Steifer Nacken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Symptome Steifer Nacken

Nahezu jeder Erwachsene über 30 Jahre hat schon einmal in seinem Leben mit einem steifen Nacken und den damit zusammenhängenden Spannungsschmerzen zu tun gehabt. Die Ursache dafür liegt meist in einer falschen Haltung in Verbindung mit zu wenig Bewegung und kann in den häufigsten Fällen von den Patienten selbst behoben werden. Bei starken, lang anhaltenden Schmerzen, Übelkeit oder hohem Fieber sollte allerdings unbedingt der Rat eines Arztes eingeholt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein steifer Nacken?

Massagen und Krankengymnastik können die Beschwerden bei einem steifen Nacken lindern.

Mediziner sprechen von einem steifen Nacken, wenn durch schmerzhafte Blockaden im unteren, hinteren Halsbereich der Bewegungsraum des Kopfes beeinträchtigt ist. Ein Drehen oder Neigen des Kopfes ist mit leichten bis starken Schmerzen verbunden, dich sich auch über die Schulterblätter und in die Oberarme fortsetzen können.

Im Gegensatz zum steifen Hals wird die Diagnose eines steifen Nackens dann gestellt, wenn die seitlichen Halsmuskeln von den Blockaden nicht betroffen sind und normal bzw. schmerzfrei kontrahiert werden können.

Ursachen

Die Hauptursache für einen steifen Nacken sind Verspannungen in der Muskulatur (Muskelverspannung), die durch falsches Sitzen oder Liegen zu so genannten muskulären Dysbalancen (Fehlbelastungen) führen. Wer zu viel Zeit in ungesunder Haltung vor dem Computerbildschirm oder an einer zu niedrigen Arbeitsfläche verbringt, zwischendurch zu wenige Pausen einlegt und auch keine Entspannungsübungen durchführt, wird früher oder später von Beschwerden im Nacken geplagt sein.

Die Muskeln, die über einen langen Zeitraum einseitig belastet werden, verhärten und verspannen sich, da sie nicht mehr ausreichend gelockert werden. Auch Stress oder psychische Probleme können die Ursache für einen steifen Nacken sein, wenn man sprichwörtlich „eine schwere Last auf seinen Schultern trägt“. Bei empfindlichen Personen können auch Kälte oder Zugluft die Auslöser der Nackensteifheit darstellen, die allerdings dann nach ein bis zwei Tagen von selbst wieder verschwunden ist.

Bei schwach trainierten bzw. nicht aufgewärmten Nackenmuskeln, die plötzlich beansprucht werden, kann es auch zu Muskelzerrungen kommen, die ähnliche Schmerzen verursachen wie Verspannungen. In seltenen Fällen können auch schwerwiegende Erkrankungen wie eine Arthrose der Wirbelsäule oder eine Hirnhautentzündung zu einem steifen Nacken führen.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose & Verlauf

Die ersten Symptome eines steifen Nackens sind Schmerzen im Nacken und oberen Rücken und ein Blockieren des unteren Halsbereiches, das Drehungen und Neigungen des Kopfes nahezu unmöglich machen kann. Damit können Kopfschmerzen und Schmerzen bei Bewegungen der Schultern und Arme einhergehen.

Ursachen für die Nackensteifheit lassen sich meist bereits in der Befragung durch den Arzt klären. Wenn der Patient seinen beruflichen und privaten Alltag beschreibt, treten in den meisten Fällen bereits die Risiken für eine verspannte Nackenmuskulatur zutage und die Auslöser können deutlich eingegrenzt werden. Die möglichen Gründe für den steifen Nacken können durch Abtasten und Abhören des Nackens und oberen Rückens verifiziert werden. Röntgen, Ultraschall, CT oder MRT werden verwendet, um eine Arthrose oder einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule auszuschließen bzw. den Verdacht zu bestätigen.

Auch die Diagnose einer Hirnhautentzündung kann aufgrund erster Hinweise durch bildgebende Verfahren in Betracht gezogen werden. Die Bestätigung erfolgt durch bestimmte Bewegungstests und anhand des Blutbildes oder Untersuchungen der Rückenmarksflüssigkeit.

Komplikationen

Ein steifer Nacken kann verschiedene Ursachen haben. Die Ursachen haben jeweils verschiedene Komplikationen. Eine typische Nackensteife entsteht bei einer Entzündung der Hirnhaut (Meningitis). Aufgrund der anatomischen Nähe kann die Entzündung auf das Gehirn übergreifen (Enzephalitis), es kommt zu Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und Bewusstseinstrübungen, aber auch zu Lähmungen und epileptischen Anfällen.

Neben dem Gehirn kann die Entzündung auch auf das Rückenmark (Myelitis) übergehen und entsprechend auch zu Lähmungen und Sensibilitätsstörungen führen. Durch die Entzündung kann sich Eiter im Gehirn ansammeln und so zu einem Abszess führen. Daneben kann es aufgrund der Meningitis zu einer Störung der Liquorzirkulation kommen, so dass es zu einer Erhöhung des Hirndrucks kommt.

Dies kann in den schlimmsten Fällen zu einer Einklemmung lebensnotwendiger Zentren im verlängerten Mark kommen, so dass es zu einem Atemstillstand und damit auch Tod führt. Auch ist das Risiko erhöht, dass sich Blutgerinnsel in den Venen des Gehirns ausbilden und so zu einer entsprechenden Ausfallsymptomatik ähnlich der Enzephalitis führt.

In den schlimmsten Fällen kann der Krankheitserreger Giftstoffe ins Blut freisetzen oder sich selbst über das Blut verbreiten, so dass es zu einer Sepsis kommt. Dies ist ein lebensgefährdeter Zustand, der in ein Schockgeschehen übergehen kann. Dadurch werden lebenswichtige Organe nicht mehr ausreichend durchblutet und es kommt nicht selten zum Tode des Patienten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein steifer Nacken ist meistens harmlos und lässt sich durch Schonung, Wärme und leichte Massagen selbst behandeln. Zeigen diese Maßnahmen keinen Effekt oder kommt es begleitend zu Schmerzen oder anderen Begleitsymptomen, sollten die Beschwerden von einem Arzt oder Chiropraktiker abgeklärt werden. Das gilt auch dann, wenn die Versteifung über mehrere Wochen bestehen bleibt und sich negativ auf das Allgemeinbefinden und die Funktionalität im Alltag auswirkt. Besonders dringlich ist der Arztbesuch, wenn der steife Nacken mit Taubheitsgefühlen oder Bewegungsstörungen einhergeht.

Dann liegt womöglich eine ernsthafte Nervenerkrankung vor, die umgehend behandelt werden muss. Begleiterscheinungen wie Fieber und Nachtschweiß deuten auf eine Infektion oder einen Tumor im Nackenbereich hin. Sollten noch Kopfschmerzen und Schwindel hinzukommen, muss der Arzt ernste Ursachen wie eine Hirnhautentzündung oder eine Gehirnblutung ausschließen. Ein steifer Nacken nach einem Unfall oder Sturz muss grundsätzlich medizinisch behandelt werden. Wer Zugluft oder eine Verspannung als Ursache vermutet, sollte ebenfalls einen Fachmann hinzuziehen, um eine Verstärkung der Beschwerden zu vermeiden. Bei einem Hexenschuss empfiehlt sich der Gang in die Notfallambulanz.

Behandlung & Therapie

Auch wenn bei einem steifen Nacken der Körper mit möglichst wenig Bewegung reagiert, um Schmerzen zu vermeiden, ist Ruhe und Stillstand genau der falsche Ansatz. Die effektivsten Sofortmaßnahmen gegen einen steifen Nacken sind Wärme und Bewegung. Wird der Muskel erwärmt, entspannt er sich und die Schmerzen lassen nach.

Ist der steife Nacken chronisch und es zeigen somit weder gezielte Dehn- und Lockerungsübungen, noch wiederholte Wärmebehandlungen Wirkung, kommen medizinische Massagen und Krankengymnastik zum Einsatz. Zur Linderung von akuten Schmerzen werden schmerzstillende Medikamente verabreicht, oder lokale Anästhetika direkt in die verspannten Muskelpartien injiziert. Abseits der schulmedizinischen Maßnahmen kommen auch Therapien aus der Naturheilkunde zur Behandlung eines steifen Nackens in Frage. Vor allem mit der Akupunktur aus der Traditionell Chinesischen Medizin oder der progressiven Muskelrelaxation können erhebliche Erfolge bei der Lockerung von Verspannungen erzielt werden.

Letztere Methode wird vor allem dann angewendet, wenn auch psychische Probleme als Ursache für den schmerzenden Nacken in Frage kommen. Besteht die Ursache für den steifen Nacken allerdings nicht in einer Muskelverspannung, sondern in einem Bandscheibenvorfall oder einer Arthrose der Halswirbelsäule, kommt meist nur eine Operation als erfolgreiche Therapiemöglichkeit in Frage. In seltenen Fällen ist ein steifer Nacken ein Anzeichen für eine Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung, die mit Antibiotika behandelt werden müssen.

Aussicht & Prognose

Ein steifer Nacken ist äußerst unangenehm, denn er schmerzt extrem und macht unbeweglich. Die meisten Erkrankten verspüren den Impuls, sich nun möglichst wenig zu bewegen. Das ist jedoch nicht ratsam. Fast immer sind es Muskelverspannungen, die einen steifen Nacken verursachen. Zur Beseitigung akuter Schmerzen und zur Lockerung der verspannten Muskeln sind Bewegung und Wärme ideal.

Die Verspannungen resultieren aus degenerativen Veränderungen an den Bandscheiben der Halswirbelsäule, die verkürzte Muskeln zur Folge haben. Daher ist langes Sitzen am Computer „Gift“ für die Nacken- und Schultermuskulatur. Ist der Betroffene Zugluft ausgesetzt, kommt es zu heftigen Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich. Auch unbequemes Liegen kann Verspannungen erzeugen, zum Beispiel durch falsche Kopfkissen oder Matratzen. Muskelzerrungen durch „kalte“ Muskeln kommen dagegen selten vor.

Mit Wärme wird der akute Schmerz behandelt, Bewegung schützt vor künftigen Erkrankungen, denn sie stärkt Knochen und Sehnen und macht Muskeln beweglicher. Körperliches Training reduziert außerdem den Schmerz. Zwanzig Minuten Schwimmen, Spazieren gehen oder Radfahren reicht zur Vorbeugung schon aus.

Stellt sich die Beweglichkeit des Nackens auch nach drei Tagen noch nicht ein, muss ein Orthopäde andere Ursachen ausschließen. Sind die Beschwerden die Folgen eines Unfalls, ist sofortige ärztliche Hilfe notwendig.


Vorbeugung

Die Therapieform „Bewegung“ kann auch als Prophylaxe für einen steifen Nacken angewandt werden. Bei regelmäßiger Bewegung, idealerweise leichtem Ausdauertraining mit gezielten Lockerungs- und Dehnübungen, wird dem Muskel von vorne herein keine Chance gelassen, sich zu verkrampfen und die Schmerzen werden nicht so stark oder bleiben ganz aus. Ist Stress die Ursache für unerträgliche Schmerzen im Nacken, wirkt als Vorbeugung das Erlernen von Entspannungstechniken, wie zum Beispiel Meditation oder Autogenes Training.

Das können Sie selbst tun

Bei der Selbstbehandlung eines steifen Nackens sollte man nach der Ursache unterscheiden: rührt die Verspannung von einer körperlichen oder seelischen Überlastung her. Zumeist verbergen sich hinter dem Symptom überreizte Nerven und verspannte Muskeln. Die Einnahme eines Schmerzmittels in niedriger Dosierung bringt sofortige Linderung der Beschwerden. Auch die Einnahme von entzündungshemmenden Wirkpräparaten ist empfehlenswert.

In der alternativen Heilmedizin wird das Spurenelement Selen zur Einnahme empfohlen. Es senkt entzündliche Prozesse im Körper. Alternativ zeigen sich Wärmeanwendungen als sehr förderlich in der Selbstbehandlung. Auch Rotlichtlampen oder Salben bringen Linderung. Ebenso ist eine physikalische Behandlung möglich. Einfache Massagegriffe können selbst durchgeführt werden. Zumeist sorgt auch das Einbauen eines Mittagsschlafes in den stressigen Alltag für deutliche Entlastung. Denn zu bedenken ist, dass sich hinter dem steifen Nacken und den damit verbundenen Verspannungen, eben diese fehlenden Ruhephasen verbergen.

Depressive Verstimmungen und Schmerzen rotieren in einem Kreislauf. Der Körper und die Seele können durch lange Spaziergänge, das Hören von Musik und Atemübungen gestärkt werden. Die Anmeldung zu einem Yoga- oder Tai-Chi-Kurs schafft Raum für eine Auszeit und stärkt den gesamten Körper. Auch sollte der Arbeitsplatz überprüft werden, Zugluft und Feuchtigkeit sind zu meiden, eine wirbelsäulengerechte Sitzmöglichkeit ist förderlich. Physiotherapeuten können Fehlhaltungen analysieren und bieten Sitzschulungen an.

Quellen

  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Hüter-Becker, A., Dölken, M.: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Thieme, Stuttgart 2007
  • Wirth, C.J. et al.: Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2013

Das könnte Sie auch interessieren