Körpergröße

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Eine ist groß, der Andere kleiner. Asiaten sind im Durchschnitt kleiner als Europäer und Frauen kleiner als Männer. Auch leiden einige Menschen aufgrund eines Gendefekts unter einem Hoch- oder Zwergwuchs. Somit ist zu sagen, dass die Körpergröße insgesamt von ganz unterschiedlichen Faktoren wie Alter, Geschlecht, geografische Herkunft und den Lebensumständen abhängt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Körpergröße?

Die Körpergröße ist im Grunde ein biometrisches Merkmal. Um die Körpergröße eines Menschen zu bestimmen, wird er vom Scheitel bis zur Fußsohle gemessen.

Die Körpergröße ist im Grunde ein biometrisches Merkmal. Um die Körpergröße eines Menschen zu bestimmen, wird er vom Scheitel bis zur Fußsohle gemessen. Die Körpergröße dient etwa der Identifikation einer Person und wird auch im Personalausweis und Reisepass festgehalten.

Neben den erblichen Bedingungen wird die Körpergröße eines Menschen insbesondere durch die Ernährungsqualität und die Lebensumstände in den ersten drei Lebensjahren bestimmt.

Krankheiten wie zum Beispiel Trisomie 21 oder das Klinefelter-Syndrom führen hingegen auf eine Störung im Erbgut zurück. Die Betroffenen sind deutlich kleiner (bei Trisomie 21) oder deutlich größer (beim Klinefelter-Syndrom) als der durchschnittliche Mensch.

Die Körpergröße eines Menschen ist auch in der Wissenschaft und Forschung von großer Bedeutung. Die Anthropometrie beschäftigt sich mit den menschlichen Körpermaßen, während die Auxologie dem Wachstum des Menschen gewidmet ist.

Menschen sind in den letzten 120 Jahren um etwa 14 Zentimeter gewachsen, so das Ergebnis verschiedener Studien. Diese Entwicklung wird vor allem damit begründet, dass die Ernährungsqualität und der Lebensstandard sich im Laufe der Jahrhunderte verbessert haben.

Funktion & Aufgabe

Wenn der Mensch über die Nahrung Energie aufnimmt, setzt der Körper diese zuerst für die Aufrechterhaltung von Organtätigkeiten und Muskelarbeit ein. Die weitere Energiemenge steht dann dem Körperwachstum zur Verfügung. Wer dem Körper aber zu wenig Energie über die Nahrung zuführt, hat nicht genügend Energiereserven für das Körperwachstum.

Mangelerscheinungen gehen jedoch nicht nur mit einem geringen Körperwachstum, sondern auch mit einer Immunschwäche und einem erhöhten Risiko für Krankheiten einher. Und Erkrankungen verschlechtern wiederum die Nährstoffaufnahme im Körper, da das Immunsystem kranker Menschen mehr Energie benötigt als sonst. Daher hängt das Körperwachstum sehr eng mit dem gesundheitlichen Zustand des Menschen zusammen.

Genforscher haben jüngst herausgefunden, wie die Körpergröße auf genetischer Ebene beeinflusst wird. Diese Erkenntnisse können die Erforschung von Krankheiten enorm erleichtern. Die Forschungsarbeiten ergaben, dass das mTOR-Gen nicht nur für das Zellwachstum, sondern auch für den menschlichen Knochenaufbau zuständig ist. Nach Tim Frayling, einem Molekulargenetiker der Universität Exeter, können die Ergebnisse der Giant-Forschung für die Behandlung von Krebs, Osteoporose und Herzproblemen sehr aufschlussreich sein.

Auch können diese darüber Auskunft geben, ob ein Kind normal wächst. Schließlich gibt es kerngesunde Kinder, die schlicht genetisch bedingt kleiner sind als andere.

Auch können Forscher bereits aus den Genen Aussagen über die spätere Körpergröße treffen. Denn die Körpergröße eines Menschen ist etwa zu 80 Prozent durch das Erbgut bestimmt. Der Rest hängen von den Ernährungsbedingungen und anderen Umweltfaktoren ab. So kann etwa eine proteinreiche und nährstoffreiche Ernährung das Wachstum des Körpers positiv beeinflussen.

Auch das Geschlecht spielt beim Körperwachstum eine wesentliche Rolle. Männer sind im Durchschnitt nicht nur größer, sondern sie wachsen auch schneller als Frauen. Die Einnahme der Anti-Baby-Pille kann dieses Phänomen möglicherweise sogar verstärken. Die erhöhte Dosis an Östrogen kann vermutlich für einen Wachstums-Stopp sorgen, sodass junge Mädchen im Alter von 14 bis 15 Jahren bereits ihre endgültige Körpergröße erreichen.


Krankheiten & Beschwerden

Es gibt Genstörungen, die die Körpergröße eines Menschen beeinflussen. Trisomie 21 und das Klinefelter-Syndrom sind die bekanntesten Krankheitsbilder dieser Art. Bei Trisomie 21 handelt es sich um eine Störung der Chromosomen, die zu einem Zwergwuchs führt. Das Klinefelter-Syndrom sorgt bei Jungen und Männern hingegen für eine überdurchschnittliche Körpergröße. Dem Zwergwuchs liegt oft auch eine Unterernährung oder ein Vitamin-D-Mangel zugrunde. Auf endokriner Ebene kann auch eine Stoffwechselstörung zu einem Wachstumshormonmangel führen. Ein solcher Mangel hemmt im Entwicklungsalter das Körperwachstum, was wiederum eine Kleinwüchsigkeit zur Folge haben kann. Stoffwechselstörungen können angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. So können die Ursachen für einen Wachstumshormonmangel etwa Unfälle oder Verletzungen des Gehirns sein.

Forscher sehen inzwischen auch einen Zusammenhang zwischen der Körpergröße und der Entwicklung von Tumoren sowie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In diesem Fall ist die Körpergröße nicht die Folge, sondern eine der Ursachen für bestimmte Krankheiten. Große Menschen leiden wohl öfter unter Herz-Kreislauf-Störungen als kleine Menschen. Auch soll das Krebsrisiko bei größeren Menschen höher sein, diese Ergebnisse gelten bislang jedoch nur für Frauen. Die Wissenschaftler der britischen Universität in Oxford haben in einer Studie belegt, dass die Wahrscheinlichkeit an einer der häufigen Krebsarten wie Brust- oder Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, ist bei einer 1,80 Meter großen Frau um 30 Prozent höher als bei einer 1,50 Meter großen Frau. Diese Ergebnisse konnten jedoch noch nicht eindeutig begründet werden. Wachstumshormone könnten hier eine große Rolle spielen, da diese für die Steuerung und Bildung neuer Zellen zuständig sind. Eine unkontrollierte Zellteilung durch die Wachstumshormone könnte also die Bildung von Tumoren begünstigen.

Kleine Menschen sollen hingegen ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten haben. Forscher haben einen direkten genetischen Zusammenhang zwischen der geringen Körpergröße und dem Risiko für Herzerkrankungen entdeckt. Nach Prof. Thomas Meinertz, dem Vorsitzenden der Deutschen Herzstiftung, habe man Genteile gefunden, die diesen Zusammenhang belegen. Auf jede 6,5 Zentimeter Abnahme in der Körpergröße wächst das Risiko für die Erkrankung demnach um 13,5 Prozent.

Quellen

  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Wonisch, M. et al.: Kompendium der Sportmedizin. Physiologie, Innere Medizin und Pädiatrie. Springer, Berlin 2017

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