Ischämische Kolitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einer ischämischen Kolitis beschreibt der Mediziner den Zustand einer, aufgrund einer Entzündung ausgelösten, Veränderung des Dickdarms. Mitunter können aber auch Medikamente die entzündliche Veränderung auslösen.
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Was ist eine ischämische Kolitis?
Eine Entzündung des Dickdarms, die auf Grund einer Minderdurchblutung der Darmschleimhaut resultiert, bezeichnet der Mediziner als ischämische Kolitis. In vielen Fällen besteht eine Arteriosklerose der sogenannten Mesenterialarterien sowie ihrer Äste. Vor allem Diabetiker sind häufig von einer ischämischen Kolitis betroffen.
Ursachen
Selbst TNF-alpha-Hemmer, welche in die Kategorie der neueren Medikamente fallen, können eine ischämische Kolitis begünstigen. Auch Metamphetamin- oder Cocain-Abusus wurden bereits mit einer ischämischen Kolitis in Verbindung gebracht. Aber auch mechanische Einengungen, verursacht durch einen Volvulus, Briden oder Tumor, entzündliche Verschwellungen oder ein Aortenaneurysma, welches nach einer Operation auftreten kann, begünstigt die Bildung der ischämischen Kolitis.
Ein weiterer Grund kann auch eine Vaskulitis sein. Besteht eine angeborene Anlageanomalie, welche sich an den Drummond-Arkaden und der Riolan-Anastomose befindet, liegt ein deutlich erhöhtes Risiko vor, eine ischämische Kolitis zu bekommen. Auch Protein C-Mangel, AT3-Mangel oder auch ein Faktor-V-Leiden sowie die Prothrombin-Mutation können Ursachen einer ischämischen Kolitis sein.
Die Erkrankung wurde aber auch in Verbindung mit Spitzensportlern dokumentiert; vor allem exzessives Marathon-Laufen kann eine ischämische Kolitis begünstigen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Beschwerden und Symptome sind unspezifisch und lassen sich mit jenen anderen Kolitiden vergleichen. Sehr leichte Formen manifestieren sich vorwiegend dahingehend, dass der Patient unter sehr dünnem Stuhl oder Diarrhö leidet. Darmkrämpfe sind ebenfalls möglich. Besteht jedoch eine schwere und ausgeprägte Form der ischämischen Kolitis, können auch Blutbeimengen im Stuhl vorzufinden sein.
Jedoch ist die Hämatozechie relativ untypisch. Der Bauch des Patienten ist bei Palpation weich, wobei mitunter - wenn schwere Fälle vorliegen - auch Abwehrspannungen möglich sind, die auf eine Durchwanderungsperitonitis schließen lassen. Liegt ein nekrotisierender Verlauf vor, entsteht Fieber sowie Schüttelfrost. Bei jener Form der ischämischen Kolitis besteht eine hohe Mortalität; hier muss der Mediziner im Regelfall sofort operieren.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Im Rahmen der Diagnose führt der Mediziner eine Koloskopie durch. Je nach Schweregrad variiert das Bild der Koloskopie; mitunter kann sogar der Verdacht entstehen, dass eine Colitis ulcerosa besteht. In wenigen Fällen erkennt der Mediziner auch einzelne longitudinale Ulzerationen. Diese sind zwar charakteristisch, können mitunter aber kaum von der Morbus Crohn-Erkrankung unterschieden werden.
Wichtig ist, dass eine Differenzierung durch die Histologie erfolgt. Somit müssen Morbus Crohn und auch die Colitis ulcerosa ausgeschlossen werden, bevor der Mediziner die Diagnose der ischämischen Kolitis stellen kann. Liegen schwere Fälle der ischämischen Kolitis vor, können auch bildgebende Verfahren wie die Darmsonographie oder Computertomographie helfen, den genauen Zustand der Krankheit zu erörtern. Die Darmwand ist bereits verdickt; mitunter kann der Mediziner auch eine Gasbildung in der Darmwand (sogenannte Pneumatosis coli) erkennen.
Die ischämische Kolitis verschwindet bereits nach zwei bis drei Tagen. Jedoch kann der Krankheitsverlauf auch Komplikationen mit sich bringen. So kann unter anderem Gewebe absterben oder eine anhaltende Blutung, verursacht durch eine Darmperforation, auftreten. Zu den weiteren Komplikationen zählen die Darmentzündung sowie der Darmverschluss.
Komplikationen
Nicht selten macht sich auch Appetitlosigkeit bemerkbar, der zu Untergewicht oder Mangelerscheinungen führen kann. Weiterhin können die Betroffenen auch an Schüttelfrost oder an Fieber leiden. Sollte es nicht zu einer sofortigen Behandlung kommen, so kann der Betroffene an dieser Krankheit auch versterben. Weiterhin kann es auch zu einem Darmverschluss oder zu Entzündungen im Darm kommen.
Die Behandlung dieser Krankheit findet mit Hilfe von Antibiotika statt und kann die Beschwerden lindern. Es kommt dabei nicht zu weiteren Komplikationen. In schwerwiegenden Fällen kann allerdings auch ein operativer Eingriff notwendig sein. Dabei kann es weiterhin auch zu Herzbeschwerden oder zu Diabetes kommen. Ob die Lebenserwartung dadurch eingeschränkt wird, kann in der Regel nicht vorausgesagt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Eine ischämische Kolitis heilt in vielen Fällen von selbst aus. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn typische Beschwerden wie Darmkrämpfe, Schmerzen in der Magengegend oder Durchfall länger als eine Woche bestehen bleiben. Sollten sich weitere Symptome einstellen, ist in jedem Fall ärztlicher Rat gefragt. Bei Fieber oder Schüttelfrost wird am besten der Hausarzt eingeschaltet. Auch Blutbeimengungen im Stuhl sind ein eindeutiges Warnzeichen, dass es rasch abzuklären gilt.
Personen, die an einer Vaskulitis oder einer Tumorerkrankung leiden, sind besonders anfällig für die Entstehung einer ischämischen Kolitis. Ebenso Patienten, die regelmäßig Appetithemmer einnehmen oder an einem Proteinmangel leiden. Wer zu diesen Risikogruppen zählt, muss die erwähnten Anzeichen umgehend mit dem zuständigen Arzt besprechen. Spätestens, wenn sich infolge der Beschwerden Untergewicht einstellt, ist ärztliche Hilfe vonnöten. Der Betroffene sollte einen Allgemeinmediziner oder einen Gastroenterologen aufsuchen. Kinder werden am besten noch am selben Tag zu einem Kinderarzt oder direkt in die nächstgelegene Klinik gebracht.
Behandlung & Therapie
In vielen Fällen benötigt der Patient keine differente Therapie; die ischämische Kolitis heilt spontan. Erfolgt eine Behandlung, entscheidet der Mediziner dahingehend, welche Form der Krankheit gegeben ist. Bei leichten Krankheitsformen, die im Regelfall nach zwei bis drei Tagen verschwunden sein sollten, kann der Mediziner Antibiotika verordnen, damit eine Infektion verhindert wird.
Mitunter kann, wenn eine Dehydrierung vorliegt, eine intravenöse Flüssigkeitsgabe hilfreich sein. Medikamente, die den Effekt haben, Blutgefäße zu verengen, sollten abgesetzt werden (etwa Migräne-Medikamente oder auch hormonelle Tabletten). Bei leichten Formen konzentriert sich der Mediziner vorwiegend auf die Linderung der Symptome.
Der Arzt wird in weiterer Folge sogenannte Follow-up-Koloskopien planen, damit er einerseits die Heilung überwachen und andererseits rechtzeitig reagieren kann, wenn etwaige Komplikationen auftreten. Liegt jedoch eine schwere Form der ischämischen Kolitis vor, die bereits dazu geführt hat, dass bereits Beschädigungen am Darm sichtbar sind, kann mitunter eine Operation durchgeführt werden.
Im Rahmen der Operation entfernt der Mediziner abgestorbenes Gewebe, kann eine Perforation des Darms reparieren oder mitunter einen Bypass legen, damit die Arterie des Darms nicht mehr blockiert wird. In wenigen Fällen entfernt der Mediziner auch einen Teil des Dickdarms.
Jedoch sind Operationen nur selten notwendig. Begünstigende Faktoren, die den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen und eine Operation notwendig machen könnten, sind Diabetes mellitus, Herzerkrankungen jeglicher Art oder niedriger Blutdruck.
Aussicht & Prognose
Die Prognose der ischämischen Kolitis ist bei den meisten Patienten günstig. Bei dieser Erkrankung wird oft eine Spontanheilung beobachtet. Unter normalen Umständen werden binnen 2-3 Tagen eine deutliche Linderung der Symptome oder eine Beschwerdefreiheit dokumentiert. In einer Vielzahl der Fälle treten keine langfristigen Komplikationen oder Unregelmäßigkeiten auf. Kurzfristig können unterschiedliche Beschwerden dokumentiert werden, die eine Verschlechterung der Lebensqualität bewirken. Im Verlauf des Lebens kann die ischämischen Kolitis erneut auftreten.
Wird die Erkrankung durch die Gabe von Medikamenten verursacht, tritt unmittelbar nach dem Absetzen der Arznei eine Verbesserung der Situation auf. In Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt sind alternative Behandlungsmethoden zu besprechen, damit die vorhandene Grunderkrankung weiter therapiert werden kann.
Eine Problematik der ischämischen Kolitis ist die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen. Die Diagnosestellung ist aufgrund paralleler Beschwerden zu anderen Krankheiten des Darms erschwert. Bei Patienten, bei denen bereits andere Vorerkrankungen diagnostiziert worden sind, muss für die Prognosestellung der allgemeine Gesundheitszustand berücksichtigt werden. Bei chronischen Krankheiten wie bei einer Diabetes oder bei einer vorhandenen Herzerkrankung verschlechtert sich die Prognose insgesamt. Es kann in seltenen Fällen die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs vorhanden sein. Dieser ist mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Treten keine Komplikationen auf, ist eine Verbesserung der Gesundheit zu erwarten.
Vorbeugung
Auf Grund der Tatsache, dass die Entstehung einer ischämischen Kolitis nicht immer geklärt werden kann, sind keine bestimmten vorbeugenden Maßnahmen bekannt, die Erkrankung zu verhindern. Ratsam ist - wenn der Patient zu den Risikogruppen zählt - Medikamente zu vermeiden, die den Sinn und Zweck erfüllen, den Blutfluss zu verringern.
Des Weiteren empfiehlt sich regelmäßige Bewegung sowie eine Überprüfung des Dickdarms, wenn Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder etwaige Erkrankungen des Herzens bekannt sind.
Nachsorge
Das Risiko einer ischämischen Kolitis lässt sich bei der Nachsorge durch den Verzicht auf bestimmte Medikamente verringern. Wer zur Risikogruppe gehört, sollte deshalb die Medikamenteneinstellung von seinem Arzt überprüfen und gegebenenfalls ändern lassen. So gelingt es, den aktuellen Blutfluss einzuschränken. In der Zeit nach der Behandlung können die Betroffenen durch die Umstellung der eigenen Gewohnheiten den Genesungsverlauf unterstützen.
Hierfür empfehlen sich regelmäßige Aktivitäten und die engmaschige Kontrolle von vorhandenen Grunderkrankungen. Dabei handelt es sich typischerweise um Diabetes oder um Herzbeschwerden. Manchmal kommt es zu einer Spontanheilung, sodass die weitere Therapie entfällt. In anderen Fällen, die nicht so günstig verlaufen, verschreibt der Arzt oft Antibiotika.
Diese nimmt der Patient genau nach Vorschrift ein. Eine gewisse Schonung, Wärme und eine gesunde, vitaminreiche Kost helfen dabei, den Körper zu stärken. Der Patient sollte außerdem genug Flüssigkeit zu sich nehmen, um eine Dehydrierung zu vermeiden. Regelmäßigen Arzttermine gewährleisten eine ständige Kontrolle.
Bei Komplikationen wie Darmkrämpfen oder Durchfall helfen oft alternative Naturheilmittel. Vor der Einnahme ist es sinnvoll, sich mit dem Arzt abzusprechen. Sanfte Mittel wie Kräutertee dürfen aber auch ohne medizinische Beratung zum Einsatz kommen, um leichte Magen-Darm-Beschwerden zu behandeln.
Das können Sie selbst tun
In einigen Fällen heilt die ischämische Kolitis spontan aus und bedarf keiner weiteren Behandlung. Bei einem weniger positiven Verlauf ist eine Antibiotika-Behandlung angezeigt. Diese kann vom Betroffenen durch einige Maßnahmen unterstützt werden.
Generell sollte sich der Patient schonen und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Wichtig ist vor allem viel trinken, um einer Dehydrierung vorzubeugen. Begleitend dazu sind regelmäßige Arztbesuche notwendig. Unter Umständen muss das auslösende Medikament abgesetzt oder anders eingestellt werden. Sollte es zu Symptomen wie Durchfall oder Darmkrämpfen kommen, empfehlen sich alternative Heilmittel aus der Naturheilkunde. In Rücksprache mit dem Arzt können beispielsweise Präparate mit Arnika oder Teufelskralle angewendet werden. Lindernde Kräutertees und andere sanfte Mittel dürfen auch ohne Zustimmung des Mediziners eingesetzt werden und helfen vor allem bei weniger stark ausgeprägten Magen-Darm-Beschwerden.
Bei Fieber und Schüttelfrost empfehlen sich Bettwärme und Schonung. Der Patient sollte regelmäßig seine Körpertemperatur messen und bei einem plötzlichen Anstieg den Arzt konsultieren. Generell ist bei schweren Symptomen eine medizinische Abklärung vonnöten, um weitere Komplikationen zu vermeiden und eine rasche Genesung zu gewährleisten.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013