Halsphlegmone

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Halsphlegmone stellt eine sich schnell ausbreitende eitrige Entzündung der Halsweichteile dar. Die Erkrankung ist lebensbedrohlich und erfordert sofortige medizinische Notmaßnahmen. Eine Halsphlegmone kann sich aus Verletzungen im Mundbereich entwickeln.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Halsphlegmone?

Die Halsphlegmone beginnt mit deutlichen Krankheitszeichen. Die Betroffenen fühlen sich abgeschlagen und müde. Zumeist entwickelt sich hohes Fieber.
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Die Halsphlegmone gehört zu den besonders gefährlichen Formen einer Phlegmone. Der Begriff Phlegmone wird im Allgemeinen für eine bakterielle Entzündung von Weichteilen verwendet, die nicht begrenzt bleibt. Phlegmone ist abgeleitet von dem Wort Phlegma, welches in der Übersetzung Schleim bedeutet. Im Verlauf der Erkrankung bildet sich eine schleimige eitrige Masse aus dem absterbenden Gewebe der Weichteile.

Zu den Phlegmonen gehört unter anderem die Wundrose (ein sogenanntes phlegmonöses Erysipel der Haut), die Handphlegmone oder die Orbitaphlegmone (Augenhöhlenphlegmone). Bei der Halsphlegmone sind die Halsweichteile von einer diffusen Entzündung betroffen, die unaufhaltsam voranschreitet. Es werden immer größere Bereiche der Halsweichteile befallen.

Die entzündlichen Prozesse können auch bis zur Ohrspeicheldrüse oder ins Mittelfell (Mediastinum) vordringen. Allerdings kann die Halsphlegmone auch von einer Entzündung der Ohrspeicheldrüse ausgehen und sich von dort auf die Halsweichteile ausbreiten. Die Entzündung breitet sich entlang der Gefäßscheide des Halses aus und erreicht die Vena jugularis interna, wo sie einen thrombotischen Verschluss verursachen kann.

Über diese Thrombose können die bakteriellen Erreger massenhaft in die Blutbahn gelangen und eine Sepsis (Blutvergiftung) auslösen, die unbehandelt oft zum Tode führt. Parallel dazu kann sich eine lebensbedrohliche Mittelfellentzündung entwickeln. Aufgrund dieser Tatsache stellt die Halsphlegmone einen medizinischen Notfall dar, der sofortiger chirurgischer und antibiotischer Behandlung bedarf. Oft wird die Halsphlegmone auch als Mundbodenphlegmone bezeichnet, weil sie oft ihren Ausgangspunkt am Mundboden hat.

Ursachen

Als Ursache für eine Halsphlegmone kommt eine Infektion der Halsweichteile mit bakteriellen Erregern infrage. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Streptokokken oder Staphylokokken. Die Erreger gelangen unter anderem über Verletzungen im Mund- und Rachenbereich in die Halsweichteile. Solche Verletzungen können beispielsweise durch harte Knochenreste oder Gräten im Rachen entstehen.

Auch bei Zahn-, Wurzel- oder Kiefernbehandlung bilden sich Verletzungen, die in seltenen Fällen Ausgangspunkt von phlegmonösen Entzündungen sein können. Insbesondere bei der Entfernung eines Weisheitszahnes sind Komplikationen möglich, die unter Umständen zu Abszessen oder in selteneren Fällen zur Mundbodenphlegmone führen. Wenn gleichzeitig noch entzündliche Prozesse ablaufen wie Zahnwurzelentzündungen, Karies, Mandelentzündungen oder Ohrspeicheldrüsenentzündung, besteht die erhöhte Gefahr, dass diese Keime in die Blutbahn gelangen.

Wenn diese die Lymphknoten befallen, können sie diffuse eitrige Entzündungen in den Halsweichteilen verursachen. Aber auch an den Verletzungsstellen selber können sich Entzündungen entwickeln, die sich weiter ausbreiten. Selbst bei isolierten Mandel- oder Ohrspeichelentzündungen besteht die Gefahr einer Ausbreitung der Entzündungen in Form einer Halsphlegmone.

Die fulminante Entwicklung der entzündlich eitrigen Prozesse ist zwar selten aber durchaus typisch. Sie findet dann statt, wenn die Erreger an Stellen gelangen, wo sie besonders günstige Bedingungen für ihre Weiterverbreitung vorfinden. Das ist in den Halsweichteilen an der Gefäßscheide des Halses der Fall.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Halsphlegmone beginnt mit deutlichen Krankheitszeichen. Die Betroffenen fühlen sich abgeschlagen und müde. Zumeist entwickelt sich hohes Fieber. Im Bereich des Halses und des Mundbodens entsteht ein schmerzhaftes Druckgefühl, welches sich immer mehr verstärkt. Die Halsweichteile schwellen oft enorm an. Das gesamte Gesicht kann stark geschwollen sein.

Der Abszess ist nicht begrenzt, sondern breitet sich unbegrenzt aus. Die Halslymphknoten schwellen an. Durch Verengung der Atemwege kommt es zu schweren Atembeschwerden. Bei einer infizierten Thrombose der Vena iugularis kann sich eine Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln. Diese führt in sehr schweren Fällen zum allgemeinen Organversagen mit Todesfolge. Andererseits kann die Halsphlegmone auch auf das Mittelfell übergreifen und eine Mittelfellentzündung (Mediastinitis) hervorrufen. Die Mittelfellentzündung ist eine sehr ernste Erkrankung, die häufig letal endet.

Diagnose

Bereits anhand der Symptomatik kann die Verdachtsdiagnose Halsphlegmone gestellt werden. Beim Abtasten oder bei den Untersuchungen mit Ultraschall und Computertomografie kann keine umschriebene Entzündung erkannt oder dargestellt werden. Vielmehr wird eine Auflockerung der Weichteile festgestellt. Eine bildliche Abgrenzung von einzelnen Organen wie Speiseröhre, Luftröhre, Schilddrüse oder Kehlkopf ist nicht mehr gegeben.

Komplikationen

In der Regel ist die Halsphlegmone lebensgefährlich und muss aus diesem Grund auch umgehend durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. Ohne Behandlung kann es im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten kommen. Dieser leidet dabei in erster Linie an Fieber und an einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Er fühlt sich abgeschlagen und die Belastbarkeit sinkt enorm.

Im Mundraum kommt es durch die Halsphlegmone zu starken Schmerzen und zu einem Druckgefühl, das sich dabei im Laufe der Krankheit verstärken kann. Weiterhin treten auch Schwellungen im Mundraum auf, die sich nicht selten auf das gesamte Gesicht ausbreiten. Die Schwellungen können dabei zu einer Atemnot führen und schränken in der Regel die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit erheblich ein.

Der Betroffene kann auch eine Blutvergiftung erleiden und an dieser sterben. Im schlimmsten Falle kann es auch zu einer Entzündung des Mittelfells kommen, welche in den meisten Fällen ebenfalls tödlich verläuft. Ohne Behandlung der Halsphlegmone wird die Lebenserwartung des Patienten extrem verringert. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit Hilfe von Medikamenten und führt relativ schnell zu einem positiven Krankheitsverlauf. Bei einer frühzeitigen Behandlung kommt es nicht zu weiteren Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei der Halsphlegmone sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Die Entzündung breitet sich in der Regel sehr schnell aus und kann auch andere Körperregionen betreffen. Um weitere Komplikationen und Beschwerden zu vermeiden, ist ein Besuch beim Arzt notwendig. Der Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn es neben Fieber auch zu starken Schmerzen im Bereich des Mundes kommt. Auch geschwollene Lymphknoten oder Atembeschwerden können auf die Erkrankung hindeuten und sollten untersucht werden.

Im schlimmsten Fall erleidet der Betroffene durch die Halsphlegmone ein Organversagen und verstirbt an diesem schließlich. Der Besuch beim Arzt sollte dann stattfinden, wenn es zu einem schmerzhaften Druckgefühl im Mundraum kommt. Auch eine starke Schwellung des Gesichtes kann auf die Krankheit hindeuten. In der Regel kann bei dieser Krankheit ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Mit Hilfe von Antibiotika können die Beschwerden gut behandelt werden. Besondere Komplikationen treten nicht auf und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf. Sollten die Symptome sehr stark ausgeprägt sein, kann auch das Krankenhaus aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Bereits bei den ersten Anzeichen solcher Symptome wie Druckgefühle im Hals, Abgeschlagenheit und Fieber muss sofort ein Arzt oder Zahnarzt konsultiert werden. Die Erkrankung kann sehr schnell einen dramatischen Verlauf annehmen, sodass schnellstens Sofortmaßnahmen eingeleitet werden müssen, die nur stationär durchgeführt werden können. Zunächst muss die Halsphlegmone chirurgisch behandelt werden.

Dabei werden das abgestorbene Gewebe und der Abszess entfernt. Der Ausgangsherd der Erkrankung muss des Weiteren gründlich medikamentös behandelt werden. Der Patient erhält innerhalb der nächsten zehn Tage hoch dosierte Antibiotikagaben. Diese werden meist intravenös über einen Tropf verabreicht. Als Antibiotika wird Penicillin eingesetzt.

Patienten, die an einer Penicillinallergie leiden, werden mit anderen Antibiotika behandelt. Unter anderem kommen hier Wirkstoffe aus der Familie der Makrolide zum Einsatz. Während der Behandlung ernähren sich die Patienten von flüssiger Nahrung. Zusätzlich muss eine antiseptische Mundpflege erfolgen. Bei starken Schmerzen können auch Schmerzmittel verabreicht werden.

Aussicht & Prognose

Die Halsphlegmone oder Mundbodenphlegmone ist eine sehr ernste Erkrankung, die ohne Behandlung innerhalb weniger Tage letal enden kann. Nach der Diagnose muss daher schnell gehandelt werden. Die Therapie erfolgt durch Gabe von Antibiotika, Kühlung und einen operativen Eingriff. In der Folge sind ständige Spülungen des Halses mit desinfizierenden Lösungen notwendig. Die Therapie dauert etwa 10 Tage. Durch diese Maßnahmen lässt sich die Halsphlegmone in der Regel sehr gut behandeln und auch vollständig ausheilen. Folgekrankheiten oder Organschäden treten nicht auf.

Bei immungeschwächten Personen kann die Erkrankung jedoch trotz intensiver Behandlung zum Tode führen. Auch bei einer zu spät einsetzenden Therapie sind schwere Komplikationen möglich. Das Gleiche gilt, wenn die Behandlung zu früh beendet wird. Dann können sich noch nicht abgetötete Bakterien wieder vermehren und die Halsphlegmone erneut aufflammen lassen. Eine Phlegmone im Halsbereich ist besonders gefährlich, weil von hier die Bakterien entlang der Gefäßscheide des Halses schnell in den Blutkreislauf gelangen und eine lebensgefährliche Sepsis auslösen können.

Des Weiteren wird das Mittelfell (Mediastinum) schnell angegriffen. Es entwickelt sich eine sogenannte Mediastinitis, die eine besonders lebensgefährliche Komplikation darstellt. Sollte der Mittelfellraum bereits betroffen sein, muss zusätzlich dort eine Drainage angelegt werden, um die infektiöse Flüssigkeit ständig abzuführen. Aber auch in diesem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung ist eine vollständige Heilung noch möglich.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung vor einer Halsphlegmone wird eine tägliche Mundhygiene empfohlen. Dazu zählt intensives Zähneputzen mindestens am Morgen nach dem Frühstück und am Abend vor dem Schlafengehen. Mit Zahnseide oder Zwischenraumzahnbürsten können alle Speisereste so gut wie möglich entfernt werden. Zur Mundhygiene sollte auch eine regelmäßige antiseptische Spülung mit Mundwasser gehören.

Das können Sie selbst tun

Bei Halsphlegmonen handelt es sich um eine akute und schwerwiegende Erkrankung, sodass Selbsthilfemaßnahmen in jedem Fall mit dem therapierenden Facharzt abzustimmen sind. Nach dem operativen Eingriff verbleibt der Patient üblicherweise zunächst unter stationärer Aufsicht, wobei ausgiebige Ruhephasen wichtig sind. Derartige Ruhezeiten sind auch dann beizubehalten, wenn der Betroffene nach der Operation nach Hause zurückkehrt, um die Heilung zu unterstützen und Komplikationen durch Überlastung und Stress vorzubeugen.

Durch den chirurgischen Eingriff am Hals leiden die Patienten mit Halsphlegmonen vorerst an erheblichen Schmerzen, wobei eine individuell möglichst bequeme Ruheposition zu finden ist. Womöglich hilft es dem Patienten, den Kopf an einer hohen Seitenlehne abzustützen, um die Halsmuskulatur zu entlasten.

Während der gesamten Genesungsphase sind körperliche und psychische Belastungen zu minieren, um den Heilungsprozess nicht zu beeinträchtigen. Von großer Bedeutung sind zudem eine adäquate Pflege der Wunde sowie hygienische Maßnahmen, um Wundinfektionen und weitere Entzündungen zu vermeiden. Zahlreiche Patienten haben nach der Operation mit Schluckbeschwerden zu kämpfen, wobei weiche bis flüssige Nahrung Abhilfe verschafft. Besondere Rücksicht ist zudem auf die Mund- und Zahnhygiene zu legen, da sich eine eventuelle Entzündung der Zähne oder Zahnwurzeln im schlimmsten Fall bis zum Bereich der Halsphlegmone ausbreitet.

Quellen

  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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