Leberenzyme
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Leberenzyme sind Enzyme, die typisch für Leberzellen (Hepatozyten) sind. Im klinischen Sprachgebrauch werden sie häufig auch Leberwerte genannt. Ein Anstieg bestimmter Enzyme ist ein Hinweis auf einen Leberschaden, andere Enzyme hingegen kommen bei Erkrankungen der Leber in niedrigerer Konzentration vor.
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Was sind Leberenzyme?
Bei Lebererkrankungen geben Leberenzyme oft wichtige Hinweise darauf, um welche Art der Erkrankung es sich handelt. Generell benötigt der Körper Enzyme, um die Leistung des Stoffwechsels aufrecht zu erhalten. Werden die Leberzellen geschädigt, so sind die Leberenzyme im Blutserum erhöht.
Je nach erhöhtem Enzym kann dann auf die Art der Krankheit geschlossen werden. Ursachen für die Zellschäden können dabei Alkohol, Virusinfektionen, Tumore oder Vergiftungen sein. Zu den Leberenzymen, die häufig gemessen werden, gehören:
- Gamma-Glutamyltransferase (Gamma-GT)
- Glutamatdehydrogenase (GLDH)
- Aspartat-Aminotransferase (AST, ASAT)
- Alanin-Aminotransferase (ALT, ALAT)
- alkalische Phosphatase
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Aus dem roten Blutfarbstoff entstehen dann die Gallenstoffe, die gemeinsam mit anderen Substanzen die Gallenflüssigkeit bilden. Diese wird in den Dünndarm ausgeschieden und spielt hier eine wesentliche Rolle bei der Fettverdauung. Darüber hinaus speichert die Leber auch Glykogen, Kupfer bzw. Eisen und baut Nahrungsmittelbestandteile ab, die dann vom Körper verwendet werden können. Für alle diese Vorgänge sind Enzyme notwendig, die chemische Reaktionen vermitteln. Sie selbst werden dabei aber nicht verbraucht. Aus diesem Grund werden sie auch Katalysatoren genannt.
Zu solchen Enzymen gehören beispielsweise Transaminasen wie die Glutamat-Pyronat-Transaminase bzw. die Glutamat-Oxalacetal-Transaminase. Sie treten in der Leber in sehr großen Mengen auf und werden bei einer Leberzellschädigung freigesetzt. Die Aspartat-Aminotransferase ist wichtig für die Atmungskette bzw. den Malat-Aspartat-Shuttle und sorgt dafür, das eine Übertragung der L-Aminogruppe auf eine a-Ketasäure stattfindet. ALT spielt eine wichtige Rolle beim Glucose-Alanin-Zyklus und katalysiert die Reaktion L-Alanin + a-Ketoglutarat = Pyruvat + L-Glutamat. Gamma-Glutamyl-Transferase überträgt den Glutamylrest von Glutathion (GSH) auf Peptide oder Wasser, wodurch Glutathion abgebaut wird.
Im Glutathion kommt Cystein vor, das dann in die Zellen transportiert wird. Hier wird Glutathion dann erneut aufgebaut. Bislang noch nicht ganz geklärt wurde die Rolle der Alkalischen Phosphatasen, die als Marker für verschiedene Erkrankungen des Skeletts und für Lebererkrankungen fungieren. Liegt eine Lebererkrankung vor, so werden die Enzyme bestimmt, wodurch der Arzt Hinweise auf das Ausmaß bzw. die Art der Erkrankung erhält. Die Höhe des Anstiegs des jeweiligen Enzyms zeigt dabei das Ausmaß der Schädigung an.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Die Produktion von Leberenzymen findet in den Leberzellen statt. Dabei tragen die verschiedenen Enzyme zur Beschleunigung der Stoffwechselprozesse, die in den Leberzellen stattfinden, bei. Tritt eine Schädigung der Leberzellen auf, so werden die Enzyme freigesetzt und gelangen ins Blut.
Eines der wichtigsten Leberenzyme ist die Glutamat-Oxalacetat-Transaminase, die in der Leber, den Skelettmuskeln und dem Herzmuskel vorkommt und heute auch unter der Bezeichnung Aspartat-Aminotransferase (AST) bekannt ist. Im Zytoplasma der Leberzellen kann das Enzym Glutamat-Pyruvat-Transaminase oder Alanin-Aminotransferase (ALT) gefunden werden. Pyruvat wird dabei aus Alanin-Aminotransferase, Alanin aus überschüssigem Stickstoff gebildet.
Ein so genanntes membranständiges Enzym ist die Gamma-Glutamyl-Transferase (y-GT), das in der Leber, aber auch in den Nieren, dem Dünndarm, der Milz sowie in der Bauchspeicheldrüse vorkommt. Alkalische Phosphatasen sind Enzyme, die Phosphorsäuremonoester spalten können und in der Leber, den Knochen, den Nieren oder dem Dünndarm zu finden sind.
Krankheiten & Störungen
Die Ursache kann dabei neoplastischer, autoimmuner, traumatischer, toxischer oder infektiöser Art und Weise sein. Beim Zytolyse-Syndrom werden Leberzellen aufgelöst und der Zellinhalt gelangt ins Blut. Das Enzym, das bei der Zytolyse vorherrscht, ist die ALAT. Bei einer Krankheit im Zirrhosestadium oder bei einer alkoholinduzierten Hepatitis herrscht die ASAT vor. Ist die ASAT mäßig erhöht, so kann dies auf eine Muskelzellschädigung hinweisen, was durch eine anschließende Bestimmung der so genannten Creatinkinase bestätigt werden kann. Das Cholestasesyndrom zeigt eine Störung bei der Gallenausscheidung bzw. bei der Synthese an. Dabei kann zwischen der obstruktiven und der nicht obstruktiven Cholestase unterschieden werden.
Bei der obstruktiven Cholestase sind die Gallenwege beispielsweise durch Gallensteine behindert, während bei der nicht obstruktiven Cholestase die Epithelialzellen in den Gallenwegen geschädigt sind, wodurch Gallensäure vermindert ausgeschieden wird. Bei der Cholestase tritt eine Erhöhung der Enzyme GT und ALP auf. Ist der Wert des ALP normal und nur das Enzym GT erhöht, so liegt meistens ein chronischer Alkoholismus vor. Ist nur der AlP-Wert erhöht, so weist dies auf eine Knochenkrankheit hin.
Bei einer hepatozellulären Insuffizienz ist die Leberfunktion geschädigt, wodurch die Albuminsynthese vermindert und der Proteinstoffwechsel bzw. die Umwandlung von Fetten und Zucker verlangsamt ist. Beim autoimmun-entzündlichen Syndrom steigen die Immunglobuline an, ein erhöhter IgA weist auf eine alkoholbedingte Zirrhose hin.
Quellen
- Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
- Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013