Lymphangioleiomyomatose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Lymphangioleiomyomatose handelt es sich um eine schwere und sehr seltene Lungenerkrankung, von der fast ausschließlich Frauen betroffen sind. Aufgrund der unspezifischen Symptome wird die Krankheit meistens erst spät erkannt oder falsch diagnostiziert, sodass sie nicht immer richtig behandelt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lymphangioleiomyomatose?

Da die Lymphangioleiomyomatose sehr selten vorkommt und gewöhnlich unauffällig beginnt, wird die korrekte Diagnose meistens erst spät gestellt. Häufig vergehen bis zu vier Jahre zwischen dem Beginn der Beschwerden und der Diagnose.
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Die Lymphangioleimyomatose zählt zu den seltenen Lungenerkrankungen. Die Ursache ist ein spontan erworbener oder vererbter Gendefekt. Im Verlauf kommt es in den Lymphgefäßen und Bronchialwegen zur überschießenden Wucherung glatter Muskelzellen. Diese zerstören das gesunde Lungengewebe, wodurch in der Lunge die lebenswichtige Sauerstoffaufnahme behindert wird.

Die Erforschung wird seit einigen Jahren intensiv vorangetrieben, um die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. Der Verlauf der Lymphangioleiomyomatose ist meist chronisch und führt mit fortschreitender Lymphangioleiomyomatose zu einem andauernden, lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel.

Ursachen

Die Ursachen der Lymphangioleiomyomatose sind noch nicht zu 100 Prozent aufgeklärt. Zum Teil beruht die Erkrankung scheinbar auf einer genetischen Veränderung, die zu schwerwiegenden Umstrukturierungen der Lungen und Nieren führt. Dies geht mit einem allmählichen Funktionsverlust dieser Organe einher.

Durch das unkontrollierte Wachstum der glatten Muskelzellen wird im Laufe der Zeit das gesunde Lungengewebe zerstört, was die Atmung der Betroffenen zunehmend einschränkt. Der Grund hierfür ist, dass das Protein Tuberin fehlt, woraus das übermäßige Vermehren der glatten Muskelzellen resultiert. Es konnte beobachtet werden, dass sie wieder normal wachsen, wenn das Tuberin den LAM-Zellen experimentell zugeführt wird.

Da sich LAM meist vor der Menopause entwickelt, liegt der Verdacht nahe, dass verschiedene Hormone wie Östrogen die Lymphangioleiomyomatose mit beeinflussen. Östrogen scheint das Wachstum der LAM-Zellen zu fördern, sodass im Rahmen der Therapie meistens hochdosiertes Medroxyprogesteron verordnet wird.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den ersten Symptomen der Lymphangioleiomyomatose, die recht unspezifisch sind und somit auch bei zahlreichen anderen Lungenerkrankungen auftreten können, gehören eine Atemnot beziehungsweise Kurzatmigkeit, insbesondere bei einer körperlichen Belastung, mittelschwere Thoraxschmerzen, Husten, zum Teil mit bluthaltigem Sekret und Schmerzen im Brustkorb.

Es gibt allerdings nur wenige objektivierbare Untersuchungsbefunde. Viele Patienten stellen sich mit einem Pneumothorax vor, wobei die Symptome während einer Schwangerschaft und Flugreisen oftmals zunehmen. Zudem wird ein Chylothorax (Ansammlung von Lymphflüssigkeit) beobachtet.

Bei bis zu 50 Prozent der Betroffenen treten renale Angiomyolipome (benigne hamartomatöse Nierentumore) auf. Diese können Blutungen verursachen, was sich im sehr ausgedehnten Zustand häufig in Hämaturie (Blut im Urin) oder Flankenschmerzen äußert. Bei circa 70 Prozent der Erkrankten finden sich außerdem vergrößerte retroperitoneale Lymphknoten.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Da die Lymphangioleiomyomatose sehr selten vorkommt und gewöhnlich unauffällig beginnt, wird die korrekte Diagnose meistens erst spät gestellt. Häufig vergehen bis zu vier Jahre zwischen dem Beginn der Beschwerden und der Diagnose. Die Erkrankung wird aufgrund der ähnlichen Symptome oftmals als Lungenemphysem oder Asthma bronchiale falsch diagnostiziert.

Zu den möglichen Untersuchungsmethoden gehören eine Lungenbiopsie oder Computertomografie, wobei der CT-radiologische Befund typisch ist und gewöhnlich die Diagnosestellung ermöglicht. Die Röntgen-Untersuchung der Lunge kann insbesondere im Anfangsstadium unauffällig sein. Etwa bei 30 Prozent der Betroffenen kommen retikulonoduläre interstitielle Infiltrate vor.

Bei 60 Prozent der Patienten sind es zusätzlich Zysten, die meist diffus verteilt und dünnwandig sind. Sie verfügen über einen Durchmesser von ungefähr 0,5 bis fünf Zentimeter. Bei vielen Betroffenen befinden sich die Zysten auf der gesamten Lunge. Sie sind vom gesunden Lungengewebe umgeben. Die Lymphangioleiomyomatose ist eine schwere Erkrankung, die chronisch fortschreitet und schließlich zur stark eingeschränkten Atmung führt.

Die Patienten sind körperlich immer weniger belastbar. Bei etwa 50 Prozent der Erkrankten kommt es im Krankheitsverlauf zu schwerwiegenden Symptomen wie einem Lungenkollaps (Pneumothorax). Zum Teil verursacht die Erkrankung auch gutartige Nierentumore, Wucherungen im Bauchraum oder vergrößerte Lymphknoten. Die Lymphangioleiomyomatose kann bisher leider nicht geheilt werden.

Komplikationen

Durch die Lymphangioleiomyomatose leiden die Betroffenen in erster Linie an einer starken Atemnot. Diese führt zu einer dauerhaften Müdigkeit und Abgeschlagenheit des Patienten. Auch die Belastbarkeit der Betroffenen wird durch die Krankheit erheblich verringert, sodass es zu verschiedenen Einschränkungen im Alltag kommt. Nicht selten leiden die Patienten dabei auch an einem Husten oder an Schmerzen in der Brust.

Die Belastbarkeit des Betroffenen wird durch die Lymphangioleiomyomatose ebenso verringert, sodass das Ausführen gewöhnlicher Tätigkeiten nicht mehr ohne Weiteres möglich ist. Weiterhin kann es auch zu einem blutigen Urin oder zu Schmerzen in den Flanken kommen. Auch die Lymphknoten sind beim Betroffenen deutlich angeschwollen und es kommt zu einer deutlich verringerten Lebensqualität.

Die Behandlung der Lymphangioleiomyomatose erfolgt mit Hilfe von Medikamenten. In schwerwiegenden Fällen ist allerdings die Transplantation der Lunge notwendig, damit der Betroffene weiterhin überleben kann. Ob es dabei zu Komplikationen kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden. Der weitere Verlauf der Krankheit hängt auch stark vom allgemeinen Befinden des Patienten ab. In der Regel tritt die Erkrankung nach einer erfolgreichen Behandlung nicht wieder auf.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Luftnot bei Belastung sowie Schmerzen im Brustkorb deuten auf eine ernste Erkrankung hin, die abgeklärt werden muss. Frauen, die ein erstmaliges Auftreten bzw. eine Zunahme dieser Beschwerden feststellen, sollten den Hausarzt konsultieren. Selbiges gilt bei Anzeichen von Asthma oder einer Lungenerkrankung. Wenn ein konkreter Verdacht auf eine Lymphangioleiomyomatose besteht, muss der Lungenfacharzt aufgesucht werden. Dieser kann die Erkrankung mittels einer Lungenbiopsie diagnostizieren und umgehend die Therapie einleiten. Erfolgt dies frühzeitig, können Spätfolgen womöglich noch ausgeschlossen werden.

Eine fortgeschrittene Lymphangioleiomyomatose kann meist nur noch symptomatisch behandelt werden, wobei die Beschwerden durch eine Lungentransplantation reduziert werden können. Personen, die zu den Risikogruppen zählen oder bereits an einer Erkrankung der Lunge leiden, aus der sich eine schwerwiegende Folgeerkrankung entwickeln könnte, sprechen am besten mit dem Hausarzt. Dieser kann eine erste Untersuchung vornehmen und den Patienten gegebenenfalls an einen Facharzt für innere Erkrankungen verweisen. Trotz geringen Risikos für Rezidive muss der Patient nach Abschluss der Behandlung regelmäßig Kontrolluntersuchungen vornehmen lassen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie der Lymphangioleiomyomatose besteht aus folgenden Säulen: Die allgemeine Behandlung der Symptome wie die Gabe von Bronchospasmolytika und eine Sauerstofflangzeittherapie, interventionelle Verfahren wie die Pleurodese (Verödung des Pleuraspaltes) sowie die Gabe von Hormonpräparaten.

Bleiben diese Behandlungsmethoden ohne Erfolg, besteht die Möglichkeit einer Lungentransplantation. Zudem werden individuell Bronchodilatatoren eingesetzt, die zur Erweiterung der Bronchialwege führen, damit die Atemnot gelindert wird. Um das Zellwachstum zu unterbinden, werden spezifisch wirkende Medikamente eingesetzt, die in molekulare Prozesse der Lymphangioleiomyomatose eingreifen.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Verabreichung von Immunsuppressiva. Die Substanz Sirolimus hemmt den mTOR-vermittelten Signalweg, welcher das Zellwachstum begünstigt und bei der Erkrankung aufgrund des Gendefekts überaktiviert ist. Ergebnisse einer Studie zeigten, dass sich die Lungenfunktion dadurch deutlich verbesserte.

Nach Beendigung der Therapie kam es jedoch zum erneuten Krankheitsfortschritt, sodass eine Dauertherapie notwendig ist, allerdings unter der Beachtung der zahlreichen Nebenwirkungen. Daher empfiehlt sich die Behandlung eher bei einem aggressiven Krankheitsverlauf. Bei Komplikationen der Lymphangioleiomyomatose kommen weitere Verfahren zum Einsatz, bei einem häufigen Lympherguss oder Lungenkollaps beispielsweise eine Pleurodese, die Verklebung des Rippenfellspaltes.

Entwickelt sich eine Tuberöse Sklerose sind weitere Komplikationen möglich, die ebenso behandelt werden müssen. Die Lungentransplantation ist derzeit die einzige Heilungsoption bei der Lymphangioleiomyomatose. Hierfür kommen jedoch nur wenige Patienten infrage.

Sie müssen jünger und in einem guten Allgemeinzustand sein. Die Kapazität der Spenderorgane ist außerdem begrenzt. Bei einer erfolgreich durchgeführten Transplantation ist nur selten damit zu rechnen, dass die Erkrankung wieder auftritt.


Aussicht & Prognose

Die Prognose der Lymphangioleiomyomatose richtet sich nach dem Zeitpunkt der Diagnosestellung und der Möglichkeit einer Behandlung. Häufig wird die Erkrankung erst spät entdeckt, sodass sie bereits stark fortgeschritten ist. Dies erschwert die Behandlungsmöglichkeiten und führt zu einem unglücklichen Krankheitsverlauf.

Meist wird die Erkrankung mit einer anderen verwechselt. Dies führt dazu, dass keine richtige Behandlung durchgeführt wird, die zu einer grundsätzlichen Heilung der Lymphangioleiomyomatose führen könnte. Die Lungenerkrankung ist mit zahlreichen Nebenwirkungen und Beeinträchtigungen verbunden. Die Belastbarkeit des Betroffenen ist stark eingeschränkt und die Lebensqualität vermindert. Dies führt dazu, dass sich das Risiko für Folgestörungen erhöht. Es können psychische Probleme auftreten, die weitere Störungen auslösen können.

In besonders schweren Fällen benötigt der Patient ein Spenderorgan. Die Transplantation einer Lunge ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Nicht immer gelingt die Operation frei von Komplikationen. Zudem ist die anschließende Therapie für den Betroffenen anstrengend und kräftezehrend. Die Patienten sehen sich einer Langzeittherapie ausgesetzt, da im Anschluss die Gabe von Medikamenten notwendig ist. Diese soll Abstoßungsreaktionen vermeiden und gleichzeitig die Funktionstätigkeit der Lunge optimieren. Dennoch ist die Prognosestellung insgesamt zusätzlich gebunden an den allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen sowie dem Vorhandensein von weiteren Erkrankungen. Je älter der Patient ist und je mehr Vorerkrankungen vorhanden sind, desto ungünstiger ist die Prognose.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung der Lymphangioleiomyomatose ist nicht möglich. Doch es gibt verschiedene Maßnahmen, um die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Dazu gehören zum Beispiel atemphysiotherapeutische Übungen, mit denen die Lungenkapazität gefördert wird, ein Nikotinverzicht sowie eine Impfung gegen Influenza und Pneumokokken.

Nachsorge

Die Lymphangioleiomyomatose kann in der Regel zu einer Reihe von verschiedenen Beschwerden und Komplikationen führen, sodass Betroffene bei dieser Krankheit auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen sollten, damit es nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Hierbei wirkt sich eine frühe Diagnose positiv auf den weiteren Verlauf dieser Erkrankung aus.

Die meisten Betroffenen leiden durch die Lymphangioleiomyomatose an einer Atemnot und damit auch an einer dauerhaften Müdigkeit und an einer dauerhaften Abgeschlagenheit. Es kommt dabei zu starken Schmerzen im Bereich der Brust und weiterhin auch zu einem Husten. Die meisten Patienten leiden daher zusätzlich an Schlafbeschwerden, wenn diese Symptome in der Nacht auftreten. Mitunter kann der Besuch in einer Salzgrotte helfen, die Atemnwege zu befreien und eine kurzfristige Linderung der Beschwerden zu erreichen.

Weiterhin ist die Lymphangioleiomyomatose häufig mit Schmerzen an den Flanken verbunden. Die meisten Betroffenen zeigen dabei eine Blutarmut und können sich nicht mehr konzentrieren und auch nicht mehr richtig am Alltag teilnehmen. Die liebevolle Anteilnahme und Unterstützung von Freunden und Familie können die Genesung erheblich positiv beeinflussen. Eine vollständige Heilung der Lymphangioleiomyomatose kann dabei nicht immer erreicht werden. Daher ist in einigen Fällen auch die Lebenserwartung des Betroffenen aufgrund der Krankheit verringert.

Das können Sie selbst tun

Die Lymphangioleiomyomatose kann ausschließlich medikamentös oder operativ behandelt werden. Wenn die verordneten Medikamente die gewünschte Wirkung erzielen, sollten die Patienten die positiven Effekte durch graduelle Anpassungen des Lebensstils unterstützen.

Zunächst bietet sich moderater Sport an, durch den die Lungenfunktion gestärkt und das Immunsystem gefördert wird. Im weiteren Verlauf kann die körperliche Bewegung intensiviert werden. Es bieten sich unter anderem Yoga oder Krankengymnastik an. Der Arzt sollte zunächst die Lungenkapazität messen, damit die Physiotherapie optimal eingestellt werden kann. Essenziell ist eine strikte Einnahme des Medikaments. Wird das Präparat nicht eingenommen oder sogar abgesetzt, verschlechtert sich die Lungenfunktion weiter.

Eine unbehandelte Lymphangioleiomyomatose ruft schwere Schädigungen an der Lunge hervor, die eine Lungentransplantation erforderlich machen. Ein solcher Eingriff stellt eine enorme Belastung für den Körper dar, weshalb in jedem Fall Ruhe und Schonung vonnöten sind. Zudem sollte der Patient sich an die Vorgaben des Arztes bezüglich Ernährung und körperlicher Bewegung halten. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustandes. Sollten Komplikationen auftreten, muss der Mediziner darüber informiert werden, damit Komplikationen rasch erkannt und behandelt werden können. Ob und in welchem Umfang die konservative Behandlung durch Naturheilmittel unterstützt werden kann, kann der zuständige Arzt beantworten.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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