Vitamin B1

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Auch als Thiamin bekannt, zählt Vitamin B1 zu den für den menschlichen Körper lebenswichtigen Vitaminen. Ebenso gehört das Vitamin zu den in der Forschung am längsten bekannten Vitaminen.

Inhaltsverzeichnis

Wofür braucht der Körper Vitamin B1

Auch als Thiamin bekannt, zählt Vitamin B1 zu den für den menschlichen Körper lebenswichtigen Vitaminen. Besonders reichhaltig zu finden ist es in Vollkornerzeugnissen oder in Schweinefleisch.

Vitamin B1, auch als Thiamin bekannt, ist ein essenzielles Nährstoffmolekül, das der Körper für grundlegende Funktionen benötigt, aber nicht selbst herstellen kann. Daher muss es über die Nahrung aufgenommen werden.

Thiamin spielt eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel, indem es den Abbau von Zuckern und Aminosäuren unterstützt, was für die Energieproduktion in den Zellen unerlässlich ist. Es wirkt als Coenzym in verschiedenen enzymatischen Prozessen, die zur Umwandlung von Kohlenhydraten in Energie beitragen.

Darüber hinaus ist Vitamin B1 wichtig für die Funktion des Nervensystems. Es ist beteiligt an der Erzeugung von Neurotransmittern, welche die Übertragung von Signalen zwischen den Nervenzellen ermöglichen. Eine ausreichende Versorgung mit Thiamin trägt zur Aufrechterhaltung der Muskelkraft bei, indem es die Nerven-Muskel-Übertragung unterstützt, was für die Muskelkontraktion notwendig ist.

Ein Mangel an Vitamin B1 kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen, einschließlich Beriberi und Wernicke-Enzephalopathie, die das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem und die psychische Gesundheit beeinträchtigen können. Symptome eines Thiaminmangels umfassen Müdigkeit, Schwäche, Nervenschädigungen, Gewichtsverlust und emotionale Störungen.

Um eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B1 sicherzustellen, ist eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Schweinefleisch und bestimmten Samen empfehlenswert, da diese zu den besten Thiaminquellen zählen. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B1 ist essentiell für die Energieproduktion, die Nervenfunktion und die allgemeine Gesundheit.

Wirkungsweise von Vitamin B1

Vitamin B1 ist wichtig für den Energiestoffwechsel und das intakte Funktionieren des Nervensystems - unter anderem ist es beteiligt am Aufbau von Nervenzellen.

Vitamin B1 findet sich im ganzen Körper - so unter anderem in Organen und der Muskulatur. Umgangssprachlich wird Vitamin B1 auch als Stimmungsvitamin bezeichnet.

Das wasserlösliche Vitamin B1 wird mit der Nahrung aufgenommen, kann aber nicht in großen Mengen vom Körper gespeichert werden - überschüssiges Vitamin B1 wird mit dem Urin ausgeschieden. Vitamin B1 verfügt über einen charakteristischen Geruch.

Bedeutung

Als wichtiger Baustein für den Kohlehydratstoffwechsel dient Vitamin B1 unter anderem einem intakten Herz-Kreislauf-System. Vitamin B1-Mangel kann sich unter anderem zeigen in Symptomen wie Herz-Kreislauf-Störungen verbunden mit Appetitlosigkeit und Müdigkeit. Außerdem unterstützt Thiamin die Produktion von Antikörpern während akuter Infektionserkrankungen.

Eine vor allem in Entwicklungsländern häufig vorkommende Erkrankung, die auf dem Mangel von Vitamin B1 basiert, ist die sogenannte Beri-Beri-Erkrankung: Auf Java von einem holländischen Arzt entdeckt, zeigt die Erkrankung typische Symptome wie Herzschwäche und Störungen von Nervenfunktionen wie Nervenlähmungen oder Zittern.

Vitamin B1-Mangelerscheinungen waren gehäuft in den Teilen der sich hauptsächlich von Reis ernährenden asiatischen Bevölkerung festgestellt worden, nachdem sich Schälmaschinen in der Reiszubereitung durchgesetzt hatten: Vor allem die Reisschalen zählen zu den Vitamin B1-Lieferanten.

Sportler, die sich vor allem mit kohlehydratreicher Kost ernähren, zeigen einen erhöhten Bedarf an Vitamin B1, das den entsprechenden Stoffwechsel fördert. Ein Mangel an Vitamin B1 kann zu einer erhöhten Produktion von Milchsäure führen, die die Muskulatur verhärtet und sie so weniger leistungsfähig werden lässt. Vor allem für Ausdauersportler ist - unter anderem zur Aufrechterhaltung des Energiehaushaltes - eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B1 über die Nahrung wichtig.

Im Handel für Sportlerbedarf oder in Online-Apotheken wird Vitamin B1 auch als Nahrungsergänzungsmittel in Arzneiform angeboten; hierbei handelt es sich beispielsweise um fettlösliche Varianten des Vitamin B1, das vom Körpergewebe leicht aufgenommen werden soll.

Außerdem kann Vitamin B1 in den Muskel injiziert werden - bei zu hoher Dosierung können sich allerdings unerwünschte Nebenwirkungen einstellen: In tierexperimentellen Studien zeigten sich solche beispielsweise in Form von Schockzuständen oder Atemnot.


Wie hoch sind normale Referenzwerte

Die empfohlene Zufuhr von Vitamin B1 variiert je nach Alter, Geschlecht und weiteren individuellen Faktoren wie Schwangerschaft und Stillzeit. Diese Referenzwerte dienen dazu, einen gesunden Energiestoffwechsel und Nervensystemfunktion aufrechtzuerhalten und Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Für Erwachsene Männer wird eine tägliche Zufuhr von etwa 1,0 bis 1,2 Milligramm (mg) empfohlen, während für erwachsene Frauen der Richtwert bei etwa 0,8 bis 1,1 mg pro Tag liegt. Diese Unterschiede reflektieren teilweise den höheren Energiebedarf von Männern und die unterschiedlichen Körpergrößen und -kompositionen.

Für schwangere und stillende Frauen steigt der Bedarf aufgrund des erhöhten Energieverbrauchs und der Notwendigkeit, das wachsende Kind bzw. den Säugling mit zu versorgen, an. In dieser Zeit wird eine Zufuhr von etwa 1,2 bis 1,4 mg täglich empfohlen.

Kinder und Jugendliche haben aufgrund ihres Wachstums und ihrer Entwicklung ebenfalls spezifische Bedürfnisse. Für Kinder variiert die empfohlene tägliche Zufuhr von etwa 0,5 mg in den ersten Lebensjahren bis hin zu etwa 0,9 bis 1,0 mg in der späten Adoleszenz.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Werte als allgemeine Richtlinien dienen und individuelle Bedürfnisse je nach Gesundheitszustand, Lebensstil und Ernährungsmustern variieren können. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und Schweinefleisch ist, kann in der Regel dazu beitragen, den Bedarf an Vitamin B1 zu decken. In bestimmten Fällen kann eine Supplementierung sinnvoll sein, sollte jedoch immer mit einem Gesundheitsdienstleister abgesprochen werden, um eine Überdosierung und damit verbundene Risiken zu vermeiden.

Kann zu viel Vitamin B1 schaden?

Vitamin B1 ist wasserlöslich, was bedeutet, dass der Körper überschüssige Mengen über die Nieren ausscheidet und es daher im Allgemeinen als sicher gilt, auch in hohen Dosen. Im Gegensatz zu fettlöslichen Vitaminen, die im Körper gespeichert werden können und bei Überdosierung potenziell toxisch sind, ist das Risiko einer Toxizität bei Vitamin B1 sehr gering.

Es gibt bisher keine eindeutigen Beweise dafür, dass eine übermäßige Zufuhr von Vitamin B1 durch die Nahrung oder durch Nahrungsergänzungsmittel unter normalen Umständen gesundheitsschädlich ist. Die meisten Studien und Berichte zeigen, dass selbst hohe Dosen von Thiamin, die weit über den empfohlenen Tagesdosen liegen, ohne ernsthafte Nebenwirkungen toleriert werden.

Dennoch ist es theoretisch möglich, dass extrem hohe Dosen, insbesondere wenn sie in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und nicht über die Nahrung aufgenommen werden, Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Reaktionen hervorrufen könnten. Solche Fälle sind jedoch selten und in der Regel mit Dosen verbunden, die weit über dem liegen, was für therapeutische Zwecke empfohlen wird.

Obwohl eine Toxizität von Vitamin B1 unwahrscheinlich ist, ist es dennoch ratsam, sich an die empfohlenen Tagesdosen zu halten und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit einem Gesundheitsdienstleister abzusprechen. Dies stellt sicher, dass die Supplementierung den individuellen Gesundheitsbedürfnissen entspricht und potenzielle Wechselwirkungen mit Medikamenten oder anderen Nährstoffen vermieden werden.

Vorkommen in Lebensmitteln

Vitamin B1 findet sich in pflanzlichen und in tierischen Nahrungsmitteln. Besonders reichhaltig zu finden ist es in Vollkornerzeugnissen oder in Schweinefleisch - zu ersteren zählen vor allem Weizenkeime, Hülsenfrüchte oder Kerne wie Sonnenblumenkerne. Auch in recht hohem Maße enthalten ist Vitamin B1 in gepresster Backhefe.

Getreideerzeugnisse wie helles Brot aus fein gemahlenem Mehl enthalten so gut wie kein Vitamin B1 mehr, da die Weizenkeime während des Mahlvorganges zerstört werden. Auf die Konzentration von Vitamin B1 in Lebensmitteln wirken sich sehr langes Kochen und UV-Strahlen negativ aus - eine Lagerung sollte also licht- und hitzegeschützt stattfinden.

Deutschland zählt in der Regel nicht zu den Ländern, die von einem hohen Aufkommen an Vitamin B1-Mangel betroffen sind, weshalb eine Aufnahme des Vitamins über Nahrungsergänzungsmittel selten nötig ist. Allerdings ist aufgrund der geringen Speichermöglichkeiten des Körpers von Vitamin B1 eine regelmäßige Aufnahme über Lebensmittel wichtig.

Tipps für eine optimale Versorgung mit Vitamin B1

Eine optimale Versorgung mit Vitamin B1 ist für den Energiestoffwechsel, die Nervenfunktion und die allgemeine Gesundheit wichtig. Hier sind einige Tipps, um sicherzustellen, dass Sie ausreichend Thiamin über Ihre Ernährung aufnehmen:

  • Vielfältige Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Thiaminquellen ist, ist der Schlüssel. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Schweinefleisch sind hervorragende Thiaminlieferanten. Indem Sie eine Vielfalt dieser Lebensmittel regelmäßig konsumieren, können Sie Ihren Vitamin B1-Bedarf decken.
  • Achten Sie auf die Zubereitung: Thiamin kann durch langes Kochen oder Erhitzen in viel Wasser zerstört werden. Um die Thiaminverluste zu minimieren, bevorzugen Sie schonende Garverfahren wie Dämpfen oder Kurzbraten und verwenden Sie das Kochwasser, wenn möglich, weiter, etwa in Soßen oder Suppen.
  • Berücksichtigen Sie Vollkornprodukte: Wählen Sie Vollkornvarianten von Brot, Pasta und Reis, da diese mehr Thiamin enthalten als ihre verarbeiteten Pendants. Das Entfernen der äußeren Schichten von Körnern, wie es bei der Herstellung von Weißmehl geschieht, entfernt einen Großteil des Vitamins.
  • Verwendung von angereicherten Produkten: Einige Lebensmittel, wie Frühstückszerealien, werden oft mit Vitamin B1 angereichert. Dies kann eine zusätzliche Quelle für Thiamin darstellen, besonders wenn die Ernährung nicht ausreichend vielfältig ist.
  • Achten Sie auf Ihren Alkoholkonsum: Alkohol kann die Thiaminaufnahme beeinträchtigen und zu einem Mangel führen. Mäßigung ist wichtig, insbesondere wenn Sie Risikofaktoren für einen Vitamin-B1-Mangel haben.

Durch die Einbindung dieser Praktiken in Ihren Alltag können Sie zur Aufrechterhaltung eines gesunden Thiaminspiegels beitragen und das Risiko eines Mangels minimieren.

Quellen

  • Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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