Lumpektomie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Lumpektomie ist die operative Entfernung eines kleinen Brustkrebsknotens. Oberstes Ziel bei diesem chirurgischen Eingriff ist die Erhaltung der Brust. Nur der Tumor selbst und das angrenzende Gewebe werden entfernt.
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Was ist die Lumpektomie?
Die Lumpektomie ist eine brusterhaltende Operationstechnik, die häufig bei Mammakarzinomen angewendet wird. Unter Mammakarzinom versteht man die bösartige Entartung der Brustdrüse. Bei Frauen ist es die häufigste Form der Krebserkrankung.
Das wesentliche Merkmal dieser operativen Intervention ist die alleinige Exstirpation des Brusttumors. Neben dem Tumor wird die Exzision des anliegenden Gewebes unter Berücksichtigung eines Sicherheitsabstands durchgeführt. Manchmal müssen außerdem die Lymphknoten der Achselhöhle entfernt werden. Da das kosmetische Resultat als attraktiver empfunden wird als nach einer Mastektomie, entscheiden sich immer mehr Frauen für diese brusterhaltende Operation.
Mittlerweile werden über 50% aller Mammakarzinome brusterhaltend beseitigt. Die Lumpektomie wird auch weite Exzision genannt. Sie gehört zu den Verfahren der brusterhaltenden Therapien, kurz BET genannt. Während bei der Mastektomie die ganze Brust entfernt wird, versuchen sich Chirurgen bei der schonenderen Methode auf den Tumor zu begrenzen. Zu dieser Technik zählt auch die Quadrantektomie.
Hier wird ein vollständiger Quadrant der Brust, samt darüberliegender Hautspindel, exstirpiert. In alten Publikationen wird für die Lumpektomie häufig der Begriff Tylektomie (griechisch tylos = Klumpen) verwendet.
Funktion, Wirkung & Ziele
In der Regel führen die Chirurgen zunächst einen zirkulären Hautschnitt oberhalb des Tumors durch. Das endgültige Entnahmevolumen hängt von der Lokalisation des Tumors ab. Wenn sich das erkrankte Gewebe direkt unter der Haut befindet, wird meistens die Hautspindel entnommen. Nun kann von Seiten des Operateurs die Beurteilung der Tumorgröße erfolgen. Dafür betastet der Chirurg mit zwei Fingern den Tumor und schneidet ihn mit einer Schere heraus. Der Saum von gesundem Gewebe rund um den Tumor, der entfernt werden muss, beträgt zwischen zehn und zwanzig Millimeter.
Bei der weiterführenden Technik der Quadrantektomie wird zunächst die Brust in vier Quadranten eingeteilt. Die Beseitigung des laterokranialen Quadranten (oben seitlich) geschieht oft in Verbindung mit einer operativen Entnahme der Lymphknoten im Bereich der Achselhöhle. Nach jeder Operation findet sofort eine Untersuchung des Feingewebes statt. Diese wird mit Hilfe eines Schnellschnitts vollzogen, um die vollständige Entfernung des erkrankten Gewebes sicherzustellen. Wenn wieder maligne Zellen gefunden werden, muss re-exzisiert werden.
Alle Patientinnen müssen nach dem Eingriff unterstützende Therapiemaßnahme in Anspruch nehmen. Üblicherweise werden 5-7 Sitzungen der Strahlentherapie angesetzt, um sicher zu sein, dass alle Krebszellen zerstört wurden. Neben dieser Art von Therapie werden auch Antikörpertherapien zur Abtötung verbleibender Tumorzellen eingesetzt. Bei hormonabhängigen Tumoren wird zudem eine antihormonelle Tumortherapie angeordnet. Nach den Leitlinien der deutschen Krebsgesellschaft sind nach der Entfernung eines Mammakarzinoms zusätzliche Nachsorgemaßnahmen erforderlich.
So soll in den ersten drei Jahren nach der Diagnosestellung des Krebstumors halbjährlich eine Mammographie durchgeführt werden. Wenn dieser Zeitraum komplikationslos erfolgt, muss in den Folgejahren dieses radiologische Verfahren jährlich gemacht werden. Ein weiterer Bestandteil der Nachsorgeuntersuchungen ist neben der Tumorkontrolle die Beobachtung der Patientin hinsichtlich möglicher Arzneinebenwirkungen. Es muss auf Veränderungen im Körper und in der Psyche sowie auf die Entstehung von Unverträglichkeiten geachtet werden.
Die Lumpektomie ist die bevorzugte brusterhaltenden Therapie bei Frauen unter 75 Jahren. Aus Sicherheitsgründen entscheiden sich Patientinnen in der gehobenen Altersgruppe nach wie vor für die komplette Entfernung der Brust. Außerdem ist das auch die gängigste operative Methode bei männlichen Mammakarzinomen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Das geschwächte Immunsystem ist anfälliger für die Nebenwirkungen der Strahlenbehandlung. Wie bei allen Operationen besteht auch bei der Lumpektomie ein Infektionsrisiko. Besonders betroffen von dieser Gefahr sind die Wundhöhle sowie das Narbenareal. Während des chirurgischen Eingriffs oder postoperativ steigt zudem die Gefahr einer Thrombosebildung. Dieses Blutgerinnsel kommt insbesondere in den unteren Extremitäten vor. Die Folge einer solchen Thrombose kann wiederum eine Lungenembolie sein. Diese entsteht durch das Absetzten eines losen Gerinnsels in einem Gefäß der Lunge.
Diese Art der Embolie verläuft häufig tödlich. Diese Sorte von Komplikation tritt jedoch extrem selten auf. Ein weiterer Risikofaktor bei dieser Operation sind die Nachblutungen. Die blutenden Gefäße rund um die operierte Stelle können zu Nachblutungen führen. Bei einer sehr geringen Anzahl solcher Nachblutungen muss das Bluten operativ gestillt werden. Bei der Lumpektomie gilt, wie bei den meisten chirurgischen Eingriffen, dass bestimmte Risikogruppen anfälliger für negative Begleiterscheinungen sind als andere.
Zu der Risikogruppe gehören immunschwache Patienten, Frauen oder Männer, die schon mal an der Stelle operiert wurden und ältere Betroffene. Außerdem spielt das Stadium der Brusterkrankung eine wesentliche Rolle. Je früher das Karzinom erkannt und entfernt wird, desto weniger Komplikationen treten auf.
Quellen
- Bleese, N., Mommsen, U., Schumpelick, V.: Kurzlehrbuch Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2010
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015
- Regierer, A.C., Possinger, K.: Mammakarzinom. Manual Diagnostik und Therapie. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2005