Hypalbuminämie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Hypalbuminämie wird eine Form der Hypoproteinämie bezeichnet. Dabei kommt es zu einem zu niedrigen Albumingehalt im Blut. Albumin ist ein Plasmaprotein, das als Transportmittel für viele kleinteilige Molekulare veranwortlich ist. Ein Mangel dieses Proteins kann daher verschiedene Störungen wie die Bildung von Ödemen und einen niedrigen Blutdruck hervorrufen.
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Was ist eine Hypalbuminämie?
In der Medizin ist die Hypalbuminämie auch als Hypoalbuminämie bekannt. Sie stellt die häufigste Form der Hypoproteinämie dar, bei der im Blutplasma ein verminderter Gehalt an Proteinen (Eiweißen) vorliegt. Im Falle einer Hypalbuminämie zeigt sich im Blut ein zu niedriger Gehalt an Albumin.
Bei Albumin handelt es sich um ein bedeutendes Protein im menschlichen Organismus. Von ihm werden über 50 Prozent aller Proteine hergestellt, die in den Blutgefäßen vorkommen. Das Albumin entsteht in der Leber und wird von den Leberzellen (Hepatozyten) produziert. Der normale Gesamtgehalt an Albumin im Körper beträgt über 300 Gramm.
Albumin ist wichtig als Trägerstoff für zahlreiche andere Stoffe, zu denen unter anderem Spurenelemente, Hormone, Bilirubin und Fettsäuren zählen. Darüber hinaus sorgt das Protein für die Aufrechterhaltung von 75 bis 80 Prozent des kolloidosmotischen Drucks.
Kommt es zu einem krankhaften Mangel an Albumin im Blut, führt dies aufgrund eines erniedrigten kolloidosmotischen Drucks zur Entstehung von Ödemen (Wasseransammlungen) im Körper. Von Bedeutung ist Albumin außerdem für die Bindung von unterschiedlichen Arzneistoffen. Bei einer Hypalbuminämie liegen diese Arzneimittel frei im Blutplasma vor, was wiederum höhere Wirkstoffspiegel zur Folge hat.
Ursachen
Ebenso kann ein Verlust an Albumin durch Verbrennungen mit großen Wundflächen oder akute Entzündungen entstehen. Als weitere Gründe kommen eine eiweißeinbüßende Enteropathie oder eine exsudative Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) infrage. Eine Störung der Eiweißsynthese ist zudem bei einem Antikörpermangelsyndrom oder einer Leberzirrhose zu verzeichnen.
Des Weiteren können Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie eine Zöliakie, Anorexie nervosa (Magersucht) sowie Magen-Darm-Tumore für den Albuminverlust verantwortlich sein. Während der Schwangerschaft tritt eine physiologische Hypalbuminämie ein, was in der Regel im 3. Trimester erfolgt.
Sie ist die Folge einer Proteinurie und sorgt für das Entstehen von Ödemen bei schwangeren Frauen. Ursachen dafür sind sowohl ein erhöhtes Plasmavolumen als auch eine ansteigende glomeruläre Durchgängigkeit. Dadurch erfolgt eine verstärkte Ausscheidung des Albumins über die Nieren.
Beträgt der Albuminverlust durch den Urin mehr als 300 Milligramm pro Tag, gilt dies nicht mehr als harmlos und kann ein Hinweis auf den Beginn einer Präeklampsie sein. Bei einem Verlust von über drei Gramm des Proteins am Tag ist von einer schweren Einbuße die Rede.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Der Mangel an Albumin im Körper bewirkt einen Abfall des kolloidosmotischen Drucks innerhalb des Blutplasmas. Dadurch lässt sich das Wasser nicht in physiologischen Mengen im Gefäßsystem halten. Es kommt daher zu einem Übertritt ins Interstitium (Zellzwischenraum). Dies hat wiederum die Bildung von Ödemen zur Folge.
Das Albumin ist das Protein, das am häufigsten im menschlichen Organismus zu finden ist. Außerdem sorgt es für den Transport von Arzneistoffen und Hormonen. Der Mangel an dem Protein wirkt sich deswegen auf deren Wirkung aus. Als weitere Symptome von Proteinmangel drohen niedriger Blutdruck, ein Pleuraerguss sowie ein Aszites (Wasserbauch).
Dabei sammelt sich eine größere Flüssigkeitsmenge zwischen den Organen im Bauchraum an. Bei einem Pleuraerguss kommt es hingegen in der Lunge zur Ansammlung von Wasser. Im Falle eines Wasserbauchs besteht das Risiko, dass Darmbakterien in den Bauchraum eindringen, was wiederum eine bedrohliche Infektion zur Folge haben kann.
Nicht selten führt der Mangel an Albumin zu einer erhöhten Konzentration von Fettsäuren, Hormonen und Bilirubin im Blut. So ist die Aufnahmefähigkeit der Albumine aufgrund der Hypalbuminämie zu gering.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Bei Verdacht auf eine Hypalbuminämie oder Hypoproteinämie sollte ein Arzt aufgesucht werden. Anhand der Symptome kann dieser zunächst nur eine Verdachtsdiagnose vornehmen. Feststellen lässt sich die niedrige Albuminkonzentration durch eine Serumproteinelektrophorese, bei der sich ein verminderter Albumin-Peak ermitteln lässt.
Ebenso möglich ist eine Messung des Serumalbumins. Abgrenzen lässt sich der Mangel an Albumin von einer zu niedrigen Konzentration an Immunglobulinen. Weil sich eine Hypalbuminämie nicht allein zeigt, muss zudem die auslösende Grunderkrankung diagnostiziert werden. So ist das Erkennen der Ursachen für die folgende Therapie von höchster Bedeutung.
Damit eine Hypalbuminämie einen positiven Verlauf nimmt, ist es wichtig, die verantwortliche Grunderkrankung zu behandeln. Im Falle von chronischen Krankheiten kann eine dauerhafte Therapie erforderlich sein. Wird die auslösende Ursache erfolgreich bekämpft, führt dies in der Regel zum Normalisieren der Albuminkonzentration.
Komplikationen
Nicht selten kommt es dabei zu Ohnmachtsanfällen, bei welchen sich der Betroffene auch verletzen kann. Der Patient wirkt müde und abgeschlagen und nimmt oft nicht mehr aktiv am Leben teil. Weiterhin kommt es zu einem sogenannten Wasserbauch, der zu unterschiedlichen Infektionen und Entzündungen führen kann. Auch das Immunsystem des Betroffenen ist geschwächt, sodass dieser öfter an Infektionen und Entzündungen erkrankt.
Bei der Behandlung kommt es in der Regel nicht zu besonderen Komplikationen. Diese findet immer kausal statt und richtet sich dabei nach der Grunderkrankung, die für die Hypalbuminämie verantwortlich ist. Nicht selten wird die Hypalbuminämie durch eine Unterernährung aufgerufen, sodass die Behandlung auf jeden Fall von einem Psychologen begleitet werden sollte.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Symptome wie ein niedriger Blutdruck oder Anzeichen eines Wasserbauchs bemerkt werden, liegt womöglich eine Hypalbuminämie zugrunde. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Symptome über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder im Verlauf starke Beschwerden hervorrufen. So muss mit Schwindel, Müdigkeit oder starken Schmerzen in jedem Fall zum Hausarzt gegangen werden. Auch Ergüsse und Infektionen, die scheinbar ohne Grund auftreten, bedürfen einer raschen Abklärung.
Patienten, die aufgrund einer Essstörung an einer Mangelernährung leiden, sind besonders anfällig für eine Hypalbuminämie. Auch nach größeren Verbrennungen oder akuten Entzündungen besteht ein erhöhtes Risiko für einen zu niedrigen Albumingehalt im Blut. Wer zu diesen Risikogruppen gehört, sollte mit genannten Symptomen umgehend zum Arzt gehen. Ältere Menschen und Schwangere sollten ungewöhnliche Beschwerden ebenfalls rasch abklären lassen, um Komplikationen zu vermeiden. Kinder werden am besten zum Kinderarzt gebracht. In schweren Fällen, etwa bei zunehmenden Schmerzen oder akuten Entzündungen, ist immer ein Besuch im Krankenhaus angezeigt.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Hypalbuminämie geht mit der Therapie der Grunderkrankung einher, die für den Albuminmangel ursächlich ist. Liegt ein Austritt von Wasser aus den Blutgefäßen vor, wird dieser aufgehalten. Auf diese Weise bilden sich die Ödeme wieder zurück.
Im Falle eines ausgeprägten Wasserbauchs kann eine Punktion durch die Bauchdecke stattfinden, mit der sich das überschüssige Wasser ableiten lässt. Zur Entfernung der Wasseransammlungen werden außerdem Diuretika verordnet. Im Falle einer Mangelernährung aufgrund von Magersucht ist oft eine Psychotherapie sinnvoll. Auch die Ernährung muss entsprechend angepasst werden.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der Hypalbuminämie richtet sich nach der ursächlichen Erkrankung. Bleibt eine medizinische Versorgung aus, kann die Prognose bei diesen Patienten als ungünstig bezeichnet werden. Bei einem schwierigen Krankheitsverlauf liegen Organschäden vor und es wird ein Spenderorgan benötigt. Alternativ droht dem Betroffenen das frühzeitige Ableben.
Kann die Grunderkrankung gut behandelt werden, ist die Prognose günstig. Bei einer Mangelernährung erfolgt ein Ausgleich der fehlenden Nährstoffe oder Spurenelemente, so dass nach wenigen Wochen oder Monaten eine Beschwerdefreiheit eintritt. Ein Rückfall ist jedoch jederzeit möglich, sobald der Mangel erneut in Erscheinung tritt.
Liegen starke Verbrennungen vor, verschlechtert sich die Aussicht auf eine Heilung. Eine Hauttransplantation wird oftmals benötigt. Zusätzlich ist eine Langzeittherapie notwendig, um die Beschwerden zu lindern. Chronische Erkrankungen haben im Normalfall einen langwierigen Krankheitsverlauf. Bei vielen Patienten ist eine Heilung möglich, jedoch kann es manchmal Jahre dauern, bis eine Verbesserung auftritt.
Neben den körperlichen Unregelmäßigkeiten muss die psychische Stabilität berücksichtigt werden, um eine Genesung zu fördern. Liegt eine Unverträglichkeit vor, kann bei einer Berücksichtigung aller Vorgaben eine Beschwerdefreiheit der Hypalbuminämie erzielt werden. Achtet der Patient bei der Zufuhr der Lebensmittel oder Medikamente streng auf die Inhaltsstoffe, kann der Entwicklung der Blutarmut ausreichend vorgebeugt werden.
Vorbeugung
Wegen der zahlreichen Grunderkrankungen, die eine Hypalbuminämie verursachen können, sind keine sinnvollen Präventionsmaßnahmen bekannt. Lässt sich die Grunderkrankung feststellen, gilt deren Behandlung als beste Vorbeugung.
Nachsorge
Bei der Hypalbuminämie stehen dem Betroffenen meistens keine besonderen Möglichkeiten und Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Betroffene vor allem auf eine frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Erkrankung angewiesen, damit es nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden oder zu weiteren Komplikationen kommt. In der Regel muss bei der Hypalbuminämie zuerst die Grunderkrankung erkannt und dann behandelt werden.
Nur durch die richtige Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit können die Symptome vollständig gelindert werden. Die Behandlung erfolgt dabei durch das Ablassen des Wassers, wobei die meisten Betroffenen auch Medikamente einnehmen müssen. Dabei ist auf eine richtig und auch auf eine regelmäßige Einnahme der Medikamente zu achten. Bei Kindern müssen die Eltern auf die Einnahme achten und bei Fragen oder bei Unklarheiten einen Arzt aufsuchen.
Da die Hypalbuminämie auch zu Depressionen oder zu psychischen Verstimmungen führen kann, sollte früh mit einer psychologischen Therapie begonnen werden. Dabei wirkt sich auch die liebevolle Pflege und die Unterstützung von Freunden und der Familie sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Krankheit aus. In vielen Fällen ist auch auf eine richtige Ernährung zu achten, um diesem Mangel entgegenzuwirken.
Das können Sie selbst tun
Bei der Behandlung der Hypalbuminämie konzentriert sich der Arzt auf die Therapie der Grunderkrankung. Diese erfolgt in der Regel mittels Antibiotika und Diuretika. Der Patient kann allerdings auch selbst einige Maßnahmen ergreifen, um die Genesung zu fördern und das Risiko für Komplikationen zu senken.
Liegt den Beschwerden eine Mangelernährung zugrunde, muss die Diät umgestellt werden. Der Patient sollte sich hierfür an einen Facharzt oder einen Ernährungsmediziner wenden. Gemeinsam mit dem Spezialisten kann ein individueller Ernährungsplan erstellt werden, der sich an den körperlichen Beschwerden orientiert und die Heilung optimal unterstützt. Begleitend dazu ist oft auch eine Psychotherapie vonnöten, da einer andauernden Mangelernährung oft ernste seelische Beschwerden zugrunde liegen. Patienten, die an einer Magersucht leiden, sollten umgehend eine Beratungsstelle aufsuchen und einen Termin für eine weitergehende Therapie vereinbaren.
Daneben müssen die Symptome behandelt werden. Gegen Druckschmerzen infolge von Ödemen helfen Kühlung und Schonung. Auch sanfte Salben wie Ringelblumensalbe oder Arnika helfen gegen entsprechende Beschwerden. Zeigen diese Maßnahmen keine Wirkung, muss ein Arzt konsultiert werden. Selbiges gilt bei ungewöhnlichen Symptomen und akuten Schmerzen.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011