Herzbeuteltamponade

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Spricht der Mediziner von einer Herzbeuteltamponade, ist der Umstand eingetreten, dass sich im Herzbeutel derart viel Flüssigkeit angesammelt hat, sodass eine Beeinträchtigung der Herzfunktion vorliegt. Der Herzmuskel wird von außen eingeengt. Derartige Flüssigkeitsansammlungen können durch Entzündungen ausgelöst werden; die Flüssigkeit kann klar sein, aber auch Eiter oder Blut enthalten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Herzbeuteltamponade?

Durch die Herzbeuteltamponade kommt es zu Beschwerden am Herzen, die im schlimmsten Fall tödlich für den Patienten verlaufen können. In der Regel wird die Funktion des Herzens durch die Krankheit stark beeinträchtigt.
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Die Herzbeuteltamponade (medizinisch: Perikardtamponade) stellt eine Komplikation dar, die durch eine Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel eintritt. Dabei kommt es zum sogenannten Perikarderguss; selten können auch Luftansammlungen der Grund für eine Komplikation sein, wobei der Mediziner hier von einem Pneumoperikard spricht.

Schon geringe Flüssigkeitsmengen können die Ventrikelfüllung behindern und das Schlagvolumen derart vermindern, sodass eine Gefahr für das Leben des Betroffenen besteht. In weiterer Folge tritt ein verminderter Blutabfluss in den Koronararterien ein - dieser Umstand führt zu einer ungenügenden Sauerstoffversorgung (Hypoxie).

Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Es kann sich bei der Flüssigkeit um Blut (Hämoperikard), um Eiter (Pyoperikard) oder auch um eine seröse Flüssigkeit (Hydroperikard) oder einem Chylus (Chyloperikard) handeln. Durch die Flüssigkeitsansammlung entsteht ein Druck, sodass das Herz eingeengt und zusammengedrückt und somit in seiner Funktion beeinträchtigt wird.

Ursachen

Die Herzbeuteltamponade wird im Regelfall durch einen Durchbruch des Perikards ausgelöst. Das Perikard ist ein dünner Beutel, der das Herz umgibt. Der Hohlraum, der sich um das Herz befindet, füllt sich mit Blut oder anderen Flüssigkeiten, sodass das Herz zusammengedrückt wird.

Drückt die Flüssigkeit auf das Herz, gelangt immer weniger Blut in das Herz, sodass es zu einer Blutunterversorgung kommt. Es kommt zum Schock, in weiterer Folge zum Organversagen und schlussendlich zum Herzstillstand. Zu den möglichen Ursachen, die eine Herzbeuteltamponade auslösen können, zählen Schuss- oder auch Stichwunden.

Als denkbare Ursachen kommen ebenso Traumata infolge eines Arbeits- oder Verkehrsunfalls, ein Befall des Herzbeutels mit Lungenkrebs, Brustkrebs oder anderen Krebsarten. Auch Herzbeutelentzündungen (Perikarditis), Strahlendosierungen auf die Brust, Hypothyreose und Thoraxdrainagen, die nach einer Herzoperation zum Einsatz kommen, können eine Herzbeuteltamponade hervorrufen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Kommt es zu einer Herzbeuteltamponade, klagt der Betroffene über folgende Symptome: Der Patient leidet unter Angstzuständen und Ruhelosigkeit; der Blutdruck ist sehr niedrig. Mitunter fühlt sich der Patient schwach, klagt über Brustschmerzen, die auch in auf den Hals, den Rücken oder in die Schultern ausstrahlen können.

Mitunter machen sich Atembeschwerden bemerkbar und auch Probleme, tiefe Atemzüge vorzunehmen. Betroffene leiden unter einer beschleunigten Atmung, können ohnmächtig und bewusstlos werden oder klagen über ein anhaltendes Schwindelgefühl.

Diagnose & Verlauf

Eine Herzbeuteltamponade macht sich im Regelfall durch drei Anzeichen bemerkbar, welche der Mediziner im Rahmen der körperlichen Untersuchung feststellt. Dabei handelt es sich um die sogenannte Beckschen Triade, die folgende Merkmale aufweist: Niedriger Blutdruck und sehr schwacher Puls, wobei eine reduzierte Blutmenge gegeben ist; vergrößerte Halsvenen und ein beschleunigter Herzschlag.

Liegt der Verdacht vor, dass es sich um eine Herzbeuteltamponade handelt, werden weitere Tests durchgeführt, sodass der Mediziner seinen Verdacht bestätigen kann. Zuerst folgt ein Echokardiogramm (Herzultraschall); bei dieser Untersuchung kann der Mediziner feststellen, ob bereits eine Erweiterung des Herzbeutels eingetreten ist. Mitunter kann er auch feststellen, ob die Herzklappen - aufgrund der zu geringen Blutmenge - kollabiert sind.

Lässt der Mediziner Röntgenaufnahmen des Thorax anfertigen, kann er mitunter ebenfalls ein vergrößertes Herz erkennen; auch dieser Umstand spricht für eine Herzbeuteltamponade. Zu den weiteren Tests zählt die Thorax-Computertomographie (CT), wobei der Mediziner im Rahmen der Untersuchung feststellen kann, ob es zu Herzveränderungen oder Flüssigkeitsansammlungen gekommen ist.

Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) ist es möglich, die Herzstruktur zu erkennen. Bei einer Koronarangiographie kann der Mediziner den Blutfluss kontrollieren; das Elektrokardiogramm dient der Überprüfung des Herzschlags. Die Überlebenschance hängt vom Zeitpunkt der Diagnose ab. Mitunter spielt auch die Ursache eine wesentliche Rolle.

Wird die Herzbeuteltamponade relativ schnell festgestellt und in weiterer Folge unverzüglich behandelt, ist die Prognose gut. Kann der Mediziner die Flüssigkeit aber nicht rechtzeitig aus dem Herzbeutel ableiten, kommt es zu einem Schock und in weiterer Folge zu Organversagen. Mitunter können diese Umstände zum Tod des Patienten führen.

Komplikationen

Durch die Herzbeuteltamponade kommt es zu Beschwerden am Herzen, die im schlimmsten Fall tödlich für den Patienten verlaufen können. In der Regel wird die Funktion des Herzens durch die Krankheit stark beeinträchtigt. Der Blutdruck sinkt dadurch ab und es kommt zu Angstzuständen und zu einer verringerten Belastbarkeit.

Nicht selten leiden die Patienten auch an Schmerzen in der Brust und an Atemnot, sodass die Herzbeuteltamponade mit einem Herzinfarkt verwechselt werden kann. Die Atembeschwerden führen dabei nicht selten zu Panikattacken oder zu Schweißausbrüchen. Der niedrige Blutdruck kann zu einem Bewusstseinsverlust oder zu Schwindelgefühlen führen. Durch den Bewusstseinsverlust kann sich der Patient gegebenenfalls verletzen, wenn es dabei zu einem Sturz kommt.

Die Lebensqualität des Betroffenen wird durch die Herzbeuteltamponade extrem eingeschränkt und verringert. Durch den schwachen Puls ist das Ausführen von verschiedenen Tätigkeiten in der Regel nur noch eingeschränkt möglich. Falls die Herzbeuteltamponade nicht rechtzeitig behandelt wird, kommt es zum Tode des Patienten. Bei der Behandlung treten in der Regel keine besonderen Komplikationen auf. Allerdings ist danach auch eine kausale Behandlung der Krankheit notwendig, um den Auslöser für die Herzbeuteltamponade zu beseitigen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn körperliche Symptome wie Atembeschwerden, Störungen des Bewusstseins und Schwindel bemerkt werden, liegt womöglich eine Herzbeuteltamponade vor. Weitere Warnzeichen, die auf eine Erkrankung des Herzens hindeuten, sind Ruhelosigkeit, ein niedriger Blutdruck und Brustschmerzen, die bis in Hals, Rücken und Schultern ausstrahlen können.

Sollten diese Symptome bemerkt werden, muss ein Arzt konsultiert werden. Dies gilt insbesondere bei anhaltenden Beschwerden, die im Verlauf an Intensität zunehmen oder das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen.

Bei Schock oder Herzversagen muss der Notarzt gerufen werden. Bis ärztliche Unterstützung eintrifft, ist dem Betroffenen erste Hilfe zu leisten. Eine Herzbeuteltamponade betrifft insbesondere Lungenkrebs- oder Brustkrebs-Patienten, Personen mit einer Herzbeutelentzündung und Unfallopfer. Auch nach einer Herzoperation oder einer Strahlenbehandlung besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Herzbeuteltamponade.

Entsprechende Risikopatienten sollten genannte Symptome besonders ernst nehmen und am besten umgehend mit dem Hausarzt sprechen. Dieser kann die Beschwerden abklären und den Patienten gegebenenfalls an einen Kardiologen oder einen Facharzt für innere Medizin verweisen.

Behandlung & Therapie

Die Herzbeuteltamponade stellt einen ärztlichen Notfall dar. Der Patient wird stationär behandelt. Die Behandlung erfolgt in zwei Schritten: Zu Beginn versucht der Mediziner, den Druck vom Herzen zu nehmen. Ist das Herz entlastet, kommt es zur Behandlung der Krankheit, die der Auslöser für die Herzbeuteltamponade war. Wichtig ist, dass der Patient stabil ist.

Der Arzt setzt eine Drainage, die dafür sorgt, dass die Flüssigkeit aus dem Herzbeutel abgesaugt wird. Mitunter kann auch eine Teilentfernung des Herzbeutels erfolgen, wenn zu wenig Flüssigkeit abgesaugt wird; die Teilentfernung sorgt ebenfalls für eine Entlastung des Herzens. Der Patient wird zusätzlich mit Sauerstoff versorgt, erhält Medikamente und Flüssigkeiten, die den Blutdruck erhöhen.

Hat der Mediziner die Herzbeuteltamponade unter Kontrolle gebracht und den Patient stabilisiert, können weitere Tests durchgeführt werden. Dabei versucht der Mediziner, die Ursache für die Herzbeuteltamponade zu erkennen und in weiterer Folge die ursächliche Krankheit zu behandeln.

Aussicht & Prognose

Ohne eine ärztliche Versorgung des Patienten ist die Prognose der Herzbeuteltamponade ungünstig. Die Funktionstätigkeit des Herzens ist durch die Belastungen eingeschränkt. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Organversagen und damit zu einem vorzeitigen Tod des Betroffenen.

Bei einer rechtzeitigen und ausreichenden medizinischen Behandlung kann das Überleben des Patienten gesichert werden. Die Flüssigkeit wird in einem fachmännischen Eingriff abgeleitet. In einigen Fällen wird ein Teil des Herzbeutels entfernt. Damit kommt es zu einer Entlastung des Herzbeutels und die Herztätigkeit normalisiert sich.

Dennoch ist die Lebensqualität des Betroffenen bei einer Herzbeuteltamponade auch langfristig eingeschränkt, da eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit gegeben ist. Gelingt es dem behandelnden Arzt, den Blutfluss ausreichend zu regulieren, verbessert sich die Prognose deutlich.

Dennoch wird lebenslang eine Kontrolle der Herztätigkeit notwendig, um bei Veränderungen oder Auffälligkeiten unverzüglich reagieren zu können. Die Ursache der Herzbeuteltamponade muss gefunden und behoben werden, damit sich die Gesundheit des Patienten insgesamt optimieren kann.

Gelingt dies nicht, kommt es im weiteren Verlauf mit einer erneuten Ansammlung der Flüssigkeit im Herzbeutel. Mit einer vollständigen Genesung oder Heilung ist nur in sehr seltenen Fällen zu rechnen. Meist liegt eine chronische Erkrankung vor, die zu einer Auslösung der Flüssigkeitsansammlung führt.


Vorbeugung

Eine Herzbeuteltamponade kann im Regelfall nicht vorgebeugt werden. Liegen Anzeichen vor, die auf eine Herzbeuteltamponade schließen lassen, sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden - es besteht akute Lebensgefahr.

Nachsorge

Bei einer Herzbeuteltamponade stehen Betroffenen in den meisten Fällen nur wenige Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Entscheidend ist dabei eine schnelle Diagnose, damit das Herz richtig behandelt werden kann. Nur durch eine frühe Diagnose mit einer anschließenden Behandlung können weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden.

Bei einer Herzbeuteltamponade steht daher im Vordergrund die frühzeitige Erkennung, sodass schon bei den ersten Anzeichen dieser Krankheit ein Arzt aufgesucht werden sollte. Die Behandlung der Herzbeuteltamponade erfolgt dabei in den meisten Fällen durch einen operativen Eingriff. Dabei sollte sich der Betroffene nach diesem Eingriff auf jeden Fall schonen und ausruhen. Von stressigen oder körperlichen Aktivitäten ist abzusehen, um das Herz nicht unnötig zu belasten.

Dabei ist meistens auch die Einnahme von Medikamenten notwendig, um die Behandlung zu unterstützen. Hierbei ist auf eine richtige Einnahme und Dosierung zu achten. Bei Fragen und Unklarheiten muss der Arzt konsultiert werden. Der Arzt ist auch dann um Rat zu fragen, wenn es zu Nebenwirkungen oder zu Wechselwirkungen kommt. In einigen Fällen ist durch die Herzbeuteltamponade auch die Lebenserwartung des Betroffenen verringert.

Das können Sie selbst tun

In der Regel kann die Herzbeuteltamponade nicht durch Mittel der Selbsthilfe behandelt werden. Dabei sind Eingriffe durch einen Arzt und die Einnahme von Medikamenten notwendig, um die Beschwerden und Symptome zu bekämpfen.

Sollte ein Betroffener an einer Herzbeuteltamponade leiden und eventuell das Bewusstsein verlieren, so muss umgehend ein Notarzt gerufen werden. Der Betroffene kann bis zum Eintreffen des Notarztes durch Maßnahmen der Ersten Hilfe versorgt werden. Weiterhin muss sich der Betroffene auch in einer stabilen Seitenlage befinden.

Patienten, die an einer Herzbeuteltamponade leiden, dürfen ihren Körper nicht übermäßig und unnötig anstrengen. Damit können viele Beschwerden vermieden oder gelindert werden. Auch eine ruhige und vor allem regelmäßige Atmung wirkt sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus.

In den meisten Fällen sind die Patienten bei dieser Erkrankung auf einen Aufenthalt in einem Krankenhaus angewiesen. Dabei kann auch die Unterstützungen von Freunden und Familie die psychischen Beschwerden deutlich lindern und zur Stabilität des Patienten beitragen. In den meisten Fällen können Komplikationen bei einer frühzeitigen Behandlung der Erkrankung vermieden werden, sodass sich die Lebenserwartung des Patienten bei der Herzbeuteltamponade nicht verringert.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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