Hefepilze
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hefen sind eukaryotische Einzeller. Derzeit sind etwa 60 verschiedene Gattungen von Hefepilzen mit 500 Arten bekannt.
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Was sind Hefepilze?
Hefepilze sind einzellige Pilze. Da sie über einen Zellkern verfügen, gehören sie zu den Eukaryoten. Da sich die Hefen durch Spaltung oder Sprossung vermehren, werden sie auch als Sprosspilze betitelt. Die meisten Sprosspilze gehören zu den Schlauchpilzen (Ascomycota). Aber auch verschiedene Entwicklungsstadien anderer Pilze werden als Hefen bezeichnet.
Im Gegensatz zu Bakterien weisen Hefepilze die komplexen Zellstrukturen der Eukaryoten auf. Sie haben komplexe Membranstrukturen, besitzen Chromosomen und verfügen über Zellorganellen wie Mitochondrien und endoplasmatisches Retikulum.
Die meisten Hefepilze sind fakultativ anaerob. Sie bevorzugen das Leben bei Verfügbarkeit von Sauerstoff, können aber auch ohne Sauerstoff existieren. Bei Sauerstoff nutzen die Hefepilze den oxidativen Energiestoffwechsel. Aus verschiedenen Zuckerarten können sie Kohlenstoffdioxid und Wasser herstellen. In Abwesenheit von Sauerstoff verwerten die Hefepilze zwar auch Zucker, sie produzieren dabei jedoch nur Alkohole und Kohlenstoffdioxid.
Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften
Auf der Schale von Kernobst findet sich häufig der Hefepilz Geotrichum candidum. Auch Weintrauben und Beerenobst tragen auf ihrer Oberfläche die verschiedensten Pilze. Besonders belastet sind häufig frische Rohkostsalate. Laut den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) dürfen verzehrfertige Salate, wie sie zum Beispiel an Salattheken angeboten werden, bis zu 5000000 koloniebildende Einheiten pro Gramm enthalten. In einem Rohkostsalat mit einem Gewicht von 200 Gramm können somit mehrere Milliarden Hefepilze enthalten sein.
Die Hefen weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber der Magensäure auf, sodass damit zu rechnen ist, dass ein Großteil der Pilze auch den Darmtrakt erreicht. Normalerweise findet im Darm eine Abtötung durch Verdauungsenzyme statt. Einige Exemplare der Hefepilze überleben auch dies. Üblicherweise gelingt es den Hefepilzen bei einer intakten Kolonisationsresistenz im Darm jedoch nicht, sich dauerhaft anzusiedeln.
Bis heute streiten sich Forscher und Wissenschaftler, ob Hefepilze und Schimmelpilze zur normalen Darmflora gehören oder nicht. Bisher werden sie eher der transienten Flora zugerechnet. Das bedeutet, dass sie den Darmtrakt zwar passieren, aber keine dauerhaften Bewohner bleiben. Bei einem bestimmten Prozentsatz der Bevölkerung finden sich trotzdem immer Hefen im Stuhl. In der Regel überschreiten die Keimzahlen aber nicht 10² kolonisationsbildende Einheiten pro Gramm Stuhl. Nützliche Funktionen der Hefepilze sind bisher nicht bekannt.
Krankheiten & Beschwerden
Sofern die Infektion nur auf bestimmte Areale oder Organe beschränkt ist, wird sie als lokale Infektion bzw. als Organmykose bezeichnet. Eine Verbreitung über die Blutbahn wird hingegen Systemmykose genannt. Im Darm finden sich die meisten Pilzinfektionen. Im Rahmen von Stuhluntersuchungen werden die Hefepilze Candida albicans, Candida tropicalis, Candida glabrata, Candida krusei und Geotrichum spp. am häufigsten nachgewiesen. Seltener finden sich die Arten Candida stellatoidea, Candida parapsilosis, Candida guilliermondii und Candida lusitaniae. Die dominierende Art ist der Candida albicans.
Wenn die Darmschleimhaut und die besiedelnde Kolonialresistenz es zulässt, haften sich die Hefepilze an die Darmschleimhaut an. Hefepilze sind äußerst anpassungsfähig. Je nach pH-Wert, Sauerstoffgehalt und Nährstoffangebot verändern sie ihr Erscheinungsbild. Durch diese Antigen-Variabilität entgehen sie häufig auch der Immunabwehr des Körpers. Besonders gefürchtet ist die Umwandlung in eine fadenförmige Form. Die sogenannten Pseudohyphen haften nicht nur besonders gut, sie können auch in die Schleimhaut hineinwachsen.
Im Rahmen der Vermehrung der Hefepilze im Darm kommt es zu einem vermehrten Anfall von abgestorbenen Zellen. Diese Zellen verfallen und setzen dabei Antigene frei. Über die lädierte Darmschleimhaut gelangen die Antigene in die Blutbahn. Beim Vorliegen einer allergischen Disposition können sie hier Allergien hervorrufen.
Dazu kommt, dass die Hefepilze unter bestimmten Bedingungen bei der Verwertung von Kohlenhydraten Ethanol und Fuselöle sowie Isoamylalkohol oder Isobutanol produzieren. Insbesondere bei länger bestehendem Pilzbefall wird die Leber durch die anfallenden Fuselalkohole massiv belastet.
Neuere Studien weisen darauf hin, dass der Hefepilz Candida albicans nicht nur Alkohole, sondern auch Toxine produziert. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass diese Toxine Lymphozyten, Enterozyten und Gliazellen schädigen.
Eine Kandidose kann jedoch nicht nur im Darm auftreten. Verschiedene Candida-Arten leben auch im Rachen oder in der Speiseröhre. Im Mund ist vor allem die Mundschleimhaut unter Zahnprothesen betroffen. Bei einem sogenannten Soor (Kandidose ) ist die Zunge mit einer weißen Pilzschicht überzogen.
Eine Infektion der Scheide mit Hefepilzen wird auch als vaginale Mykose bezeichnet. Umgangssprachlich heißt die Erkrankung schlicht Scheidenpilz. In der Regel ist auch hier Candida albicans der Verursacher. Eine Vaginalmykose äußert sich durch einen weißen Ausfluss mit Juckreiz. Auf der Vaginalschleimhaut werden weiße, nicht abwischbare Beläge sichtbar. Die Hautveränderungen können sich bis auf die Innenseite der Oberschenkel ausdehnen und dort einen starken Juckreiz verursachen. Häufig treten Pilzinfektionen der Scheide in Kombination mit bakteriellen Scheideninfektionen auf.
Quellen
- Dörfler, S., Dörfler, C. D.: Hefepilze im Körper. Beschwerden - Therapie – Lebenshilfen. SIMONDO Gesundheitsservice, Wasserburg 2016
- Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
- Schirren, C., Ried, H.: Hefepilze als Krankheitserreger bei Mensch und Tier. Springer, Berlin 1963