Minimal-Change-Glomerulonephritis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Minimal-Change-Glomerulonephritis handelt es sich um eine spezielle Art der Glomerulonephritis. Die Erkrankung wird von einigen Ärzten auch mit der Abkürzung MCGN bezeichnet. Die Minimal-Change-Glomerulonephritis stellt eine Krankheit dar, die in erster Linie bei kleinen Kindern vorkommt.
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Was ist eine Minimal-Change-Glomerulonephritis?
Die Minimal-Change-Glomerulonephritis ist in zahlreichen Fällen der Auslöser für das sogenannte nephrotische Syndrom, an dem manche Kinder erkranken. Mit besonders großer Häufigkeit tritt die Minimal-Change-Glomerulonephritis bei Kindern zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr auf. Etwa 90 Prozent aller Erkrankungen mit diesem Syndrom finden in diesem Alter statt.
Im Vergleich dazu sind es bei erwachsenen Patienten lediglich 10 bis 15 Prozent. Einige Mediziner plädieren dafür, die Minimal-Change-Glomerulonephritis als Minimal-Change-Glomerulopathie zu bezeichnen, da der Krankheit bestimmte Merkmale einer Entzündung fehlen. Grundsätzlich handelt es sich bei der Minimal-Change-Glomerulonephritis um eine Krankheit, die vor allem die Nierenkörperchen betrifft.
Während die Funktionsweise der Nieren in den meisten Fällen bei kindlichen Patienten durch die Erkrankung nicht beeinträchtigt wird, zeigt sich bei einigen erwachsenen Personen eine geringfügige Abnahme der Nierenleistung. In seltenen Fällen kommt es zu einem akuten Versagen des Organs.
Ursachen
Als mögliche Auslöser kommen zum Beispiel bestimmte Medikamente infrage, etwa nichtsteroidale Antiphlogistika. Aber auch Wirkstoffe wie Interferon, Ampicillin und Lithium sind für einen Teil der Krankheitsfälle verantwortlich. Zudem begünstigen einige Erkrankungen die Entwicklung einer Minimal-Change-Glomerulonephritis. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Leukämien und Morbus Hodgkin.
Darüber hinaus tritt die Krankheit teilweise in Verbindung mit Karzinomen der Nierenzellen oder der Pankreas sowie gemeinsam mit Thymomen auf. Auch in Zusammenhang mit Karzinomen der Prostata zeigt sich unter Umständen eine Minimal-Change-Glomerulonephritis. Einige Vermutungen gehen davon aus, dass die Zellen der Tumoren spezielle Zytokine absondern. Grundsätzlich ist ein gemeinsames Auftreten mit Karzinomen allerdings vergleichsweise selten.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Beschwerden im Zusammenhang mit der Minimal-Change-Glomerulonephritis sind vielfältig und unterscheiden sich unter Umständen leicht bei den erkrankten Patienten. Das Hauptsymptom der Erkrankung stellt das nephrotische Syndrom dar, welches akut auftritt. Es äußert sich in einer Proteinurie sowie einer Hypoprotein- und Hyperlipoproteinämie. Zudem sind Ödeme in der Folge einer Hypalbuminämie möglich.
Der Anteil an der Substanz Kreatinin im Serum des Blutes ist bei Patienten im Kindesalter in der Regel nicht auffällig. Bei Personen im Erwachsenenalter ist die Konzentration jedoch unter Umständen minimal gesteigert. Zudem weisen erwachsene Patienten in zahlreichen Fällen eine Erhöhung des Blutdrucks auf. In seltenen Fällen versagt die Niere der Betroffenen akut.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Minimal-Change-Glomerulonephritis wird mit Hilfe von verschiedenen Untersuchungsverfahren diagnostiziert. Wenn eine Person die typischen Symptome einer Minimal-Change-Glomerulonephritis zeigt, ist in jedem Fall so schnell wie möglich ein Arzt aufzusuchen. Dieser untersucht die vorliegenden Beschwerden, wobei er zuerst eine Anamnese mit dem betroffenen Patienten durchführt.
Hinsichtlich der klinischen Untersuchung kommen zum Beispiel Analysen des Gewebes der Niere zum Einsatz. Das entsprechende Gewebe stammt aus einer Punktion der Niere. Möglich ist auch die Anwendung eines Elektronenmikroskops zur Untersuchung der Gewebeproben. Dabei zeigen sich typische Hinweise auf die Minimal-Change-Glomerulonephritis. Essenziell ist zudem eine Analyse des Urins, wodurch zahlreiche Symptome der Krankheit nachweisbar sind. Eine Nierenbiopsie sichert die Diagnose der Minimal-Change-Glomerulonephritis in der Regel.
Komplikationen
Ebenso kommt es nicht selten zu spontanen Blutungen oder zu einem blutigen Geschmack im Mund, der vor allem bei hohen Belastungen auftritt. Weiterhin kann die Minimal-Change-Glomerulonephritis zu Beschwerden an den Nieren führen, sodass die Betroffenen im schlimmsten Falle eine Niereninsuffizienz erleiden. Diese muss dringend behandelt werden, da es anderweitig zum Tode des Patienten kommt. Bei der Behandlung ist der Betroffene in erster Linie auf eine Dialyse angewiesen, wobei die Transplantation einer Niere angestrebt wird.
Damit verringert sich auch die Lebenserwartung durch die Minimal-Change-Glomerulonephritis erheblich. In der Regel kann die Erkrankung mit Hilfe von Medikamenten sehr gut geheilt werden, sodass die Beschwerden vollständig verschwinden und eingeschränkt werden. Weitere Komplikationen treten dabei nicht auf. Auch bei einem erneuten Auftreten kann eine erneute Behandlung durchgeführt werden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Beschwerden beim Wasserlassen sowie Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind oftmals Anzeichen einer gesundheitlichen Störung. Halten die Beschwerden an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Ein niedriger Blutdruck, ein blasses Hautbild oder Teilnahmslosigkeit sind Hinweise für eine bestehende Unregelmäßigkeit, die weiter beobachtet werden muss. Stellt sich im weiteren Verlauf ein Bluthochdruck ein, wird eine ärztliche Abklärung notwendig. Kommt zu Atemgeräuschen, einer verminderten körperlichen Leistungsfähigkeit oder einer verringerten Teilhabe an sozialen Aktivitäten, wird ein Arzt benötigt. Die Erkrankung tritt mehrheitlich bei Kindern auf, sodass insbesondere Besonderheiten im Verhalten des Nachwuchses mit einem Arzt besprochen werden sollten. Bei einer Gereiztheit, depressiven Zuständen, Lust- und Teilnahmslosigkeit ist ein Arzt zu konsultieren.
Kommt es zu einer Funktionsstörung der Niere muss schnellstmöglich ein Arztbesuch erfolgen. Bei einem Organausfall besteht ein potentiell lebensbedrohlicher Zustand, der vermieden werden sollte. Die Entstehung von Ödemen, Schwellungen am Körper oder Veränderungen des Hautbildes sind untersuchen und behandeln zu lassen. Zeigen sich Durchblutungsstörungen, kommt es zu auffälligen Gewichtsveränderungen oder einem allgemeinen Krankheitsgefühl, ist ein Arzt aufzusuchen. Stellt sich ein akuter bedenklicher Zustand ein, muss ein Rettungsdienst alarmiert werden. Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen unverzüglich angewandt werden, damit das Überleben des Betroffenen gesichert ist.
Behandlung & Therapie
Im überwiegenden Teil der Fälle zeigen Glukokortikoide bei der Therapie der Minimal-Change-Glomerulonephritis sehr gute Erfolge. Bei mehr als 90 Prozent der Patienten verschwindet die Proteinurie nach der Einnahme vollständig. Insbesondere Personen im Kindesalter reagieren gut auf den entsprechenden Wirkstoff. Aus diesem Grund wird bei ihnen in der Regel keine Biopsie der Niere durchgeführt.
Bei Kindern stellt sich die Besserung in den meisten Fällen nach wenigen Wochen ein. Anders verhält es sich bei erwachsenen Patienten, bei denen es mitunter einige Monate dauert, bis die Behandlung mit dem Wirkstoff Erfolge zeigt. Eine Nierenbiopsie wird hier obligatorisch durchgeführt. Sobald sich der Zustand der betroffenen Personen und insbesondere die Proteinurie bessert, werden die Glukokortikoide nach und nach in ihrer Dosis reduziert.
Jedoch entwickelt sich die Proteinurie bei einem Großteil der betroffenen Patienten auch nach erfolgreicher Behandlung erneut. Bei einem kleinen Teil der an der Minimal-Change-Glomerulonephritis erkrankten Personen kommt es innerhalb der kommenden zwei Jahrzehnte zu einer Nierenschwäche von terminaler Art. Bei Patienten im Kindesalter wird oftmals der medizinische Wirkstoff Prednison eingesetzt.
Die Dosis liegt dabei zu Beginn der Verabreichung vergleichsweise hoch. Nach einer bestimmten Zeit reduziert der Arzt die Dosierung des Medikaments. Diese Art der Therapie zeigt in der Regel nach spätestens einem Monat Erfolg bei den kindlichen Patienten. Jedoch kommt es bei zahlreichen Personen zu Rückfällen.
Aussicht & Prognose
Grundsätzlich kann eine günstige Prognose unterstellt werden. Die Minimal-Change-Glomerulonephritis kann sogar von allein ausheilen. Bei Kindern unter zehn Jahren ist dieses statistisch gesehen in vier aus zehn Fällen gegeben. Eine Behandlung führt bei einem Drittel der Erkrankten zu einer vollständigen Heilung. Bei dem Rest bleibt die Minimal-Change-Glomerulonephritis bis ans Lebensende bestehen. Komplikationen sind nicht auszuschließen. Medikamente sind dauerhaft einzunehmen. Die Lebensqualität leidet zuweilen unter den bestehenden Beschwerden. Tritt die Erkrankung hingegen erst im Erwachsenenalter auf, ergibt sich meist eine schlechtere Prognose. Auch der Behandlungszeitraum bis zur Wirksamkeit der Medikamente und therapeutischen Ansätze weitet sich.
Als problematisch erweisen sich zwei Aspekte, die die Aussichten unter Umständen verschlechtern. Einerseits tritt die Minimal-Change-Glomerulonephritis in manchen Fällen erneut auf. Die Rezidivquote beträgt etwa 30 Prozent nach einer erfolgreichen Therapie. Andererseits entwickeln gut fünf Prozent aller Erkrankten in einem Zeitraum von 25 Jahren eine terminale Niereninsuffizienz. Diese kann tödlich enden. Beidem kann nur durch eine konsequente Nachsorge begegnet werden, wodurch Patienten die Minimal-Change-Glomerulonephritis niemals abschließend loswerden. Dieses Risiko kann im Alltag eine psychische Belastung darstellen.
Vorbeugung
Der Minimal-Change-Glomerulonephritis lässt sich nur eingeschränkt vorbeugen, denn die konkreten Ursachen der Krankheit sind im Einzelfall oftmals unklar.
Nachsorge
Die Beschwerden können in der Regel mit Medikamenten gelindert oder sogar vollständig geheilt werden, sodass Betroffene mit der Krankheit leben können. Weitere Komplikationen bringt die Krankheit nicht mit sich. Bei erneutem Auftreten wird die gleiche Behandlung angewandt. Betroffene sollte sich generell um einen gesunden Lebensmodus bemühen mit ausreichend Schlaf und Bewegung und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Mäßiger Sport steigert die Immunabwehr und trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Sofern Betroffe eine Niereninsuffienz erleiden, sind sie auf regelmäßige Überwachung durch den betreuenden Arzt angewiesen, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Mitunter verringert sich die Lebenserwartung bei Erkrankten an der Minimal-Change-Glomerulonephritis erheblich.
Das können Sie selbst tun
Bei der Minimal-Change-Glomerulonephritis sind keine Möglichkeiten der Selbsthilfe bekannt, sodass die Erkrankung in jedem Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden muss. Nur durch die Einnahme von Medikamenten können die Beschwerden vollständig gelindert und die Krankheit bekämpft werden. Bei Kindern ist dabei in der Regel eine Biopsie der Niere nicht notwendig und die Beschwerden verschwinden schon nach einigen Wochen. Erwachsene sind dabei allerdings auf eine Biopsie angewiesen, wobei die Heilung der Minimal-Change-Glomerulonephritis bei Erwachsenen mehrere Monate lang andauern kann.
Da die Erkrankung die Nieren nachhaltig schädigen kann, sind die Patienten auf regelmäßige Untersuchungen angewiesen, um weiteren Komplikationen zu vermeiden. Da auch die Ursachen der Minimal-Change-Glomerulonephritis noch unklar sind, kann die Erkrankung auch nicht direkt verhindert werden. Sollte die Erkrankung zu einem hohen Blutdruck führen, so können blutverdünnende Medikamente nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Hierbei ist es ratsam, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren.
Im Falle von psychischen Beschwerden helfen häufig Gespräche mit anderen Betroffenen der Minimal-Change-Glomerulonephritis, da es dabei zu einem Informationsaustausch kommen kann. Weiterhin sind auch Gespräche mit den eigenen Freunden oder der Familie sehr hilfreich, um Depressionen und andere psychische Verstimmungen zu verhindern.
Quellen
- Gortner, L., Meyer, S., Sitzmann, F.C.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2012
- Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
- Speer, C.P., Gahr, M. (Hrsg.): Pädiatrie. Springer, Berlin 2013