Mallory-Weiss-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Erbrechen von Blut kann mit einem Mallory-Weiss-Syndrom in Zusammenhang sehen, das sich aufgrund einer längerfristigen Reizung der Speiseröhre entwickeln kann. Betroffen sind häufig Alkoholiker und Bulimiekranke.
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Was ist das Mallory-Weiss-Syndrom?
Von einem Mallory-Weiss-Syndrom spricht die Medizin, wenn Längsrisse in der Speiseröhre Blutungen mit Bluterbrechen (Hämatemesis) verursachen. Dieses Krankheitsbild kann sich nach einem schlagartigen Druckanstieg im unteren Bereich der Speiseröhre entwickeln, zum Beispiel durch Erbrechen, Würgen oder Husten.
Im schlimmsten Fall kann sogar die Speiseröhre reißen (Boerhaave-Syndrom). Beim Mallory-Weiss-Syndrom reißt die Speiseröhrenwand aber nicht vollständig und der Speiseröhreninhalt gelangt nicht in den Brustraum. Es tritt vorwiegend bei Menschen auf, bei denen die Schleimhaut der Speiseröhre aus verschiedenen Gründen chronisch gereizt wird.
Ursachen
Durch Würgen, Erbrechen oder Husten kann dann der Druck in der Speiseröhre so stark ansteigen, dass die Schleimhaut reißt und Blutungen verursacht. Seltener liegt die Ursache in Krampfanfällen oder dem Heben schwerer Lasten. Ein höheres Risiko tragen auch Menschen mit einer Refluxkrankheit, bei der die Schleimhaut durch den Rückfluss von saurem Speisebrei in die Speiseröhre chronisch gereizt wird. Wenn die Schleimhaut schon geschädigt ist, hält sie einen plötzlichen Druckanstieg schlechter aus und kann leichter einreißen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Ein typisches Symptom, das bei einem Mallory-Weiss-Syndrom auftritt, ist das Erbrechen von Blut nach mehrfachem unblutigen Erbrechen. Betroffenen macht meistens schon die Übelkeit und das häufige Erbrechen zu schaffen und beim Mallory-Weiss-Syndrom kommt noch die Angst hinzu, die durch das Bluterbrechen ausgelöst wird. Das Bluterbrechen kann so stark sein, dass es den Kreislauf schwächt.
Es kommt dann zu einem Blutdruckabfall und zu einer reflexbedingten Erhöhung der Herztätigkeit. Neben dem Bluterbrechen tritt Blut im Stuhl auf, das aufgrund der Zersetzung im Darm pechschwarz gefärbt ist. Aufgrund der Blutarmut kommt es zu einer allgemeinen Schwächung des Körpers. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter Magenschmerzen durch das häufige Erbrechen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Um eine genaue Diagnose stellen zu können, wird der Patient in der Anamnese zunächst nach seinen Beschwerden und Symptomen befragt. Um genau einschätzen zu können, ob es sich um ein Mallory-Weiss-Syndrom handelt, wird eine Magenspiegelung durchgeführt, bei der auch der Zustand der Speiseröhrenschleimhaut untersucht wird. Gibt der Patient an, dass er vor dem Auftreten der Blutung würgen musste, ist das ein Indiz für ein Mallory-Weiss-Syndrom.
Während der Spiegelung des oberen Magen-Darm-Traktes werden über ein eingeführtes Endoskop Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm im Hinblick auf mögliche Verletzungen oder krankhafte Veränderungen untersucht. Werden während der Untersuchung Blutungsquellen gefunden, können sie gleich behandelt werden. Wenn die Blutungen über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleiben, kann es zu einem akuten Kreislaufversagen kommen.
Im Falle eines kompletten Speiseröhrenrisses (Boerhaave-Syndrom) besteht außerdem das Risiko, dass sich Flüssigkeit im Brustfellraum ansammelt (Pleuraerguss) oder Luft im Mittelfellraum zwischen den beiden Brustfällsäcken der Lunge. In diesem Bereich liegen auch Speiseröhre, Herz und große Blutgefäße wie die Aorta und Hohlvenen.
Komplikationen
Dabei kann es bei einem Sturz eventuell zu Verletzungen kommen. Ebenso kommt es zu einem verringerten Blutdruck und das Herz muss stärker schlagen, um den Blutfluss aufrecht zu erhalten. Dabei kann es auch zu einem Herzversagen kommen. Nicht selten führt das Mallory-Weiss-Syndrom auch zu einem blutigen Stuhlgang und damit auch zu einer Blutarmut.
Neben dem Erbrechen kommt es relativ häufig zu Schmerzen im Magen und damit zu deutlichen Einschränkungen im Alltag und zu einer Verringerung der Lebensqualität. Ohne Behandlung kann es zum Kreislaufversagen und damit zum Tode des Patienten kommen. In der Regel ist eine Bluttransfusion notwendig, um das Mallory-Weiss-Syndrom zu behandeln. Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen.
Weiterhin ist allerdings auch die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung notwendig, sodass die Betroffenen nicht selten eine psychologische Untersuchung oder einen Entzug durchführen müssen. Ob es dabei zu einer Verringerung der Lebenserwartung kommt, hängt stark von der ursächlichen Krankheit ab.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die über mehrere Jahre täglich Alkohol konsumieren oder Entzugserscheinungen zeigen, sobald es zu keinem Alkoholgenuss kommt, benötigen einen Arzt. Sie gehören zur Risikogruppe eines Mallory-Weiss-Syndroms und sollten sich untersuchen lassen. Ein Arztbesuch ist ebenfalls Personen anzuraten, deren BMI sich unterhalb der empfohlenen Vorgaben befindet. Kommt es über mehrere Wochen oder Monate zu einem selbst initiierten Erbrechen unmittelbar nach der Nahrungsmittelzufuhr, ist ein Arzt aufzusuchen. Eine Essstörung stellt ein weiteres Risiko für die Erkrankung dar. Grundsätzlich wird ein Arzt benötigt, wenn der Kreislauf geschwächt ist.
Ein geringes Leistungsniveau, ein Abfall des Blutdrucks oder eine Zunahme der Herzfrequenz sollten ärztlich untersucht und abgeklärt werden. Bei Erbrechen von Blut besteht Anlass zur Besorgnis. Ein Arzt sollte so schnell wie möglich aufgesucht werden, da bei diesem Symptom unverzüglicher Handlungsbedarf besteht. Tritt Blut im Stuhl auf, ist gleichermaßen ein Arztbesuch erforderlich. Der Austritt des Blutes weist auf eine bestehende Unregelmäßigkeit des Organismus hin, bei der es zu keinen weiteren Verzögerungen kommen sollte. Magenschmerzen, schwarz gefärbter Kot, wiederholtes Erbrechen, eine innere Schwäche oder Übelkeit, sind Hinweise einer bestehenden Erkrankung. Die Durchführung von verschiedenen medizinischen Tests ist vonnöten, damit eine Diagnosestellung erfolgen kann und ein Behandlungsplan erarbeitet wird.
Behandlung & Therapie
Die Therapie ist sehr stark von der Lage und Beschaffenheit des Risses, dem Zeitpunkt und dem Allgemeinzustand des Patienten abhängig und wird daher individuell angepasst. Wenn ein massiver Blutverlust vorliegt, muss zunächst der Kreislauf des Patienten durch intravenöse Bluttransfusion und Flüssigkeitstransfusionen gestärkt werden. Durch die Spülung mit Flüssigkeit kann es zum Stillstand der Blutung kommen, wenn nicht, wird mit Hilfe des Endoskops Adrenalin kreisförmig um die Blutungsquelle herum im Abstand von circa 0,5 Zentimeter gespritzt.
Darüber hinaus kann die Blutungsquelle, oft eine Arterie, endoskopisch verödet werden. Wenn auch diese Maßnahme nicht hilft, ist ein operativer Eingriff notwendig. Zusätzlich erfolgt eine medikamentöse Therapie mit schleimhautschützenden und säurehemmenden Medikamenten, damit die Schleimhaut nicht weiter gereizt wird. Um gute Heilungschancen zu erzielen, ist eine frühzeitige Operation wichtig.
Erfolgt sie erst über 24 Stunden nach dem Riss, besteht die Gefahr, dass die Patienten an schwerwiegenden Komplikationen sterben. Die Heilungschancen sind sehr stark von der Lebensweise des Patienten nach dem Eingriff abhängig. Liegt die Ursache in einem übermäßigen Alkoholkonsum, muss der Patient künftig auf Alkoholexzesse verzichten und sich an die Einnahme der Medikamente halten. Bei ursächlicher Refluxkrankheit muss regelmäßig eine Kontrolluntersuchung stattfinden, um einem Mallory-Weiss-Syndrom vorzubeugen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose des Mallory-Weiss-Syndroms ist gebunden an die vorliegende Grunderkrankung. In den meisten Fällen liegt eine Suchterkrankung oder eine chronische Krankheit vor, die zu den Beschwerden führen. Daher handelt es sich bei diesem Syndrom primär um eine Folge einer bestehenden Beeinträchtigung und weniger um eine eigenständige Erkrankung. In vielen Fällen liegt ein Alkoholmissbrauch oder eine Essstörung vor. Beides führt zu einem starken Erbrechen und damit zur Reizung der Speiseröhre.
Sobald die Primärerkrankung erfolgreich therapiert wird, kommt es in den meisten Fällen zu einer Rückbildung der Beschwerden der Speiseröhre. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf sind die Gewebeschäden irreversibel. Es entwickelt sich ein chronischer Schmerz. Ohne eine medizinische Versorgung ist daher mit einer Zunahme von gesundheitliche Unregelmäßigkeiten zu rechnen. Verändert der Betroffene seine Lebensweise und nimmt er eine Behandlung an, kann durch die Gabe von Medikamenten eine deutliche Linderung der Beschwerden erreicht werden.
In seltenen Fällen wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Wenngleich dieser mit den üblichen Risiken verbunden ist, stellt er dennoch häufig die letzte Alternative zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit dar. Da es durch den Riss in der Speiseröhre zu einem hohen Blutverlust kommt, ist für den Krankheitsverlauf besonders entscheidend, dass ausreichende Bluttransfusionen erfolgen. Andernfalls verschlechtert sich die Prognose und Folgestörungen treten auf.
Vorbeugung
Da übermäßiger Alkoholgenuss eine der Hauptursachen für die Entstehung dieser Erkrankung ist, sollten Betroffene im Alkoholkonsum Maß halten oder gegebenenfalls ganz auf Alkohol verzichten. Bulimiekranke sollten sich zeitig einer Psychotherapie unterziehen, weil das ständige Erbrechen neben den Zähnen auch die Speiseröhrenschleimhäute stark angreift, das Allgemeinbefinden verschlechtert und dem Mallory-Weiss-Syndrom auf diese Weise Vorschub leistet.
Menschen mit einem Reflux-Syndrom sollten auf stark säurebildende Lebensmittel verzichten und kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen, da üppige, fettreiche Mahlzeiten den Rückfluss vom Magen in die Speiseröhre begünstigen.
Nachsorge
In den meisten Fällen ist das Mallory-Weiss-Syndrom mit wiederkehrenden Komplikationen und Beschwerden verbunden, die in der Regel alle die Lebensqualität des Betroffenen verringern. Eine Selbstheilung der Krankheit kann dabei nicht eintreten, sodass eine dauerhafte Behandlung durch einen Arzt notwendig ist.
Im Allgemeinen konzentriert sich die Nachsorge auf den stark geschwächten Kreislauf des Betroffenen, sodass diese nicht mehr an anstrengenden oder an körperlichen Aktivitäten teilnehmen können. Eine gesunde Lebensweise, die einen weitesgehenden Verzicht von Alkohol beinhaltet und ausreichend Bewegung, kann dazu beitragen, den Körper und damit das allgemeine Wohlbefinden zu stärken. Eine entsprechende Ernährungsumstellung empfiehlt sich dabei außerdem, um die geschädigte Speiseröhre nicht unnötig zu reizen. Wird das Mallory-Weiss-Syndrom nicht behandelt, so kann es auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen führen.
Das können Sie selbst tun
Sowohl die Bulimie als auch eine Alkoholsucht bedürfen ärztlicher und therapeutischer Behandlung, begleitend kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein. Liegt eine Refluxerkrankung zugrunde, müssen alle Nahrungsmittel so weit wie möglich gemieden werden, die die Produktion von Magensäure anregen. Dies sind vor allem fettige, stark gewürzte und sehr zuckerhaltige Speisen, Kaffee, Alkohol und Schokolade. Mehrere kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten sind besser verträglich als drei große. Wer nachts unter Sodbrennen leidet, sollte das Kopfende des Bettes etwas höher stellen und das Abendessen spätestens drei Stunden vor dem Schlafengehen einnehmen. Tritt dennoch Sodbrennen auf, lindern eingeweichte Haferflocken, Zwieback oder in Wasser aufgelöste Heilerde die Beschwerden. Kamillentee und Käsepappeltee wirken entzündungshemmend und schützen die angegriffene Schleimhaut der Speiseröhre. Auch Aloe-Vera-Saft ist ein bewährtes Hausmittel gegen Sodbrennen.
Stress kann die Bildung von Magensäure verstärken. Eine bewusste Entschleunigung des Alltags, das Erlernen von Entspannungstechniken und regelmäßige sportliche Aktivitäten fördern das Wohlbefinden. Insbesondere die Mahlzeiten sollten immer in Ruhe und ohne Hektik eingenommen werden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013