Geotrichum candidum
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Geotrichum candidum werden in der Mikrobiologie Milchpilze bezeichnet, die das saure Milieu vieler Milchprodukte besiedeln. Im menschlichen Darm, in der Mundschleimhaut und der Lunge kommen die Pilze natürlicherweise vor und sind für gesunde Menschen weder mit Beschwerden noch mit Nutzen assoziiert. Immundefizite Patienten können aufgrund der Pilze an einer Geotrichose erkranken.
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Was ist Geotrichum candidum?
Bei Mikroorganismen der Gattung Geotrichum candidum handelt es sich um hefeähnliche Pilze, die sich von faulen Stoffen ernähren. Ihre Ernährungsweise macht die Pilze zu saprophytischen Organismen, die vor allem in saurem Milieu vorkommen.
Hyphen charakterisieren den Pilz. Dabei handelt es sich um fadenförmige Zellen. Bei Hyphenpilzen setzt sich der gesamte Pilz hyphenförmig zusammen. Die einzelnen Hyphen sind durch Trennwände in verschiedene Abschnitte unterteilt. Die Trennwände durchziehen die Geotrichum candidum quer und werden auch als Septen bezeichnet. Bei der Pilzgattung Geotrichum candidum zerfallen die Hyphen in rechteckige Arthrosporen. Die einzelnen Segmente der Pilze werden damit zu Sporen. Sprosszellen bilden die Pilze nicht. Arthrosporen sind Konidien und damit typische Verbreitungsorgane zur Vermehrung von höheren Pilzen.
Aufgrund ihres bevorzugten Lebensmilieus sind Pilze der Gattung Geotrichum candidum auch als Milchpilze bekannt. Sie zählen zur Gruppe der Schimmelpilze und damit zu einer systematisch heterogenen Gruppe filamentöser Pilze. Mittlerweile geht die Medizin von einer möglichen Unterscheidung in pathogene und apathogene Stämme aus.
Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften
Verschiedene Stämme der Gattung leben außerdem im menschlichen Körper, wo sie als Humen-Parasiten bezeichnet werden und Nischen für sich entdeckt haben. Neben der apathogen saprophytischen Besiedelung des Darms können Untergattungen der Pilzart auch pathogen den Darm und die Lunge besiedeln.
Daneben sind Schimmelpilzarten der Gattung Geotrichum candidum zum Teil als meldepflichtige Pflanzenkrankheit bekannt. In diesem Zusammenhang erzeugen sie unter anderem Pilzgifte in verdorbenen Lebensmitteln. Ihr Einsatz als Nahrungsmittel-Veredler ist allerdings ebenso verbreitet.
Darüber hinaus werden die Pilze als biologische Quelle für die Antibiotikaherstellung und die Produktion cholesterinsenkender Medikamente genutzt.
Unter der Bezeichnung "Geotrichum candidum" ist die Pilzgattung annähernd unbekannt. Als Milchschimmel auf Dickmilch oder Quark kennen die meisten den Schimmelpilz. Die Pilze manifestieren sich auf Milch und Milchprodukten in Form von feinem Flaum mit weißlich gelber Farbe. Ihr Kulturverhalten ist von hefeartigem Wachstum geprägt, das vorerst ohne Luftmyzel stattfindet. Aus diesem Grund sind die Kulturen leicht mit Hefepilzen zu verwechseln. Bei Zimmertemperatur zeigen sich Fäden im Agar und Lufthyphen entstehen. Auch der Zerfall der Lufthyphen in Arthrosporen gleicht den Sprosszellen von Hefen enorm. Die Arthrokonidien sind hyalin und glatt. Sie bilden sich einzellig und kommen in rechteckiger oder zylindrischer Form mit unterschiedlicher Größe vor.
Echte Blastokonidien (Zellen durch Sprossung) bilden Pilze der Gattung Geotrichum candidum nicht. Die Pilzgattung wird als schnell wachsende Gattung charakterisiert, die feucht glanzlose und flache Kolonien bildet. Die Oberfläche der Kolonien kann weißlich, hellgrau oder gelblich wirken. Eine filzige Oberflächentextur zeigt sich auf den Kolonien. Zentral liegt eine baumwollartige Eruption und peripher bildet sich ein Strahlenkranz. Jüngere Kulturen riechen typischerweise obstartig. Ältere Kulturen dagegen käsig.
Die Gattung Geotrichum candidum ist weltweit verbreitet und nur in den seltensten Fällen pathogen. Im Verdauungstrakt und in der Mundhöhle hat das Vorkommen meist weder Krankheitswert, noch Nutzen für den Menschen.
Krankheiten & Beschwerden
Darüber hinaus können sich Hautsymptome manifestieren. Hierzu zählt vor allem die Interdigitalmykose (Fußpilz). Auch entzündliche Granulome der Extremitäten, des Gesichts oder des Kapillitiums können auftreten. Eher selten ist ein Befall der Mundschleimhaut, der das Bild einer Stomatitis hervorruft. Die relevanteste Komplikation des Befalls ist bei immundefiziten Patienten die Sepsis, also eine systemische Blutvergiftung.
Die Diagnose einer Geotrichose wird mittels mikroskopisch kulturellem Pilznachweis aus dem Bronchialsekret und den Schleimhäuten gestellt. Bei Hautbefall zeigen Abstrichen der Haut die Besiedelung. Die endgültige Sicherung der Diagnose erfolgt durch histologische Erregererfassung.
Die Patienten erhalten zur Behandlung meist Imidazol-Antimykotika, so zum Beispiel Ketoconazol. Die Anwendung in Salbenform erfolgt lokal. Falls Organe befallen sind, muss eine interne Therapie stattfinden, die in den meisten Fällen einer systemischen Behandlung entspricht und ähnlich der Therapie einer Candida-Sepsis erfolgt. Der Verlauf ist ab einer eingetretenen Sepsis als eher ungünstig zu klassifizieren.
Quellen
- Alberts, B. et al: Molekularbiologie der Zelle. Wiley-VCH, Weinheim 2003
- Gries, O., Ly, T.: Infektologie - Kompendium humanpathogener Infektionskrankheiten und Erreger. Springer, Berlin 2019
- Schirren, C., Ried, H.: Hefepilze als Krankheitserreger bei Mensch und Tier. Springer, Berlin 1963