Mukolytika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mukolytika gehören zu den Expektorantien (Hustenlöser) und reduzieren die Zähigkeit des Schleims, sodass der Auswurf des Bronchialsekrets erleichtert wird. Dabei sind die Mukolytika keine einheitliche Wirkstoffklasse. Zu ihnen zählen pflanzliche und pharmazeutische Arzneimittel.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Mukolytika?

Mukolytika gehören zu den Expektorantien (Hustenlöser) und reduzieren die Zähigkeit des Schleims, sodass der Auswurf des Bronchialsekrets erleichtert wird.

Das Hauptmerkmal der Mukolytika ist ihre schleimlösende Wirkungsweise durch die Reduktion der Zähigkeit des Sekrets. Aufgrund dieser Eigenschaft sind sie von den anderen Expektorantien abzugrenzen.

Zu den Expektorantien gehören neben den Mukolytika auch noch die Sekretolytika und die Sekretomotorika. Während die Sekretolytika vermehrt die Bildung von dünnflüssigem Sekret fördern, sind die Sekretomotorika für den verstärkten Abtransport des Schleims durch die vermehrte Bewegung der Flimmerhärchen verantwortlich.

Die Mukolytika setzen an ganz anderer Stelle an. Sie verändern die Konsistenz des Sekrets durch chemische, biologische oder physikalische Prozesse.

Geschichte & Entwicklung

Die Entdeckung und Entwicklung von Mukolytika, Medikamenten zur Verflüssigung von Schleim in den Atemwegen, ist eng mit den Fortschritten in der Atemwegstherapie verbunden. Die ersten Ansätze zur Behandlung von zähem Schleim reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als erkannt wurde, dass bestimmte Verbindungen die Schleimproduktion beeinflussen können.

In den 1950er Jahren kam es zu einem Durchbruch, als Forscher die chemische Struktur von Schleim besser verstanden und die erste Generation von Mukolytika entwickelte. Einer der frühesten und bekanntesten Wirkstoffe war Acetylcystein, das 1961 erstmals eingeführt wurde. Acetylcystein wirkt durch Spaltung der Disulfidbrücken im Schleim, was diesen weniger viskos und damit leichter abzuhusten macht.

In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Mukolytika entwickelt, darunter Bromhexin, das in den 1960er Jahren auf den Markt kam, und sein aktiver Metabolit Ambroxol. Diese Wirkstoffe verbessern die Schleimbildung und fördern den Abtransport des Schleims aus den Atemwegen.

Die Entwicklung von Mukolytika ging Hand in Hand mit der wachsenden Erkenntnis, dass chronische Atemwegserkrankungen wie COPD und Mukoviszidose eine langfristige Behandlung erfordern, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Heute sind Mukolytika ein fester Bestandteil der Therapie von Atemwegserkrankungen und werden in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt, um die Lungenfunktion zu unterstützen und die Symptome zu lindern.

Medizinische Anwendung & Wirkung

Zu den Mukolytika gehören solch unterschiedliche biochemische Wirkstoffe wie Acetylcystein, Carbocystein, Mesna, Carbocystein, Bromhexin, Fenchel- und Anisöl oder Myrtol.

Die Verflüssigung des Sekrets erfolgt nicht über einen einheitlichen Wirkungsmechanismus, sondern jeder Wirkstoff greift hier über einen eigenen Mechanismus ein. So verändert Acetylcystein das Sekret chemisch durch den Abbau von Sulfidbrücken zwischen den Mucopolysaccharidfasern. Als alternativer Mechanismus wird hier diskutiert, dass durch die direkte antioxidative Wirkung von Acetylcystein die Entzündungsprozesse gehemmt werden, wobei sich das Sekret verflüssigt.

Carbocystein wiederum greift intrazellulär ein, wobei sich bei der Erzeugung des Sekrets das Verhältnis von flüssigen zu zähem Schleim zugunsten des flüssigen Sekrets verschiebt. Der Arzneistoff Guaifenesin soll durch eine reflektorische Reizung der Magenschleimhaut die parasympathische Stimulierung der Bronchialdrüsen bewirken, sodass ein dünnflüssiges Sekret entsteht. Mesna verändert die Sekretkonsistenz über den gleichen Mechanismus wie Acetylcystein.

Es wird heute jedoch heute hauptsächlich als Arzneimittel bei der Entgiftung während einer Chemotherapie verwendet, weniger jedoch als Mukolytika. Bromhexin favorisiert wieder einen anderen Wirkmechanismus. Es regt die Bildung von Enzymen an, die das Sekret unter Verflüssigung abbauen. Die pflanzlichen Wirkstoffe Fenchel- und Anisöl entfalten ihre schleimlösende Wirkung durch den Einfluss ätherischer Öle.

Myrtol ist ein Mischöl aus verschiedenen ätherischen Ölen, welches sehr gut schleimlösend bei akuter Bronchitis wirkt. Der Wirkungsmechanismus zur Schleimlösung über die ätherischen Öle ist jedoch noch nicht vollständig aufgeklärt.

Pflanzliche, natürliche, homöopathische & pharmazeutische Mukolytika

Im Folgenden sollen einige häufig eingesetzte Arzneimittel näher auf ihre Wirkung hin betrachtet werden. Acetylcystein als wichtiges Mukolytikum wird häufig bei chronischer Bronchitis oder bei COPD zur Schleimlösung eingesetzt.

Die positive Wirkung besonders bei COPD wurde durch langjährige Untersuchungen bewiesen. Inwieweit Acetylcystein zu einer dauerhaften Verbesserung des Gesundheitszustandes bei chronischer Bronchitis führt, muss durch weitere Studien noch belegt werden. Allerdings bringt die Anwendung von Acetylcystein bei der Mukoviszidose gute Ergebnisse. Als weiterer Wirkstoff findet auch Bromhexin regelmäßig als Mukolytika Anwendung. Bromhexin wird sowohl bei akuten als bei chronischen Atemwegserkrankungen, wie Bronchitis, Asthma, Erkältung, COPD, Lungenemphysem oder Mukoviszidose zur Schleimlösung eingesetzt.

Es wird in Form von Tabletten, Tropfen oder Saft verabreicht. Auch ätherische Öle finden Anwendung bei Atemwegserkrankungen zur Entzündungshemmung und Schleimlösung. Hier ist besonders das Mischöl Myrtol zu nennen. Myrtol ist in Kapseln eingeschlossen und wird in dieser Form auch verabreicht. Neben der Anwendung bei Bronchitis setzt man es auch bei Nasennebenhöhlenentzündung als Mukolytika ein. Neben diesen häufig eingesetzten Wirkstoffen gibt es noch eine Vielzahl anderer Mukolytika.


Risiken & Nebenwirkungen

Aufgrund der Vielzahl von unterschiedlichen Mukolytika' gibt es auch unterschiedliche Nebenwirkungen und Risiken bei dessen Einsatz. Acetylcystein darf beispielsweise nicht bei einer Überempfindlichkeit gegen Histamin angewendet werden.

Es können Kopfschmerzen, Hautjucken und Schnupfen auftreten. Außerdem ist ein Einsatz bei Asthma und Magengeschwüren kontraindiziert. Des Weiteren sollte Acetylcystein nicht bei Kindern unter 2 Jahren verabreicht werden. Bromhexin ist kontraindiziert bei einer Überempfindlichkeit.

Es sollte bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren nur unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden, da es Magen und Darm reizen kann. Auch bei Nieren- und Leberinsuffizienz sollte es nur unter ärztlicher Überwachung eingesetzt werden. Ätherische Öle, wie Myrtol, dürfen bei Überempfindlichkeit, Magen- und Darmproblemen und Gallenerkrankungen nicht angewendet werden.

Anwendung & Sicherheit

Die Anwendung von Mukolytika erfolgt in der Regel oral in Form von Tabletten, Kapseln oder Sirup. Es gibt auch inhalative Formen, bei denen der Wirkstoff direkt in die Atemwege gelangt. Mukolytika wie Acetylcystein oder Ambroxol werden zur Verflüssigung von zähem Schleim in den Atemwegen eingesetzt, um das Abhusten zu erleichtern. Die genaue Dosierung hängt von der Schwere der Erkrankung, dem Alter des Patienten und der spezifischen Substanz ab. In der Regel erfolgt die Einnahme mehrmals täglich über einen bestimmten Zeitraum, abhängig von den ärztlichen Anweisungen.

Die Sicherheit von Mukolytika ist im Allgemeinen gut etabliert, jedoch können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall oder allergische Reaktionen auftreten. Bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen, wie z.B. einem Magengeschwür, ist Vorsicht geboten, da Mukolytika die Schleimhaut reizen können. Auch die inhalative Anwendung kann bei empfindlichen Personen Reizungen der Atemwege hervorrufen.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Mukolytika ist streng geregelt und erfolgt gemäß den internationalen Standards für die Pharmaindustrie. Diese Standards stellen sicher, dass die Wirkstoffe eine gleichbleibende Qualität und Reinheit aufweisen. Die Produktion unterliegt regelmäßigen Inspektionen durch Aufsichtsbehörden, und die Produkte müssen strenge Tests bestehen, bevor sie auf den Markt kommen dürfen. Dies umfasst die Prüfung auf Verunreinigungen, die Bestätigung der Wirkstoffkonzentration und die Überwachung der Stabilität über die gesamte Haltbarkeitsdauer hinweg.

Alternativen

Zu Mukolytika gibt es verschiedene alternative Medikamente und Therapieformen, die ebenfalls darauf abzielen, die Atemwege zu entlasten und die Atmung zu erleichtern. Eine wichtige Alternative sind Bronchodilatatoren wie Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Salbutamol) oder Anticholinergika (z.B. Ipratropiumbromid). Diese Medikamente wirken, indem sie die Muskulatur der Atemwege entspannen und die Bronchien erweitern, was besonders bei obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD hilfreich ist. Im Gegensatz zu Mukolytika, die den Schleim verflüssigen, verbessern Bronchodilatatoren direkt die Luftzufuhr und verringern Atemnot.

Ein weiterer Ansatz ist der Einsatz von inhalativen Kortikosteroiden, die Entzündungen in den Atemwegen reduzieren. Diese Medikamente sind besonders bei chronisch-entzündlichen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD wirksam und können Schleimproduktion und Schwellungen reduzieren, was indirekt das Abhusten erleichtert.

Physiotherapie, insbesondere Atemtherapie und spezielle Techniken wie die aktive zyklische Atmungstechnik oder der Einsatz von PEP-Geräten (Positive Expiratory Pressure), kann ebenfalls helfen, Schleim aus den Atemwegen zu mobilisieren. Diese Methoden zielen darauf ab, die Atmung zu verbessern und den Schleimabtransport zu fördern, ohne den Einsatz von Medikamenten.

Im Vergleich zu Mukolytika bieten diese Alternativen unterschiedliche Mechanismen zur Verbesserung der Atemfunktion und können je nach individueller Erkrankung und Bedarf kombiniert oder allein angewendet werden. Der Vorteil von nicht-medikamentösen Therapien wie der Physiotherapie liegt in der geringen Nebenwirkungsrate, während Medikamente gezielter und oft schneller wirken.

Forschung & Zukunft

Aktuelle Trends in der Forschung zu Mukolytika konzentrieren sich auf die Entwicklung neuer Wirkstoffe und Formulierungen, die eine effektivere und gezieltere Behandlung von Atemwegserkrankungen ermöglichen. Ein bedeutender Ansatz ist die Erforschung von Mukolytika, die nicht nur die Schleimviskosität reduzieren, sondern auch entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzen. Diese dualen Wirkmechanismen sollen nicht nur den Schleimabbau fördern, sondern auch die zugrunde liegende Entzündung in den Atemwegen bekämpfen, was bei chronischen Erkrankungen wie COPD und Mukoviszidose von Vorteil ist.

Ein weiterer Forschungsfokus liegt auf der personalisierten Medizin. Hierbei wird versucht, Mukolytika gezielt für Patienten zu entwickeln, die aufgrund genetischer oder krankheitsspezifischer Faktoren besonders von einer spezifischen Behandlung profitieren könnten. Dies könnte die Wirksamkeit der Therapie erhöhen und Nebenwirkungen reduzieren.

Darüber hinaus werden neue Verabreichungsformen untersucht, wie etwa inhalative Nanopartikel, die den Wirkstoff direkt in die Lunge transportieren und eine verbesserte Verteilung und Wirkung ermöglichen. Diese Formulierungen könnten eine gezieltere Behandlung mit geringeren Dosierungen und somit weniger systemischen Nebenwirkungen ermöglichen.

Ein weiteres innovatives Feld ist die Kombinationstherapie, bei der Mukolytika mit anderen Wirkstoffen wie Bronchodilatatoren oder Antibiotika kombiniert werden, um synergistische Effekte zu erzielen und die Behandlungseffizienz zu steigern. Solche Ansätze könnten insbesondere bei schwer zu behandelnden Atemwegserkrankungen einen Durchbruch darstellen.

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Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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