Lusttropfen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Lusttropfen stellt ein Drüsensekret dar, welches bei sexueller Erregung vor der eigentlichen Ejakulation aus dem Penis austritt. Im Rahmen des Geschlechtsverkehrs hat dieses Sekret wichtige Funktionen zu erfüllen. Bereits der Lusttropfen kann einige Spermien enthalten und in seltenen Fällen zu einer Schwangerschaft führen.

Inhaltsverzeichnis

Was der Lusttropfen?

Der Lusttropfen wird auch als Präejakulat bezeichnet, weil er vor der eigentlichen Ejakulation aus dem Penis austritt.

Der Lusttropfen wird auch als Präejakulat bezeichnet, weil er vor der eigentlichen Ejakulation aus dem Penis austritt. Es ist ein Sekret der Bulbourethraldrüse, auch Cowpersche Drüse genannt. Die Bulbourethraldrüse befindet sich im Diaphragma urogenitale in einem bindegewebig ausgefüllten Abschnitt des Beckenbodens und ist eine paarig angeordnete Drüse. Der Ausführungsgang der Drüse ist etwa fünf Zentimeter lang und mündet in die Harnröhre.

Die Bulbourethraldrüse wurde Ende des siebzehnten Jahrhunderts von dem englischen Anatomen William Cowper entdeckt. Daher wird sie auch als Cowpersche Drüse bezeichnet. Das von der Bulbourethraldrüse erzeugte Sekret sondert sich nur bei sexueller Erregung ab und übernimmt vorbereitende Funktionen für den eigentlichen Geschlechtsakt.

Es kann bereits Spermien enthalten, die zuweilen ohne Ejakulation zu einer Schwangerschaft führen. Über den Lusttropfen können auch Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe (Tripper) übertragen werden.

Funktion & Aufgabe

Bereits bei einer sexuellen Erregung treten beim Mann die sogenannten Lusttropfen aus dem Penis aus, ohne dass es zu einer Ejakulation gekommen ist. Das Sekret ist basisch und hat zunächst eine reinigende Wirkung auf die Harnröhre. Mithilfe des Lusttropfens werden Urinreste entfernt und das saure Milieu in der Harnröhre neutralisiert. Das ist notwendig, weil die Spermien unter sauren Bedingungen nicht überleben würden. Des Weiteren wird auch die saure Scheidenflüssigkeit der Vagina bei Kontakt mit dem Penis durch das Präejakulat neutralisiert. Der Lusttropfen fungiert außerdem als Gleitmittel für das Ejakulat.

Frühere Vorstellungen gingen davon aus, dass das Präejakulat frei von Spermien ist und somit keine Schwangerschaften hervorrufen kann. Neuere Untersuchungen haben jedoch das Gegenteil gezeigt. Bei Kontakt von Penis mit Vagina kann bei einer sexuellen Erregung bereits das austretende Präejakulat zu einer Schwangerschaft führen. Das kommt zwar sehr selten vor, ist aber nicht ausgeschlossen.

Das Präejakulat enthält von Natur aus keine Spermien, da in der Bulbourethraldrüse nur reines Sekret gebildet wird. Spermien entstehen dagegen in den Leydig-Zellen der Hoden und werden in den Nebenhoden gespeichert.

Für die geringe Menge an Spermien in den Lusttropfen werden zwei mögliche Ursachen diskutiert. Wenn bereits einige Zeit vor der erneuten sexuellen Erregung eine Ejakulation stattgefunden hatte, sind noch einige Spermien in der Harnröhre zurückgeblieben. Das Präejakulat nimmt diese auf und kann somit bei Kontakt von Penis und Vagina zur Befruchtung führen.

Des Weiteren ist es auch möglich, dass bei der sexuellen Erregung neben der Sekretion von Präejakulat gleichzeitig ein wenig Ejakulat vor der eigentlichen Ejakulation in die Harnröhre gelangt. Dabei stellt sich die Frage, ob dieser Vorgang auf anatomische Besonderheiten zurückzuführen ist.

Besteht kein Kinderwunsch, ist auf jeden Fall die Benutzung eines Kondoms eine sichere Methode zur Schwangerschaftsverhütung unabhängig davon, ob eine Ejakulation stattfindet oder nicht.

Die Menge der produzierten Lusttropfen ist von Mann zu Mann verschieden. Sie kann auch beim selben Mann in unterschiedlichen Lebensphasen oder bei unterschiedlich langen sexuellen Erregungen variieren. Häufig hängt sie aber von der Größe der Bulbourethraldrüsen ab. Bei manchen Männern werden also viele Lusttropfen produziert, während sie bei den Anderen kaum auffallen.


Krankheiten & Beschwerden

Über die Lusttropfen können auch Krankheiten übertragen werden. In diesem Zusammenhang spielt häufig das Bakterium Neisseria gonorrhoeae eine große Rolle. Diese Bakterien verursachen Entzündungen der Harnröhre, die unter dem Namen Gonorrhoe oder Tripper bekannt sind. Wenn die hintere Harnröhre befallen ist, kann auch die Bulbourethraldrüse von der Erkrankung betroffen sein. Deshalb ist es möglich, dass Gonorrhoe auch über das Präejakulat übertragbar ist.

Die Bakterien binden sich mittels fadenförmiger Fortsätze an die Schleimhaut der Harnröhre oder des Gebärmutterhalses und lösen eine eitrige Entzündung aus. Beim Mann kommt es zu Juckreiz in der Harnröhre und brennenden Schmerzen beim Urinieren. Dabei können auch Entzündungen und Abszesse der Bulbourethraldrüse auftreten. Des Weiteren sind sogar Strikturen (Verengungen) der Harnröhre möglich. Frauen leiden unter einem eitrigen Ausfluss bei Beteiligung des Gebärmutterhalses.

Über das Präejakulat sind jedoch auch nicht-gonorrhoische Entzündungen der Harnröhre übertragbar. Häufig handelt es sich hierbei um Chlamydien, Mykoplasmen oder Pilze. Der Übertragungsmechanismus ist ähnlich wie bei Gonorrhoe. Zunächst greifen die Erreger von der Harnröhre auf die Bulbourethraldrüse über und werden von dort über die Lusttropfen weitergeleitet. Dabei ist zu beachten, dass Neisseria gonorrhoeae und Chlamydien häufig zusammen auftreten. So besteht neben einer Gonorrhoe meist auch eine Chlamydien-Infektion.

Beide Erkrankungen müssen mit unterschiedlichen Antibiotika behandelt werden. Nach einer Penicillin-Behandlung wird daher oft noch eine einwöchige Therapie mit Tetracyclinen gegen Chlamydien angeschlossen. Dabei ist es wichtig, alle Sexualpartner zu behandeln, um weitere gegenseitige Ansteckungen zu vermeiden.

Mykoplasmen verursachen ähnliche Symptome. Es sind parasitäre Bakterien, die häufig chronische Entzündungen hervorrufen. Im Falle der Harnröhrenentzündung handelt es sich um Mycoplasma genitalium. Antibiotika sind gegen diese Bakterien unwirksam.

Inwieweit Präejakulate auch HIV übertragen können, ist nicht geklärt. In zwei Studien wurden im Sekret funktionstüchtige HI-Viren nachgewiesen. Es gibt jedoch keine gesicherten Kenntnisse zu den Übertragungsmöglichkeiten der Viren über das Präejakulat.

Quellen

  • Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
  • Haag, P., Harnhart, N., Müller, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Urologie. Für Studium und Praxis 2014/15. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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