Aderhaut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Aderhaut umfasst den größten Teil der mittleren Augenhaut und ist zwischen der Netzhaut und der Lederhaut gelegen. Die Hauptaufgabe der reich mit kleinen und großen Blutgefäßen versehenen Haut ist die Versorgung des Auges, vor allem der Netzhaut, mit Blut und Sauerstoff. Typische Erkrankungen der Aderhaut sind Entzündungen unterschiedlicher Art, die mechanische Verletzung durch Unfälle oder das Aderhautmelanom.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Aderhaut?

Die Hauptaufgabe der Aderhaut (engl. Choroid) liegt in der Versorgung des Auges mit dem Schwerpunkt auf der Netzhaut. Diese ist durch ihre Lage im Inneren des Auges nämlich auf eine kontinuierliche und ausreichende Versorgung mit Blut und auch mit Sauerstoff angewiesen.
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Die Aderhaut trägt die medizinische Fachbezeichnung Choroidea oder Chorioidea. Zusammen mit der Regenbogenhaut (Iris) und dem Ziliar- oder Strahlenkörper (Corpus ciliare) bildet sie die mittlere Augenhaut (Tunica Media Bulbi oder Uvea), wobei sie den größten Anteil an dieser Struktur hat.

Die Aderhaut liegt im Inneren des Auges direkt an der Lederhaut an und besitzt eine dunkle, braunschwarze Pigmentierung. Sie ist die mittlere Schicht zwischen der Lederhaut (Sclera) und der Netzhaut (Retina) und umschließt bis auf einen kleinen Anteil im vorderen Bereich des Auges fast den gesamten Glaskörper. Ihren Namen hat die Aderhaut, weil sie von zahlreichen kleinen Gefäßen durchzogen ist, die aus ihr die am besten durchblutete Struktur im ganzen Körper machen.

Anatomie & Aufbau

Die Aderhaut des Auges setzt sich beim Menschen aus vier verschiedenen Schichten zusammen: Ganz außen liegt die Lamina suprachoroidea, die aus pigmentierten Bindegewebe besteht. Einen ähnlichen Aufbau besitzt die Lamina vasculosa, bei der das Bindegewebe von den größeren arteriellen und venösen Blutgefäßen der Aderhaut durchzogen ist.

Ein ausgedehntes Netz an ganz feinen Kapillargefäßen durchzieht dagegen die tiefer liegende und zur Netzhaut hin gelegene Schicht der Aderhaut, die Lamina choroidocapillaris. Unmittelbar an der pigmentierten Schicht der Retina findet sich die Lamina basalis, die auch als Lamina vitra oder Complexus basalis bezeichnet wird. Sie geht über die Bruchsche Membran, die die Versorgung der Retina sicherstellt, eine direkte Verbindung mit der Netzhaut ein.

Dies ist für die Ernährung dieser wichtigen Struktur des Auges von entscheidender Bedeutung. Neben ihrer umfangreichen Palette an Blutgefäßen in unterschiedlichen Größen besteht die Aderhaut aus Fibrozyten und Kollagen, die das Bindegewebe der Haut bilden, sowie aus Melanozyten, die die Grundlage für die Pigmentierung bilden.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptaufgabe der Aderhaut liegt in der Versorgung des Auges mit dem Schwerpunkt auf der Netzhaut. Diese ist durch ihre Lage im Inneren des Auges nämlich auf eine kontinuierliche und ausreichende Versorgung mit Blut und auch mit Sauerstoff angewiesen. Die Aderhaut kann dies optimal leisten, das sie über ein dichtes Netz an größeren und kleineren Blutgefäßen verfügt. Diese führen das arterielle, mit Sauerstoff angereicherte Blut zur Retina und transportieren das venöse Blut zurück.

Über das Blut erhält die Netzhaut alle Nährstoffe, die sie für eine optimale Funktion benötigt. Da die Netzhaut täglich im Dauereinsatz ist, braucht sie eine konsequente Nährstoffzufuhr, weswegen die versorgende Aderhaut aus gutem Grund das Areal im Körper ist, das am meisten durchblutet ist. Die zweite wichtige Funktion der Aderhaut leitet sich aus ihren vielen Melanozyten und der daraus resultierenden starken Pigmentierung ab: Der schwarzbraune Schutz ist wirkungsvoll in der Lage, ein Eindringen von Streulicht in das Innere des Auges zu verhindern. Streulicht hat unter anderem den unangenehmen Effekt, dass vor allem Objekte, die in einem schwachen Kontrast zueinander stehen, schlecht erkannt werden.

Dies beeinträchtigt vor allem das Sehvermögen in der Dämmerung und bei Nacht, vor allem wenn durch entgegenkommenden Verkehr beim Autofahren eine zusätzliche Blendwirkung hinzukommt. Somit kommt der pigmentierten Aderhaut eine Schutzfunktion mit weitreichendem Effekt zu.


Krankheiten

Eine typische Erkrankung des hinteren Augenbereichs, in dem sich ein Großteil der Aderhaut befindet, ist die Entzündung. Betrifft die entzündliche Reaktion ausschließlich die Aderhaut, spricht man von der Chorioiditis, sind gleichzeitig Ader- und Netzhaut betroffen, handelt es sich um eine Chorioretinitis.

Oft entwickeln sich diese Entzündungen auf Basis einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel der Toxoplasmose, es ist aber immer auch eine bakterielle Ursache in Betracht zu ziehen. Die Entzündung von Aderhaut und Netzhaut kann, muss aber keine Beschwerden machen. Charakteristisch sind Sehstörungen, die bis zur vollständigen Blindheit führen können – nämlich dann, wenn die Netzhaut durch degenerative Veränderungen ihre Funktion nicht mehr erfüllen kann. Die Uveitis ist die Entzündung der kompletten mittleren Augenhaut, die sich ebenfalls auf die Netzhaut sowie auf den Glaskörper ausbreiten kann.

Mögliche Anzeichen, die auch von der jeweiligen Lokalisation der Entzündung im vorderen oder hinteren Augenbereich abhängig sind, sind unter anderem ein verschwommenes Sehen, ein tränendes Auge, Fremdkörpergefühl und Lichtempfindlichkeit. Auch hier können die Ursachen eine systemische Erkrankung oder das Eindringen von Bakterien sein. Bei Kindern ist die Erkrankung nicht selten mit Rheuma assoziiert. Neben Entzündungen kann die Aderhaut auch durch Traumata beeinträchtigt sein und beispielsweise Quetschungen aufweisen.

Eine bösartige Erkrankung, die mit einer Wahrscheinlichkeit von pro Jahr einem Betroffenen auf 100.000 Menschen auftritt, ist das Aderhautmelanom, das durch eine Entartung der Melanozyten der Haut auftritt. Die Erkrankung kann mit einer Ultraschalluntersuchung oder der Fluoreszenz-Angiografie festgestellt werden. Sie ist eine ernstzunehmende Krankheit, da sie zur Bildung von Metastasen neigt und in diesen Fällen häufig tödlich verläuft. Therapieoptionen sind neben der Operation auch die Lasertherapie sowie – auch in Kombination – die Strahlentherapie.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Kugler, P.: Der Menschliche Körper. Anatomie, Physiologie, Pathologie. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
  • Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016

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