Quadrantektomie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Quadrantektomie handelt es sich um ein chirurgisches Verfahren zur brusterhaltenden Entfernung von Brustkrebs. Diese Methode ist eine von mehreren brusterhaltenden Therapien (BET). Die Durchführung dieses Verfahrens ist an einige Voraussetzungen geknüpft.
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Was ist die Quadrantektomie?
In den Siebziger Jahren entwickelte der italienische Chirurg Umberto Veronesi mit der Quadrantektomie ein neues chirurgisches Verfahren zu einer brusterhaltenden Therapie. Dabei entfernte er den Bereich der Brust, in dem der Tumor enthalten war. Da bei dieser Methode immer nur das befallene Viertel der Brust exzidiert wird, bezeichnete er das Verfahren als Quadrantektomie. Dabei steht die Bezeichnung Quadrant für Viertel. Bei der Mastektomie wird im Vergleich dazu die gesamte Brust entfernt.
Deshalb wird die Quadrantektomie von einigen Medizinern auch als partielle Mastektomie oder segmentale Mastektomie bezeichnet. Allerdings gehören zu den brusterhaltenden Therapien neben der Quadrantektomie auch noch die Lumpektomie und die Segmentresektion. Bei diesen beiden Verfahren wird nur der Tumor und bis zu 2 cm gesundes Gewebe und speziell bei der Segmentresektion noch die Brustwarze entfernt. Die Quadrantektomie gehört heute neben den anderen beiden brusterhaltenden Therapien zur Standardmethode bei der Brustkrebsbehandlung.
Funktion, Wirkung & Ziele
Heute gehören die brusterhaltenden Operationen deshalb zur Standardmethode, wenn die Entfernung der gesamten Brust nicht notwendig ist. Welches Verfahren zur BET jedoch verwendet wird, ist wohl einerseits den einzelnen Operateuren überlassen und hängt andererseits auch mit der Größe und Ausdehnung des zu entfernenden Tumors ab. So ist eine BET einschließlich der Quadrantektomie bei Vorliegen eines Mammakarzinoms oder einem DCIS (Duktales Carcinoma in situ) indiziert. In vielen Studien wurde nachgewiesen, dass eine BET bei einem bösartigen Mammakarzinom in den meisten Fällen den gleichen Effekt auf das Gesamtüberleben hat wie eine Mastektomie.
Bei einer DCIS ist der Krebs sogar begrenzt und betrifft nur das Milchgangsystem. Hier führt schon eine BET mit einem Resektionsrand von zehn Millimetern im gesunden Gewebe zu einer sicheren Kontrolle über den Tumor. Allerdings gibt es auch bestimmte Voraussetzungen für eine BET einschließlich der Quadrantektomie. Es muss ein kleiner abgegrenzter Tumor vorliegen, der nicht größer als vier Zentimeter ist. Der Tumor darf nicht mit Hautbeteiligung sein. Es muss noch ein ausreichendes Brust-Tumor-Verhältnis bestehen. Die axillären Lymphknoten dürfen laut Tastbefund noch nicht betroffen sein. Es muss ein tumorfreier Resektionsrand von mindestens einem Millimeter bei Vorliegen eines Mammakarzinoms vorliegen.
Absolute Kontraindikationen sind nach den Leitlinien der "Deutschen Krebsgesellschaft e. V." multizentrische Karzinome, Karzinome mit Entzündungsprozessen, ein schlechtes Tumor-Brust-Verhältnis und die Nichtdurchführbarkeit einer Bestrahlung. Nach einer ausgeprägten präoperativen Diagnostik fällt die Entscheidung, ob ein BET-Verfahren und wenn ja welches angewendet werden kann. Bei der Quadrantektomie wird der befallene Quadrant mit der entsprechenden Hautspindel entfernt. Sollte der laterokraniale Quadrant (seitlich oben) befallen sein, ist es möglicherweise auch notwendig, die dazugehörigen axillären Lymphknoten oder die Wächterlymphknoten zu entfernen.
Sind diese noch nicht befallen, brauchen die anderen Lymphknoten auch nicht entfernt werden. Denn die Wächterlymphknoten werden immer als Erste von den Tumorzellen erreicht. Die Quadrantektomie wird oft kombiniert mit weiteren therapeutischen Methoden wie Entfernung axillärer Lymphknoten und Radiotherapie. Diese Kombination wird auch als QUART bezeichnet. Nach der Entfernung des Tumors erfolgt eine feingewebliche Untersuchung des Schnellschnittes, um die vollständige Entfernung des Tumors zu gewährleisten. Sollte noch nicht alles Tumorgewebe entfernt sein, muss nachoperiert werden.
An die Quadrantektomie schließt eine Folgetherapie mit Bestrahlung, Chemotherapie oder Antikörpertherapie an. Während der Nachsorge sollte halbjährlich innerhalb der nächsten drei Jahre jeweils eine Mammografie erfolgen. Dazu gehört auch die Untersuchung auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Das gilt sowohl für die Wundhöhlen als auch für die Narben. Wie bei jeder Operation kann es in seltenen Fällen zu Thrombosen in den unteren Extremitäten mit der Gefahr einer Lungenembolie kommen. Auch Nachblutungen können auftreten, die gelegentlich einer operativen Blutstillung bedürfen. Bei der Quadrantektomie bleiben im Gegensatz zur Segmentresektion die Brustwarzen in der Regel erhalten. Eine Ausnahme bildet hier die zentrale Quadrantektomie. Trotzdem können nach dem Eingriff Deformationen oder Asymmetrien auftreten. Die Herausforderung besteht in diesen Fällen darin, die kosmetischen Defizite zu korrigieren.
Möglich ist dabei die Verwendung eines autologen Transplantates. Hierbei wird körpereigenes Gewebe sofort nach der Operation zum Ausgleich der Asymmetrien eingesetzt. Dabei hat sich ein Haut-Muskel-Transplantat des großen Rückenmuskels (Musculus latissimus dorsi) bewährt. Im Gegensatz zur Mastektomie bleibt bei der Quadrantektomie die Brust jedoch erhalten, auch wenn manchmal Nachkorrekturen notwendig sind. Eine Langzeitstudie über 20 Jahre hat außerdem ergeben, dass Quadrantektomie mit anschließender Strahlentherapie und Mastektomie mit völliger Brustentfernung gleiche Langzeitüberlebensraten aufweisen.
Quellen
- Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
- Heywang-Köbrunner, S.H., Schreer, I.: Bildgebende Mammadiagnostik. Thieme, Stuttgart 2015
- Regierer, A.C., Possinger, K.: Mammakarzinom. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2005