Diffuser Haarausfall
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei diffusem Haarausfall, der medizinisch alopecia diffusa oder diffuse Alopezie genannt wird, fallen Haare flächendeckend auf dem ganzen Kopf aus. Diffuser Haarausfall ist selbst keine Krankheit, sondern ein Anzeichen oder die Folge einer bestehende Erkrankung oder Störung. Mit einer auf die Auslöser abgestimmten Behandlung oder nach Beseitigung der Ursachen beginnen die Haare in den meisten Fällen wieder zu wachsen.
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Was ist diffuser Haarausfall?
Unter diffusem Haarausfall versteht man das allmähliche Ausdünnen der Kopfbehaarung. 'Diffus' bedeutet 'verteilt' oder 'verstreut', das heißt, die Haare fallen nicht nur an bestimmten Stellen aus, beispielsweise am Oberkopf oder am Stirnansatz, sondern mehr oder weniger gleichmäßig verteilt über den ganzen Kopf.
Diffuser Haarausfall unterscheidet sich vom anlagebedingten Haarausfall, der zu den sogenannten Geheimratsecken führt oder eine Stirnglatze entstehen lässt. Ein gewisses Maß an Haarausfall ist normal, man spricht von etwa 100 Haaren pro Tag.
Die Haarwurzel durchläuft einen bestimmten Zyklus, an dessen Ende das Haar ausfällt und ein neues zu wachsen beginnt. Bei diffusem Haarausfall ist dieser Rhythmus gestört.
Ursachen
Es bestehen verschiedene mögliche Ursachen für diffusen Haarausfall. So können durch bestimmte Infektionskrankheiten die Haare ausfallen, wie beispielsweise durch eine schwere Grippe, eine Lungenentzündung, Typhus oder Syphilis. Auch Diabetes kann zu diffusem Haarausfall führen.
Die Einnahme bestimmter Medikamente kann verstärkten Haarausfall verursachen. Die bei einer Chemotherapie verabreichten Zytostatika sollen das Wachsen von bösartigen Zellen verhindern, sie stören aber auch den Wachstumszyklus der Haarwurzeln. Ein weiterer Grund für diffusen Haarausfall können hormonelle Veränderungen darstellen. Meist kommt es nach Absetzen von Hormonpräparaten oder nach einer Schwangerschaft, aber auch bei Eintreten in die Wechseljahre zu diffusem Haarausfall.
Auch Stress oder Depressionen sind mögliche Auslöser. Des weiteren kann eine mangelhafte Ernährung, wie sie bei extremen Schlankheitsdiäten oder bei Magersucht und Bulimie auftritt, dazu führen, dass die Haarwurzeln zu wenig Nährstoffe erhalten und diffuser Haarausfall entsteht.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Diffuser Haarausfall ist daran zu erkennen, dass er sich nicht auf bestimmte Regionen des Kopfes beschränkt. Er tritt auf dem gesamten Kopf auf und führt dazu, dass das Haar insgesamt dünner wird und schließlich ausfällt. Rasch zeigen sich lichte Stellen am Kopf, die sowohl an den Seiten als auch am Wirbel auftreten können.
Normalerweise führt der diffuse Haarausfall nicht zu einer völligen Kahlheit. Der Verlauf kann jedoch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein, und auch die Anzeichen unterscheiden sich erheblich. Abhängig von der Ursache kann der Haarausfall nur zwischenzeitlich bestehen und dann wieder abklingen. Die lichten Stellen schließen sich dann oft wieder und das Haar wird wieder kräftiger.
Diffuser Haarausfall infolge einer ernsten Erkrankung kann dauerhaft bestehen bleiben. Liegt den Beschwerden ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt zugrunde, stellen sich Begleitsymptome wie ein zunehmendes Unwohlsein und Stimmungsschwankungen ein. Bei Frauen kann es zu Menstruationsbeschwerden kommen.
Männer leiden oft an Erektionsproblemen und depressiven Verstimmungen. Ein medikamenteninduzierter diffuser Haarausfall ist oft mit Hautirritationen, Schuppen oder Magen-Darm-Beschwerden verbunden. Zudem können sich Reizbarkeit, Müdigkeit und andere Symptome einstellen. Der diffuse Haarausfall kann anhand der genannten Symptome eindeutig diagnostiziert und gezielt behandelt werden.
Diagnose & Verlauf
Diffuser Haarausfall fällt zuerst beim Kämmen oder Haarewaschen auf. Es bleiben mehr Haare im Waschbecken oder im Kamm als das normalerweise der Fall ist. Mit der Zeit beginnt man am Kopf die Veränderung zu sehen, die Behaarung wird so dünn, dass die Kopfhaut durchschimmert. Männern sehen das oft als den normalen, anlagebedingten Haarausfall an, für Frauen ist es weit problematischer.
Während einer Chemotherapie fallen die Haare sehr schnell aus, meist innerhalb von 3-4 Wochen. Liegen andere Ursachen zugrunde, verläuft der diffuse Haarausfall langsam und allmählich. Der Verlauf orientiert sich daran, wie stark die auf die Haarwurzeln einwirkende Schädigung ist. Diffuser Haarausfall führt aber in der Regel nicht zu einer vollständigen Glatze.
Um die Ursachen herauszufinden - sofern sie nicht bekannt sind, wie im Fall der Chemotherapie - wird der Arzt zunächst die Krankheitsgeschichte und Lebensumstände des Patienten erfassen. Außerdem wird die Kopfhaut untersucht, sowie die einzelnen Haarwurzeln. Eine Blutuntersuchung kann Aufschluss über Mängel oder die erhöhte Konzentration bestimmter Stoffe geben und hilft beim Erstellen der Diagnose des diffusen Haarausfalls.
Komplikationen
In den meisten Fällen verliert der Patient durch den diffusen Haarausfall die kompletten Haare auf dem Kopf. Dies stellt vor allem bei Frauen eine sehr schwerwiegende Komplikation der Ästhetik dar und kann zu psychischen Beschwerden und zu Depressionen führen. Allerdings treten auch bei Männern aufgrund von Haarausfall Minderwertigkeitskomplexe auf und ein verringertes Selbstwertgefühl auf.
Oft wachsen die Haare allerdings wieder nach, wenn die grundlegende Erkrankung beseitigt wurde. In den meisten Fällen ist neben der ursächlichen Behandlung auch eine Therapie durch einen Psychologen notwendig, um den Patienten vor starken psychischen Beschwerden zu bewahren. Ebenso können verschiedene Mittel verwendet werden, die das Haarwachstum wieder antreiben und damit dem Haarausfall entgegenwirken.
Allerdings kann der Haarausfall nur dann verschwinden, wenn auch die Grunderkrankung vollständig gelöst wurde. Bei der Behandlung kommt es daher nicht zu weiteren Komplikationen. Falls der Haarausfall durch einen Nährstoffmangel auftritt, kann der Betroffene diesem relativ einfach entgegenwirken. Die Lebenserwartung wird durch den Haarausfall selbst nicht verringert. Falls dieser allerdings im Laufe einer Krebserkrankung aufgetreten ist, treten dabei die gewöhnlichen Komplikationen eines Tumors auf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Diffuser Haarausfall ist keine eigenständige Krankheit, sondern Symptom einer anderen Störung. Dabei ist die Grenze zwischen normalem und behandlungsbedürftigem Haarausfall fließend. Falls ein Betroffener befürchtet, zu viele Haare zu verlieren, sollte er versuchen, den Haarausfall zu quantifizieren. Ist das Sieb des Waschbeckens nach dem Haarewaschen geradezu verstopft, dann sollten die Haare entfernt, getrocknet und anschließend gezählt werden.
Gerade lange Haare wirken sehr schnell sehr zahlreich. Ein Verlust von bis zu hundert Kopfhaaren ist völlig natürlich und kein Grund zur Sorge. Sofern über einen längeren Zeitraum deutlich mehr Haare verloren gehen, sollte aber ein Arzt aufgesucht werden. Der diffuse Haarausfall kann höchst unterschiedliche Ursachen haben. Als erster Ansprechpartner eignet sich der Hausarzt. Sofern dieser keine Diagnose stellen kann, wird er den Patienten an einen Facharzt, in der Regel einen Hautarzt, überweisen.
Frauen, die nach einer Schwangerschaft oder einer Geburt plötzlich an verstärktem Haarausfall leiden, sollten ihre Gynäkologin aufsuchen. Bei diesem Phänomen, das recht häufig auftritt, handelt es sich allerdings nicht um diffusen Haarausfall, sondern um eine hormonell bedingte Form.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung des diffusen Haarausfalls orientiert sich an dessen Ursache. Ist eine Krankheit der Auslöser, so wird diese behandelt. Sind Ernährungsfehler schuld am Verlust der Haare, so empfiehlt sich eine Umstellung der Essgewohnheiten, am besten begleitet von einem Ernährungsberater.
Bei psychischen Problemen als Ursache ist eine Psychotherapie empfehlenswert. Des weiteren kann man die Behandlung von diffusem Haarausfall durch Präparate unterstützen, welche die Haarwurzeln stärken. Es gibt sowohl Mittel zur Einnahme, als auch Tinkturen, die direkt auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Letztere haben die günstige Nebenwirkung, dass beim Auftragen die Kopfhaut massiert wird, was sich zusätzlich positiv auf die Haarwurzeln auswirkt.
Bei diffusem Haarausfall sollte man auf aggressive Haarpflegemittel verzichten und keine Stylingprodukte verwenden. Die Haare sollten mit einem sanften Haarwaschmittel gepflegt werden und keiner extremen Hitze durch den Föhn ausgesetzt werden. Sind die Ursachen des diffusen Haarausfalls beseitigt, wird das Haar in den meisten Fällen innerhalb eines Jahres wieder normal nachwachsen.
Aussicht & Prognose
Bei einem diffusen Haarausfall kommt es ohne eine Behandlung meist zu keiner Veränderung des aktuellen Zustandes. Im ungünstigen Fall nimmt der Haarausfall zu und der Betroffene bekommt allmählich eine Glatze. Zusätzlich können Folgeerkrankungen auftreten und damit den allgemeinen Gesundheitszustand weiter verschlechtern.
Mit einer Behandlung besteht die Aussicht auf eine Verbesserung der Gegebenheiten. Schlagen die ergriffenen Maßnahmen an, kann der Patient innerhalb eines Jahres wieder zu einer vollen Haarpracht kommen. Die Prognose einer Wiederbehaarung ist daher bei Inanspruchnahme einer medizinischen Versorgung grundsätzlich gut, da in den meisten Fällen die Ursache des Haarausfalls behandelbar ist.
Oftmals liegen Mangelerscheinungen vor, die in einem Bluttest diagnostiziert werden können. Ein vorhandenes Ungleichgewicht wird im Anschluss medikamentös oder durch eine Ernährungsumstellung behandelt. Das führt zu einer Linderung der Beschwerden und ein Neuwuchs der ausgefallenen Haare setzt ein.
Kommt es nach dem Absetzen der Medikamente zu einem erneuten diffusen Haarausfall, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden. Oftmals ist es notwendig, die bisherigen Lebensgewohnheiten und die Nahrungszufuhr dauerhaft umzustellen. Auf diesem Weg kann ein Rückfall der Beschwerden vermieden werden. Handelt es sich bei der Grunderkrankung um eine Entzündung, wird diese ebenfalls medikamentös behandelt. Das Immunsystem wird unterstützt, damit genügend Abwehrkräfte zur Verfügung stehen und eine Beschwerdefreiheit eintreten kann.
Vorbeugung
Für einen gesunden Haarwuchs ist eine ausgewogene Ernährung hilfreich. So kann man diffusem Haarausfall wegen Nährstoffmangel sicher vorbeugen. Liegen andere Erkrankungen vor, so empfiehlt sich deren schnelle und umfassende Behandlung, damit diffuser Haarausfall gar nicht erst entsteht.
Nachsorge
Bei dieser Krankheit sind die Möglichkeiten und Maßnahmen einer Nachsorge in den meisten Fällen stark eingeschränkt, in manchen Fällen gar nicht möglich. Der Haarausfall kann dabei nicht immer ursächlich behandelt werden, sodass in vielen Fällen dem Betroffenen nur eine rein symptomatische Therapie zur Verfügung steht. Dabei ist der Patient auch auf eine möglichst frühzeitige Diagnose angewiesen, um weitere Komplikationen oder Beschwerden zu verhindern und einzuschränken.
Je früher der Haarausfall dabei erkannt und weiterhin behandelt wird, desto besser ist meistens auch der Krankheitsverlauf. Eine Selbstheilung kann beim Haarausfall in der Regel nicht eintreten, sodass eine medizinische Behandlung immer notwendig ist. Die Behandlung selbst erfolgt dabei meistens durch die Benutzung von Cremes oder Salben, die direkt auf die Kopfhaut auftragen werden.
Allerdings kann eine Heilung nicht garantiert werden, sodass es in einigen Fällen zu keiner Besserung des Haarausfalles kommt. Der Betroffene sollte dabei die Medikamente regelmäßig anwenden und die Kopfhaut schonen. Sie sollte dabei regelmäßig durch einen Arzt untersucht werden. Nicht selten kommt es durch eine andere Grunderkrankung zum Haarausfall, sodass diese möglichst schnell erkannt und behandelt werden sollte. In der Regel verringert der Haarausfall nicht die Lebenserwartung des Patienten.
Das können Sie selbst tun
Diffuser Haarausfall ist meist nur eine vorübergehende Erscheinung. Sind die Ursachen behoben, wachsen die Haare in der Regel wieder nach. Betroffene können einiges selbst tun, um diesem Beschwerdebild zu entgegnen.
Zunächst sollten alle aggressiven Pflegeprodukte und jegliche Styling-Produkte abgesetzt werden. Auch die Zufuhr starker Hitze durch Fön oder Glätteisen wirkt sich negativ aus. Die Haare müssen zudem nicht jeden Tag gewaschen werden. Betroffene sollten ein mildes Shampoo zur Reinigung wählen. In der Apotheke oder Drogerie erhältliches Birkenwasser kann unterstützend als Haarspülung verwendet werden. Es pflegt Haare und Kopfhaut auf milde Weise.
Ebenfalls erhältlich sind Präparate die einen vermehrten Haarwuchs versprechen. Sie stärken die Haarwurzeln und stimulieren diese. Derartige Produkte sind als Tinkturen oder auch in Tablettenform erhältlich. Beim Auftragen eines Pflegeproduktes sollte die Kopfhaut intensiv massiert werden. Auch dies fördert nachweislich das Haarwachstum, da es die Durchblutung anregt.
Oft liegt bei Patienten mit diffusem Haarausfall auch ein Vitalstoffmangel vor. Dieser kann mit Hilfe eines Blutbildes ermittelt werden. Eine Nahrungsumstellung und zeitweise Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann diesem Mangel entgegenwirken. Unterstützen sollte diese Umstellung eine Ernährungsberaterin, der behandelnde Arzt oder ein Heilpraktiker.
Auch die psychische Gesundheit sollte überprüft werden. Liegt eine Depression oder Belastung durch Stress vor, sollte diesem durch eine Therapie oder Entspannungsmethoden entgegnet werden.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015