Schleudertrauma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Allgemeinen wird das Schleudertrauma als Verletzung im Bereich der Halswirbelsäule bezeichnet. Diese Verletzung kann durch die Überstreckung des Kopfes oder durch plötzliche starke Beugung entstehen. Dabei sind ausschließlich Muskeln und Bindegewebe betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Schleudertrauma?

Eine Halskrause oder Cervicalstütze ist aus Konststoff oder Schaumstoff gefertigt. Bei Verletzungen der Halswirbelsäule kommt sie zur Entlastung der Halsstrukturen zum Einsatz.

In den meisten Fällen wird ein Schleudertrauma durch einen Unfall verursacht. Sportverletzungen oder Auffahrunfälle sind Beispiele für einen typischen Unfallhergang, bei dem die Halswirbelsäule abrupt stark gebeugt und überstreckt wird. Aus medizinischer Sicht ist ein Schleudertrauma in vielen Fällen harmlos.

Jedoch kann es bei einem Schleudertrauma durch die kurzzeitige starke Belastung zu vorübergehenden Schwellungen oder auch Entzündungen des Gewebes kommen, die für den Betroffenen oftmals sehr schmerzhaft sind. In vielen Fällen klingen die Beschwerden je nach Stärke des Schleudertraumas nach wenigen Tagen wieder ab.

Allerdings kann auch die psychische Komponente den Verlauf beeinflussen. Dies kommt darauf an, wie der Betroffene mit der Verletzung und der eventuell erschreckenden Situation umgeht. Je nachdem können die Beschwerden unterschiedlich stark ausfallen. Zu welchem Anteil psychische und körperliche Faktoren eine Rolle spielen, ist noch umstritten.

Ursachen

Die häufigste Ursache für ein Schleudertrauma ist ein Autounfall. Bei einem Auffahrunfall wird der Kopf nach vorne oder nach hinten geschleudert und die Halswirbelsäule wird dabei gewaltsam gebeugt und überstreckt.

Auf dieses Trauma folgt sogleich ein zweites Trauma, das in die entgegengesetzte Richtung verläuft.

Aber auch weitere Ursachen können infrage kommen. Bei Sportarten, wie zum Beispiel Tauchen, Karate, Boxen, Ringen oder Judo besteht ein erhöhtes Risiko. Nicht zu vergessen sind auch die sogenannten Vergnügungsunfälle, zum Beispiel beim Autoscooter- oder Achterbahnfahren.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Beschwerden nach einem Schleudertrauma hängen davon ab, wie stark die Gewalteinwirkung war. Die ersten Symptome sind Kopfschmerzen und eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit von Halswirbelsäule und Kopf. Dies kann direkt nach dem auslösenden Ereignis auftreten, aber auch erst nach einigen Stunden.

Typisch ist dabei, dass sich die Beschwerden in ihrer Intensität steigern, was man als Crescendo-Symptome bezeichnet. In einzelnen Fällen kann es vorkommen, dass sich die Schmerzen und Einschränkungen erst Tage nach dem Unfall zeigen. Durch die ungewohnte Kopfhaltung entstehen Muskelverspannungen, die zu einem steifen Nacken führen können.

Manchmal strahlen die Schmerzen auch bis in die Schultern, den Rücken oder in den Kiefer aus. Der Mundbereich fühlt sich verkrampft an und Schwierigkeiten beim Schlucken sind möglich. Weiterhin können zusätzliche Beschwerden wie Übelkeit und Schwindelgefühle auftreten. Manche Patienten klagen über Ohrgeräusche (Tinnitus) und Sehstörungen.

Auch Schweißausbrüche, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen und Schlafstörungen kommen nach einem Schleudertrauma vor. Die Symptome erreichen etwa nach ein bis drei Tagen einen Höhepunkt und bessern sich danach in der Regel wieder. In seltenen Fällen können Komplikationen auftreten, wenn beispielsweise Nerven oder Rückenmark verletzt wurden. Dann kann es zu Bewusstlosigkeit, Empfindungsstörungen, Lähmungen oder Gedächtnisverlust kommen. Bei starker Gewalteinwirkung können Schäden am Gehirn oder Frakturen an der Wirbelsäule entstehen.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Je nach Ausmaß kann ein Schleudertrauma verschiedene Symptome, wie zum Beispiel Nacken- oder Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen im Nackenbereich hervorrufen.

Dabei zählen Bewegungseinschränkungen des Kopfes zu den ersten Anzeichen. Sie können unmittelbar nach dem Unfall oder auch ein bis zwei Tage verzögert auftreten. Oftmals nehmen die Schmerzen in ihrer Stärke zu. Häufig können hierfür keine medizinischen Gründe gefunden werden. Feine Verletzungen im Gewebe mit Entzündungen sind ebenso denkbar, wie Muskelverspannungen im Bereich der Halswirbelsäule.

Weitere Beschwerden können in Form von depressiven Verstimmungen, Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen, Zittern, Ohrengeräusche oder Schluckbeschwerden auftreten. Diese sind allerdings selten zu verzeichnen.


Wann sollte man zum Arzt gehen?

Lag ein Schleudertrauma vor, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Ganz gleich, wie dieses Trauma entstanden ist. Es ist wichtig, dass innere Verletzungen schnellst möglich ausgeschlossen werden. Klagt der Betroffene über starke Kopfschmerzen und ein Schwindelgefühl, sollte keine Zeit verloren werden. Bei einem Schleudertrauma ist es unausweichlich einen Facharzt hinzuzuziehen. Es kann ohne ärztliche Abklärung zu schmerzhaften und gefährlichen Spätfolgen kommen.

Auch leichte Kopfschmerzen oder andere Symptome sollten immer durch einen kurzen Check des Facharztes abgeklärt werden. Viele Betroffene verharmlosen ein Schleudertrauma und riskieren damit in manchen Fällen sogar ihr Leben.

Behandlung & Therapie

Im Wesentlichen basiert die Diagnose eines Schleudertraumas auf der Unfallgeschichte sowie den beschriebenen Symptomen und einer körperlichen Untersuchung. Durch das Röntgen der Halswirbelsäule kann der Arzt zudem eine knöcherne Beteiligung der Halswirbel ausschließen.

Für die Diagnosen von stärkeren Weichteil- oder Knochenverletzungen setzt der Arzt in einigen Fällen die Computertomographie sowie die Magnetresonanzmethode ein. Jedoch gehört dies nicht zur Routine bei einem Schleudertrauma. Treten die Symptome verzögert auf sowie bei akuter Bewusstlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Gedächtnisschwund sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Durch die zuvor genannten Verfahren kann so eine Schädel- oder Hirnverletzung nachgewiesen oder ausgeschlossen werden.

Von Person zu Person ist der Verlauf des Schleudertraumas unterschiedlich. Dabei kann ein leichtes Schleudertrauma auch ohne Behandlung in wenigen Tagen abklingen. Die Therapie beim Schleudertraum hängt vom Ausmaß der Verletzung ab. Wenn es sich um eine Zerrung ohne ernsten Befund handelt, erfolgt die Therapie symptomatisch, dies bedeutet die Beschwerden lindernd.

Trägt der Betroffene über längere Zeit eine Halskrause oder schont er sich zu sehr, kann dies die Heilung verzögern. Aus diesem Grund empfehlen Ärzte bei einem leichten Schleudertrauma, die Aktivitäten im Alltag nach einer kurzen Schonung wieder aufzunehmen. Dabei kann der Heilungsprozess noch mit krankengymnastischen Nackenübungen unterstützt werden.

Sind die Beschwerden stärker ausgeprägt und halten länger an, kann neben der Krankengymnastik eine physiotherapeutische Behandlung zusätzlich helfen. Zudem können bei dauerhaften Verspannungen Wärmeanwendungen sowie auch in einigen Fällen Akupunktur schmerzlindernd sein.

Das Tragen einer Halskrause kommt nur dann infrage, wenn ernstere Weichteilzerrungen durch das Schleudertrauma entstanden sind. Der Bereich wird bei Frakturen der Halswirbelsäule über eine längere Zeit ruhig gestellt und muss ggf. auch operiert werden.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einem Schleudertrauma richtet sich nach der Art der Verletzungen sowie der assoziierten Folgeschäden. Es ist nicht möglich, generelle Aussagen zur Nachsorge in diesem Fall zu treffen, da die Auswirkungen eines Schleudertraumas sehr unterschiedlich ausfallen können. Von spontaner Heilung nach dem Unfall bis hin zu chronischen Schmerzen ist alles denkbar.

Insofern die Beschwerden infolge des Schleudertraumas abgeklungen sind, ist als Nachsorge eine Kontrolle der Bewegungsfähigkeit des Nackens und Kopfes angemessen. So können eventuelle Verspannungen oder Gewebeschäden entdeckt werden. Ist die Funktionalität wieder vollständig hergestellt, sind keinerlei Maßnahmen mehr notwendig.

Anders ist dies bei langanhaltenden und chronischen Fällen. Hier ist Bewegungstherapie als Nachsorge geeignet. Gegen anhaltende Schmerzen können regelmäßige Massagen und etwaige Entspannungstechniken eingesetzt werden. In schweren Fällen ist eine Gabe von Schmerzmitteln in regelmäßigen Abständen denkbar.

Es hat sich gezeigt, dass die Einstellung des Patienten bezüglich des Schleudertraumas maßgeblich zur Chronifizierung beiträgt. Dort, wo Ängste geschürt werden und die Verletzung übermäßig zur medizinischen Katastrophe verklärt wird, erlahmt der Heilungsprozess. Umgekehrt sind chronische (und deshalb einer Nachsorge bedürfende) Fälle in einigen Gegenden fast unbekannt. Es handelt sich dabei um jene Länder, in denen weder ausführliche Behandlungen noch finanzielle Kompensationen im Falle eines Schleudertraumas bekannt sind.

Das können Sie selbst tun

Nach einem Schleudertrauma können Betroffene selbst ihre Schmerzen und Verspannungen lindern. Dafür sind etwa Kühlungen an den jeweiligen Stellen ideal. Feuchte Tücher oder Quarkwickel eignen sich gleichermaßen. Andere Patienten empfinden hingegen Wärme als schmerzstillend. Dicke Kleidung oder Wickel sorgen für eine Muskelentspannung. Welche Temperatur letztendlich hilft, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Darüber hinaus ist eine Schonung ratsam, die aber nicht übertrieben werden darf. Eine rückenergonomische Haltung ist in der Freizeit und im Beruf angezeigt. Dafür sind Stühle und Tische an die Körpergröße anzupassen. Auf keinen Fall sollte man eine Schonhaltung annehmen, die auf lange Sicht Haltungsprobleme bedingt. Gerade der Hals- und Nackenbereich werden oft in Mitleidenschaft gezogen. In den Alltag kann man zum Beispiel eine kurze Druckpunktbehandlung integrieren, bei der sich die Muskulatur zunächst unangenehm anfühlt und anschließend eine Linderung entsteht. Die verspannte Muskulatur kann sich so beispielsweise erholen, indem sich ein Patient flach auf den Boden legt und einen Tennisball unter dem Hals platziert.

Darüber hinaus verringert auch der Muskelaufbau im Fitnessstudio die Auswirkungen eines Schleudertraumas. Ein Arzt sollte allerdings diese Selbsthilfemaßnahme zuvor befürworten.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

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