neben Hauptfunktionen wie die Atemgaszufuhr, die Klimatisierung und die Energieversorgung zählen unter Extrembedingungen im Weltall auch der Schutz vor Strahlung oder Außendruck dazu. Ebenso muss die Ausbildung über Feuererkennung und Feuerbekämpfung gegeben sein oder wie eine richtige Versorgung von Nahrungsmitteln erfolgen kann. Wichtig sind auch Erfahrungen in Hinsicht auf notwendige Hygienemaßnahmen oder einer Medikamentenanpassung.

Das Gebiet der Strahlenbiologie wiederum erforscht die Wirkung ionisierender Strahlung auf Lebewesen. Unfälle oder Unvorsichtigkeit können zu akuten Strahlenkrankheiten führen, deren Wirkung schwerwiegende Schädigungen des Gewebes und Tumore sind. Die Astrobiologie wiederum ist eine Naturwissenschaft, die sich mit dem Ursprung des Lebens, der Evolution und der Zukunft des Lebens im Weltall beschäftigt. Dabei ist die Suche nach bewohnbaren Planten oder Monden ebenso Teil der Forschung wie die Suche nach vorhandenem Leben auf anderen Planeten.

Ebenso wichtig für die Flug- und Raumfahrtmedizin ist die Flugpsychologie. Sie ist ein eigenständiges Feld der Arbeitspsychologie und beinhaltet die Erforschung des Lebens und der Arbeit solcher Menschen, die mit der Bedienung von Luft- und Raumfahrzeugen betraut sind oder sich über einen längeren Zeitraum unter Testbedingungen bzw. im Weltall selbst aufhalten. Das können sowohl Langzeit-Astronauten als auch Rekordflugpiloten sein. Die Voraussetzung ist die äußerst hohe Belastbarkeit, die für solche Manöver notwendig ist. Ein Mediziner in diesem Bereich muss sich mit den psychologischen und physiologischen Bedingungen auskennen, die z. B. Eignungsuntersuchungen oder flugpsychologische Begutachtungen erfordern.

Quellen

  • Emminger, H., Kia, T. (Hrsg.): Exaplan – Das Kompendium der klinischen Medizin. Urban & Fischer, München 2010
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015
  • van den Berg, F.: Angewandte Physiologie 2: Organsysteme verstehen und beeinflussen. Thieme, Stuttgart 2005

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