Helladaption
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das menschliche Auge ist im Gegensatz zu manchen Tieraugen in seiner Funktion von Licht abhängig. Je weniger Licht uns umgibt, umso weniger können Formen und Umrisse wahrgenommen werden. Je mehr Licht in unser Auge fällt, umso farbiger und klarer wird die Welt um uns. Aus diesem Grund verfügen das menschliche Auge über den Mechanismus der Helladaption (auch Helladaptation), mittels dessen es sich an verschiedene Grade von Helligkeit anpassen kann. Funktioniert dieser nicht oder mangelhaft, kann es zu Einschränkungen im Sehen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen.
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Was ist die Helladaption?
Per Definition handelt es sich bei der Helladaption um die Anpassung des Sehorgans an verschiedene Stufen von Helligkeit. Das Wort adaptare (deutsch: adaptieren) kommt aus dem Lateinischen und wird sowohl im Deutschen als auch in den romanischen Sprachen bis heute für den Vorgang des Anpassens verwendet.
Das Auge kann sich durch Öffnen und Verengen der Pupille auf verschiedene Intensitäten von Licht einstellen. Ein gesundes Auge bewältigt diese Aufgabe automatisch - sie zählt zu den Reflexen, die im Körper ohne Beteiligung des Bewusstseins ablaufen. Auch automatisierte Schutzmechanismen des Körpers wie ein vermehrter Lidschlag und das Zusammenkneifen der Augen gehören sekundär zum Begriff Helladaption.
Funktion & Aufgabe
Der Pupillenverenger kann sehr gut beobachtet werden, indem man plötzlich in helles Licht blickt, der Pupillenerweiterer jedoch braucht etwas länger, bis er auf eine dunklere Umgebung reagiert - auch dies kann beobachtet werden, wenn von einer hellen auf eine dunkle Umgebung gewechselt wird.
Ursache für dieses Phänomen sind die Stäbchen und Zapfen auf der Netzhaut, die für das Farbsehen bei viel Licht und für das Schwarz-Weiß-Sehen bei wenig Licht verantwortlich sind. Sie reagieren sofort auf Lichtreize und senden die entsprechende Botschaft über den Sehnerv ans Gehirn.
Eine funktionierende Helladaptation sorgt dafür, dass wir ein Zuviel an Licht, das durch den Pupillenreflex allein nicht mehr bewältigt werden kann, sofort als unangenehm empfinden und die Augen schließen, mit der Hand beschatten, eine Sonnenbrille oder Schutzbrille aufsetzen oder aber die helle Umgebung verlassen.
Zu den automatischen Schutzmaßnahmen, die wir ergreifen, gehört auch ein deutlich häufigeres Blinzeln und ein Zusammenkneifen der Lider. Denn ein längerer Blick in die Sonne genügt, um die Temperatur im Inneren des Auges, und hier vor allem auf der Linse und Netzhaut, um zwei bis drei Grad ansteigen zu lassen.
Eine funktionierende Helladaptation betrifft allerdings nur das für die Augen wahrnehmbare Lichtspektrum. Große Teile des ultravioletten, infraroten und blauen Lichtes sind nicht wahrnehmbar und können ungehindert durch die Linse auf die Netzhaut treffen - hier muss der Pupillenreflex von geeigneten Schutzvorrichtungen wie etwa guten Sonnenbrillen unterstützt werden.
Vor allem Kinder sind gefährdet und müssen unbedingt geschützt werden. Bei einem Kind im ersten Lebensjahr erreichen fast alle UV-Strahlen ungehindert die Netzhaut, erst im Erwachsenenalter werden diese beinahe zur Gänze von der Linse absorbiert. Bei Diabetikern gestaltet sich die Situation ähnlich wie bei Kindern.
Krankheiten & Beschwerden
Unsere Augen lassen sich nicht einfach abschalten, das heißt, solange wir leben und wach sind, müssen sie den Lichteinfall verarbeiten können und das ist neben dem wahrnehmbaren Lichtspektrum auch das ultraviolette Licht, das infrarote Licht und das blaue Licht. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang auch die künstlichen Lichtquellen, von denen unsere Zivilisation ständig umgeben ist (Lampen, Scheinwerfer, Laser).
Die größere Belastung für das Auge, im Gegensatz zu früheren Zeiten, ergibt sich durch die höhere Lebenserwartung, das geänderte Freizeitverhalten (Urlaube, Schneesport, Wassersport) und durch die veränderten Umweltbedingungen (Ozonloch). Menschen sollten sich etwa bewusst sein, dass Schnee die einfallenden Sonnenstrahlen um bis zu 80 % reflektiert, Wasser immerhin zu einem Viertel, heller Sand noch zu etwa 10 %..
Schädigungen durch zu viel Helligkeit oder eine verminderte bzw. ungenügende Helladaption können in erster Linie die Linse betreffen, in Folge jedoch auch die Aderhaut und Netzhaut. Hornhaut und Bindehaut, die vor der Pupille liegen, können durch zu starkes Licht und dauernde Lichtbelastung ebenfalls geschädigt werden (Schneeblindheit, Verblitzen), was jedoch nicht durch Helladaptation beeinflussbar oder vermeidbar ist, sondern nur durch entsprechenden Schutz.
Die Linse, die das einfallende Licht bündelt, bekommt den größten Teil der einfallenden Strahlung ab. Bei dauernder Lichtbelastung kann Grauer Star (Linsentrübung, herabgesetzte Sehschärfe und verminderte Transparenz) ausgelöst oder beschleunigt werden. Eine geschädigte Linse ist vom Körper nicht regenerierbar und muss operativ ausgetauscht werden.
Die Aderhaut, die das Auge mit Blut versorgt, wird von zu hohem Lichteinfall ebenso in Mitleidenschaft gezogen, so wie in einer Folge auch die von ihr versorgte Netzhaut. Dauernde Lichtbelastung führt zu bleibender Schädigung der Netzhaut und der Makula (Ort des schärfsten Sehens). Jeder kleine Riss in der Netzhaut äußert sich in einem verminderten Sehen, größere Ausfälle zeigen sich in einem blinden, also dunklen Flecken und sonstigen Einschränkungen im Gesichtsfeld.
Auch Melanome dieser Häute lassen sich zum Teil auf ständige und hohe Lichtbelastung zurückführen. Eine geschädigte Netzhaut ist irreparabel. Während Lichtschädigungen am äußeren Auge, also an Hornhaut und Bindehaut aufgrund extremer Schmerzen sofort erkannt und behandelt werden können, setzen Schädigungen von Linse, Aderhaut und Netzhaut schleichend ein und sind deshalb nur schwer oder nicht mehr behandelbar.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014